■ Deutschland Tagebuch: 16./17. 10. 1989: Der Ex-Dachdecker dankt ab
Der 16. Oktober: Zur Montagsdemonstration in Leipzig versammeln sich 120.000 Menschen. Die Lage bleibt friedlich.
Der 17. Oktober: Auf der Sitzung des Politbüros stellt Willi Stoph den Antrag, Honecker von allen Funktionen abzulösen. Unter Würdigung seiner Verdienste (Hager, Axen), mit blutendem Herzen (Lorenz) und mit Schmerzen (Krenz) stimmt das Politbüro einhellig zu. Egon Krenz wird dem ZK als neuer Generalsekretär vorgeschlagen. Honeckers rote Seele ist gekränkt.
Der Westen: ... weiß noch gar nichts davon.
Der Osten: Das Neue Deutschland druckt zwei Tage nach seinem Sturz eine kurze „Erklärung des Genossen Erich Honecker“: „Infolge meiner Erkrankung und nach überstandener Operation erlaubt mir mein Gesundheitszustand nicht mehr den Einsatz an Kraft und Energie, den die Geschicke unserer Partei und des Volkes heute und künftig verlangen.“
Schlagzeile in der taz: „120.000 haben das SED-,Geplapper‘ satt“
Schlagzeile in Neues Deutschland: „Mit der Wahrheit leben und Lösungswege für angestaute Fragen suchen“ bed
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