Der Bulle auf der Samenbank

■ „Die nackte Kanone 33 1/3“ – Frank Drebin, dümmster Polizist der Welt und gelangweilter Rentner, rettet Hollywood

Nehmen wir Hannelore Kohl. Die Frau ist doch geradezu prädestiniert dafür, daß man ihr eine Klotür vor ihr falsches Lächeln knallt, oder daß irgendein Ästhet ihr auf eines dieser gräßlichen Abendkleider kotzt. Geht natürlich nicht, nicht in Deutschland. Ein Film mit solch einer ehrlichen Kanzlergattinnenkritik wird gar nicht erst gedreht, weil er im Lande der Obrigkeitsliebe und Beamtenbeleidigung eh keine Chance hätte. Mit dem Prädikat „menschenverachtend“ würde er standrechtlich verboten. Komödien müssen bei uns, so verlangen es Kritiker und guter Geschmack, „intelligent“ sein, einfach nur ablachen über eine respektlose Promiverarschung in einem Gaga-Streifen, also nein, wo bleibt da der Sinn, wo der Verstand.

Das ZAZ-Team (David Zucker, Jim Abrahams und Jerry Zucker) ist berühmt und beliebt für seine Blödelorgien ohne Sinn und Verstand. Eine durchgehende Handlung brauchen sie nicht, sie haben schließlich genügend Gags auf der Pfanne und die beknacktesten Figuren unter Vertrag. Da ist zum Beispiel Frank Drebin (Leslie Nielsen), der dümmste Polizist der Welt. In „Die nackte Kanone“ durfte er die amerikanische Nationalhymne schänden und beinahe auch die englische Königin. Danach steigerte er sich. „Die nackte Kanone 2 1/2“ – Drebin wurde vom Präsidenten der Vereinigten Staaten für die Erschießung seines tausendsten Drogendealers geehrt – gab dem Super-Cop Gelegenheit, sich in Anwesenheit internationaler hohler Staatsoberhäupter hemmungslos danebenzubenehmen, unter anderem machte er mit Barbara Bush genau das, was wir uns oben für unsere Hannelore ausgedacht haben. Jetzt, in „Die nackte Kanone 33 1/3“, sind dem ZAZ- Team selbst die Politiker nicht doof genug, und so lassen sie ihren Helden auf das amerikanische Heiligtum los, auf Hollywood, genauer auf die Oscar-Verleihung.

Gangster und Terroristen in aller Welt atmen auf (auch die Stadt Los Angeles): Lt. Frank Drebin hat die Rente durch. Doch das geht nicht lange gut. Drebin („Verdächtigen Sie die üblichen Verhafteten“) hat nämlich endlich seine Dauerfreundin Jane (Priscilla Presley) geheiratet, und die will jetzt unbedingt ein Kind. Da ihr Gatte jedoch bei einer Samenbank einen kleinen Nebenjob laufen hat, sieht er sich nach Feierabend außerstande, seinen Teil zur Zeugung beizutragen. Jane spielt die frustrierte Ehefrau und macht mit ihrer Freundin auf „Thelma und Louise“, Drebin ist wieder frei. Das paßt ausgezeichnet, denn ein Terror-Bube und seine schießwütige Mutter planen, die Oscar-Verleihung zu sprengen – Hollywoods gesamte Elite wäre mit einem Schlag ausgelöscht. Doch Drebin kommt, sieht, schmeißt Pia Zadora in den Orchestergraben, tritt Raquel Welch in den Arsch und rettet schließlich die Welt, pardon: Hollywood.

Wie schon in den beiden vorherigen Teilen wird wieder einmal jeder Witz maßlos übertrieben und so lange ausgequetscht, bis wirklich kein Lacher mehr rauskommt. Die „neue Monroe“ zum Beispiel, Anna Nicole Smith, die schon auf Plakatwänden zu Verkehrsunfällen und Staus führte, wird in ihrer Debütrolle als running-gag eingesetzt und dabei gnadenlos demontiert. Überhaupt werden Alle und alles veräppelt, bisweilen herrlich geschmacklos, und das ist völlig in Ordnung. „Die nackte Kanone 33 1/3“ hat mit feinsinnigem Humor nichts am Hut, hier werden die Lachmuskeln mit dem Holzhammer bearbeitet, und zwar ohne Pause. Schade nur, daß mit dem dritten Teil jetzt endgültig Schluß sein soll mit Frank Drebin. Vielleicht sollten wir der ZAZ-Truppe einmal Hannelore Kohl vorstellen, die müßte doch nun wirklich reichen für „Die nackte Kanonen 44 1/4“. Karl Wegmann

Peter Segal: „Die nackte Kanone 33 1/3“. Mit Leslie Nielsen, Priscilla Presley, Anna Nicole Smith u.a.; USA 1994, 82 Min.