: Der Bremer Buena Vista Cine Club
■ So viele Köstlichkeiten gibt es nicht mal in Kuba: Die Schauburg präsentiert bis zum 5. Juli das 1. Bremer Kubanische Filmfest. Was eine kleine Reihe werden sollte, wuchs zum größten Bremer Filmfest seit Jahren
Die Schauburg hat in Bremen wohl am meisten von der herrschenden Kuba-Mode profitiert. Wim Wenders' Musikfilm „Buena Vista Social Club“ läuft hier seit über einem Jahr und wurde bisher von mehr als 25.000 BremerInnen gesehen. Und auch andere Kuba-Filme wie „Lagrimas Negras“ und „Das Leben, ein Pfeifen“ waren sehr gut besucht. Trotzdem ist es ein großes Wagnis, wenn die Organisatoren der Schauburg jetzt ein ganzes „Festival del Cine Cubano“ mit über zwanzig verschiedenen Filmen, Konzerten, Lesungen einer Tanz- und einer Zigarrennacht veranstalten.
taz: Wie kam es dazu?
Manfred Brocki: Wir machen ja regelmäßig Filmreihen. Vor zwei Monaten hatten wir die Idee, im Sommer statt Jarmusch und Wenders mal drei oder vier kubanische Filme zu zeigen. Aber dann merkten wir ganz schnell, dass da viel mehr dahinter steckte und dass es eine ganze Menge von Filmen gibt, die wir als Erstaufführungen bekommen können, oder die schon etwas älter sind, aber noch nie hier gezeigt wurden. Und so ist langsam dieses Filmfest entstanden. Plötzlich stellte sich dann auch noch heraus, dass bei dem jetzt gerade stattfindenden Filmfest in München auch kubanische Filme auf dem Programm stehen, die wir ebenfalls zeigen können. So wurden wir quasi mit kubanischen Filmen überrollt.
Sie tragen dabei aber doch ein ziemliches Risiko?
Ja. Da alles so kurzfristig passiert ist, haben wir uns weder um Sponsoren noch um Senatszuschüsse kümmern können und müssen alles über die Eintrittskarten wieder hereinbekommen. Das sind etwa 20.000 Mark. Wir wissen schon selbst, dass sich das nicht rechnen wird, aber wir wollen im nächsten Jahr weitermachen, und vielleicht lohnt sich die Investition langfristig. Es gibt jetzt viel Konkurrenz – der Haake-Beck-Kinosommer und das Ostertorfest. Aber wenn das Wetter so schlecht bleibt, kommen entsprechend mehr zu uns.
Im Programm tauchen auch zwei Bremer auf, die mit dem kubanischen Film zu tun haben.
Der Bremer Filmemacher Wilfried Huismann macht gerade mit „Lieber Fidel – Maritas Geschichte“ einen Dokumentarfilm über Castros Geliebte. Von dem zeigt er am Samstag die ersten zehn Minuten und er erzählt auf der Bühne von dem Projekt. Da ist der Eintritt dann frei. Und der Bremer Autor Jürgen Alberts wird vor dem Film „Erdbeer und Schokolade“ von dessen Premiere in Havanna erzählen, die er zufällig miterlebt hat. Da gab es zum Beispiel die größten Lacher immer, wenn im Film etwas gegessen wurde, denn solche kulinarischen Köstlichkeiten findet man sonst in ganz Kuba nicht.
Gab es bei der Organisation Schwierigkeiten mit der kubanischen Bürokratie?
Eigentlich sollte der Schauspieler Vladimir Cruz, der Schöne aus „Erdbeer und Schokolade“, in München und bei uns seinen neuen Film „Waiting List“ vorstellen. Aber vor ein paar Tagen hat er in Madrid gemerkt, dass sein Visum abgelaufen war und er musste nach Kuba zurückfliegen. Inzwischen hat er hier in Deutschland noch andere wichtige Termine bekommen, und wir haben tagelang versucht, hinter ihm herzutelefonieren, aber man konnte ihn in ganz Kuba nicht finden. So schlimm kann das da mit dem Überwachungstaat also nicht sein. Merkwürdig ist aber auch, dass für die älteren Filme in unserem Programm die Mauer noch steht. Die Rechte dafür liegen bei der Progressfilm in Berlin. Und die dürfen die Filme auch heute noch nur in die neuen Bundesländer verleihen. Wir mussten für jeden einzelnen Film extra mit Havanna verhandeln, und weil die auch gemerkt haben, dass Kuba im Trend liegt, sind sie gleich mit den Preisen ordentlich hochgegangen.
Fragen: Wilfried Hippen
bis zum 5. Juli in der Schauburg. Die Termine stehen in der Kino-taz und können in der Schauburg erfragt werden: Tel.: 792 550
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