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Der Bauwagen

Franziska Bosse, 42, ist Architektin und Künstlerin und lebt seit zehn Jahren auf der Wagenburg Lohmühle in Treptow – immer noch gern

„Draußen ist unser Wohnzimmer“: Bosse mit Sohn drinnen in ihrem Heim Foto: Lisa Hermes

Ich bin Ostberlinerin, 2000 war ich zum ersten Mal hier auf der Wagenburg Lohmühle, an einem nebligen Tag, und es war niemand zu sehen. Und dann habe ich in einem Künstlerclub mitgemacht und dort Alfredo kennengelernt, der hier lebt. Dann war ich fünf Jahre im Ausland, und als ich wieder kam, habe ich mit Alfredo ein gemeinsames Kunstprojekt gemacht. Das war vor zehn Jahren. Und weil es so schwierig war, sich telefonisch mit ihm zu verabreden, habe ich einfach hier gezeltet. Einen Monat lang. Dann bin ich in den Gästewagen gezogen. Und da bin ich so lang geblieben, bis ein anderer Platz frei wurde.

Den Entwurf zu diesem Wagen habe ich gemacht, aber daran gebaut haben mehr als 100 Leute. Hier stand ursprünglich ein alter, einsturzgefährdeter Wagen, den wir abgerissen und in Schiffsbauweise wieder aufgebaut haben, mit Holzplatten, die wir verleimt haben. Ich habe den Leuten hier versprochen, dass das ein Projektwagen bleiben wird, wenn ich mal nicht mehr hier wohnen sollte.

Ich bin in einer Berliner Mietskaserne aufgewachsen, aber da halte ich es nicht mehr lang aus. Das liegt zum einen daran, dass ich als Kind immer bei meinem Opa in Weimar war, in einem Haus mit großem Garten. Zum anderen habe ich drei Jahre lang in Australien gelebt und dort die Permakultur erlernt. Ich hätte mir gern selbst ein Grundstück gekauft, aber meine Familie hat viel Geld verloren, wir wurden in der DDR enteignet. So habe ich nur 10.000 Euro in den Wagen investiert und zahle meinen Anteil an der Pacht für diesen Platz. Ich bin der Meinung, dass sich jeder ein bisschen reduzieren sollte. Dann wäre mehr Platz für alle da. Und alle wären auch sozialer.

Auf dem Dach gibt es Solarzellen für den Strom, der Wagen ist gut gedämmt, hat Isolierglasfenster und eine kleine Gasheizung, also ist es schön warm im Winter. Nur das Wasser muss man holen – und zur Toilette und zum Bad muss man raus.

Der Wagen ist 16 Quadratmeter groß, alles ist sehr kompakt, so dass man jeden Tag alles ordnen, aufräumen und fegen muss. Es ist mehr Arbeit als in einer normalen Wohnung.

Das Schöne aber ist, dass wir Platz zum Atmen haben. Draußen ist unser Wohnzimmer, wo wir die Mitbewohner*innen und Nachbar*innen treffen können. Mein Kleiner hat den Spielplatz vor der Tür.

Darüber hinaus leiste ich mir den Luxus eines Ateliers auf dem RAW-Gelände, wo ich arbeiten kann. Der Wagen ist also eigentlich nur ein Rückzugs- und Ruheort.

Wir leben hier sehr gemeinschaftlich zusammen, wie eine Wahlfamilie. Das möchte ich für mich auf jeden Fall erhalten. Auch, wenn keiner weiß, was in ein paar Jahren ist.

Protokoll Susanne Messmer

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