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Der Barbier von Bebra (5)

■ Von Wiglaf Droste und Gerhard Henschel

Was bisher geschah: Ein mörderischer Barbier geht um, und Rainer Eppelmann wartet auf einen Erpresser.

Haben, haben, haben! Eppelmanns Hand war offen, sein Arm war ausgestreckt, wie früher in der Friedenskette, in der er so oft gestanden hatte. Manchmal hatte er Kerzen gehalten. Er wollte sie weitertragen. Auch morgen noch!

Ein Lkw näherte sich und hielt in einiger Entfernung an. Ein Mann im Overall stieg aus, lud Säcke und Schaufeln ab und machte sich an einer Mischmaschine zu schaffen.

Das war ja wohl nicht der Erpresser. Oder doch? Der Pfarrer wurde unruhig. Er sprang auf und wollte hinüberlaufen, zwang sich dann aber zu einem gemütlichen Schlendern. Zitternd pfiff er die Melodie jenes Liedes, das ihm in so vielen Blues-Messen Trost und Kraft gespendet hatte: „Du laß dich nicht verhärten, in dieser harten Zeit...“

Unterdessen hatte der Fremde die Mischmaschine angeworfen. Er schaufelte Zement und Sand hinein und füllte Wasser nach.

Eppelmann räusperte sich vernehmlich und sagte: „Grüß Gott, Herr Fremder! Ich bin... äh... Pfarrer. Haben Sie vielleicht etwas bei sich, das mich interessieren könnte?“

Der Mann sah auf, musterte ihn flüchtig und stützte sich auf den Schaufelstiel. „Ich glaube schon. So, wie Sie schwitzen, könnten Sie eine kleine Abkühlung gebrauchen. Ziehen Sie sich ruhig schon mal die Schuhe aus. Ich mache Ihnen ein Fußbad.“

Ein Fußbad? dachte Eppelmann. Hatte nicht auch Jesus die Füße seiner Jünger gepflegt? Und waren es nicht oft die einfachsten Menschen, in deren Werken sich die Liebe des Herrn offenbarte?

Tief berührt streifte der gelernte Christ Schuhe und Strümpfe ab, krempelte sich die Hosenbeine hoch und lockerte auch den Schlipsknoten. Luft! Und Liebe! Nächstenliebe!

Die Mischmaschine rumpelte und röhrte. Der Fremde stellte eine Zinkwanne auf und ließ den Inhalt der Mischmaschine hineinlaufen. „Was ich tue, das wissen Sie jetzt nicht, Sie werden es aber hernach erfahren“, sagte er. „Bitte sehr. Es ist angerichtet.“

Soviel Brüderlichkeit tut gut, dachte der Pfarrer und stieg ins kühle Naß. Unter seinen Füßen war es wie eine Fläche von Saphir und wie die Gestalt des Himmels, wenn es klar ist.

Während der Pfarrer sich mit geschlossenen Augen seiner religiösen Verzückung und den Wonnen des Fußbades hingab, räumte der Samariter sein Werkzeug zusammen, zog den Overall aus, unter dem er einen elegant geschnittenen, luftigen Leinenanzug trug, überprüfte den Akku eines Braun Shave Control, drehte einen Eimer um und setzte sich darauf.

Und wartete. Er hatte Zeit.

Nach einer halben Stunde tippte er dem träumenden Pfarrer mit dem Zeigefinger auf die Brust.

„Zeit zu gehen, Herr Eppelmann. Und daß mir keine Klagen kommen!“

*

Torpedo, der Turnierfrosch aus dem Stall „Gebrüder Grimm“, sprang 10 Meter 27 weit. Ein sehr guter Sprung! Doch Fridolin, ein Außenseiter, sprang 126 Zentimeter weiter.

„Wenn ich nichts unternehme, schnappt mir der den 1. Preis weg“, fluchte der Besitzer von Torpedo und lief an einer Bretterwand vorbei, an der ein Plakat hing: „Man geht nicht mehr ohne Bart! Gruppe 47.“

Die Kommissarin traute ihren Augen nicht. Sie las den Comic „Vorsicht, Turnierfrosch!“ eine alte Donald-Duck-Geschichte aus Band 16 der Barks Library. Gisela Güzel sah im Inhaltsverzeichnis nach. Da stand es: Carl Barks hatte den Comic 1949 veröffentlicht, und die deutsche Übersetzung von Dr. Erika Fuchs war erstmals 1976 erschienen.

Hatte Erika Fuchs schon damals alles geahnt? War das Bartplakat ein wichtiges Indiz?

Fortsetzung folgt

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