: Der Antes–Deal
■ Zum Geständnis des Charlottenburger Baustadtrates
Antes spielte gestern seine letzte Rolle im Prozeß: die des geständigen Sünders. Hat er ausgespielt, aufgegeben? Der Prozeß und das Geständnis selbst widersprechen diesem Schluß. Der glich in Vielem Terroristenprozessen: beispielsweise durch die Anwendung des § 231 a SStPo (Weiterverhandlung bei Abwesenheit des Angeklagten); beispielsweise durch die vorgezogenen Verurteilungen aller anderen Angeklagten. Letztere Methode erlaubt durchaus den revisionsträchtigen Vorwurf der Vorverurteilung. Allein, Antes will offenbar keine Revision, sondern ein rechtskräftiges Urteil. Das schmeckt nach einem Deal. Antes hat gestanden, was praktisch bewiesen ist und noch ein bißchen mehr. Er hat den Korruptionsverdacht an den Senat zurückgegeben. Da seine höheren Beschützer versagten, hat er sich in die Justiz geflüchtet. Das diffuse Geständnis klingt wie eine Botschaft, ist Aufkündigung der CDU–Loyalität. Der Bordell– Besitzer Schwanz, der bisher über seine Freundschaft zu Diepgen schwieg, wird verstehen, was jetzt angesagt ist. Antes Geständnis ist ein Verschweigen des politischen Hintergrundes. Wieso sollte ausgerechnet ein Baustadtrat in der Dreiecksgeschichte Antes, Putsch, Lummer möglicher Adressat einer Bestechungssumme von 5 Mio. gewesen sein? Warum intervenierten Kewenig und Lummer für Antes? Warum sollte ein rechtskräftig verurteilter Antes über diese Fragen noch schweigen müssen. Antes ist von der CDU wie eine heiße Kartoffel fallen gelassen worden. Diese wird sich noch als Sprengsatz herausstellen. Es sei denn, die Staatsanwälte erklären sich einverstanden mit der bisherigen Aufklärung der Hintergründe der Affäre. Aber dann müßten sie unter dem Gelächter der Öffentlichkeit Antes Geständnis zum letzten Wort erheben. Klaus Hartung
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