■ Schönhuber will mit DVU-Chef Frey kooperieren: Der Anfang vom Ende
Wer spricht heute noch von den „Republikanern“? Noch Anfang des Jahres rechneten nicht nur Pessimisten mit dem Einzug der Rechtsradikalen in den nächsten Bundestag. Franz Schönhuber konnte sich bei seinen Auftritten einer großen Öffentlichkeit sicher sein, sei es im Bierzelt oder im Fernsehen. Und heute? Die „Republikaner“ dümpeln bei 1,9 Prozent der Wählerstimmen. Es ist den großen Parteien gelungen, die Partei als die geistigen Brandstifter von Solingen und Lübeck zu entlarven. Die „Republikaner“ sind als Verfassungsfeinde stigmatisiert, und Verfassungsfeinde wählt der ordentliche Deutsche nicht. Die Größe des rechtsextremen Wählerpotentials hat sich selbstverständlich nicht verringert – wohl aber deren Wahlverhalten. Ganz ähnlich erging es auch der NPD vor nunmehr 25 Jahren.
Den Rest zum Abstieg zu einer unbedeutenden Splittergruppe besorgen die „Republikaner“ nun selbst. Wenn Rep-Chef Schönhuber mit dem Chef der neonazistischen DVU kooperiert, hat das zwei Auswirkungen, die seiner Partei den Rest geben könnten. Einmal werden durch das Bündnis auch die letzten Protestwähler ohne braune Hirne von einer Wahl der „Republikaner“ abgehalten. Glücklicherweise ist die Zahl der Deutschen, die sich offen zum Faschismus bekennen, zu gering, um irgendeine Rolle in der hiesigen Parteienlandschaft zu spielen. Schönhuber mag zwar ein paar Nazi-Stimmen einkaufen, doch er verliert die biederen Bürger, die ihm einst in diversen Landesparlamenten über die fünf Prozent verhalfen.
Zum zweiten stellt die Anbandelei des greisen Rep-Chefs mit Freys DVU die „Republikaner“ selbst vor eine Zerreißprobe, die sie möglicherweise nicht überleben werden. Jene Landesfürsten der Rechtsradikalen, die damit ihre Felle bei den Wählern davonschwimmen sehen, haben nun noch einen Grund mehr, Schönhuber die Gefolgschaft aufzukündigen. Der Riß zwischen alten Nazis und neuen Nationalisten wird tiefer. Letztere wollen die braune Sauce einfärben und träumen von einer modernen Rechtspartei nach dem Vorbild der FPÖ von Jörg Haider. Passiert ist jetzt das genaue Gegenteil. Die Spaltungstendenzen innerhalb der „Republikaner“ erhalten damit neuen Auftrieb. Schönhuber ohne die „Republikaner“ wäre ein tatteriger Großvater. Die „Republikaner“ ohne Schönhuber wären um ihre charismatische Führungsfigur gebracht, die Rechtsradikale nun mal brauchen. Neue Führer sind nicht in Sicht.
Der Rechtsradikalismus, das ist klar, ist keine bundesdeutsche Episode. Doch die rechtsradikalen „Republikaner“ sind auf dem besten Weg, zu einer zu werden. Klaus Hillenbrand
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