Der 25. Spieltag: Hanseaten abgehängt
Bayern München scheint uneinholbar dem Meisterschaftstitel entgegen zu streben. Bremen enttäuscht mit einem 1:1 gegen Bielefeld - trotz der Rückkehr von Frings. Stuttgart glaubt noch an einen UEFA-Cup-Platz.
DÜSELDORF/BIELEFELD dpa Bayern München hat am 25. Spieltag der Fußball-Bundesliga den möglicherweise entscheidenden Schritt zum 21. Titelgewinn gemacht. "Wir sind noch nicht durch, haben aber eine komfortable Ausgangsposition", urteilte Bayern-Manager Uli Hoeneß nach dem 2:1-Erfolg im Spitzenspiel gegen Bayer 04 Leverkusen. Nach dem 1:1 von Verfolger Hamburger SV beim VfL Wolfsburg ist der Vorsprung auf Platz zwei auf sieben Punkte angewachsen.
In einem attraktiven Duell mit der Überraschungs-Mannschaft der Saison spielten die Bayern meisterlich. "Die Klasse der Bayern ist uns von der ersten Minute entgegengeschlagen. Wir sind an der Qualität des Gegners gescheitert", sagte Bayer-Trainer Michael Skibbe beeindruckt. Sein junges Team zeigte zu viel Respekt. "Der Glaube hat uns gefehlt, aber Bayern war auch superstark", bekannte Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler, dessen Mannschaft seit 1989 nicht mehr an der Isar gewinnen konnte.
Im Duell Hamburger SV gegen VfL Wolfsburg ging es in der VW-Arena hoch her. Für Zündstoff sorgte Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer, der mit zwei Roten und zwei Gelb-Roten Karten nicht nur Farbe ins Spiel brachte, sondern HSV-Trainer Huub Stevens die Zornesröte ins Gesicht trieb. "Lächerlich. Ich bin nicht zufrieden mit seiner Leistung", blaffte er. Dass mit dem Remis Hamburgs letzte Hoffnung auf einen Titel wohl zunichtegemacht wurde, verstärkte die Wut auf den Referee - und die Resignation. Für HSV- Abwehrrecke Bastian Reinhardt ist der FC Bayern durch: "Das denke ich schon."
Werder Bremen hat auch mit seinen Rückkehren Torsten Frings und Diego nicht zu alter Stärke zurückgefunden. Nur mit großer Mühe kamen die Hanseaten am Sonntag bei Arminia Bielefeld zu einem 1:1 (0:1) und verabschiedeten sich durch das Remis wohl ebenfalls endgültig aus dem Meisterschaftsrennen. Ein Elfmetertor von Diego (70. Minute) bewahrte Werder vor 25.800 Zuschauern immerhin vor der dritten Niederlage in Serie, die nach dem Bielefelder Führungstor durch Oliver Kirch (14.) lange gedroht hatte. Die Hausherren blieben auch im achten Spiel unter Trainer Michael Frontzeck ohne Sieg und rangieren als Tabellen-15. nur einen Zähler vor den Abstiegsplätzen. "Wir können zufrieden sein mit der Leistung, obwohl sogar noch mehr drin gewesen wäre", sagte Torschütze Kirch.
Für Bremen ist der Meistertitel bei neun Zählern Rückstand auf Tabellenführer Bayern München kein realistisches Ziel mehr. Und es droht richtiges Ungemach: Nur noch drei Punkte trennen Werder als Vierter von Platz sechs, der nicht einmal mehr die direkte Teilnahme am UEFA-Pokal ermöglichen würde. Im Kampf um die Champions-League- Plätze konnte Werder die Ausrutscher der Konkurrenz aus Leverkusen und Hamburg nicht nutzen. "Wir wollten hier gewinnen, das haben wir nicht geschafft, insofern sind wir unzufrieden", sagte Werder-Trainer Thomas Schaaf. "Es sind zwei verlorene Punkte."
Das Comeback von Frings konnte den Frust über die erneut dürftige Vorstellung nicht übertünchen. Nach dem Aufwärmen gab der 31-Jährige Grünes Licht für seine Rückkehr und lief nach seiner Knieverletzung zum ersten Einsatz seit dem 27. Oktober 2007 auf. Von seiner Bestform war Frings bei seinem 79-Minuten-Auftritt nach der langen Auszeit natürlich noch ein gutes Stück entfernt, doch der Nationalspieler zeigte eine ordentliche Leistung, die auch Bundestrainer Joachim Löw im Nationalmannschaftslager in Basel Hoffnung gemacht haben dürfte. "Ich fühle mich gut. Die Kraft ist da. Es war für mich okay. Ich bin einfach froh, dass ich wieder dabei bin", sagte Frings.
Werder-Verteidiger Naldo hatte die erste Chance des Spiels. Beim Kopfball des Brasilianers (6.) reagierte Rowen Fernandez, der den verletzten Arminen-Torwart Mathias Hain vertrat, hervorragend. Werder schien das Spiel zu kontrollieren, doch bei der nächsten Szene mit Brisanz offenbarten sich wieder die Unzulänglichkeiten. Artur Wichniarek konnte ungehindert flanken, Torwart Tim Wiese ließ den Ball prallen und Kirch schob unbedrängt zur Führung ein.
Auch vor dem gegnerischen Tor waren die Bremer nachlässig. Nach einem Distanzschuss von Frings scheiterte Markus Rosenberg aus kurzer Distanz am listig agierenden Fernandez (25.). Sechs Minuten später klärte Daniel Halfar bei einem Rosenberg-Kopfball auf der Torlinie. Wiese machte bei einem Kirch-Schuss (37.) und einem Kopfball von Radim Kucera (38.) eine bessere Figur als beim Gegentreffer.
In der zweiten Halbzeit versuchte es Schaaf mit einem neuen Angriff. Doch auch Ivan Klasnic und Sanogo konnten die rätselhafte Abschlussschwäche nicht beheben. Von der Leistung eines Spitzenteams war Werder weit entfernt. Klasnic holte immerhin nach einem Foul von Petr Gabriel den Elfmeter heraus, den der nach seiner Rotsperre zurückgekehrte Diego zum Ausgleich nutzte.
Auch in der Begegnung zwischen dem DFB-Pokalfinalisten Borussia Dortmund und dem Karlsruher SC (1:1) stand der Schiedsrichter im Blickpunkt. In der Nachspielzeit verweigerte Michael Weiner dem vermeintlichen 2:1 durch BVB-Kapitän Christian Wörns wegen Abseits die Anerkennung - und erhielt Lob dafür. "Kompliment, er hat trotz der Hektik richtig entschieden", lautete das faire Urteil von Borussia-Trainer Thomas Doll. Unzufrieden war er vier Tage nach dem Pokal-Coup nur mit dem Ergebnis. "Diese tolle Woche hätten wir krönen können. Jetzt sind wir enttäuscht, zwei Punkte liegen gelassen zu haben", sagte er nach dem vierten sieglosen Spiel in der Liga.
Weiter zur Aufholjagd bläst Meister VfB Stuttgart, der Hansa Rostock mit 4:1 besiegte. "Wenn ich heute unterschreiben könnte, dass wir Rang fünf erreichen, würde ich es tun", sagte VfB-Trainer Armin Veh mit Blick auf einen UEFA-Cup-Platz. "Dann hätten wir eine Super-Saison gespielt." Die aktuelle Zwischenbilanz der bis zum 10. Spieltag noch auf Tabellenrang 14 rangierenden Schwaben kann sich sehen lassen: Aus sechs Spielen holten sie 16 von 18 möglichen Punkten. Garant für den Sieg war wieder Torjäger Mario Gomez, der das vorentscheidende 3:1 erzielte und das 4:1 vorbereitete. "Er ist der beste Stürmer, den wir momentan in Deutschland haben", lobte Veh.
Immer größer wird die Abstiegsnot beim MSV Duisburg (1:1 gegen Hannover 96) und dem 1. FC Nürnberg (1:1 gegen VfL Bochum). "Das war einfach zu wenig", bilanzierte MSV-Trainer Rudi Bommer nach dem ängstlichen Auftritt des Tabellenletzten, der ihm "Raus"-Rufe der Fans einbrachte. Allerdings gerieten auch die eigenen Anhänger stark in die Kritik. Nach dem Wurf eines Feuerzeuges, das Schiedsrichter Lutz Wagner am Kopf traf, drohte sogar der Spielabbruch. Auch in Nürnberg blieb die erhoffte Wende zum Guten aus. "Jetzt wird es eine Nervensache", ahnt "Club"-Trainer Thomas von Heesen und fügte tapfer an: "Ich bin überzeugt, dass wir es am Ende schaffen."
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