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DepressionsforschungTief betrübt und ohne Antrieb

Die Depression hat viele Ursachen und entwickelt sich in einem komplexen Zusammenspiel aus Genen und Umwelt.

Wenn düstere Gedanken den Alltag bestimmen. Bild: photocase

"Der Psychiater fragte mich, ob ich an Selbstmord denke, und widerstrebend gab ich das zu. Ich sagte ihm aber nicht, dass die Dinge um mich her zum Umbringen waren: Die Dachbalken luden zum Aufhängen ein, genauso die Ahornbäume; die Garage war ein Ort, um giftige Abgase einzuatmen." So beschreibt der amerikanische Schriftsteller William Styron in seinen 1990 erschienenen Lebenserinnerungen seinen Gemütszustand während einer depressiven Phase.

Die Schilderung macht den Leidensdruck des Erkrankten deutlich. Die Depression raubt jegliche Lebenskraft, und die niederschmetternde Traurigkeit geht mit einer Vielzahl von Symptomen einher - mit Antriebslosigkeit und Verlangsamung, mit Angst und Schlafstörungen, mit Schuldgefühlen und auch Selbstmordgedanken.

Die Depression ist zudem eine häufige Erkrankung. Es wird geschätzt, dass das Risiko, zumindest einmal im Leben an einer Depression zu erkranken, bei zehn bis 15 Prozent liegt. Umso wichtiger ist es herauszufinden, was zu einer Depression führt, um wirksame Therapieverfahren entwickeln zu können.

Bei der Entstehung der Depression spielen die Gene offenbar eine nicht unwesentliche Rolle. Das Risiko, an einer Depression zu erkranken, liegt in der Normalbevölkerung bei zehn Prozent. Hat man einen eineiigen Bruder oder eine eineiige Schwester mit Depressionen, dann steigt das Risiko auf über 50 Prozent.

Bisher ist es nicht gelungen, für eine Depression verantwortliche Gene zu finden. Man hat jedoch herausgefunden, dass bei Depressiven Stresshormone wie etwa die Glucocorticoide andauernd erhöht sind. Am Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München wird zurzeit intensiv geforscht, warum dies so ist.

Bei Stress kommt es zu einem raschen Anstieg der Glucocorticoidkonzentration im Blut. Diese Stresshormone bereiten den Körper auf Flucht oder Verteidigung vor. Erregbarkeit und Aufmerksamkeit nehmen zu und der Zuckerspiegel im Blut steigt an. Glucocorticoide vermitteln ihre Wirkungen über sogenannte Corticosteroidrezeptoren: Verbinden sich Glucocorticoide mit diesen Rezeptoren, hat dies biologische Wirkungen in verschiedenen Organen zur Folge.

"Es gibt etliche Hinweise dafür, dass Erkrankungsrisiko und Verlauf einer Depression mit der Funktion von Corticosteroidrezeptoren in Zusammenhang stehen", erklärt Florian Holsboer, Leiter des Münchener Max-Planck-Instituts.

"Dadurch kommt es zu einer Erhöhung zweier Eiweißhormone im Gehirn." Diese beiden Hormone - CRH und Vasopressin - aktivieren das Stresshormonsystem und steigern die Ausschüttung von Glucocorticoiden.

Zudem fördern sie Angst und Depression, und zwar bei Patienten mit akuter Depression und in geringerer Ausprägung auch bei solchen, die ein ererbtes oder auch erworbenes Risiko für eine Depression haben. Man fand heraus, dass die Wirkungen von CRH durch CRH1-Rezeptoren vermittelt werden.

Transgene Mäuse, bei denen dieser Rezeptor fehlte, waren weitaus weniger ängstlich als andere Nager. Dies führte dazu, dass man Substanzen entwickelte, die CRH1-Rezeptoren ausschalteten. So hoffte man, wirksame Mittel gegen eine Depression zu bekommen.

Es zeigte sich jedoch, dass die Substanzen nur bei einer bestimmten Gruppe von Patienten wirksam sind, bei denen die Überproduktion von CRH die Ursache der Depression ist. Bisher gibt es jedoch noch kein einfaches Testverfahren, mit dem sich diese Patienten erkennen lassen.

Ob es einmal einen einfachen Test hierzu geben wird, ist zweifelhaft. Das Zusammenspiel zwischen Genen und Umwelt ist komplex - insbesondere bei der Depression.

Offenbar sind nicht nur die Gene schuld an den hormonellen Veränderungen: Werden neugeborene Mäuse an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen von ihren Müttern getrennt, so ist das ein traumatisierendes Erlebnis. Die Tiere zeigen lebenslang depressionsähnliches Verhalten - und produzieren vermehrt Vasopressin.

Erfolgreicher war die Forschung in der Entwicklung eines Testverfahrens, das die Wirksamkeit herkömmlicher Medikamente untersucht. Viele Patienten, die unter einer schweren Depression leiden, verzweifeln, wenn sie nach einem wirksamen Antidepressivum suchen. Tatsächlich führen die Medikamente nach acht bis zwölf Wochen nur bei sechzig Prozent der Betroffenen zu einer Heilung.

Wovon hängt ein Therapieerfolg ab? Das Wissenschaftlerteam um Holsboer fand dieses Mal eine eindeutige Antwort in den Genen. Die Forscher richteten ihr Augenmerk auf das Gen ABCB1, das an einer entscheidenden Stelle im Gehirn eingreift: der Blut-Hirn-Schranke.

Dieser Schutzmechanismus kontrolliert, welche Stoffe in welchen Mengen zum höchsten Steuerungsorgan gelangen, und verhindert damit das Eindringen von schädlichen körperfremden Substanzen. Damit ein Antidepressivum überhaupt wirken kann, muss es die Blut-Hirn-Schranke überwinden und in das Hirngewebe hineingelangen können.

Sogenannte P-Glykoproteine erschweren den Übertritt der Antidepressiva aus den Blutgefäßen in das Hirngewebe. Das ABCB1-Gen enthält die Informationen zur Herstellung der P-Glykoproteine. Es gibt individuelle Unterschiede im ABCB1-Gen und von der jeweiligen Version hängt ab, wie stark der Übertritt eines Antidepressivums ins Gehirn gebremst wird.

"Bereits heute wird an mehreren Kliniken das ABCB1-Gen untersucht", erklärt Holsboer. "So können die Mediziner besser entscheiden, welches Antidepressivum in welcher Dosierung sie dem Patienten geben sollen." Ob dies der Pharmaindustrie gefällt, ist fraglich. Viel einträglicher wäre für sie ein Einheitsmedikament, "One size fits all", und die einzige Variationsmöglichkeit besteht in der Dosierung.

Andererseits können auch Kosten gespart werden. Wird bei allen im Gehirn wirkenden Medikamenten untersucht, ob sie als Substrat des P-Glykoproteins dienen - und zwar schon, bevor sie ihre Wirksamkeit in klinischen Studien beweisen müssen - so fallen möglicherweise keine Substanzen durch, die durchaus bestimmten Patienten helfen könnten.

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19 Kommentare

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  • D
    depressiver

    Ist zwar schon alter der Artikel aber unglaublich was für Quacksalber hier unterwegs sind. Ich bin depressiv und konnte vor 2 Jahren ein glückliches und erfülltes Leben führen - ich wurde aber depressiv, wie jeder Mann in meiner Familie mütterlicher seits.

    Und da geht es auch nicht um "negativ denken" oder dergleichen, wenn man nicht mehr richtig denken kann und schon Probleme hat sich sein Mittagessen zu kombinieren und das Reden wegen Neurotransmittermangel im Hirn schwer fällt kann man noch so viel bildchen malen und Ergotherapie machen.

    Hier verwechseln einige eine depressive Verstimmung mit klinischen Depressionen.

  • S
    susan

    @hatem

    was du nicht leiden kannst, ist völlig irrelevant.

    dich bei @migrant zu entschuldigen wäre das mindeste gewesen, wenn du schon glaubst hier nochmal deine halbgaren weisheiten zum besten geben zu müssen.

    du hast so offensichtlich fachlich keine ahnung, dass es schon peinlich berührt, wie du hier einen auf dicke hose machst. pflege nur schön weiter dein gewinner-image. deine tante hat mein volles mitgefühl!

  • H
    Hatem

    @migrant

    Ich kenne mich mit Depression sogar Recht gut aus, meine Tante ist seit Jahren daran erkrankt, aber dank Medikamenten geht es besser.

     

    Was ich aber nicht leiden kann, ist, wenn man anderen immer die Schuld zuschiebt. Depressionen sind meist multifaktoriell begründet, Umwelt ist nur eine mögliche Ursache. Oft sind die Ursache schlicht und einfach Stoffwechselstörungen.

     

    Da hilft kein Auswandern, weil man nämlich das Problem mitnimmt: SICH SELBER:

    Sinnvoll ist die geduldige Suche nach einem passenden Medikament und der richtigen Dosis.

     

    Psychoanalyse schreibt oft nur die subjektiv empfundenen Ursachen fest.

    Verhaltenstherapie ist auch hilfreich, allerdings kaum bei rein biochemischen Ursachen.

     

    @susan

    Was du schreibst, hat mit Medizin und ihren Erkenntnissen nichts zu tun.

    Das ist, sorry, ideologischer Unsinn, der niemandem hilft, keinem Kranken und keinen Angehörigen.

    Nur dir und deinem Weltbild.

  • N
    nyx

    Liebe Nadine, dein Kommentar ist sicher gut gemeint - aber es gibt auch viele menschen (mich zum beispiel), die in einer durchaus geborgenen umgebung leben, in der viele negative aspekte, die heutzutage schon als normal gelten, eben NICHT auftreten (an dieser stelle: dank an meine familie und meinen freundeskreis!!).

    aber das allein hilft eben auch nicht.

    wie in dem artikel stand, ist es eben eine wechselwirkung zwischen biologie und umgebung. bei mir verursacht eine gehirnstoffwechselstörung (mit) die depressionen und panikattacken - beides dinge, die ich meinem ärgsten feind nie wünschen würde.

    die ach so bösen pillen und medikamente - ICH bin froh über sie. sie ermöglichen mir überhaupt erstmal, mein leben weiterzuführen und das ganze chaos, das sich in mir aufgestaut hat (und auch das, welches ich aufgrund meiner krankheit selbst anngerichtet hatte), anzugehen und nach und nach wieder in ordnung zub bringen.

    deshalb bin ich gottfroh, daß in diese richtung auch weitergeforscht wird - therapie allein hilft vielen menschen nunmal nicht, BEIDES muß erforscht und zur bestmöglichen anwendung gebracht werden.

  • S
    susan

    warum gilt die depression inzwischen als "volkskrankeit"? diese "erkrankung", die umgekehrt, so wie ich bastian verstehe, doch auch als ein anzeichen für eine g e s u n d e reaktion auf kranke gesellschafliche zustände interpretiert werden kann, hat die unterschiedlichsten erscheinungsformen, viele davon gut maskiert, den strukturen des kapitalistischen systems hervoragend angepasst (zB süchte wie spielsucht, kaufsucht, sexsucht, arbeitssucht, sucht nach sportlicher betätigung usw) - die grenzen zwischen gesundheit und krankheit sind dabei natürlich fließend. aus psychoanalytischer kann das notorische unterdrücken von gefühlen (hinter denen wieder "geschichten" stehen) die angst machen wie etwa wut, trauer, hass, angst (ja, angst vor der angst) eine depression an- bzw. vorschieben. die allzu bereitwillige gabe von antidepressiva hilft den in diesen fällen betroffenen menschen kein stück weiter. durch medikamentöse einstellung werden sie jedoch wieder domestiziert und fit for fun and work gemacht. insofern hat die nähere betrachtung und eine analyse des allg. gesellschaflichen, aber auch medizinisch-psychiatrischen umgangs mit dem "krankheitsbild depression" subversives potenzial (warum zB suizidieren sich in deutschland inzwischen vor allen alte menschen? kann ja wohl kaum an den genen liegen). die taz macht aber nix draus. warum nicht?

     

    @hatem: verantwortungslos, was du da vom stapel lässt. da muss man sich ja fremdschämen ...,

  • M
    MKG

    @ Nadine: Schöner und treffender kann man es wohl nicht ausdrücken.

     

    @ Migrant: Auswandern bringt nix. Habe ich schon gemacht, und war fünf Jahre in drei verschiedenen Ländern "unterwegs". Fazit: Die Zustände sind noch hoffnungsloser. Nach meiner Rückkehr kam mir Deutschland vergleichsweise angenehm vor.

     

    Wie Nadine bereits sagte, sollten die Menschen zuallerst bei sich anfangen. Jeder muss für sich selber entscheiden was ihm gut tut. Das ist ganz individuell. Ich für meinen Teil habe einen Weg gefunden um der Depressionen einigermassen Herr zu werden. Eigentlich ist die Formel ganz simpel: Vermeide was Dich ungücklich macht, suche was ich glücklich macht. Nach den ersten Erfolgsmomenten und den damit verbundenen Glücksgefühlen stellt sich die Motivation von ganz alleine ein.

     

    Die Schwierigkeit dabei ist, sich aus seiner Lethargie zu befreien und zu handeln. Auch wenn man sich unter Umständen dabei an den Rand der Gesellschaft manövriert. Was aber am wichtigsten ist, dass man an den harten Tatsachen nicht verzweifelt, und akzeptiert das Glück erarbeitet werden muss. Dann schliesst man Fieden mit sich selbst, und hat dann eventuell auch die nötige Kraft Einfluss auf seine Umwelt zu nehmen, um zu ändern was geändert werden muss (s. Nadine's Beitrag).

  • L
    LebendigesLeben

    Der zitierte Florian Holsboer ist bekannt dafür, dass er auf medikamentöse Behandlung setzt - mit ein bisschen Verhaltenstherapie dabei, aber die Ursachen einer Depression kann man damit nicht heilen, sondern lediglich Symptombehandlung betreiben. Es gibt hochwirksame psychotherapeutische Behandlungsverfahren, die allerdings Eigenverantwortung der PatientInnen erfordern in Verbindung mit kompetenten TherapeutInnen. Es ist leider immer noch Trend in unserer Gesellschaft, psychische und körperliche Symptome auf einzelne Stoffwechselungleichgewichte zu schieben, anstatt ungute Lebensumstände zu verändern, Traumata aus der Vergangenheit wirklich aufzulösen, sich ehrlich den eigenen Gefühlen zu stellen - und sie damit zu heilen, zu wandeln - obwohl damit echte, dauerhafte Heilung möglich sein kann.

  • DH
    Dr. Harald Wenk

    Früher war Grundlagenforschung erst einmal reichlich "kontemplativ". Erst einmal herausbekommen,was los ist. Heute müssen selbst die Quantenphysiker über noch schnellere Computer nachdenken, mit Quanteneffekten, obwohl die heutigen PC Gigaflops alles übertreffen, was sich so vor 20 Jahren als überhaupt praktikabel träumen liess. Neurotransmitter erforschen ist eine Sache - das in der Tat hochkomplexe Gehirn gleich mit Chemie zupflastern, eine andere. Das Gehirn ist auch ein Muskel.

    Über dem Gaumen ist er besonders anregbar. Wenn sie die Zunge darunter lange drücken, können sie die Chemie wahrscheinlich liegen lassen. Haben unsere Vorfahren aus der Steinzeit aus der Not gefunden.

    Ansonsten haben die nicht viel von Depressionen erzählt.

    Anwendungsorientiert? "Das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt", war schon die 'anwendungsorientierung' der Theologie im Mittelalter.

  • S
    Seppl

    das sind sehr qualifizierte Bemerkungen, die ich hier lesen kann.Danke dafür. Auch ich glaube, daß das Ausmaß des Irrsins des jetzigen Zeitgeistes nicht zu unterschätzen ist; aber ich glaube auch, daß wir an der Schwelle stehen von der Infogesellschaft hin zur Bewußtseinsgesellschaft. Immer mehr Menschen denken ähnlich und stellen sich die Frage: Wie will ich eigenlich leben? Was kann mir Kraft und Sinn geben? Und welchen Preis bin ich für eine Veränderung bereit zu zahlen?

    Ich selber habe mich vor 6 Jahren entschlossen auf Wanderschaft zu gehen und Bergbauer zu werden.Lebe mit meinem Hund in einem Wohnmobil( keine Miete,geringe Fixkosten),verdiene das bischen Geld, das wir brauchen mit Gelegenheitsjobs,bauen Ställe für die Viecher nächstes Jahr und genießen diese ultimative Form von Freiheit.

    Anfangs ein unsicherer Weg, voller Fragen und Ängsten, aber es hat sich ausgezahlt.

    Das ist mein Weg und ich hoffe, daß möglichst viele Menschen für sich beschließen,ihren Platz zu finden.

    Dann nämlich laufen die Allmachtphantasien der Ackermänner und deren Polithampelmänner ins Leere,weil ihnen keine Wirtschafts-und Konsumsklaven mehr zur Verfügung stehen.

    Und da bin ich ja kein Pionier: das gibts schon seit Jahrzehnten in Form von Kommunen,Ökodörfern und anderen sinnhaften Lebensformversuchen.

     

    Viel Glück dabei.

  • BL
    Boris Langer

    Ich glaube nicht, dass man seiner Glucocorticoidkonzentration im Gehirn hilflos ausgeliefert ist. Mit Selbstermächtigung und Zielgerichtetheit kann man sie meiner Ansicht nach beeinflussen. Um man braucht dazu auch nicht unbedingt so tolle Substanzen von Big Pharma.

     

    Nach langer Therapieerfahrung mit Gestalttherapie und kreativer Leibtherapie (die beide in Deutschland nicht anerkannt sind und nicht von Krankenkassen bezahlt werden), kann ich sagen, dass Depression für mich nicht primär biologistisch verursacht ist, sondern immer auch eine Ursache in den eigenen Lebensumständen und Denkmustern hat.

     

    Ich bin generell Anhänger einer sehr radikalen und revolutionären Denkweise: Krankheit ist nie eine Einschränkung eines objektiven "gesunden" Zustands, sondern der Weg eines Organismus zu wachsen und sich zu verändern. Krankheiten, so schwer sie auch sein mögen, sind immer eine Möglichkeit der persönlichen Entwicklung. Einen schönen Artikel mit dem Titel "Heilung als Weg zur Transformation" gibt es unter http://www.sein.de/koerper/heilung/2010/heilung-als-tor-zur-transformation.html

  • T
    TheBastian

    jetzt ist also schon die Taz beim Biologismus angekommen? Was bitte schön ist aus den Linken geworden? Positivistisch-reduktionistische Technokraten? Schon mal diskursanalystisch gedacht? Wer hat den was von den Gen-Hypothesen? Na, die kapitalistische Gesellschaft. Ich soll ja die Schuld bei mir suchen und niemals am System. Kommt denn hier keiner auf die Idee, dass der Konsumismus und diese Sinnentleerung und diese Beziehungslosigkeit massiv depressiv wirken? Ein empfindsamer, gesunder Mensch kann in so einer oberflächlichen Gesellschaft nur depressiv werden - die Depression zeigt eigentlich, das etwas nicht stimmt. Aber vielleicht will ein Selbstdarsteller wie Hoelsbrock auch gar keine empfindsamen Menschen mehr und ist ja doch nur ein bewußtloser Erfüllungsgehilfe dieses Konsumsystems. Und wann kommt Brave-New-World?

    Und mal ganz nebenbei: Ist natürlich voll aufbauend wenn einem Depressiven gesagt wird, dass er eigentlich genetischer Abfall ist. Die beste Vorraussetzung für Selbstliebe und Selbstannahme, nicht wahr?

     

    Ehrlich... es gibt da einige Punkte der klassischen Linken, an die solltet ihr ruhig wieder anknüpfen.

    Bitte!!!! Tut es nicht für mich, sondern um euer selbst willen.

  • J2
    Johannes 2662

    Tatsächlich liebe Frau (Kollegin?) Dittrich, wäre bei einem umfassenden Artikel über Depressive Störungen der Hinweis auf Möglichkeit wirksamer psychotherapeutisch antidepresssiver Behandlung (deren Effektivität nach glaubhaften Untersuchungen etwa gleich dem von 2-3 Trainingseinheiten pro Woche im Fittnesstudio liegt und damit knapp gleichwertig einer medikamentösen Behandlung ist) essentiell. Aber mehrere Wege führen nach Rom und ein Artikel über einen Teilaspekt ist kein Fach- oder Selbsthilfebuch.

  • M
    migrant

    @Hatem,

     

    ich habe niemandem die Schuld gegeben, die dinge sind passiert und man kann niemandem die Schuld dafür geben, dennoch ist jeder Mensch die Summe seiner Erfahrungen. Gut das Sie kein Psychologe geworden sind, die Feinfühligkeit, wie Sie mit einer Krankheit umgehen und sicherlich auch mit Menschen ist maßgeblich für die neue Gesellschaft. Eine kalte Gesellschaft, jeder für sich und jeder Nachbar ist mein Feindmentalität. Erinnern Sie sich an Robert Enke. Auch er war depressiv, und hat seine Gedanken verschwiegen, bis er sich schließlich sein Leben nahm, erinnern Sie sich an den hoffnungsvollen Torhüter? Vielleicht waren Sie ja der letzte Mensch den er getroffen hat, vielleicht war das ja der Auslöser für seinen Selbsmord. Das war echt mies. Danach waren Krokodilstränen und Berichterstattungen über Depression an der Tagesordnung, für 2 Wochen.

    Ihr Beitrag der mich Betrifft, ist mir Egal, Ihre Meinung lässt mich kalt. Sie verstehen mich nicht. Was ist Ihnen denn wichtig um glücklich Leben zu können? Bei mir ist es Hoffnung und Motivation.

     

    PS: Natürlich ist es anderswo besser, oder glauben sie wirklich das mehr Leute Einwandern als Auswandern,das hat sich über die Jahre verändert. Wer sich informiert, ist klar im Vorteil.

  • H
    Hatem

    @migrant

     

    Ihr Kommentar hat mich tief betroffen. Ich bin fast ein bisschen depressiv geworden beim Lesen. Es ist grausam und menschenverachtend, wie man mit Ihnen umgegangen ist. Obwohl Sie soviel guten Willen gezeigt haben und so positiv waren. Bedrückend.

     

    Ja, Sie sollten unbedingt das Land wechseln. Woanders wird bestimmt alles ganz anders werden. Ganz bestimmt. An Ihnen liegt es nicht. Schuld sind die anderen. Immer.

  • V
    Viktor

    Hallo,

     

    ach so, es liegt an den Genen und der Kindertube, dass ich deprimiert bin.

    Und ich dachte, es liegt daran, dass ein Westerwelle Außenminister werden kann.

    Und dem Ausstieg aus dem Ausstieg, trotz Asse- und Gorleben.

    Und den viel zu vielen Menschen, die Auto fahren glücklich macht, trotz Lärm, Gestank, Deepwater Horizon und Irankrieg.

    Zum Glück gibt es die Forschung und die Taz.

     

    Gruß

     

    Viktor

  • M
    migrant

    Ich habe auch das Gefühl das ich depressiv bin. ich habe keine Motivation mich anzustrengen oder Leistung zu bringen wozu auch. Ich habe alles getan um mich anzupassen, die deutsche Sprache zu lernen, Abitur gemacht was mir keine Ausbildung gebracht hat, keine Anerkennung meiner Leistungen weil mein name nicht deutsch ist, dann Studiert, während des Studiums von einigen Dozenten benachteiligt und auf einen dummen Türken reduziert. Dann nach dem Studium erfolglos auf Jobsuche. Während des Studiums Drecksjobs gemacht, mit dem Gedanken der Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Einige Praktika gemacht wo du keinen der ehemaligen Praktikanten gesehen hast die übernommen wurden, da wusstest du "auch ich werde hier nicht übernommen". Du kämpfst weiter, glaubst an das gute mit deine rosaroten Brille. Dann erkennst du beim abnehmen der Brille, das selbst wenn du eine Arbeit findest die unterbezahlt ist, so das du dir nichts zur Seite legen kannst, du außerdem 42% deines Gehalts an den Staat gibst, der dir Rente verspricht, die du nicht bekommen wirst, weil dann wenn du 67 bist, die Kassen leer sind und du als armer Mann durch die Straßen Berlins läufst und dich fragst warum es so gekommen ist, ich hab mich doch angestrengt. Was soll mich motivieren? Die Zukunft? Ein Ipod. Ein Auto, eine 1 Zimmerwohnung. Es gibt fast nichts wofür es sich lohnt zu arbeiten. Schau dir die Gesichter der Menschen an die Abends mit der U-Bahn nach Hause fahren, sie wissen das es keine Hoffnung gibt, nur was sollen sie denn tun. Ich werde meiner Depression davon laufen, in dem ich meine erworbene Bildung mitnehme und woanders mein Glück versuche.

     

    Danke fürs Lesen...

  • N
    Nadine

    Würden die Menschen ihre Zeit auf angenehmere Weise miteinander verbringen (spielen/sport, musizieren/singen, diskutieren/streiten, teilen/tauschen...) anstelle nebeneinander dahinzuleben und das programmierte Verlangen nach Look, Stil, Fernsehprogramm, individueller Überformung und Neurosen zu pflegen, dann würde die Anzahl der an Depression leidenden Menschen abnehmen.

    Ferner ist meiner Ansicht nach viel zu kurz gedacht, ein so komplexes und tief in Gesellschaft, Geschichte und Personalität wurzelndes Problem kausal anzugehen.

    Eine Pille für jedes Problem, jede Krankheit. Das ist sehr kurz gedacht. Menschen sind komplizierte geistige Wesen, keine Automaten die geschmiert werden müssen!!

    Menschen sind aufeinander angewiesen und sollten sich gegenseitig mit all ihren Macken, also ihrer Persönlichkeit, respektieren. Menschen sollten ferner von klein auf lernen, sich selbst zu akzeptieren, sich mitteilen zu können und Entscheidungen treffen zu können um selbstbestimmt handeln zu können.

    Aber hier bewege ich mich wohl schon im Bereich der Utopie. So weit haben wir uns schon vom Menschsein entfernt. Ohne Pillen, Drogen, Alkohol, Kicks und Shopping ist den meisten Menschen das Leben nicht lebenswert. Und diejenigen, die irgendwo in sich das Gefühl haben das DAS doch nicht das wahre Leben ist, kriegen zur Behandlung ihrer als Depression bezeichneten Sehnsucht nach Menschlichkeit eine Pille verschrieben.

    Ich wünsche allen denjenigen, die 'leben' wollen, die Kraft zu finden um sich Orten und Menschen zuzuwenden, die Geborgenheit vermitteln; es gibt sie.

  • KD
    Kerstin Dittrich

    Leider fehlt in dem Artikel jeglicher Hinweis auf Psychotherapie zur Behandlung von Depressionen. Psychotherapie ist bei leichten und mittelschweren Methoden die Behandlung der Wahl und auch bei schweren Depressionen in Kombination mit Medikamenten induziert.

  • SA
    Sopor Aeternus

    Wie praktisch, dass mal wieder die Gene schuld sind. So kann man es den Depressiven überlassen sich Gedanken über das sinnlose Vor-sich-hin-gelebe in dieser oberflächlichen Gesellschaft zu machen...