■ Denkmalschutz für Kulturpflanzen: Hobbygärtnerhilfe
Mit der Konsolidierung der europäischen Staaten zu einer „Europäischen Union“ ist ein Mißgeschick passiert: Unsere genetische Vielfalt ist leider mitkonsolidiert worden. Kulturpflanzensorten sind genau wie Baudenkmäler und Kathedralen ein Ausdruck von Kulturentwicklungen und Traditionen. Bei Baudenkmälern kommt inzwischen niemand mehr auf die Idee, diese Schätze abzureißen, weil sie alt sind, weil sie „verbessert“ werden müssen, weil sie nicht zu den allerneuesten Stämmen gehören. Bei Kulturpflanzen herrscht jedoch Ausverkaufsstimmung: Alles was alt ist, ist minderwertig. Alles, was keinen größeren Umsatz verspricht, ist unrentabel. Alles, was lokal ist, ist wertlos: weg damit! Dabei wird übersehen, daß Samen ein lebendiger Teil unserer Umwelt sind und Schutz und Pflege verdienen, damit sie auch für die nachfolgenden Generationen blühen und gedeihen. – Bei der Lektüre des Gemeinsamen Sortenkataloges für Gemüsearten der EG von 1992 stellt man fest, daß von 44 Spargelsorten 31 bereits hochgezüchtete Hybriden sind. Zuerst klingt es beruhigend, daß es überhaupt 44 Spargelsorten gibt. Wer jedoch weiß, daß die Hybridsorten nicht samenecht ausfallen und deshalb nicht vermehrbar sind, dem ist klar, daß wir in Gesamteuropa zur Zeit nur noch 13 offen abblühende Spargelsorten haben, die gesetzlich verkauft werden dürfen. Was können wir tun, um die Vielfalt dennoch zu retten? Gefährdete Sorten müssen gesammelt werden, bevor es zu spät ist. Es gibt immer noch einige Gegenden in Europa, wo sich eine ausgeprägte Sortenvielfalt erhalten hat. Auch in den westlichen Industrieländern haben begeisterte Gärtner eine erstaunliche Vielfalt gesammelt. Aber das Saatgut muß wieder getauscht werden, damit es sich sich an wechselnde Umweltbedingungen anpassen und so weiterentwickeln kann. Gärtnerisch begeisterte Menschen können ihren Beitrag leisten, indem sie ein oder zwei Sorten zur Pflege übernehmen. Nancy Arrowsmith
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