Denkmal zum Pogrom von Hoyerswerda: Lieber nicht provozieren
Endlich zeugt ein Denkmal von den rassistischen Pogromen im Jahr 1991. Doch Kritikern ist das Bauwerk aus Basalt zu wohlgefällig.
DRESDEN taz | Genau 23 Jahre nach den Übergriffen Hunderter Einwohner auf zwei Ausländerwohnheime in Hoyerswerda erinnert ein Denkmal an dieses dunkle Kapitel der Stadtgeschichte. In der Nähe der damaligen Tatorte wird am Freitag ein drei Meter hoher rechteckiger Torrahmen aus Basalt enthüllt. Zwischen den Pfosten leuchtet ein gläserner Regenbogen. „Der dunkle Stein steht für die schlimmen Ereignisse, das offene Tor für Gastfreundschaft, der Regenbogen für Versöhnung und Hoffnung“, erläutert Steinbildhauerin Martina Rohrmoser-Müller die Symbolik. Ihre Firma für Grabmalkunst hatte 2012 einstimmig einen Wettbewerb der Stadt zur Gestaltung eines Erinnerungsortes gewonnen.
Am 17. September 1991 hatten Nazis zunächst am Lausitzer Platz unweit des Denkmals vietnamesische Händler angepöbelt. Die Unruhen mündeten in die tagelange Belagerung eines Vertragsarbeiterwohnheimes und später eines Asylbewerberheimes. Die Polizei konnte die Heimbewohner nicht dauerhaft schützen und evakuierte die etwa 300 zu Tode verängstigten Ausländer schließlich.
Als am 15. Jahrestag dieser Übergriffe 2006 ausgerechnet Nazis demonstrierten, gründete sich aus Frust über die Untätigkeit der Stadtverwaltung die Bürgerinitiative Zivilcourage. Den entscheidenden Impuls bekam das Denkmalprojekt jedoch erst durch die zum 20. Jahrestag gegründete Initiative Pogrom91.
Sie provozierte 2011 mit einem eigenen Denkmalentwurf, ein Glaskasten mit Scherben und einem Pflasterstein. Ihnen gilt der nun realisierte Siegerentwurf als zu weichgespült. „Ursachen und Charakter der Ausschreitungen werden nicht klar benannt. Für uns war das ein rassistisches Pogrom“, erklärt Mathias Buchner. Pogrom91 klärt in diesen Tagen mit einer eigenen Plakataktion bundesweit auf und hält bei der Einweihung einen eigenen Redebeitrag.
Oberbürgermeister Stefan Skora (CDU) betont, dass er nicht gegen ein Denkmal gewesen sei. „Ich wollte einen verbindenden Ort und habe für einen künstlerischen Wettbewerb plädiert“, sagt er heute. Die Stadt finanziert die Kosten von 21.000 Euro vor, die Hälfte sollen Sponsoren übernehmen. Pfarrer Jörg Michel von der Zivilcourage-Initiative hätte sich eine Mitwirkung der Einwohner am Projekt und eine mahnendere, anstößige Realisierung gewünscht. Nun aber will er den Torbogen nicht als Zustands-, sondern als Aufgabenbeschreibung werten. „Den Nachweis, dass wir wirklich eine weltoffene Stadt sind, müssen wir noch erbringen!“ Oberbürgermeister Skora musste inzwischen feststellen, dass das überregionale Interesse am Denkmal größer ist als in der Stadt selbst.
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