Denkmal für die polnischen Befreier: Die unbekannten Helden

Am Ernst-Reuter-Platz wurde am 81. Jahrestag des deutschen Überfalls auf Polen ein Denkmal für die polnischen Befreier Berlins eingeweiht.

Das Denkzeichen für die polnischen Befreier Berlins

Eine Standarte für die polnischen Befreier Foto: dpa

BERLIN taz | Natürlich kann man die Befreiung Berlins vom Faschismus auch am 8. Mai, dem Tag der deutschen Kapitulation, begehen. Dass zu Ehren der polnischen Soldatinnen und Soldaten, die mit der Roten Armee 1945 Berlin befreit haben, der 1. September ausgewählt wurde, hat einen einfachen Grund. In Berlin weiß man noch immer zu wenig über die Polen als Opfer, aber auch als Heldinnen und Helden.

Deshalb werben das Deutsche Polen Institut und mit ihm zahlreiche Unterstützer für ein Polen-Denkmal zu Ehren der Opfer der deutschen Besatzungspolitik, die am 1. September 1939 begonnen hatte. Am Dienstag wurde vor dem TU-Erweiterungsbau an der Straße des 17. Juni, Ecke Ernst-Reuter-Platz, das Denkmal für die polnischen Befreier eingeweiht, dem 81. Jahrestag des deutschen Überfalls auf Polen.

Das Denkmal hat die Form einer Standarte und muss viel erklären. Die 1. Polnische Armee, die von Charlottenburg aus Richtung Osten auf die Reichskanzlei vorrückte, eroberte am 2. Mai 1945 das Gelände der Technischen Hochschule Berlin. Die Einheit war Teil der Ersten Belorussischen Front der Roten Armee von Marschall Schukow, der seit dem 16. April von der Oder Richtung Berlin vorgerückt war.

Dass polnische Soldaten gegen Hitlerdeutschland kämpften, ist nichts Neues. So war die antikommunistische Anders-Armee bei der Schlacht um Monte Cassino in Italien erfolgreich. Die 1. Polnische Armee gehörte aber zur kommunistischen Berling-Armee, die nicht an der Westfront, sondern auf Seiten der Roten Armee kämpfte. „Ihre Motivation steht im Widerspruch zur aktuellen Rolle Polens als kapitalistische Peripherie Europas und Exerzierplatz des Neoliberalismus“, schrieb der in Berlin lebende Kamil Majchrzak bereits 2013. ­Majchrzak, dessen Großvater in der 2. Polnischen Armee in der Lausitz kämpfte, setzt sich seit Jahren für ein Gedenken an die polnischen Soldaten bei der Befreiung Berlins ein.

Umso überraschter dürfte er gewesen sein, dass bei der Einweihung des Denkmals auch Polens Botschafter Andrzej Przyłębski dabei war. Am Abend warb Przyłębski dann am Anhalter Bahnhof dafür, das Bewusstsein für die deutsche Besatzung in Polen zu schärfen. Polinnen und Polen dürfen für die nationalkonservative PiS nun nicht mehr nur Opfer, sondern auch kommunistische Befreier sein.

Wobei von „kommunistisch“ auf der „Standarte“ am Ernst-Reuter-Platz natürlich keine Rede ist.

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