: Dem Ost-Aufschwung fehlt der »Swing«
Leipzig. Die Talfahrt der ostdeutschen Wirtschaft ist nach Ansicht von Experten noch nicht beendet. Für zahlreiche Firmen würden die kommenden Monate erst zur Nagelprobe. Frühestens Ende 1991 könne es aufwärts gehen, sagte Professor Schneider, Vorsitzender des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, am Samstag auf dem »Wirtschaftsforum 1991« während der Leipziger Frühjahrsmessen. Die Wirtachftsumstellung könne nicht »über Nacht« gelingen, sagte Schneider. Neben der Entwicklung neuer Produkte, der Umstrukturierung und Modernisierung der Unternehmen sei auch der Aufbau einer leistungsfähigen Infrastruktur notwendig. Die Gemeinden müßten sich für Investoren »viel stärker schön machen«. Nach Ansicht des FDP-Vorsitzenden Otto Graf Lambsdorff haben Unternehmen in der ehemaligen DDR die Chance, in etwa sechs Jahren besser ausgerüstet zu sein als im Westen. Der Wiederaufbau der fünf neuen Bundesländer sei aber nicht allein mit öffentlichen Mitteln zu schaffen, sagte Lambsdorff. Die Voraussetzungen für Investitionsanreize sind seiner Ansicht nach jetzt geschaffen, mehr ginge nicht. Nach wie vor hemme die ungeklärte Eigentumsfrage die Wirtschaft. Jedoch sei es ein Fehler, daß Entschädigung schneller ginge als die Rückgabe von Eigentum. Ebenso schwierig wie die Eigentumsfrage sei auch der Mangel an qualifiziertem Personal im Verwaltungs- und Rechtsbereich. Nach Ansicht von Leipzigs Oberbürgermeister Lehmann-Grube sollte es eine Regelung geben, bei der westlichen Verwaltungsmitarbeitern, die zwei Jahre im Osten arbeiten, vier Jahre angerechnet würden. Berater aus dem Westen, die nur kurze Zeit blieben, reichten nicht. dpa
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