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Delvalle fordert US–Intervention

■ Untergetauchter Präsident Delvalle fordert militärisches Eingreifen der USA / Intervention im Weißen Haus erstmals als „möglich“ bezeichnet / Kriegsschiff „Missouri“ im Kanal vor Anker gegangen

Panama–Stadt (ips) - Der ehemalige Präsident Panamas, Eric Arturo Delvalle, hat die Vereinigten Staaten zum militärischen Eingreifen aufgefordert, um so den Rücktritt des Chefs der Streitkräfte, General Manuel Antonio Noriega, zu erzwingen. Die Aufforderung Delvalles, der sich in Panama versteckt halten soll, wurde am Dienstag in Washington von dem ihm ergebenen Botschafter des Landes, Juan Sosa, der Presse bekanntgegeben. Nach Auffassung des Diplomaten sind alle Versuche, Noriega zu einer freiwilligen Abdankung zu bewegen, gescheitert. Jetzt sei es „höchste Zeit“, dafür zu sorgen, daß Noriega verschwinde. Dabei komme die Entsendung einer Kommando–Einheit über den Panama–Kanal in Frage, die „den General verhaftet“. Zu Berichten über Waffenlieferungen aus Kuba, die derzeit in Panama einträfen, meinte Sosa, der internatinalen Gemeinschaft könne nicht an einem „zweiten Kuba“ gelegen sein. Sprecher der US–Regierung hatten bislang die Möglichkeit eines militärischen Eingreifens der USA in Panama ausgeschlossen. Nach der Verhaftung von Oppositionellen und Journalisten, darunter fünf US–Bürgern, am Dienstag hatte der Sprecher des Weißen Hauses, Martin Fitzwater, erstmals eine militärische Interven tion als möglich bezeichnet. Für die Geduld Washingtons „gibt es Grenzen“, sagte der Sprecher. Ein solches Eingreifen der USA wäre nach den Worten des panamaischen Botschafters Sosa „keine Intervention“. Von einer Intervention könne nur dann die Rede sein, „wenn jemand ohne Einladung das Haus eines anderen betritt“, meinte der Sprecher des untergetauchten Präsidenten Delvalle. Vertreter der katholischen Kirche Panamas haben erneut die Bereitschaft von Erzbischof Marcos McGrath unterstrichen, zwischen Regierung und Oppostion über die Frage des Rücktritts von General Noriega zu vermitteln. Ein Sprecher des Erzbischofs berichtete von „positiven“ ersten Kontakten beider Seiten, die am Montag in Panama–Stadt stattfanden. Mitglieder des oppositionellen „Bürgerkreuzzuges“ betonten am Dienstag, bei den Gesprächen unter Vermittlung der Kirche gehe es lediglich um die Frage, „wann er (Noriega) geht“. Nach Auffassung der regierenden Demokratisch–Revolutionären Partei (PRD), die der sozialistischen Internationale (SI) angehört, stellt die Forderung nach der Ablösung Noriegas nicht das eigentliche Problem der Krise Panamas dar. Mit der Forderung nach dem Sturz des Generals beabsichtigen die USA vielmehr die Installierung eines Marionettenregimes, über das sie ihre Militärpräsenz entgegen den Kanalverträgen über das Jahr 2000 hinaus aufrechtzuerhalten gedächten. Nach Angaben Panamas sind in der Kanalzone bei dem Stützpunkt „Rodman“ das US–Kriegsschiff „Missouri“ und 500 Kampfhubschraubern an Bord stationiert worden. Nach Angaben des US– Verteidigungsministeriums, das die Ankunft des Schiffes den Kanalbehörden mitgeteilt hatte, befindet sich die „Missouri“ auf einer Routinefahrt. Woraus hervorgeht, daß Kanonenboot–Politik zur US–amerikanischen Routine gehört. d.S. Klemens Roloff

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