: Delle für die Deutsche Bank
■ Der Jahresgewinn hat um ein Drittel abgenommen, beträgt aber immer noch 670 Millionen Mark / 449 Millionen Mark Buchverluste durch den Börsenkrach
Frankfurt (dpa/rtr/taz) - Die Deutsche Bank, das größte Geldhaus der Republik, ist im Börsenkrach des vergangenen Jahres kräftig gebeutelt worden. Im Gesamtkonzern verringerte sich der Jahresüberschuß (Gewinne minus Steuern) um mehr als ein Drittel (37,3 Im Kernbereich, der Deutschen Bank AG, sank er sogar um die Hälfte (48,4 Mark. Vorstandssprecher F. Wilhelm Christians: „Wir sind sehr fleißig gewesen, und trotzdem hat es uns erwischt.“ Für 1988 erwartet der Vorstand allerdings wieder bessere Ergebnisse; das Geschäft der ersten Monate habe sich gut angelassen. Außerdem hatte im Jahr 1986 der Gewinn aus dem Flick–Deal die Bilanz kräftig aufgeblasen. Der 87er Jahresabschluß hat vor allem darunter gelitten, daß der Buchwert der Wertpapiere, die der Deutschen Bank selbst gehören, erheblich gefallen ist. Zum Jahreswechsel besaß die Deutsche Bank Aktien für 5,1 Milliarden Mark, 449 Millionen weniger als zum Vorjahrs–Ultimo. Außerdem fielen die Gewinne aus dem Aktiengeschäft - Eigenhandel und Provisionen für An– und Verkäufe von Kunden - drastisch. Während die Gewinne aus dem Effektenhandel 1986 noch 40 Prozent des Überschusses ausmachten, schmolzen sie 87 auf nur noch 17 Prozent zusammen. Das gesamte Geschäftsvolumen des Konzerns stieg um 10 auf 272 Milliarden Mark, eine Summe, die etwa 13,5 Prozent des bundesdeutschen Bruttosozialproduktes entspricht. Die Kredite an Unternehemr stiegen um 10 Prozent auf 50,1 Milliarden, an Privatkunden um 4,4 auf 68 Milliarden Mark. Deren Spareinlagen ehöhten sich um 5,5 Prozent auf 49 Milliarden Mark. Zudem verwaltet die Deutsche Bank rund 1,5 Millionen Aktiendepots, deren Kurswert sich zum Jahreswechsel auf rund 160 Milliarden Mark belief. Da in der internationalen Schuldenkrise keine Tendenz zum Besseren zu erkennen sei, sei „die riesige Vorsorge für Länderrisiken gezielt aufgestockt worden“, gab Christians bekannt. Mit 5,3 Milliarden Mark ist die Deutsche Bank in solchen Ländern engagiert, 76 Prozent davon seien jetzt durch Rückstellungen abgesichert (Vorjahr: 70 Prozent). Der Ausweg einer Abschreibung von Forderungen gegenüber hochverschuldeten Ländern sei jedoch nicht aktuell. Zum Konzern der Deutschen Bank gehören 4 deutsche und 6 ausländische Geschäftsbanken, 5 Hypothekenbanken, 11 Kapitalanlage–Gesellschaften, 7 Firmen zur Absatzfinanzierung, 6 Leasing–Gesellschaften und 5 Firmen zur Unternehmensberatung. Im Jahresbericht veröffentlichte die Bank auch ihre wichtigsten Beteiligungen. An Daimler–Benz hält sie 28,3 Prozent, am Industriekeramik–Hersteller Didier 25,8, am Baukonzern Holzmann 35,5, an der Südzucker 26,7 und an Horten und Karstadt 25 bzw. 25,01 Prozent. Über die Gründung einer eigenen Lebensversicherungs–Tochter wird vorerst noch nicht entschieden. „Wir wollen keinen Krieg mit der Versicherungswirtschaft“, erklärte Alfred Herrnhausen, der neue alleinige Vorstandssprecher. Die Assekuranz hatte mit Gegenmaßnahmen gedroht, wenn das Flaggschiff des deutschen Finanzkapitals in die reichen Versicherungsgründe einbrechen würde. Das könnte der Abzug des Wertpapiergeschäftes seitens der großen Versicherungsgesellschaften sein, die ihre Milliarden–Einnahmen in Aktien– und Rentenwerten anlegen. Auf der anderen Seite will die Deutsche Bank gerne im Versicherungsgeschäft mitmischen: Angesichts der prekären Lage der Rentenversicherung wollen immer mehr Deutsche–Bank–Kunden private Altersvorsorge betreiben.
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