■ Querspalte: Deform der Reform
Heute schon gespart? Was Emma und Otto NormalverbraucherIn die Offerten von „„NIXKAUF“ und „IRRATIO“, ist für die Bonner Koalition „Sozialworth“ und „Mac Nullrunde“. Motto: APM statt ABM!
Der Verdacht liegt nahe, daß mit der Investition von 302 Millionen Mark für die Entwicklung der Antipersonenminen 14 Milliarden Mark bei der Arbeitslosenhilfe eingespart werden sollen. Konsequent wäre es da, nicht die Ausbildungsvergütungen, sondern die Azubis komplett einzufrieren! Packen wir noch Rentner, Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger mit ins Drei-Sterne-Fach und hoffen, daß nicht einer auf die Idee kommt, auch noch Strom sparen zu wollen. Denn was dann auftaut, ist gigantischer als die Polkappen.
Nein, so cool geht's dann doch nicht: Aus Bonn erreicht uns ganz aktuell die Forderung nach „Diät für Diäten“! Wenn es also ums Abspecken geht, fangen wir doch bei der Bildung an. Schließlich ist Wissen Macht, und wo kämen wir hin, wenn Ausbildung nicht nur 40 Stunden Knechten heißt und Weiterbildung den Pöbel daran hindert, „berufsfremde Jobs“ anzunehmen?
Was die „Gesundheits-Deform“ erfolgreich begonnen hat, können wir nun vollenden: Wir senken die Lebenserwartung, indem wir die Selbstmordrate erhöhen; der/die Langzeitkranke muß einsehen, daß ein Leben arm und krank verpfuscht ist! Tja, sollte es schief gehen, können wir uns immer noch damit trösten, daß der Pflegesatz in den Landeskrankenhäusern längst nicht an die Kosten für „Lohnfortzahlung im Krankheitsfall“ herankommt.
Schließlich bleibt noch eine Frage offen: die „Rentnerfrage“. Für die Berechnung der Renten soll nun vom Bruttogehalt auch noch der Arbeitgeberanteil zur Sozialversicherung abgezogen werden. Na prima! Damit ist das Problem endgültig aus der Welt geschafft: Wer sich nur Hundefutter leisten kann, dem ist der Rinderwahnsinn gewiß. Suzanne Barkawitz
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen