: Deckel zu und weg
■ Bei Blau-Weiß 90 zanken sich ein Kunsthändler und ein Kloschüsselhöker mit Geld um die Macht
Berlin. Fast drei Monate Pause, keine Spiele und keine Schlagzeilen: das hält ein richtiger Berliner Fußballverein nicht aus. Und auch in dieser Winterpause ist wieder Verlaß auf unsere beiden Profivereine. Wo sich andere Klubs in Ruhe auf die Play-Offs der Zweiten Liga vorbereiten, bringt Blau-Weiß 90 wieder mal ein erstklassiges Kasperletheater zur Aufführung.
Nachdem sich die Blau-Weißen, rein sportlich gesehen, vom strahlenden Herbstmeister zum armseligen Kellerkind in der Abstiegsrunde wandelten, wollten die Herren vom Vorstand ihren Spielern im dilettantischen Gehabe in nichts nachstehen und produzierten eine Krise, die den finanz- und zuschauerschwachen Verein bald in die Pleite führen könnte.
Begonnen hatte sie mit dem angekündigten Rücktritt des Präsidenten Thomas Hünerberg, der noch am Tag vorher seinem Vize Hans Maringer angeboten hatte, sogar seine Arbeit aufzugeben, um sich ganz dem Verein zu widmen. Zur gleichen Zeit forderte der Kunsthändler Horst Laurisch 300.000 Mark zurück, die er den Blau-Weißen geliehen hatte. Fast schon das ökonomische Ende für den Verein, der knapp zwei Millionen Mark Schulden hat und seit drei Monaten seinen Spielern die Gehälter nicht mehr zahlen konnte.
Selbiger Herr Laurisch will aber alles wiedergutmachen, wenn ein paar kleinen Erpressungen von ihm zugestimmt wird. Zum einen soll der ganze Vorstand zurücktreten, zum anderen der im letzten Jahr gefeuerte Trainer Uwe Klimaschewski wieder eingestellt werden, obwohl sich die Spieler damals eindeutig gegen diese Zusammenarbeit ausgesprochen hatten, jetzt aber angeblich anderer Meinung sein sollen.
Der bisherige Hauptsponsor, Kloschüsselhöker Maringer, denkt aber nicht daran, zurückzutreten, aber »sollte Laurisch gewählt werden, dann verschwinde ich«. Und natürlich sein Geld. Und Herr Laurisch? Der wollte eigentlich sein Geld nur für den Sponsorenpool »Bundesliga für Berlin« zur Verfügung stellen, von dem fast nur die Hertha profitiert. Fragt sich nur, wer hier am Ende wen verarscht. Schmiernik
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