: Debatte um Linie 4 kostet über eine halbe Million Mark -betr.: "Die Linie 4 kommt in Bewegung", taz vom 26.6.1996
Betr.: „Die Linie 4 kommt in Bewegung“ v. 26.6.
Die Linie 4 kommt heimlich, aber sie kommt. Das ist erfreulich, weil sie – gemessen an allen anderen geplanten Asphalt-Orgien der Großen Koalition – verkehrspolitisch noch eines von wenigen ökologisch vernünftigen Projekten ist. Ob die 150 Bäume wirklich gefällt werden müssen, bleibt noch abzuwarten. Eines ist allerdings jetzt schon klar: Die monatelange Verzögerung des Baubeginns durch immer neue Prüf- und Planungsaufträge kostet die Stadt Bremen über eine halbe Million Mark; bei rechtzeitiger Koordinierung mit der Kanalsanierung in Schwachhausen hätte dieses Geld eingespart werden können.
Schuld an diesem Skandal sind: Erstens die SPD, weil eine dilletantisch und schlafmützig agierende Fraktionsspitze ohne Not der CDU-Forderung nachgegeben hat, daß es „auf dem Langen Jammer zu keiner einspurigen Verkehrsführung kommen darf.“ Ein schlichter Verweis auf den ursprünglichen Wortlaut im Koalitionsvertrag hätte da genügt. Zweitens eine CDU, die hektisch allein damit beschäftigt ist, vor ihrer Wählerschaft den Bruch eines Wahlversprechens („Mit uns keine Linie 4!“) wegzureden.
Alles in allem also eine politische Inszenierung, damit die PS- Fanatiker nicht merken, daß fast die gleichen Pläne realisiert werden sollen, die schon in seligen Ampel-Zeiten entwickelt worden sind. Das kann man ja machen, aber eine halbe Million ist für solch ein durchsichtiges Spielchen doch etwas zu viel. Dieter Mazur, Die Grünen im Beirat Horn-Lehe
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