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Debatte Zorn auf die GriechenDer verkannte Hellene

Kommentar von Nikos Konstandaras

Ganz Europa ist über die Griechen erzürnt und übersieht darüber: Niemand leidet mehr unter dem maroden Staatsapparat als diese selbst.

Z weifellos, die Staatskrise, die uns heute bedroht, haben die Griechen zum größten Teil selbst zu verantworten. Im Verein mit den politischen Parteien und den Gewerkschaften haben wir alle uns in einer Scheinwelt eingerichtet. Und in dieser gelten nach unser aller Überzeugung keine Gesetze und Regeln - weder ethische noch ökonomische noch logische, und schon gar nicht die Regularien der Europäischen Union.

Dennoch ist die Strafe, die uns jetzt ereilt, gleich doppelt ungerecht. Zum Ersten, weil die große Mehrheit der griechischen Bevölkerung von den Segnungen, die sie in ihrer hirnverbrannten Toleranz verschiedenen Gruppierungen zugestand, fast nichts abbekommen hat. Zum Zweiten, weil unsere erbosten EU-Partner uns jetzt mit beißender Kritik überschütten und dabei nicht begreifen, dass die Griechen selbst die ersten und eigentlichen Opfer des jämmerlichen Zustands sind, in dem sich ihre Wirtschaft und ihre Gesellschaft insgesamt befindet. Stattdessen erscheinen sie als die Hauptverantwortlichen für einen gigantischen Betrug.

Die Griechen haben in Europa ein denkbar schlechten Ruf. Das zeigen die Äußerungen europäischer Politiker ebenso wie die Kommentare in den Zeitungen oder auf den Webseiten. Der deutsche Bürger etwa, der wie die Ameise in den Tierfabeln des Äsop emsig schuftet, er will für die griechische Heuschrecke nicht die Zeche zahlen. Das Ansehen Griechenlands hat fürchterlich gelitten und niemand weiß, wann und wie es wieder hergestellt werden kann.

Bild: archiv

Nikos Konstandaras ist leitender Redakteur bei der Athener Tageszeitung Kathimerini. Er begründete die englische Ausgabe, die u. a. der International Herald Tribune in Griechenland und Zypern beiliegt.

Doch was genau sieht das Ausland? Es sieht ein griechisches Haushaltsdefizit 2009 von 12,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) und eine akkumulierte Staatsschuld von 112 Prozent. Aber nicht nur diese Zahlen bringen die ausländischen Beobachter zur Weißglut, auch die Forderungen der Streikenden, etwa ihr Festhalten an einem extrem niedrigen Renteneintrittsalter oder an den diversen "Zulagen" im öffentlichen Dienst, erzürnen die EU-Mitglieder.

Was das Ausland nicht sieht, ist die die Schattenseite dieser Realität. 40 bis 50 Prozent der Gehälter werden nämlich von Steuern und Sozialbeiträgen aufgefressen. Gleichzeitig sind die Leistungen, die die Bürger für diese Abgaben bekommen, absolut erbärmlich. Die Mängel im öffentlichen Bildungswesen zwingen Eltern, ein Vermögen für die privaten Nachhilfeschulen ihrer Kinder auszugeben. Wer ernsthaft krank wird, muss satt draufzahlen, wenn er eine vernünftige und menschenwürdige Behandlung haben will. Den Autofahrern werden unverschämte Mautgebühren für kaputte Straßen abgeknöpft, deren Bau sie schon mit ihren Steuern bezahlt haben. Wir Griechen leben umgeben von Müllkippen, wir leben in einer verdreckten Umwelt, einer allgemeinen Desorganisation und obendrein in Angst vor einer wachsenden organisierten Kriminalität.

Gleichzeitig haben wir uns mit der Existenz privilegierter Minderheiten abgefunden. Das läuft auf ein regelrechtes Apartheidsystem hinaus, das sich am krassesten zeigt, wenn man die Kranken- und Pensionskassen einiger Berufsgruppen mit der allgemeinen Sozialkasse (IKA) vergleicht, in der die Mehrheit der Griechen versichert sind. Wir alle arbeiten, um einen öffentlichen Sektor zu erhalten, der zusammen mit der Altersversorgung 50 Prozent unserer Wirtschaftsleistung aufzehrt und dafür nichts leistet.

Das Elend begann bereits Anfang der 1950er-Jahre. Seitdem pumpen alle Regierungen die Bürokratie mit überflüssigem Personal auf. Seitdem haben sie einer funktionalen Hierarchie das Rückgrat gebrochen und den öffentlichen Dienst der Lethargie und der Korruption überlassen. Statt - wie jetzt geplant - einen Untersuchungsausschuss zu den falschen Haushaltszahlen der letzten fünf Jahre einzurichten, sollte man ganz andere Fragen stellen. Zum Beispiel, wo die ungezählten Milliarden von Euros geblieben sind, die in den letzten dreißig Jahren ins Land flossen. Oder wofür die Steuern und Sozialabgaben ausgegeben werden. Oder warum alle Versuche, die Gesetze zu vereinfachen und die ökonomische Entwicklung zu fördern, im Sande verlaufen sind. Und all das, während die Beschäftigten in der Privatwirtschaft keine sicheren Jobs haben und der Willkür der Arbeitgeber und der Behörden ausgesetzt sind.

Fassen wir noch mal zusammen: Die Griechen zahlen in vielen wichtigen Bereichen mehr als die übrigen Europäer, bekommen dafür aber viel weniger. Und dennoch ähneln die Griechen privat weit mehr den rastlosen Ameisen als ihre Kritiker: Die Verschuldung der griechischen Haushalte entspricht 48,6 Prozent des BIP, in den USA liegt sie bei 96 Prozent. Die Verschuldung der Privathaushalte und der Unternehmen beträgt in Griechenland 87 Prozent des BIP, in Großbritannien dagegen 228 Prozent und im EU-Durchschnitt 157 Prozent. Mit anderen Worten: Trotz eines geringeren verfügbaren Einkommens machen die Griechen im europäischen Vergleich weniger private Schulden.

Die griechische Wirtschaft ist durch eine zu geringe Produktivität und internationale Konkurrenzfähigkeit gekennzeichnet. Die Hauptgründe dafür sind der entwicklungsfeindliche Staatsapparat und der allgemeine Mangel an Koordination in sämtlichen Tätigkeitsbereichen. Aber auch der Egoismus jeder einzelnen Gruppe, die nur für die eigenen Interessen und gegen das Allgemeinwohl arbeitet, und die allgemeine Gleichgültigkeit und Korrumpiertheit eines politischen Systems, das auf eigensüchtige Willkür und Bestechung durch Interessengruppen beruht, tut sein Übriges.

Wenn die Europäer wüssten, was der griechische Durchschnittsbürger tagtäglich erlebt, würden sie "die Griechen" anders sehen - nämlich mit einer Mischung aus Respekt und Mitleid. Jedoch, hätten wir Griechen uns mehr Gedanken über unsere Zukunft gemacht, dann wären wir nicht in die Situation geraten, in der wir uns heute befinden: als Bürger eines Landes, das uns fortwährend betrügt und zugleich dafür sorgt, dass die ganze Welt uns als Betrüger sieht.

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14 Kommentare

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  • KS
    König Schultscheiss

    Na ja, wenn das also bereits seit Anfang der 50er so ist, sind die Hinweise auf nicht bezahlte Reparationen also völlig zutreffend. Aber obwohl ihre Zeitung schöne Fotos bringt, hat sie doch einen gewissen Anteil an der in Griechenland wesentlich höheren (als in Deutschland) Prekarisierung.

    "Angst vor organisierter Kriminalität" soll sich wohl auf die Verbindungen von Polizei, Drogenhandel, Zuhältern und "Golden Dawn"-Nazis beziehen?

    Oder sind damit Terrorurteile von 22 Jahren für eine Lebensmittellieferung an den griechischen Robin Hood und Hubschrauberausbrecherkönig durch befreundete Anarchisten gemeint, den die Polizei - wie einst Jacques Mesrine - versuchte mit 150 Kugeln auf der Flucht hinzurichten, wobei anschliessend sowohl sein Fluchtwagen als auch der eines Zeugens (inkl. Zeuge) einfach verschwanden...

    Oder die Synagogenbrandstiftungen auf Kreta durch Nato-Marines.

    Oder durch Küstenwache versenkte Flüchtlingsboote?

    Ich weiß hört sich verschwörerisch an, stimmt aber alles. BÄH! (mit Kreis drum)

    Selbst das mit den Mülldeponien hört sich seltsam an, weil nordöstlich von Athen die Dorfbewohner gegen eine solche Deponie kämpfen. Aufgrund der brutalen MAT-Einheiten gezwungener Maßen militant.

    Interessiert eh keine..

  • IY
    IYup Yupy

    Ehrlich gesagt verstehe ich nicht wie Öffentlichkeit in Deutschland funktioniert, bzw. verstehe ich es sehr gut und bin nur baff wie einfach sie sich manipulieren läßt. Dabei reicht als Besucher in Griechenland manchmal ein Blick in den Reiseführer. Wunderte sich nie jemand über die ganzen Betongerippe? Manchmal standen die ewig und manche stehen immernoch. Der Grund: Allein dieses Gerippe macht(e) 1/3 des Baupreises aus, weil die Häuser erdbebensicher sein müssen. Um da quasi beim Thema zu bleiben: Wenn man aufmerksam die soziale Revolte 2008 beobachtet hätte, dann hätte einem auffallen müssen, daß Griechenland bereits damals die Auswirkungen der Immobilienkrise ab bekommen hatte. Und wer war es der Hypotheken auf Wert verlierende "Immobilien" aufnehmen mußte, um die Nachhilfe zu bezahlen? Meist ehemalige "Gastarbeiter", die in 16 Stunden an deutschen Bändern geknechtet hatten, um sich ein kleines Haus oder eine Wohnung leisten zu können.

    Außer diesen kleinen Baugerippen gibt es aber noch ganz andere "Bausünden": Leerstehende Bürokomplexe und sogar komplett angelegte Strassennetze, wo einfach die Häuser fehlen und wer baut gerne groß oder verscheuert nicht funktionierde U-Boote, schützt korrupte Siemensmanager vor Auslieferung? Und wer zahlt die Schmiergelder dafür? Nur weil in Deutschland die Mafia weniger mordet als anderswo, heisst es nicht, daß sie nicht funktioniert, sondern das genaue Gegenteil.

    Hoffentlich warnt jemand Griechenland vor Bilfinger und Berger! Hoffentlich hat die U-Bahnen, Brücken und Staudämme jemand anders gebaut! Und immer diese Erdrutsche an Autobahnen...

    Widerstand dagegen gibt es massig, aber der wird z.t. brutal zerschlagen oder Streiks werden einfach verboten.

    Wenn die ganze Problematik schon seit Anfang der 50er Jahre besteht, dann ist die Forderung nach Reparationen völlig berechtigt, denn der Marshallplan für Hellas hieß ja in erster Linie Truman-Doktrin.

  • V
    vosschr

    Was für ein larmoyanter Artikel!! Wenn, wie in der Überschrift zu lesen, "niemand so sehr unter dem maroden Staatsapparat leidet wie die Griechen selbst", scheint es höchste Zeit für eine Revolution zu sein!! Beispiele aus der jüngeren europäischen Geschichte zeigen, daß Veränderungen möglich sind. Deshalb: nicht immer die Schuld bei anderen suchen, sondern "bottoms up"!!

  • EF
    Ein französischer Nachbar

    Griechische Schulden bei französischen Banken sind höher als bei deutschen. Bis jetzt wurde aber in den Medien weniger über G berichtet. Der "rechte" Figaro bedankt sich gar für einen schwächelnden Euro, der gut für den Export sei. Libération geht besonders auf die Spekulationen gegen G ein. Die Kommentare haben einen vollständig anderen Ton als in D. Warum? Es liegt NICHT an einem etwaig vorhandenen unterschwelligen Nationalismus in D. Sondern daran, dass die Deutschen bereits derart viel Abstriche an ihrem Sozialstaat haben machen müssen, dass nun das Fass überzulaufen droht. Schuld daran sollen nun "Harzler", Griechen oder Migranten sein. In F haben wir noch nicht aufgegeben, für unsere Rechte zu kämpfen. Im März streiken wir für unsere Rente ab 6O!!!

    Deswegen fühlen wir uns solidarisch mit den Griechen. Auch wir würden uns nicht von Brüssel diktieren lassen wollen, welche Massnahmen man gegen eine europäische Krise anwenden muss. Wer soll zahlen? Die, die eh schon nicht viel haben? Es ist die schwerste Krise seit 1930. Auch heute hätte jede Art von rassistisch/nationalistischen Schuldzuweisungen katastrophale Folgen. Wir brauchen eine sprachliche "Abrüstung und Konzentration auf die wahren Verursacher. Gemeinsam müssen wir uns wehren.

  • B
    berkan

    Die Leistungen, welche die Griechen bekommen, obwohl sie 40 bis 50 Prozent von ihrem Gehalt an Steuern und Sozialbeiträgen zahlen, sollen erbärmlichen sein?

    Die Mängel im öffentlichen Bildungswesen würden die Eltern zwingen, ein Vermögen für private Nachhilfeschulen ihrer Kinder auszugeben?

    Wer eine vernünftige und menschenwürdige Behandlung haben will, müsse satt draufzahlen?

    Die Griechen seien umgeben von Müllkippen? Und haben zudem Angst vor einer wachsenden organisierten Kriminalität?

     

    Mein Glückwunsch an den Autor. Sie haben es geschafft, daß ich mit den armen Griechen Mitleid habe.

     

    Ich verlange sofort, daß alle Griechen einen Mindestlohn - unabhängig von ihrer Arbeit - in Höhe von sagen wir mal ca. 80 000 € im Jahr bekommen.

    Damit sollten sich die Müllkippen, die organisierte Kriminalität beseitigen lassen, ebenso wie die unmenschliche Behandlung der Kranken; und die miserable schulische Ausbildung würde sofort auf ein höheres Niveau gehoben werden.

    Und ich plädiere dafür, daß Europa einen SOLI in Höhe von 5 € von jedem Arbeitnehmer und 7,50 von jedem Arbeitgeber erhebt, damit die Griechen doch endlich mal vernünftige Straßen bekommen.

     

    Es darf ja nicht sein, daß wir hier im beschaulichen Deutschland keine organisierte Kriminalität haben, daß wir nichts zahlen, wenn wir zum Arzt oder ins Krankenhaus gehen, daß unsere Schulen immer modern ausgerüstet sind und pro Lehrer nur zehn Schüler zu unterrichten sind und unsere Straßen jedes Jahr einen neuen Belag spendiert bekommen.

     

    Alle die gegen diesen Vorschlag sind, outen sich als Barbaren und Feinde Griechenlands und damit der Demokratie.

     

     

    PS: Ich hoffe, sie bemerken die Satire!

  • WJ
    Wolfgang J

    "als Bürger eines Landes, das uns fortwährend betrügt"

    Welch ein schlimmes Land. Die Bürger haben wohl zu lange weg geschaut.

  • PW
    Peter Wenner

    Die Wut der Griechen sollte sich lieber gegen die Verbrecher richten die sie in diese Lage gebracht haben...ich rede natürlich von den griechischen Politikern.

     

    Schönes Land und nette Menschen aber deshalb werden wir nicht ihre Schulden begleichen da sollte man schon lieber die Politikergehälter zusammenstreichen und die Vetternwirtschaft bekämpfen.

     

    Schließlich sind die horrenden Schulden erst in den letzten 30 Jahren entstanden.

     

    Von mir aus können die Griechen wenn gar nichts mehr geht auch nach Deutschland kommen das wäre wirklich mal eine kulturelle Bereicherung im Gegensatz zu manch anderer Volksgruppe.

  • PG
    Paul Gourgai

    Nach dem „Avrio, avrio“-Prinzip (frei interpretiert: „Morgen, morgen, nur nicht heute, sagen alle schlauen (?) Leute“) wurden die Schulden seit zwanzig Jahren immer weiter in die Zukunft verschoben. Immerhin nahm dadurch der individuelle Wohlstand (Haus, Wohnung, Auto etc.) beträchtlich zu, freilich nicht notwendigerweise die Lebensqualität, während die Modernisierung öffentlich zu organisierender Infrastrukturen mit Ausnahme einiger Prestigeprojekte auf der Strecke blieb.

    Da die Griechen das Motto „Ego eimai ego = Ich bin ich“ hochhalten, werden die jetzt geplanten austerity-Maßnahmen nicht greifen, weil jede gesellschaftliche Gruppierung davon ausgeht, dass zuerst alle anderen mit den Reformen beginnen müssten, da man ja sonst vielleicht als der Dumme übrig bliebe.

  • BE
    Boris Einstein

    Ich stimme Ihnen vollkommen zu, jedoch: wenn "die Griechen" so gut im Organisieren von Grenzblockaden und Streiks sind, warum sind sie dann nicht in der Lage, die Korruption und Vetterleswirtschaft in ihrem Lande effektiv zu bekämpfen? Wenn die große Mehrheit nicht mitspielt und sich an eigene Ethik halten würde, könnte die Regierung nicht so viel ausrichten, oder? Es ist unmöglich die Mehrheit der Bevölkerung zu verfolgen und einzusperren, wenn sie sich beispielsweise rigoros weigerte, Steuern zu zahlen. Warum organisiert ihr euch nicht, sammelt in der Nachbarschaft und repariert die Straße vor dem Haus selbst. Warum probt ihr nicht den Aufstand? Denn die Frage ist tatsächlich, wo sind all die Milliarden hin? In die Taschen ein paar weniger, die sich bereichern, wie der eine oder andere Gewaltherrscher in Afrika. Aber ihr seid in Europa, da darf sowas nicht passieren. Selbiges gilt für Zypern. Wenn nicht bald der tödliche Kreislauf von Korruption, Kartellwirtschaft, Steuerhinterziehung und mangelndem Wettbewerb durchbrochen wird, wird Zypern der nächste "Todeskandidat" sein.

  • U
    Unzeit-gemäß

    Ich vermute, ein Großteil der taz-Leserschaft dürfte zur Zeit eher "philhellenisch" eingestellt sein und über die rebellische DNA der Hellenen, die einfach mal eben auf Brüssel und die Gesetze des Marktes pfeiffen, staunen.

     

    Die spannende Frage ist doch: Warum verläuft die Krise in politischer Hinsicht dort so völlig anders verläuft als etwa im mediterranen Nachbarland Italien, welches ja ähnlich runtergewirtschaftet ist. Warum brennen in dem einen Land die Migrantenunterkünfte und in dem anderen die Geschäfte und Banken in der City?

  • HZ
    Heinz Zander

    Endlich mal ein Kommentar, der sich wohltuend von den Tiraden abhebt, die momentan sowohl von deutscher als auch von griechischer Seite abgesondert werden.

     

    Was den Inhalt betrifft, so deckt sich das mit dem, was ich in Griechenland in zahlreichen Gesprächen erfahren habe.

  • SH
    Sebastian Hamm

    Wenn an der Berichterstattung der letzten Zeit (auch in der taz) irgend etwas dran ist, ist die Sache mit den 40-50% Abgaben ziemlicher Quatsch, weil das formal vielleicht stimmen mag, aber gerade in Griechenland besonders viele Arbeitnehmer und Unternehmer die Abgaben umgehen und eben dadurch viele der Probleme kommen.

     

    Ansonsten: es geht bei der Diskussion ja darum, dass die Griechen etwas haben wollen. Die Demonstranten würden sagen von ihrem Staat. Da der aber selbst nichts hat, richten sich die Forderungen letztlich an die anderen EU-Staaten. Mein Mitleid können die Griechen haben, mein Verständnis weniger. Und wofür sollte noch einmal der Respekt sein?

  • M
    Mavromichalis

    Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst, denn genau genommen geht es in Hellas so zu, seit wir genauere Kenntnis von diesem schönen Flecken Erde haben, also seit weit mehr als 3000 Jahren. Somit bewahrheitet sich mal wieder Salomons Spruch: Nichts neues unter der Sonne.

  • S
    schlegel

    Wir sollen "die Griechen" anders sehen - nämlich mit einer Mischung aus Respekt und Mitleid?

     

    Sicher, denn den Karren haben die "Anders-Griechen" in den Dreck gefahren. "Die Griechen" haben nicht die jeweiligen Regierungen gewählt. Und mit dem Staat haben "die Griechen" auch nix zu tun.

     

    Kurzum: Schuld ist wie üblich jemand anders, aber nicht "die Griechen".