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Debatte LebensentwürfeSchluss mit den Vergleichen!

Barbara Dribbusch
Kommentar von Barbara Dribbusch

Karriere, Mutterschaft, Singledasein: Noch nie hatten Frauen so viele Optionen wie heute. Das erzeugt neuen Leistungsdruck. Der muss weg.

Selbstverantwortung ist gut - aber sie erzeugt auch neuen Leistungsdruck. Bild: JoeEsco / photocase.com

I n seinem Bestseller "The Paradox of Choice" weist US-Autor Barry Schwartz daraufhin, dass eine Vielfalt an Wahlmöglichkeiten bei Bildung, Konsum und Partnerschaft die Menschen nicht glücklicher machen muss, im Gegenteil: Damit steige die Gefahr, sich erst recht unzulänglich und unzufrieden zu fühlen. Übertragen auf Frauen könnte man sagen: Besonders sie können heute unter einer Vielfalt an Lebensentwürfen wählen. Führt das zu neuem Stress? Das ist die spannende Frage.

Auf den ersten Blick haben Frauen heute viele Optionen: Partnerschaft oder auch nicht, Kinder oder keine, Ehe oder alleinerziehend, Karriere oder doch nur Teilzeit, Scheidung oder sich gegenseitig aushalten. Das erzeugt durchaus Druck. Ein Artikel in der taz über alleinerziehende Frauen, die sich über ihre Exmänner beklagen und über ihre berufliche Misere, bekam mehr als 200 Leserkommentare. ("Die verlassenen Macchiato-Mütter").

Eine kritische Erwiderung, laut der die Frauen sich zu stark wirtschaftlich von den Männern abhängig gemacht haben und jetzt nicht so viel jammern sollen, erzeugte genauso heftige Resonanz ("Selbstmitleid im Szenecafé"). In der Frage, inwieweit Frauen heute noch Opfer sind und nicht selbstbestimmte Täterinnen, steckt viel politische Energie.

Neuer ökonomischer Druck

Bild: taz

Barbara Dribbusch ist Redakteurin für Soziales und beschäftigt sich mit den Auswirkungen von Ökonomie auf Biografien.

Der Druck entsteht auch deshalb, weil sich Widersprüche auftun zwischen neuen juristischen Entwicklungen und alten gesellschaftlichen Normen. So hat beispielsweise das neue Unterhaltsrecht die Versorgungspflicht der Männer drastisch eingeschränkt, jeder der Eheleute ist nun nach einer Scheidung wirtschaftlich für sich selbst verantwortlich. Doch diese Aufteilung entspricht nicht den noch immer herrschenden Normen für die Familienarbeit.

In der Familie gilt nach wie vor, dass eine "gute" Mutter sich emotional mehr für das alltägliche Wohlergehen des Kindes verantwortlich fühlen muss als der Vater. Dass sie etwa zu Hause bleibt, wenn das Kleine krank ist. Das tun die Frauen auch jetzt in den meisten Fällen immer noch - aber eben ohne die Sicherheiten des alten Eherechts. Zu heiraten und Mutter zu werden bedeuten heute ein höheres Lebensrisiko angesichts einer möglichen Scheidung.

Geschiedene Frauen und erst recht die wachsende Zahl jener, die nie heiraten, sind ökonomisch auf sich gestellt. Sie müssen arbeiten bis zur Rente, bald bis 67. Noch nie in der jüngeren deutschen Geschichte hat es einen solchen Erwerbsdruck auf die Frauen gegeben, von unmittelbaren Nachkriegszeiten und den Verhältnissen in der DDR mal abgesehen. Doch die Frauen sind in ihrer Identitätsplanung oft schlecht aufs Geldverdienen vorbereitet; allzu lange gehörte es nicht zum weiblichen Selbstverwirklichungsprogramm.

Auch aus diesem ökonomischen Druck resultiert die Erschöpfung der Frauen, das Sich-Beäugen, der Neid zwischen Verheirateten, Geschiedenen, Alleinerziehenden, mit und ohne gut verdienenden Mann oder mit und ohne Job: Hat sie es sich nur bequem gemacht in der Ehe, oder fand sie tatsächlich keine Stelle? Macht sie ihre Arbeit wirklich gern, oder kompensiert sie mit ihrer Karriere nur ihr Singledasein? Mein Gott, die könnte doch arbeiten, aber sie will doch gar nicht runter von Hartz IV!

Zu viel Zufall in der Liebe

Die Vielzahl an Lebensentwürfen schafft eine Vielfalt an gegenseitigen Verdächtigungen. Die Entwicklung ist dabei immer zweischneidig. Den Frauen mehr "Schuld" an ihrer Biografie zuzuschreiben, bedeutet auch, ihnen nicht mehr die Opferrolle, sondern mehr Selbstverantwortung zuzugestehen. Das ist durchaus ein Fortschritt.

Traditionell wurden für die weibliche Biografie nämlich eher die Kategorien von Zufall und Schicksal bemüht. In Literatur und Filmen ist es für Frauen oft das biografisch Wichtigste, den "Richtigen" zu finden, und das hängt vom Schicksal, vom Zufall ab. Das Genre der Liebesgeschichten lebt davon. Die berechnende, die kontrollierende Frau ist die Böse, während die "Unschuldige" am Ende den Prinzen kriegt. Auch bekommen meist nur die in den Augen der Männer körperlich attraktiven Frauen die begehrten Partner. Die Physis ist aber durch Gene und Alterung beeinflusst, weniger durch eigene Anstrengung. Die Beziehungschancen der Frauen so stark mit Gegebenheiten zu verknüpfen, die subjektiv kaum veränderbar sind, untergräbt das Vertrauen in die Selbstwirksamkeit.

Drei Leben in einem

Den Frauen heute mehr Gestaltungsmacht zuzuschreiben, kann befreien. Datingagenturen im Internet haben auch deswegen so viel Zulauf, weil sie den Frauen suggerieren, sie könnten im Netz endlos, problemlos auf Männerjagd gehen. Nur leider hält das Netz genauso viel Kränkungen wie Freiheiten bereit.

Selbstverantwortung ist gut - aber sie erzeugt auch neuen Leistungsdruck. Jetzt, wo doch angeblich so viel möglich ist für die Frauen. Eine Vielfalt an Lebensentwürfen, das kann auch bedeuten, dass nur die als Gewinnerin gilt, die möglichst viel Erfolgsmerkmale anhäuft. Eine Arbeitsministerin von der Leyen, die über eine Superkarriere, einen Mann, sieben Kinder und eine schlanke Figur verfügt, verkörpert so eine Art 3-in-1-Leben. Als erreichbares Rollenmodell taugt sie ebenso wenig wie die Physis von Angelina Jolie als Diätziel für normale Geschlechtsgenossinnen.

Statt die tollen weiblichen Optionen zu besingen oder das vermeintliche Opferdasein der Frauen zu beklagen, ist also ein radikaler Akt vorzunehmen: Weg mit den Biografie-Vergleich, dem Dauertribunal, das sich Frauen antun! Alleinerziehende Mütter, die einen schlecht bezahlten Job durchhalten, sind zu bewundern. Ehefrauen, die ihren beruflichen Anschluss aufgeben und sich um schwierige Kinder kümmern, bewegen sich langfristig auf hoher Fallhöhe. Karrierefrauen ohne Familie müssen oft viel Energie aufwenden für das Schaffen von privater Nähe, auch dies kann eine Doppelbelastung sein.

Lebensleistungen sind komplex und oft von außen gar nicht sichtbar. Die Biografie-Konkurrenz abzuschaffen, bedeutet emotionale Fürsorge. Für sich selbst. So viel Freiheit muss sein.

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Barbara Dribbusch
Redakteurin für Soziales
Redakteurin für Sozialpolitik und Gesellschaft im Inlandsressort der taz. Schwerpunkte: Arbeit, soziale Sicherung, Psychologie, Alter. Bücher: "Schattwald", Roman (Piper, August 2016). "Können Falten Freunde sein?" (Goldmann 2015, Taschenbuch).
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34 Kommentare

 / 
  • BR
    banana rama

    … was mich am meisten nervt: wenn das familienleben dann doch kein rama-idylle ist, sind die anderen schuld: die kinderlosen, der staat, der ehemann, die arbeitgeber …

  • I
    impex

    ob imlipzit oder expilzit: ja, jeder ist für seinen lebensentwurf selbst zuständig, das nennt sich freiheit. keine frau MUSS hausfrau sein. die mit dem kindeswohl begründete flucht in die frucht ist bequem, kann aber später unangenehme folgen zeitigen.

    die konsequenzen einer selbstgwählten abhängigkeit muss jeder selbst tragen. es kann ja nicht sein, dass die gesellschaft für gescheiterte biografien großzügig entschädigen soll. denn, das bitte ich mal zu kenntnis zu nehmen: die gesellschat finanziert das scheiteren bereits.

  • MM
    Maria Magdalena

    Ich habe die Nase von diesem Mütter-Bashing so voll. Und viel anderes macht dieser Artikel auch wieder nicht. Zwar etwas differenzierter, aber am Ende sind die Vollzeitmütter doch wieder nur "Frauen auf hoher Fallhöhe". Stimmt natürlich. Impliziert aber doch irgendwie, frau sei selbst schuld, wie übrigens alle Artikel dieser Art hier in der TAZ und sowieso in den meisten meinungsmachenden Medien, öffentlichen Diskussionen. Ich bin der Meinung, dass das Thema differenzierter als von Elisabeth Beck-Gernsheim zur Zeit nicht behandelt wird. "Mutterschaft ist zu einem Störfall in der modernen Arbeitsgesellschaft geworden", sagt sie. (http://www.zeit.de/karriere/beruf/2010-06/prekarisierung-arbeitswelt).

  • M
    miri

    Es ist immer lustig, solche Artikel in der Taz zu lesen, weil man echt das 1960er-Jahre-Feeling bekommt. Was es hier noch für Männer gibt!!! Wie die kommentieren. Wie beleidigt die sind, im Allgemeinen und von uns Frauen. Jungejunge. Sind das alles die typischen Taz-Leser? Wo sonst wird noch der gute alte Geschlechterkampf so lupenrein ausgetragen? Da kriegste Nostalgie...

  • B
    bobinbrooks

    Können wir mal das Gefasel lassen?

     

    Wieviel Eigenbestimmung und Kontrolle über den eigenen Lebensentwurf hat eine Frau mit Kind(ern) in einem Land, dass kaum Kitas bereitstellt, 30% weniger Einkommen für Frauen an der Tagesordnung ist, es nicht mal Mindestlöhne gibt aber eine hohe Steuerlast für Alleinerziehende?

     

    Wir leben in einem Land, in dem der demografische Wandel lauthals beklagt wird, aber gleichzeitig die Fürsorge für jedes Kind mehr zuverlässig dafür sorgt, dass die eigene Rente immer unerreichbarer wird.

     

    Wir leben in einem Land, in dem nur die zuverlässig Renten beziehen, die sich niemals um die Fürsorge für ein Kind kümmern.

     

    Als Mutter kann ich nicht nur davon ausgehen, dass mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit mein Einkommen schmal, meine Lage prekär, meine Überlastung enorm sind und bleiben werden, sondern auch davon, dass ich im Alter arm sein werde.

     

    Das ist die Mütterlage der Nation, ganz egal ob ich mich als Opfer oder Täterin definiere. Welche Verantwortung soll ich denn bitteschön übernehmen oder ablehen? Als ob es da eine Wahl gäbe!

  • M
    Mone

    Es ist ja irgendwie schon beruhigend, dass die taz jetzt nicht mehr alle Frauen gnadenlos auf glückliche Karriere-Familie-Damen trimmen will. Nur frage ich mich, welche Wahlmöglichkeiten die von der Autorin so bewunderten allein erziehenden Mütter mit dem schlecht bezahlten Job eigentlich noch haben. Wahrscheinlich nicht viele. Anstatt aber auf deren Lage aufmerksam zu machen und eine Verbesserung der Lebenssituation zu fordern, „bewundert“ man diese dann einfach. So kann man sich die eigene Hilflosigkeit natürlich auch schönreden.

     

    In ihrer Emanzipationseuphorie scheinen sie zu vergessen, dass irgendwann einmal einer Frau aufgefallen ist, dass es nicht nur Männer gibt, sondern eben auch das andere Geschlecht. All jene Frauen, die dann von der Frauenquote profitiert haben, nutzen ihre privilegierte Position nun aber nicht mehr, um anderen Frauen in einer schlechteren Lage zu helfen. Stattdessen hört man nur noch Gelaber über irgendwelche Befindlichkeiten. Oder sie schieben halt alles wieder auf das Fehlen der allseits beliebten Leistungsbereitschaft. (Als ob die sich heute noch lohnen würde…)

     

    So besteht die Bundesrepublik nicht mehr aus Frauen und Männern, sondern aus Leistungsträgerinnen. Also aus jenen mit einem gut bezahlten Arbeitsplatz, welche unter Leistung nur noch zu verstehen scheinen, dass man sich gegenseitig auf die Finger schaut und jeden Fehler der anderen mit Schadenfreude beklatscht. Dies ist, wie Barbara Dribbusch gut erkannt hat, durchaus eine weibliche Spezialität. Indes wird damit aber nicht die Lage der allein erziehenden Mütter und der schlecht verdienenden Frauen verbessert.

     

    Leider kann ich nur dem Kommentar von Gender-Profiteurin zustimmen: Frauen sind gut im Gerede über Leistung, im Absahnen der sicheren Stellen im öffentlichen Dienst. Aber im einfach mal Alleine-in-die-Welt-rausgehen sind Frauen heutzutage wirklich lausig.

     

    Also liebe taz-Frauen, es gibt genügend Frauen auf diesem Planeten, denen es wirklich mies geht. Berichten Sie bitte doch mal davon!

  • H
    Horsti

    Och nö, echt nicht! Früher hieß es Frauen wären unzufrieden weil sie keine Auswahl an Lebensentwürfen hätten. Heute heißt es sie sind unzufrieden, weil sie unter mehreren Lebensentwürfen wählen können.

    Die Zeiten ändern sich, die weibliche Unzufriedenheit bleibt. Fehlt nur noch, den Mann dafür verantwortlich zu machen...

  • M
    Manni

    Wer meint, dass Liebe, genauer die Frage, mit wem ich eine Liebesbeziehung eingehe, wie ich sie auch ökonomisch gestalte und mit wem ich Kinder mache, von "Zufall" oder "Schicksal" abhängt, muss wohl noch ein paar Jahrzehnte Biografien lesen und in der Taz darüber schreiben.

     

    Denn darin steht, dass - völlig wertfrei - jede Entscheidung eine Folge hat, und welche Entscheidungen meistens welche Folgen haben.

     

    Da gibt es das Problem, dass die systemische Theorie, die Grundlage aller aktuellen Sozial-Forschung ist, jeglichen Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung verneint.

     

    Und so werden Frauen tatsächlich zu Opfern. Aber nicht durch die Männer da draußen, sondern durch ihre eigene Ideologie in ihrem Kopf.

     

    Für mich ist Leben jedenfalls ein System von Entscheidung - Antwort der Welt an mich, und ich nutze es für Entwicklung - so gut ich eben kann.

     

    Bei dem Artikel frage ich mich aber, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn Frauen erst das Thema Verantwortung und ihre Bereitschaft, Folgen ihres Handelns zu tragen, diskutiert hätten, und danach das Wahlrecht bekommen hätten.

    Wahl-Demokratie beruht auf dem Begriff mündiger Bürger/innen, und wer heute noch "zufällig" Kinder bekommt, ist absolut nicht mündig.

  • R
    Roman.Ticker

    "...Lebensleistungen sind komplex und oft von außen gar nicht sichtbar. " Schön gesagt, Frau Dribbusch. Oder mit Hamlet nach A.F.Schlegel: "...Der Übermut der Ämter und die Schmach, die Unwert schweigendem Verdienst erweist.."

     

    Die gleichberechtigte Teilnahme der Geschlechter am täglichen Wettbewerb um alles Mögliche und Unmögliche findet ja weitestgehend statt. Und dennoch ist nicht viel damit erreicht. Es wird weiterhin in allen Sphären das oben oder unten geben. Es gibt die Starken, Mächtigen, Führenden, die Alfaweibchen wie Frau Schmollack, die immer und in allen Lebenslagen und -abschnitten für sich das Richtige und den Richtigen ab- und ergreifen und nicht begreifen, dass es "Schwächere" gibt, die keinen Lebensentwurf haben, die nicht entwerfen sondern Geworfene sind.

     

    Solange Weibchen und Männchen, Eltern und Großeltern, Kinder und Geschwister, Lehrer und Schüler, Schüler und Mitschüler, Menschen und Mitmenschen nicht begreifen, dass es, unabhängig vom Geschlecht, stark und schwach, oben und unten gibt und dass Starke die Schwachen schützen und unterstützen sollen, solange bleibt die Aufgabe "Menschlichkeit" ungelöst, unabhängig von der "Geschlechterfrage".

     

    Und egal, ob ein Mensch sich selbst für stark oder schwach hält: "Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen." Und JedeR darf (soll) fragen: "Kann ich helfen?"

  • O
    Oertzen

    GÄHN.

     

    Jajajajaja, ihr Frauen habt es immer bei allem unendlich schwer und werdet ungerecht behandelt etc etc etc.

     

    Wir Männer dagegen haben es in der modernen Realität SUPER EINFACH. Und es wird für uns immer noch besser und einfacher. Mann sein ist SOOO einfach und toll.

     

    Schon klar. "Abschicken" und dann sofort den taz.de-Tab wieder schließen. Ankotzen kann ich mich auch selber.

  • P
    PvdD

    Kommt in der taz die Frau als solche auch mal vor, ohne dass sie sich veropfert? Ständig dieses Gegreine über Doppelbelastung, Dreifach-, Vierfachbelastung. Man könnte meinen, der Feminismus und die Gesellschaftskritik mündet nur noch in Klagegesängen und Jammer-Litaneien. Zur Erinnerung: Eine typische Männerbiographie spätestens ab mittlerem Management beinhaltet in der Regel mindestens einen 10-Stunden-Tag gewerbliche Arbeit und den Aufgaben, die Haus und Haushalt, Frau und Kinder respektive ehrenamtliche Tätigkeit so abfordert. Daneben tragen Männer das gleiche Risiko geschieden zu werden, vom Leben gebeutelt zu werden, den Job zu verlieren, in der Existenz vernichtet zu werden, etc. Dennoch wird in diesem Zusammenhang eigentlich nie in den Medien thematisiert, dass es Männern besser gehen müsste. Dieser Sozial-Loop ist anscheinend Frauen vorbehalten. Das ist langsam nicht nur lächerlich - das grenzt schon an widerlichen und selbstgenügsamen Narzißmus.

  • T
    Talon

    Wann hört ihr Frauen eigentlich mal mit dem Jammern auf? Diesen Leistungsdruck haben wir Männer seit Jahrtausenden, und, kam einmal eine Klage? Nein, stattdessen wurden wir im Zuge der Emanzipation als Unterdrücker fertiggemacht. Danke an alle Frauen, möget ihr auch bei einer 16 Stunden schicht im Bergwerk zugrunde gehen.

  • K
    Kanima

    Ein sehr guter Artikel. Vielen Dank!

  • NN
    Norbert Niemand

    Was fehlt in dem Artikel?

     

    Richtig, die Männer. Wie es denen dabei geht, ob es ihnen vielleicht schon immer so ging - keiner Rede wert. Vielleicht ist das sogar der Schlüssel zum glücklicher sein, Mädels: mal nicht nur um den eigenen Bauchnabel kreisen, sondern sich über das Wohlergehen anderer Gedanken machen. Der Mensch und zumal die Frau ist eigentlich altruistisch gedacht.

    Das könnte also heilen...

  • PL
    Peter Lustig

    Herzlichen Dank für diesen guten Artikel. Der letzte war zumindest zum Grossteil nicht auszuhalten. Ach ja, und die tollen Vollmannkommentare, die hier ja schon so lange im harten Berufsalltag sind und sich alles knüppelhart erarbeiten mussten, Frauen werden seit tausenden von Jahren (ja wirklich) an den Herd gefesselt und seit vielleicht 30 bis 40 Jahren setzt da so etwas wie eine Änderung ein, die nicht mal ansatzweise abgeschlossen ist...denkt doch mal nach!!!! Manchmal (räusper) muss man sich wirklich für sein eigenes Geschlecht schämen.

     

    Bis bald

  • U
    unfassbar

    Vorab sorry, wenn ich ein wenig sarkastisch werden.

     

    Jetzt wird tatsächlich schon darüber gejammert, dass es im Leben darum geht Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen. Das sind wirklich dramatische Frauschiksale. Ich brauche jetzt erstmal einen Bachblütentee um das wieder zu verkraften.

  • H
    HamburgerX

    Das ist auch genau mein Eindruck: Viele Frauen vergleichen sich oder die eigene Beziehung zuviel mit anderen und sind deshalb seltener glücklich.

     

    Vielleicht ist das Ganze auch (mensch- bzw.) naturbedingt so etwa wie bei vielen Männern die Statusorientierung (Auto, Handy, Job).

     

    Eine freie Gesellschaft wird daher auch immer eine Gesellschaft des Wettbewerbs sein.

  • M
    Mandala

    Wahre Emanzipation besteht aus zwei unabdingbaren Komponenten: 1) Sich weitestgehend dem Druck zu entziehen, eine bestimmte Rolle repräsentieren zu müssen, und somit ein Leben zu führen, das der eigenen Persönlichkeit entspricht. 2) Für die Konsequenzen, die der eigene Weg mit sich bringt, auch individuell die Verantwortung zu übernehmen. Wahlfreiheit impliziert persönliche Verantwortung.

  • S
    sizzla

    Wie die Sonnenbrille einfach vom Pall Mall Stand beim Reagge Jam kommt XD

  • R
    rosegarden

    danke, barbara dribbusch! auf solch einen "frauenübergreifenden" kommentar habe ich gewartet!

     

    der von ihnen beschriebene facettenreiche "neue leistungsdruck" wird noch verschärft durch den tragischen umstand, dass wir frauen zwar heute beruflich selbstverständlich tätig werden können (theroretisch), jedoch bei weitem nicht genug adäquate arbeitsplätze zur verfügung stehen (praktisch).

     

    "Doch die Frauen sind in ihrer Identitätsplanung oft schlecht aufs Geldverdienen vorbereitet; allzu lange gehörte es nicht zum weiblichen Selbstverwirklichungsprogramm."

     

    hier winkt schon die nächste herausforderung: da "geldverdienen" zum auslaufmodell für immer mehr menschen wird (unabhängig vom geschlecht), gilt es neues auszuprobieren und ins "selbstverwirklichungs-programm" aufzunehmen ...

  • L
    Letterman

    Vielen Dank für diesen Artikel! Sie beenden ihn mit der richtigen Forderung: Schaffen wir die Frauen-Tribunale ab! Wie Sie im Artikel andeuten, bewerten zwar Männer wie Frauen die Biographien ihrer Mitmenschen, aber das gehässige Verurteilen ist eine weitgehend weibliche Angewohnheit. Als Mann muss ich hinzufügen: Wenn wir die neidischen Frauen-Tribunale erst mal los sind, hören vielleicht irgendwann auch die hassgeladenen Männer-Tribunale auf. Dann wäre endlich aus der ganzen Gender-Diskussion der Hass raus und es gäbe eine Chance auf wirkliche Verständigung.

  • CD
    Claudio, Dortmund

    Wegen solcher Artikel habe ich die taz abonniert. Dieser Aufruf ist von einer sehr klugen Frau geschrieben. Gute Analyse, gute Argumente, Solidarität mit ihren Geschlechtsgenossinen. Ich bin ein Mann, kenne selbstgemachten Leistungsdruck und wünsche allen Frauen und Männern, dass sie sich diesem nicht länger aussetzen.

    Nicht von außen irgendwelche Bedürfnisse suggerieren lassen, sondern innen schauen, welches Leben man führen will.

  • S
    Susanna

    Dass Frauen viele Optionen offen stehen ist zum Glück selbstverständlich geworden.

    Für mich liegt das Grundproblem eher an einem zu schwachen unterstützenden sozialen Umfeld. In einem gemeinschaftlichen Leben ob nun als Großfamilie oder Hausgemeinschaft etc. muss eben niemand alles alleine schaffen und auch sein Kind nicht nach 3 Monaten wieder an eine teuerbezahlte Kindertagungsstätte abgeben , außer die Mutter will das wirklich.

     

    Die meisten Frauen wünschen sich Kinder und möchten trotzdem auch gerne wieder in ihrem Beruf arbeiten

    - und die abenteuerlustigen überzeugten Singles oder die ebenso überzeugten absoluten Karrierefrauen machen sich über Vergleiche doch eigentlich keinen großen Kopf.

     

    Was andere über meinen "Lebensentwurf" denken (solange er niemanden gefährdet) ist sowieso egal. Man findet immer ähnlich Gesinnte.

  • JS
    Jens Schlegel

    Liebe Frauen, ihr seid emanzipiert. Jetzt scheint ihr damit ein Problem zu haben.

     

    Die beschriebenen Möglichkeiten im Leben, "Partnerschaft oder auch nicht, Kinder oder keine, Ehe oder alleinerziehend, Karriere oder doch nur Teilzeit, Scheidung oder sich gegenseitig aushalten." haben Männer ganz genau so. Es ist also etwas seltsam, wenn man dies hier in einem Artikel liest, der sich mit den Lebensentwürfen und daraus resultierenden Schwierigkeiten für Frauen befasst.

     

    Im neuen ökonomischen Druck geht die Autorin darauf ein, dass die Frau (wie der Mann) nach einer Scheidung wirtschaftlich für sich allein zu sorgen habe. Das sei auch realitäts fern wird geschrieben. Weshalb? Sollte die Frau sich in der Ehe wirklich ausschliesslich um das Kind gekümmert haben, hoffe ich, dass der Zugang zur Wohnung, dem Auto, dem Kühlschrank... frei war. also durch den Mann in der Partnerschaft finanziert. Nach einer Scheidung muss dieser dann nämlich, im Gegensatz zum suggerierten Sachverhalt, Unterhalt bezahlen. Aber nur so lange, bis es der Frau zu zu muten ist, für sich selbst zu sorgen. Wo ist hierbei das Problem? Eine Frau will doch wohl unabhängig sein, das bedeutet auch selbst Geld zu verdienen.

     

    "In der Familie gilt weiterhin..." bla bla bla. Wer sich selbst solche Rollenbilder auferlegt ist selber schuld. Auch als Vater hat man eine emotionale Bindung. Diese wird, Bei Trennung der Eltern, viel häufiger, durch ein Gericht (Sorgerecht), durch schnitten, als zwischen Mutter und Kind.

     

    Bald müssen die Frauen bis 67 arbeiten. Ja, dann werden sie auch noch älter. Und genau dieses "älter werden" wird immer als Grund für das längere Arbeiten genannt. Auch wenn er fadenscheinig ist, willkommen in der Gleichberechtigung, die auch die Übernahme des Unangenehmen bedeutet.

     

    Männer und Frauen sind nicht gleich. Sie sollten die gleichen Möglichkeiten und die gleichen Rechte haben. Leider liest sich für mich, der ich mich für emanzipiert und männlich halte, nahezu jeder Artikel wie ein jammern über die Verantwortung und Arbeit die es mit sich bringt, die Rechte der Emanzipation in Anspruch zu nehmen. So frei wie heute waren Frauen nie. Das sollte Grund zum Feiern sein.

  • N
    Noncommital

    Habe gestern hier einen Kommentar abgegeben, danach war aber der Artikel komplett aus dem Internet verschwunden. (?!!) Also nochmals:

     

    Na, endlich ein vernuenftiger Artikel zum Thema! Danke dafuer. :)

     

    Die beiden anderen Artikel (die Macchiato-Reihe) waren schon sehr Bild-Zeitungshaft, deswegen gab es ja auch so viele Kommentare, denn sie haben auf geschickte Weise unsere schlimmsten Instinkte aufgespielt.

     

    Ich wuerde mich auch freuen, wenn die Frauen unterschiedliche Lebenswege anderer Frauen akzeptieren und RESPEKTIEREN wuerden.

     

    Ich muss allerdings gestehen, dass es mir selber nicht leicht faellt. Doch ich sehe zumindest ein, dass es so sein muss. Vielleicht ist es die neue "political correctness". ;)

  • MN
    mein name

    ihr schreibt von "schluss mit den vergleichen" und dann so ein modelfoto? ;-)

  • N
    Noncommital

    Na, endlich ein vernuenftiger Artikel zum Thema! Danke dafuer. :)

     

    Die beiden anderen Artikel (die Macchiato-Reihe) waren schon sehr Bild-Zeitungshaft, deswegen gab es ja auch so viele Kommentare, denn sie haben auf geschickte Weise unsere schlimmsten Instinkte aufgesielt.

     

    Ich wuerde mich auch freuen, wenn die Frauen unterschiedliche Lebenswege anderer Frauen akzeptieren und RESPEKTIREN wuerden.

     

    Ich muss allerdings gestehen, dass es mir selber nicht leicht faellt. Doch ich sehe zumindest ein, dass es so sein muss. Vielleicht ist es die neue "political correctness". ;)

  • GP
    Glaudia Polack

    Was soll das Gejammer schon wieder hier in der taz. Es ist doch eine Binsenweisheit, dass wer die Wahl hat, auch die Qual der Enscheidung hat. Natürlich sind mit jeder Entscheidung auch entsprechende Vor-und Nachteile verbunden, die man tragen muß. Gerade beim eigenen Lebenslauf kann dies sehr schwer sein oder gar bitter, da oft äußere Einflüsse, wie z.B. Entwicklung der Partnerschaft, neue Rechtsprechung oder Krankheit nich vorhersehbar sind.

     

    Ehrlicherweise muß gesagt werden, dass die Männer im alten Unterhaltsrecht stark benachteiligt waren. So hatten sie Sorge zu tragen, Frauen auch nach der Scheidung ihren Lebensstandart zu sichern, unabhängig von der Betreuung von Kindern. Die entsprechenden Frauen heirateten oft nicht mehr, obwohl sie in langjährigen Partnerschaften lebten, nur um die Unterhaltsansprüche ihres Expartners nicht zu verlieren und waren dadurch oft finanziell unabhängig in neuen Beziehungen. Dies funktionierte natürlich nur solange, wie der Exmann zahlungsfähig war und es auch sein wollte. Diese Reglung benachteiligte auch die neuen Partnerinnen der geschiedenen Männer. Oft mussten diese finanziell mithelfen, damit die Männer ihre Unterhaltszahlungen in voller Höhe leisten konnten, vorallem bei Selbständigen mit stark schwankendem Einkommen.

  • U
    uldine

    Meine Guete, selten so einen laschen Artikel zum Thema gelesen. Worum gehts hier eigentlich? "Schluss mit dem Biographie-Vergleich"? Was soll denn das fuer eine Forderung sein? "Bitte keinen Stress mehr, den mag ich nicht so." An wen wird sie gestellt? Gehts hier ueberhauptnoch um die Geschlechterthematik? Wohl eher um die sog. Leistungsgesellschaft. Um diese zu kritisieren braeuchte es schon etwas mehr als so ein lasches Lamento. Wie waers mit verschreibungsfreier Lobotomie fuer alle? Oder mit jounarlistischen Beitraegen deren Quintessenz mehr hergibt als: "Hoert auf euch zu zanken!"

  • A
    antiferengi

    Bei den weiblichen Biografie-Vergleichen kann man als Mann wohl kaum mitreden. Sollte man vielleicht auch nicht.

    Aber etwas irritierend doch der versteckte Wunsch, der ein zartes Erwachen vor der Realität offenbart.

    In der Überschrift:

    Noch nie hatten Frauen, so viele Optionen wie heute.

    Im Text:

    Jetzt, wo doch angeblich so viel möglich ist für die Frauen

    ??????

    Theorie und Praxis sind selten das gleiche.

    Ob Frau, oder Mann .... muss leben mit dem was an Möglichkeiten da ist. (Mal ganz unabhängig von den Biografien)

    Was ist da?

    Alleinerziehende Mütter, die einen schlecht bezahlten Job durchhalten, sind zu bewundern

    ??????

    Ich finde, sie sind eher zu bedauern. Denn sie zeigen nur, wie es mit den Optionen tatsächlich bestellt ist. Zeit, dass das jemand sagt, ohne Vision und Realität zu verwechseln. Frau v.d. Leyen, wäre da sicher, der erste Ansprechpartner.

  • JM
    J. M. Keynes

    Kurz: Willkommen in der Welt der männlichen Lebensentwürfe! Wir wissen schon lange, was Wahlfreiheit und Leistungsdruck bedeuten! Der wehklagende Unterton in diesem Artikel ist kaum zu überhören... Und nun wollen wir Leistung sehen, Leistung, Leistung und nochmals Leistung: Das Leben ist kein multioptionales Zuckerschlecken- oder habt ihr etwa geglaubt, die Welt liege euch zu Füssen, nur weil ihr Frauen seid? In dieser Welt gibt es kein Ladies first, sondern nur ein Leistung first- am besten, ihr gewöhnt euch schon einmal daran.

  • MM
    mit Majo

    In der Postmoderne wird die Unabhängigkeit weit überbewertet. Über Jahrhunderte war die Abhängikeit das Gesellschaftsmodell und Frauen hatten ihren festen und vor allem sicheren Platz darin. Jetzt haben Frauen alle Optionen und sie jammern was das Zeug hält unabhängig, abgehoben wir sind gleich - wir sind gender. Langweilig und kindisch, bisweilen hysterisch rummaulen bringt nichts liebe Frauen, wenn mal was schiefgeht. Schöne neue Welt, die ihr euch selbst gebastelt habt, mit allen Rechten aber auch Pflichten! nicht vergessen!

     

    Also dann man ran meine unabhängigen Damen, ans eigene Leben und die Arbeit!

  • G
    Gender-Profiteurin

    Gibt es überhaupt nur ein einziges Unternehmen in ganz Deutschland (Europa) welches von einer Frau gegründet wurde und mehr als 50 Menschen Arbeit gibt? Wieviele Frauen sind innovativ und übernehmen unternehmerische Verantwortung für andere? Zwei, eine, keine?

    Im öffentlichen Dienst (Filetstück am Arbeitsmarkt) gibt es in Behörden teilweise Frauenquoten bis zu 70% (nix Tatsachenbehauptung, recherchiert mal!). Warum heißt das Gleichstellungsbeauftragte und nicht Mäbnnerdiskriminierungsbeauftragte?

  • J
    jen

    ein schöner artikel, danke dafür. ich denke auch oft, dass frauen sich gegenüber männern vielleicht emanzipiert haben, sich dafür aber unter einander durch bewertung und vergleich in schach halten und unterdrücken. aus der unsicherheit heraus, ob der eigene lebensentwurf der richtige ist, als ob man das im vergleich mit anderen feststellen könnte und nicht nur aus sich selbst heraus erfahren würde. ich selbst tendiere leider immer noch oft genug dazu, hoffe aber, das irgendwann bald zu überwinden ;)