Die Reform des Gymnasiums zum G8 dient dazu, die soziale Selektion, auszubauen. Sie treibt auf die Spitze, dass Erdal nicht mit Ruben lernen und spielen darf und diese zwei Jungs auch nicht miteinander umgehen können, wenn sie sich doch mal zufällig auf der Straße treffen. Das Problem liegt tiefer und Herr Füller schreibt in derselben taz ganz richtig: ?Diese Pädagogik muss zwingend auch die viel diskutierte Dreigliedrigkeit in Frage stellen.? Mein ältester Sohn geht auf eine Gesamtschule. Er hat Kontakt mit Erdal und Ruben und schreibt Realschulnoten. Er hat dort einen Stundensatz von 42,5 Stunden. Trotzdem kommt er relativ zufrieden und ausgeglichen von der Schule zurück. Vielleicht weil er dort mit Erdal die Hausaufgaben macht und mit Ruben Fußball spielt? Ich frage mich leise, aber trotzdem provokant: Wenn Schüler am Gymnasium so viel Zeit zum Lernen brauchen, dass sie nicht mehr Fußball spielen können, müssen sich die Eltern die Frage stellen, ob ihr Kind an einer guten Realschule oder einer Gesamtschule nicht besser aufgehoben wäre. Solange es die Dreigliedrigkeit gibt, wäre es günstiger für den Ausbau der Gemeinschaftsschule zu demonstrieren, als gegen zu voll gepackte Stundentafeln am Gymnasium. Und wahrscheinlich jammern diejenigen Eltern, deren Kinder jetzt am Gymnasium überfordert sind am lautesten, die beim Viertklasselternstammtisch peinlich geschwiegen haben, wenn eine (akademische) Mutter sagt, dass ihr Kind ?nur? eine Realschulempfehlung hat.
Herr Beckmann und die klagenden deutschen Eltern, können ihren Kindern beim Lernen helfen, ein Migrantenkind, das aufs Gymnasium geht, hat diesen Vorteil meist nicht, und muss doppelt so viel arbeiten, um das gleiche Ziel zu erreichen. Die deutschen Mitschüler dürfen sich dann auch ruhig mal anstrengen, denn schließlich können sie hinterher studieren und kriegen später hoffentlich ein größeres Stück vom Jobkuchen, als der Hauptschüler, der in der Warteschleife BVJ stecken bleibt. Und ganz nebenbei bemerkt: es gibt genug Hochschullehrende, die über die Arbeitsmoral der heutigen Abiturienten klagen. Witzigerweise über die Deutschen, denn die Studierenden mit Migrationshintergrund sind wissbegierig und arbeiten hart, um ihre Ziele zu erreichen.
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