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Debatte Junge Utopien (V)Boheme ohne Kühlschrank

Kommentar von Kirsten Reinhardt

Sie arbeiten sich blöd und verdienen nichts? Sie finden erst gar keinen Job? Mehr Teilzeitarbeit und ein Grundeinkommen würden das Problem lösen.

Scheissverhältnisse? Ändern wir sie doch! Bild: kallejipp / photocase.com

A ls Alexander von Humboldt 1859 starb, war er zwar weltberühmt, aber auch völlig verarmt und hoch verschuldet. Der Mann, der heute als letzter Universalgelehrte und Vater der modernen Geografie und Klimaforschung gilt, konnte sich seine Expeditionen und deren jahrzehntelange Evaluation überhaupt nur leisten, weil er noch etwas anderes war: Erbe.

Was hat das mit uns zu tun und der Arbeitswelt, in der wir leben? Viel, wenn ich mich in meinem Freundes- und Bekanntenkreis umsehe. Ich kenne Menschen, die Kranke und Alte pflegen; die renommierte Musik machen und damit Clubs füllen; Menschen, die kluge Theaterstücke und Hörspiele schreiben; die Adressen in Datenbanken eingeben; wieder andere, die einen Schafbauernhof führen und Biokäse herstellen. So unterschiedlich ihre Arbeit ist - was diese Menschen verbindet, ist, dass sie alle verdammt wenig Geld verdienen.

Menschen, die trotz Arbeit kaum über die Runden kommen, weil ihr Einkommen kaum zum Leben reicht, nennt man "Working Poor" oder "Prekariat". Ursprünglich waren damit ungelernte Arbeiter, Putzhilfen oder die Kassiererin im Supermarkt gemeint. Doch durch die wachsende Zahl arbeitsloser Akademiker und Menschen, die trotz guter Ausbildung in unsicheren Beschäftigungsverhältnissen oder ewigen Praktika herumdümpeln, hat sich der Kreis ausgeweitet.

Bild: privat

Kirsten Reinhardt, 32, arbeitet überaus gern. Zurzeit ist sie drei Tage in der Woche in der Online-Redaktion der taz und in der restlichen Zeit zu Hause am Schreibtisch beschäftigt.

Einigen ist die Art ihrer Arbeit wichtiger als die Höhe der Entlohnung, manche verklären ihren Lebensstil gar zur "digitalen Boheme". Andere wiederum stellen gar keine allzu großen Ansprüche an ein erfülltes Arbeitsleben und geben sich mit einem minimalen Gehalt zufrieden. Allen gemein ist, dass sie sich auf einem niedrigen finanziellen Niveau irgendwie eingerichtet haben. Ohne Altersvorsorge natürlich, und der Kühlschrank darf bitte auch nicht kaputtgehen.

Auch ich gehöre zu dieser Gruppe. "Wenn ich nicht arbeite, arbeite ich an etwas anderem", um es mit den Worten des Gesellschaftstheoretikers Niklas Luhmann zu sagen. Ich bin immer beschäftigt, und das Geld reicht gerade eben so. Jedenfalls fast.

Ich wünsche mir eine Arbeitswelt, in der Geld keine Rolle spielt, weil alle genug zum Leben haben und sich keiner dafür verkaufen muss. Eine, in der es genügend gute Arbeit gibt. Wie das funktionieren soll? Durch Teilzeitarbeit oder ein bedingungsloses Grundeinkommen, zum Beispiel. Dazu müsste man sich erst einmal vom Mythos der Vollbeschäftigung verabschieden. (Adieu!) Und von dem Gedanken, dass nur derjenige etwas wert ist, der viel arbeitet und viel verdient. (Tschüss!) Was ist das überhaupt für ein Wort: "verdienen"? Verdient ein Investmentbanker mehr als eine Erzieherin in der Kita? Finanziell: ja. Gesellschaftlich gesehen: eher nein.

Ich glaube, diese Gesellschaft wäre eine glücklichere, würde es mehr halbe Stellen geben. Durch Halbtagsjobs hätten mehr Menschen Arbeit und würden ihr eigenes Geld verdienen. Dadurch würde ihr Selbstwertgefühl steigen und auch die Zufriedenheit. Mehr Menschen hätten dadurch außerdem mehr Zeit zur Verfügung: Zeit für ehrenamtliches Engagement, für ihre Familien, für Hobbys. Meinertwegen auch für Konsum. Aber klar: Manche hätten dadurch auch weniger Geld.

Ein bedingungsloses Grundeinkommen, wie es etwa Werner Götz, der Chef der Drogeriekette dm, fordert, könnte dieses Problem lösen. Auch ich glaube, wie er, an die Kreativität der Menschen. Ich glaube, dass niemand ernsthaft nicht arbeiten möchte. Ich bin der Meinung, dass jeder etwas Sinnvolles mit seinem Leben anfangen will. Und ich denke nicht, dass eine finanzielle Grundsicherung Trägheit fördert. Im Gegenteil: Ich kann mir vorstellen, dass sich durch ein Grundeinkommen die Arbeitsbedingungen in vielen Jobs verbessern würden, ja sogar müssten. Weil niemand mehr auf unterbezahlte Arbeit zu miesen Bedingungen angewiesen wäre.

Natürlich dürften diejenigen, die Lust auf eine 60-Stunden-Woche haben und denen ein Gehalt von 6.000 Euro netto wichtig ist, auch weiterhin so viel ackern. Doch sollten jene, die ebenso viel arbeiten, aber eher 6.000 Euro im Jahr nach Hause bringen, nicht auf Sozialleistungen angewiesen sein. Jeder Mann und jede Frau sollte seine Würde behalten können.

Dringend brauchen wie auch eine echte Gleichberechtigung von Frauen und Männern im Berufsleben. Wir schreiben das Jahr 2010. Doch noch immer gibt es verschiedene Mechanismen, die die sogenannte "Hausfrauenehe" belohnen und eine gleichberechtigte Partnerschaft bestrafen.

Dass diese Regierung über ein "Betreuungsgeld" für Eltern diskutiert, die ihr Kind nicht in eine Kita gehen lassen, ist deshalb absurd. So absurd wie das Ehegattensplitting, bei dem jenes Ehepaar, bei dem Mann und Frau gleich viel verdienen, steuerlich am schlechtesten dasteht. Oder eine Familienversicherung bei der Krankenkasse, die nur für Paare infrage kommt, bei denen einer der Partner praktisch nichts verdient.

Warum haben Kitas immer noch Öffnungszeiten, die von der Nichterwerbstätigkeit eines Elternteils ausgehen? Warum gibt es keine flächendeckende, günstige Kinderbetreuung für unter Dreijährige? Warum verdienen deutsche Frauen noch immer deutlich weniger als Männer? Und warum werden männliche Politiker, die wie Bolle damit angeben, wenn sie sechs Wochen Elternzeit nehmen, nicht dafür ausgelacht, weil das lächerlich wenig ist? Weil wir uns noch immer nicht vom Deutsche-Mutter-Mythos verabschiedet haben. (Get lost!)

Alexander von Humboldt konnte sein Lebenswerk vollbringen, weil er ein Mann war und über eine Grundsicherung verfügte - weil er durch sein Erbe eben von Geburt an privilegiert war. In meiner idealen Arbeitswelt sind wir alle privilegiert. Privilegiert, das zu arbeiten, was wir können und möchten. Gleichberechtigt und zu humanen Bedingungen. Das ist meine Utopie von der Arbeitswelt. Und sie könnte sogar funktionieren.

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42 Kommentare

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  • S
    susi

    Ein bedingungsloses Grundeinkommen wäre super! Dann müsste ich endlich nicht mehr arbeiten.

  • M
    Martin

    @hto: Steckt hinter der schwerstverwirrt-hysterischen Worthülsenproduktion auch irgendeine Aussage?

  • H
    hto

    @Martin

     

    NEIN-NEIN-NEIN, sowas / die Wahrheit will die GLEICHERMAßEN unverarbeitete / MANIPULIERBARE Glaubens- und Bewußtseinsschwäche in Angst, Gewalt und "Individualbewußtsein" / die gebildete Suppenkaspermentalität auf Sündenbocksuche nicht hören, nicht sehen, nicht sprechen - man hat schließlich seine Verantwortung mit Kreuzchen auf dem Blankoscheck an die "Treuhänder" delegiert, um in allen denkbaren ...losigkeiten der Überproduktion von konsumautistisch-systemrationalem Kommunikationsmüll zu frönen.

  • M
    Martin

    Ui, ja. Ein bedingungsloses Grundeinkommen ist toll!

     

    Nur dumm, das sich eigentlich keiner der Befürworter auch nur die elementarsten Gedanken macht....

     

    Deutschland hat

  • FH
    frau holle

    bedingungsloses grundeinkommen/ bessere verteilung von land/besitz geht alle an, nicht nur herrn götz/ minderheit, wobei ich herrn götzes art, des grundeinkommens nicht teile

     

    andernfalls gibt es irgendwann krieg vor der eigenen haustür..das müsste doch eigentlich jedem klar sein.

  • G
    genervt

    Alles Quatsch mit Sosse! Erst rationalisieren diese Schlauköpfe alles weg und wenn sie dann selber dran sind, fangen sie an jammern!

    Leistung sollte bezahlt werden und Leistung ist m.E. in Taten zu messen und nicht in Verantwortung. Die höhere Entlohnung war mal ein Druckmittel, um Fehlverhalten zu unterbinden aber da heutzutage niemand mehr Sanktionen fürchten muss, hat dies komplett ausgedient!

    Wer kurbelt denn die Wirtschaft mehr an: 10 Arbeiter, die sich viele verschiedene Dinge zum Leben kaufen(müssen) oder ein Manager, der sich in nen neuen Sportwagen verguckt hat?!?

    Einfach mal runterschrauben, den ganzen Zahlensalat: ein Plus ist ein Plus, ob nun zwei Prozent oder vier ist egal. Und genau da liegt der Hase im Pfeffer! Was ist denn das für eine Milchmädchenrechnung? Wenn ich statt erwarteter 10 Prozent Plus "nur" 7 Prozent Plus gemacht habe bin ich doch ergo nicht 3 Prozent im Minus!!!

    Dem Artikel nach sollten also alle nur schöne Sachen arbeiten, Dinge tun, die ihnen gefallen. Ich kenne keinen, der leidenschaftlicher Kloputzer ist!

    Ob in Teilzeit oder mit Grundeinkommen...

    Ich habe leider auch keine Patentlösung parat aber vielleicht sollte man mal darüber nachdenken, Studenten "richtig" arbeiten zu lassen, damit sie den Bezug zur Realität nicht verlieren, bzw. überhaupt erst bekommen! Ich denke da natürlich in erster Linie an spätere Unternehmensberater, etc.

  • AV
    A. von Hajek

    Wer halbtags bei der taz arbeitet, weiß was er oder sie verdienen wird. Und all die, die Biokäse produzieren, Hörspiele schreiben, als Erzieherin arbeiten, wissen das ebenfalls. Aber sie haben es sich ausgesucht. Irgendwann die Wahl getroffen, ich will Texte schreiben, aber nicht für doofe Blätter und ich will in der Natur sein und Kinder um mich haben. Es war ihre freie Wahl. Und alle wussten: Wenn du hier eintrittst, lass alle Hoffnung auf ein 4000 Euro Gehalt fahren.

    Man kann schlecht beides fordern: Einen Job nach eigenem Gusto UND das Einkommen von Menschen, die sich von jung an angestrengt, für ein langweiliges Studium gebüffelt, sich in einer Hierarchie durchgebissen haben.

    Bedingungslose Grundeinkommen ist was für Feiglinge, die ihr Risiko nicht selber zahlen wollen (=Commerzbank).

  • C
    claudia

    @Schommer:

    >>Also viel Konsum = viel Steuerkrummelrn ergibt folglich: BGE finanziert sich langfristig gesehn selbst.

  • S
    Schommer

    Grundeinkommen (BGE) grundsätzlich JA, Konsumsteuer Klar NEIN! diese würde den Cashflow sprich kaufkraft hemmen, weniger kaufkraft weniger konsum = weniger Umsatz(Cashflow) / Steuerkrummelrn = Kassen Leer. Beispiel: Autos kaufen keine Autos, ohne nachfrage kein absatz keine arbeitsplätze.

    Also viel Konsum = viel Steuerkrummelrn ergibt folglich: BGE finanziert sich langfristig gesehn selbst.

     

    Wieder wäre Deutschland innovativer vorreiter und Musterknabe wie schon beim Klimaschutz.

  • C
    claudia

    >>ich dachte, das gibts nur in der Congstar-Werbung>Also müssen wir es umschreiben.

  • FM
    Frank Martischewski

    Ein guter Artikel - und er wird sogar ernst genommen. Die Reaktionen auf das Grundeinkommen werden immer heftiger - für mich ist das ein gutes Zeichen. Das Internet wird in der Meinungsbildung sowieso nichts bewirken. Das Grundeinkommen braucht stundenlange Gespräche, um es zu vermitteln, da es sich in keinen klassischen Ansatz von Workfare oder Wellfare einsetzen lässt. Unsere Sprache ist untauglich, da wir eben noch immer nicht über den König hinaus denken können. Also müssen wir es umschreiben.

     

    Grüße

  • M
    Mori

    Leute, vergesst dieses Gerede vom Grundeinkommen. Mir gehts um diesen interessanten FREUNDES- und BEKANNTENKREIS dieser Autorin. Das klingt toll, ich dachte, das gibts nur in der Congstar-Werbung.

  • C
    claudia

    Bei einem Grundeinkommen von 1000 € würden in München nach Abzug der Wohnungskosten ca. 300 bis maximal 400 € für den Rest bleiben. Die meisten Vorschläge gehen aber von einem niedrigeren „Grundeinkommen” aus, denn bedingungsloses Grundeinkommen meint in der Regel ungefähr Hartz4 ohne die aufwändige Bedürftigkeitsprüfung. Die Erwartung von Produktionsmittelbesitzern, daß für die „Transferleistung” eine Gegenleistung möglichst nahe am Nulltarif zu erbringen ist, würde dann drängender und aggressiver vorgetragen werden. Denn die Antwort, daß Arbeitslose zuvor Einkommenstransfer aus realem Arbeitsentgelt in eine Arbeitslosenversicherung eingebracht haben, und daß der Anspruch besteht ein solches Entgelt wieder zu erreichen, wäre ausgehebelt. .

    Die ein bedingungsloses Grundeinkommen knapp am Existenzminimum als Lösung aller Probleme bezeichnen sagen nicht, wie man dem vorbeugen könnte und sie werden wissen, warum.

    Ein Aufstocken des Grundeinkommens mit einem „Teilzeitjob” wäre bei der anvisierten Höhe für die Mehrheit unerläßlich. Und mit dem Argument, daß Grundeinkommen ja schon vorhanden ist, werden diese Jobs weiterhin sehr niedrig bezahlt werden und die Preiskonkurrenz der Arbeitskraft weiter vorangetrieben. Das erklärt, warum so viele Firmenchefs sich dafür begeistern können: Das Ziel lautet: „Die Lohnkaskade weiter nach unten öffnen”.

     

    ---

    Was ist „Teilzeit”? Ein Teil von irgendetwas Ganzem. Und was ist das Ganze? Um 1900 war dieses Ganze eine Arbeitszeit von 6 mal 10 Stunden pro Tag, also 60 Stunden pro Woche.

    Bis 1970 war die durschnittliche Produktivität so weit gestiegen, daß nicht nur die Produktpalette* von 1900, sondern sehr viel mehr als damals mit einer Zweidrittelteilzeit von 40 Std. pro Woche bewältigt wurde. Das funktionierte nur, weil dem Produzierten eine adäqate Kaufkraft gegenüber stand. Die durch Arbeit erworbene Kaufkraft reichte gut aus, auch ein Gesundheitssystem ohne Extrapauschalen wie Rezeptgebühr, Praxisgebühr, Krankenhauszuzahlung und dgl. zu finanzieren. Und ausreichende Beiträge für eine Rentenversicherung abzuzweigen. Weil die gesellschaftliche Arbeit verteilt war, konnte kein Angebotsüberhang der Arbeitskraft für Lohndrückerei benutzt werden. as Ziel damals war, Arbeitsentgelte von Frauen und Männern anzugleichen und Produktivitätsfortschritte immer wieder in Verkürzungen der generellen Arbeitszeit umzusetzen.

    *Produktpalette: Industrie- und Landwirtschaftsprodukte; Dienstleistungen z.B kultureller, medizinischer und sonstiger Art.

     

    Heute, bei sehr weit fortgeschrittener Automatisierung im industriellen Bereich liegt die gesellschaftlich nötige Arbeitszeit bei maximal 30 Std. pro Bürger/in. Dabei sind fragwürdige Produktionsbereiche wie Kriegsrüstung und Kriegsdienst noch nicht reduziert. Wenn man sich an diese Aufgabe auch mal heran traut, wäre wahrscheinlich mit 25 Std. Arbeit pro arbeitsfähigem Bürger/in alles leistbar.

    Hier kann überlegt werden, in welcher Form die Arbeit geleistet wird. Zum Beispiel tatsächlich jede Woche 25 Stunden, wobei allerhand Zeit und Energie für weitere Aktivitäten frei wäre. Oder mehr pro Woche und dann ein Zeitguthaben „abfeiern”, um sich mal ein paar Jahre lang voll auf andere Dinge zu konzentrieren bisher. Das heißt: Die Berufswelt mit „einem lebenslangen Beruf könnte sich mit der Zeit auflösen. Beispiele:

    Wer zum Beispiel bis zum 30. Lebensjahr Nahrungsmittelproben in einem Labor untersucht hat, kann dann ein Zeitguthaben für Weiterbildung nutzen und ab 40 im Bereich Ernährung forschen oder ausbilden.

    Wer in einem Verkaufsbereich Kunden bedient hat, kann sich vielleicht irgendwann in der Freizeit einer Theatergruppe anschließen, dann mal ein Zeitguthaben für Schauspielunterricht nutzen und ganz ins Theaterfach wechseln.

    Wer in der Krankenpflege gearbeitet hat, kann eventuell irgendwann nach medizinsicher Weiterbildung als Arzt/in arbeiten...

     

    Andere werden an einem Arbeitsplatz bleiben und ab 50 nur noch zwei Tage pro Woche arbeiten. Oder sie machen eben bis zur Rente ihre 25 Stunden pro Woche.

    Für viele Menschen kann die Entfaltung der Persönlichkeit ein Leben lang anhalten, weil Werden interessanter ist als Sein.

     

    ---

    @sonntagskind:

    >>Vor allem werden hier wieder Vorstellungen verbreitet, die Menschen könnten sich ja nichts schöneres vorstellen, als arbeiten zu gehen, was auf einen, ähem, eingeschränkten Realitätssinn schließen lässt>...als im 18. Jahrhundert die Leute ueber Menschenrechte und Demokratie nachdachten, hatten sie auch nur verschwommene oder hoffnungslos idealistische Vorstellungen, wie das funktionieren koennte, so ganz ohne Koenig und so. Aber heute profitieren wir von deren Pionierleistungen.>Wenn ich mir ansehe, wie viele vollkommen talentfreie Arschkrampen mit Papa`s Vermögen oder Opa`s Arisierungsgewinnerbe einen auf "Künstler", "Medienprojektler" bzw. "digitale Boheme" machen (wichtich!wichtich!binich!)>Viele Kindertagesstätten in unserem Land sind unterbesetzt...

  • H
    hto

    "Sie arbeiten sich blöd und verdienen nichts?"

     

    Dann haben sie wohl auch nichts begriffen und ihre Situation geht in systematisch Ordnung!?

  • S
    sonntagskind

    Dream on little dreamer...

    Gegen ein GE spricht:

    - weshalb Kinder von finanziell bessergestellten noch bezuschussen? Stichwort: Wer soll das bezahlen..

    - Vor allem werden hier wieder Vorstellungen verbreitet, die Menschen könnten sich ja nichts schöneres vorstellen, als arbeiten zu gehen, was auf einen, ähem, eingeschränkten Realitätssinn schließen lässt..

  • J
    Jan

    "So absurd wie das Ehegattensplitting, bei dem jenes Ehepaar, bei dem Mann und Frau gleich viel verdienen, steuerlich am schlechtesten dasteht."

     

    Bezogen auf das Gesamteinkommen des symmetrisch verdienenden Paares steht es nicht schlechter (aber auch nicht besser) da als ein Ehepaar mit einem hohen Einkommen. Das Ehegattensplitting sorgt nur dafür, dass ein hohes Einkommen wie zwei mittlere Einkommen besteuert wird. Seine Abschaffung würde für gleichverdienende Paare nichts ändern (dem Staat allerdings zusätzliche Einnahmen verschaffen).

     

    "Und warum werden männliche Politiker, die nur sechs Wochen Elternzeit nehmen, nicht dafür ausgelacht, weil das lächerlich wenig ist?"

     

    Ich kenne niemanden, der Cem Özdemir nicht ausgelacht hätte.

  • B
    Brenner

    Der Kühlschrank darf nicht kaputtgehen? - seit Jahren haben ich meinen Kühlschrank abgeschaltet und meine Ernährungsgewohnheiten radikal vereinfacht und umgebaut, sodass ich mich heute einerseits viel gesünder ernähre, andererseits 300 kwh Energie im Jahr einspare, was wiederum der Umwelt zugute kommt und ich meinen Teil am Umweltschutz einbringe.

    Die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens unterstütze ich, weil ich selbst gut ausgebildet bin, mich selbstständig weiterbilde, aber dennoch keinen Job finde. Eigentlich will ich mich nur selbstverwirklichen und mein Wissen weitergeben. Diese ganze Turbogesellschaft empfinde ich als aussterbendes Modell, so wirklichkeitsfremd, veraltet und zerstörerisch. Ein Grundeinkommen könnte die Menschen vom Zwang befreien, die politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Strukturen auf ein gesundes Maß zurechtstutzen und diese Gesellschaft würde sich weiterentwickeln, anstatt den Weg der Auflösung zu gehen. Früher oder später wird ein Grundeinkommen eingeführt, davon bin ich überzeugt, denn das alte Modell trägt nicht mehr und seine Zerstörungskraft entfaltet sich jetzt erst so richtig

  • S
    Sophie

    Ich fand den Artikel sehr interessant und generell würde ich mich einem BGE anschließen. Was mir persönlich immer wieder durch den Kopf geht, ist wie das ganze finanziert werden sollte. Ich höre immer wieder Menschen davon sprechen, wie viel besser alles mit einem BGE wäre, aber nie kann mir einer eine Antwort darauf geben, wie man dies bezahlen wolle.

    Auch wenn´s immer keiner hören möchte, unser Staat ist verschuldet und das Geld kommt nicht aus dem Nichts.

     

    Zu der Sache mit den Öffnungszeiten der Kindertagesstätten: Man sollte da auch an die Erzieher denken. Viele Kindertagesstätten in unserem Land sind unterbesetzt und es herrchen teilweise Zustände, dass Eltern ihre Kinder bis zu 10 Stunden in den Einrichtungen lassen. Auch krank. Ich bin der Meinung, dass wenigstens ein Elternteil, bis das Kind in ein gewisses Alter kommt, Daheim bleiben und sich darum kümmern sollte. Gleichberechtigung in der Arbeit in allen Ehren, aber nicht auf Kosten der Kinder bitte.

  • D
    denninger

    Sag' mal, "Dr. Ludwig Paul Häußner" wieso schwadroniert Ihr BWLer immer in der VWL herum, von der ihr offensichtlich nichts versteht?

  • DH
    Dr. Harald Wenk

    @von lorenz:

    Prekariat = Epressbarkeit statt Grundeinkommen = Hartz IV

    [speziell für Akademiker wie im Artikel].

     

    Das Üble in fast allen nichtmathematischen Wissenschaften ist, dass man selbst um die Voraussetzungen zu aller- aller- aller- aller- allereinfachsten unbestreitbaren Annahmen so lang herumrechten muss, dass die Ressourcen durch Reibung verlorenghen.

     

    "Der Geist wird durch FURCHT und Hoffnung bewegt."Spinoza.

     

    Ei, der, daus, da haben alle Regierungen immer auf die Verstärkung der FURCHT Hebel hingearbeitet. Rot-GRÜN mit Hartz IV völlig erwartungsuntreu. Wie die Autorin des Artikels völlig realitätstreu ausdrückt.

     

    Sie sind doch nicht am Ende irgendwie finanziell mit den Betreibern solcher Handlungen verbunden?

     

    'Der Rufer nach intellektueller Redlichkeit ist in den volkreichsten Städten einsamen wie in einer Wüste'

    [Nietzsche, Wortlaut kann minimal abweichen].

  • H
    hto

    "Arbeitswelt / Arbeit macht frei" - ja das paßt, zur funktionalen Gattung Mensch im egozentrischen "Individualbewußtsein", die in Suppenkaspermentalität auf Sündenbocksuche gebildet ist, an "gesundes" Konkurrenzdenken im "freiheitlichen" Wettbewerb glaubt, bzw. "bedingungslos" und leichtfertig davor kapituliert und mit materialistischer Bewußtseinsbetäubung den Sinn des Lebens am Arsch vorbeigehen läßt - Überproduktion von systemrationalem Kommunikationsmüll!?

     

    Arbeit sollte eine multipel teilbare Nebensache sein, die der Verantwortung im wirklich FREIEN WILLEN entspringt, wenn Mensch wahrhaftig zusammen lebt - im geistig-heilenden Selbst- und Massenbewußtsein / im GLOBAL von Leistung unabhängigen MENSCHENRECHT auf Nahrung, Wohnen und Gesundheit, mit allen daraus MENSCHENWÜRDIG resultierenden Konsequenzen / Möglichkeiten.

  • D
    Demokrater

    Bitte bitte lasst euch nicht unterkriegen oder Mundtot machen von allen die euch jetzt als wahnsinnige, leistungsfeindliche Kommunisten darstellen.

     

    Wenn ich mir anschaue wie misstrauisch mit dieser Idee umgegangen wird, geht bitte nur mal eine Minute SÄMTLICHE anderen Systeme mit derselben kritischen Grundhaltung durch und ihr werdet zu dem Schluss kommen, dass eigentlich keines funktionieren kann und jedes immer ausgenutzt wird.

     

    Ich bin restlos überzeugt, dass das Grundeinkommen ausgenutzt wird aber will wirklich ernsthaft behaupten unser bestehendes System nicht?

     

    Es bleibt nun die (eigentlich in einer Demokratie immer einzige) Frage - womit ist mehr Menschen geholfen?

     

    Im bestehendem System profitieren einige wenige von dem Rest der Arbeitenden (arbeitet euer Chef wirklich so viel härter, dass er mindestens das 10-fache von eurem Gehalt erhält). Diese wenigen haben mehr Geld als der Rest.

     

    Beim Grundeinkommen profitieren wiederum einige wenige (diejenigen die nicht arbeiten gehen sind mit Sicherheit die Minderheit da es erstens äußerst zermürbend ist den ganzen Tag daheim zu sitzen, fragt mal einen Langzeitarbeitslosen und zweitens das Grundeinkommen sich nicht groß von Hartz 4 unterscheidet, die Millionen von Hartz 4 Empfängern die sich ein schönes Leben in der Karibik machen sind mir noch nicht aufgefallen) und die arbeitenden müssen dafür aufkommen. Jedoch hat in diesem System der arbeitende auch mehr...

  • L
    lorenz

    Es gibt doch schon ein Grundeinkommen: Hartz iV. Mit den zusätzlichen Leistungen (Wohnung warm mit Einbauküche, kostenlose Krankenversicherung in einem der besten Gesundheitssysteme der Welt, kostenlos HBO-Serien gucken, täglich kostenlose Kulturangebote, badesaubere Flüsse) liegt das weit über dem Durchschnitts-Lebensstandard, dafür muss ein bulgarisches Lehrerehepaar hart arbeiten.

    http://www.globalrichlist.com/

    @Uwe: Iggy Pop hören, Buch schreiben, fürs Radio arbeiten.

    @Leser: Ayn Rand rules okay! Wunder mich, dass über diese extrem einflussreiche, sehr selbstständige, sehr erfolgreiche Frau mit Migrationshintergrund, dazu noch jüdisch, mit komplexen Liebesleben so wenig in der taz steht.

  • I
    Ivar

    @Leser:"...irgendjemand wird Geld weggenommen...und daß zahle ich nicht!" Nee - Leute wie Du zahlen lieber für: Kriege round the world, Büchergeld & Kindergeld für Millionäre, Zinsen an Spekulanten (sog. "Staatsverschuldung"), Atommüllendlagerung, Industrie"förderung" und Parteien"finanzierung" (beides vulgo: Schmiergeld) und ganz viel anderen Mist mehr! Nur ja der "ungebildeten Masse" nix zu trauen und keinen Pfennig derselbigen, welcher man selbst - natürlich - nicht angehören mag ("Unterschicht", ungebildet, faul & gefrässig sind immer die anderen, gelle?. Leute hört mal auf zu glauben, was alles nicht geht und beginnt mal lieber ganz schnell nachzudenken, was gewagt werden muß - sonst gehört ihr selber schneller zur "Unterschicht", als euch lieb sein dürfte! Viele von den vom LoHa-Abschaum bepöbelten "DSDS"-etc.-Guckern tun das auch nur, weil TV-Glotzen das einzige ist, was für sie noch bezahlbar ist. HARTZ sei Dank!

  • HS
    Herrn Schmilz

    Ja, genau so fühlt sich's an.

     

    Wenn bloss der Kühlschrank nicht kaputt geht oder der Wagen mit dem wir in die drei Arbeitsstätten fahren ...

     

    Grundeinkommen klingt dabei verlockend.

     

    Nur eines fürchte ich wird auch das Grundeinkommen nicht leisten können: Die Umverteilung des Geldes von "unten" nach "oben" zu stoppen und dem Geld wieder die "richtige" Richtung zu geben.

     

    Wir müssen dem Geld seinen eigenständigen Wert nehmen und es wieder auf seinen Sinn als reines Tauschmittel reduzieren.

     

    Das geht nur durch eine Stärkung dessen was sich heute so hübsch "Realwirtschaft" nennt, indem wir den nicht-realen Investmentbereich ausmerzen und Banken grundsätzlich von jeglichen Geschäften jenseits der reinen Versorgung und Geldlenkung ausschliessen.

     

    Hierzu bräucht's ein totales Zinsverbot und gleichzeitig als Ersatz eine Schwundklausel für nicht umlaufendes Geld, damit das schlichte Horten von Geld unrentabel wird, die möglichst sofortige Rückgabe des Geldes in den Umlauf durch den Kauf von tatsächlich realen Dienstleistungen und Gütern hingegen attraktiv.

  • L
    luftikus

    Grundeinkommen wäre wunderbar!

     

    Meine Familie hätte zusammen mit Kind mehr als jetzt. Wir brauchen nicht arbeiten gehen und können uns die Welt ansehen. "Bedingunglos" heisst ja "nicht an Deutschland gebunden". Wir suchen uns ein nettes Plätzchen in einer kleinen Hütte am Strand und ein paar kreative tagesfüllende Beschäftigungen, vielleicht nochmal studieren!

     

    Wer kommt alles mit?

  • U
    Uwe

    Was machst du denn jetzt, Lorenz?

  • DG
    Dörte Graul

    Ein Lesetipp zum Thema:

    Frigga Haug: „Die Vier-in-einem-Perspektive.“ (Argument Verlag)

     

    Eine Utopie von Frauen, die eine Utopie für alle ist

     

    Es ist an der Zeit, aus den falschen Alternativen auszubrechen, die Politik lähmen und langweilig machen: Wollen wir ein Erziehungsgeld für Mütter erstreiten oder bessere Kindergärten? Wollen wir eine Frauenquote in der Politik oder uns außerparlamentarisch engagieren? Wollen wir den gewerkschaftlichen Kampf um Löhne und Tarifabkommen stärken oder soll die Forderung nach Grundeinkommen ins Zentrum? Und wie steht es mit Lernen, Entwicklung, Kultur – oder haben wir jetzt keine Zeit dafür, weil es Dringlicheres gibt wie Krieg, Hunger, Umweltkatastrophen?

     

    Im Fokus von Frigga Haugs Vier-in-einem-Perspektive steht die Utopie einer gerechten Verteilung von Erwerbsarbeit, Familienarbeit, Gemeinwesensarbeit und Entwicklungschancen. Sie entwickelt einen Kompass, der die vier Bereiche auf einen Zusammenhang orientiert und in dieser Bündelung zugleich "realpolitisch" und emanzipatorisch-gesellschaftsverändernd ist.

     

    Hier der Link: http://www.vier-in-einem.de/

  • V
    volker

    Bedingungsloses Grundeinkommen, jetzt! Das ist wenigstens ein zukunftsfähiges Konzept. Besonders vor dem Hintergrund, dass in ein paar Jahren mehr als die Hälfte der Bevölkerung auf Stütze ist. Tja, so siehts aus liebe Politiker/innen und Gesellschaft. Vollbeschäftigung ade, dafür her mit dem schönen Leben.

     

    ciao, schönes wochenende!

  • L
    Leser

    Irgendjemandem wird Geld weggenommen, damit jemand anders malen oder töpfern kann? Geht's eigentlich noch? Hat schon mal einer der Verfechter des Grundeinkommens "Atlas Shrugged" gelesen? Oder sich damit beschäftigt, warum Sozialismus nicht funktioniert?

    Ich glaube ja gerne dem Durchschnitts-Foristen, dass er trotz Grundeinkommen arbeiten würde. Aber die "ungebildete Masse", die sich hier nicht zu Wort meldet, würde wohl statt aus Eigenantrieb zu arbeiten, bei DSDS oder GZSZ oder wasauchimmer zu Hause bleiben. Und das zahle ich nicht!

  • L
    lorenz

    Ich bin froh, dass es kein Grundeinkommen gäbe, sonst hätte ich mich jahrelang als Künstler weitergeträumt. Und nicht nur ich. Merkwürdigerweise vertreten ja nur Menschen den Gedanken des Grundeinkommens, die sich dabei Vorteile für sich versprechen -und wie auch immer das Grundeinkommen finanziert werden, soll, es wird immer Verlierer und Gewinner geben. Und ich glaube kaum, dass es sehr viele Kasserinnen und Steuerberater gibt, die sehr gerne 60 Stunden, oder auch nur halbtags arbeiten, damit kiffende Altjugendliche Blogs schreiben oder "Projekte" betreiben können.

  • L
    lukas

    WORD !!

    eigentlich so einfach

  • GW
    Georg Weisfeld

    Kann dem nur zustimmen, ein guter und wichtiger Kommentar!

    Ließt man viel zu selten in der Taz...

     

    Herzliche Grüsse

  • T
    toberto

    Sie sprechen mir mit allen angesprochenem aus dem Herzen.

  • H
    Hartmuk

    Mir aus der Seele gesprochen!

    Schon die Kriterien, nach der unsere Gesellschaft eingeteilt wird, ist ein Unding: zur Oberschicht gehoert, wer viel verdient, zur Unterschicht, wer wenig verdient, und dazwischen gibt's die Mittelschicht. Einziges Kriterium, um ganz oben zu stehen, ist das Geld - egal wie es verdient oder geerbt wird. Dinge wie Charakter oder der Nutzen fuer die Gesellschaft spielen im RotGruenSchwarzGelben System keine Rolle: Ein betruegerischer Banker gehoert zur Oberschicht und wird von der Person zur 'Persoenlichkeit' befoerdert, eine Krankenschwester ist 'untere Mittelschicht'. Tolles System.

     

    Eine Umwertung des Arbeitsbegriffes, wie im Artikel beschrieben, tut dringend not. Grundeinkommen + selbstgewaehlte Arbeit scheint mir ein guter Weg dahin zu sein, auch wenn noch viele Fragen offen sind. Davon sollten wir uns nicht abschrecken lassen - als im 18. Jahrhundert die Leute ueber Menschenrechte und Demokratie nachdachten, hatten sie auch nur verschwommene oder hoffnungslos idealistische Vorstellungen, wie das funktionieren koennte, so ganz ohne Koenig und so. Aber heute profitieren wir von deren Pionierleistungen.

     

    Also: weitermachen und weiterdenken, liebe Kirsten Reinhardt!

  • HW
    Harald Wozniewski

    "Ein bedingungsloses Grundeinkommen, wie es etwa Werner Götz, der Chef der Drogeriekette dm, fordert, könnte dieses Problem lösen." Das ist ein großer Irrtum!

     

    Das bedingungslose, konsumsteuer-finanzierte Grundeinkommen, wie es u. a. Götz W. Werner mit viel finanzieller Macht voran treibt (s. http://www.meudalismus.dr-wo.de/html/stundenloehne2005.htm, Rang 65), ist eine heimtückische Falle für unsere Volkswirtschaft. Es lockt die breite, seit Jahrzehnten der Armut verfallenden Bevölkerung wie der Gesang der Sirenen.

     

    In Wirklichkeit dient es der Festigung des modernen Feudalismus in Deutschland und fördert die weitere Vermögenskonzentration bei unseren zehntausend Meudalherren (und -frauen) in Deutschland:

     

    1. Diese werden von lästigen Einkommens- und Ertragssteuern befreit, nach heutigem Maßstab in Millionenhöhe. Die Konsumsteuer hängt allenfalls noch vom persönlichen Lebenswandel, aber nicht mehr vom persönlichen Reichtumszuwachs ab. Unternehmer wie die reichsten 300 Deutschen (manager-magazin, Sonderheft 2005), zu denen auch Götz W. Werner gehört, würden ihre Unternehmen völlig steuerfrei betreiben und noch schneller aufblähen als sie es heute können. Konkurrenz am Markt haben sie ohnehin nicht mehr - jedenfalls nicht durch die breite Bevölkerung.*

     

    2. Hinzu kommt, dass die längst hereinbrechende Gefahr von Umsatzrückgängen auch bei den Unternehmen der Meudalherren (95% der Bevölkerung verliert seit den 1960er Jahren permanent an Kaufkraft) durch das Grundeinkommen abgewehrt wäre.

     

    3. Götz W. Werner meint schließlich, dass das Grundeinkommen die bestehenden Löhnen und Gehältern substituieren solle (z. B.: Basler Zeitung vom 14.10.2006). In Höhe des Grundeinkommens brauche ein Arbeitgeber keine Löhne und Gehälter mehr zu bezahlen. Ob in diesem Maße der Unternehmer dann auch seinen Umsatz mindert (durch Preissenkung) soll “natürlich” diesem überlassen bleiben. M. a. W.: Das Grundeinkommen kassiert nicht der Arbeitnehmer, sondern der Unternehmer - zusätzlich zu dem eigenen Grundeinkommen. Bei Götz W. Werner mit etwa 23.000 Mitarbeitern wären das also etwas 23.001 Grundeinkommen in der Schatulle von Götz W. Werner. Arbeitnehmer arbeiten jeden Monat bis zum erreichen der Höhe des Grundeinkommens für den Arbeitgeber umsonst.

     

    4. Zu bedenken ist schließlich, dass die Koppelung des Grundeinkommens an eine Konsumsteuer - wie Götz W. Werner es verlangt - zu einer Art Garantie für Umsätze bei den Unternehmen ausartet: Denn ohne Umsätze keine Konsumsteuer, ohne Konsumsteuer kein Grundeinkommen.

     

    Die Meudalherren sichern mit diesem Grundeinkommen à la Götz W. Werner ihre Unternehmensumsätze, ihre Miet- und Darlehenszinsen, senken ihre Lohnkosten, vergrößern ihren Reichtum, drängen die übrige Bevölkerung noch mehr und noch schneller vom Markt und verweisen sie in deren wirtschaftliche Schranken, tragen aber nur noch mit ein wenig Konsumsteuer zur Finanzierung des Grundeinkommens und der Staatsaufgaben bei.

     

    Chapeau! Sehr schön ausgedacht!

    Mehr unter http://www.meudalismus.dr-wo.de/html/werner.htm

  • HK
    hans kanns ^^

    Ein dickes WORD von meiner Seite aus!

  • I
    Ivar

    Mir aus der Seele gesprochen! Wenn ich mir ansehe, wie viele vollkommen talentfreie Arschkrampen mit Papa`s Vermögen oder Opa`s Arisierungsgewinnerbe einen auf "Künstler", "Medienprojektler" bzw. "digitale Boheme" machen (wichtich!wichtich!binich!), während hochtalentierte Arbeiterkinder in 1€-Jobs und Scheißeschippenmüssen verauern, weil das Geld zur Entfaltung einfach fehlt, dann schrei ichs proud und laut: Grundeinkommen für alle, aber dalli!! Finanzierung? 90% Reichensteuer wie unter Roosevelt!

  • MS
    Michael Schlabes

    Danke, Kirsten Reinhardt. So einfach kann Wahrheit sein, und genau so einfach könnte auch diese derzeit noch utopische Gesellschaft sein. Ich hoffe, die Stimme der vernunftbegabten Bohemians wird immer lauter und erreicht auch irgendwann die Entscheidungsträger mit der dicken Knete, damit sich grundlegend etwas ändert, bevor das Prekariat zu randalieren anfängt.

  • N
    noName

    Stimme dem von Herzen zu.

     

    Allerdings bin ich pessimistisch für die nähere Zukunft.

     

    In Deutschland ist in den 90ern eine Abwärtsspirale in Bezug auf Arbeitslöhne losgetreten worden, die gerade erst ihre maximale Dynamik erreicht. Das zieht sich durch alle Einkommen, ausser den ganz hohen ("the winner takes it all").

     

    Sparen (kurzfristiges) ist eben etwas, das die Deutschen noch am besten können.

     

    Eher wird es wohl eine Angleichung mit Regionen geben, wo noch weniger gezahlt wird.

  • P
    Patrick

    Könnte funktionieren. Wird es aber nicht. Dafür Teilen zu wenig Mitbürger solche Ansichten.

  • DL
    Dr. Ludwig Paul Häußner

    Grundeinkommen ist Kultureinkommen

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    Wir alle stehen auf Schultern von "Kultur-Riesen" wie Alexander von Humboldt und anderen Kulturschaffenden wie Wissenschaftlern, Künstlern und Technikern - im Sinne von techné.

     

    Kulturarbeit kann nicht bezahlt werden, sie kann nur ermöglicht werden - in der nachindustriellen Gesellschaft die wir inzwischen sind vor allem durch ein bedingungsloses Grundeinkommen (BGE) finanziert über ein Steuersystem mit dem Schwerpunkt auf der Ausgabensteuer. Denn die Mehr-Wert-Steuer schöpft den arbeitsteilig geschaffenen Mehr-Wert in der Volkswirtschaft ab und ein Teil daraus wird zur Finanzierung des BGE verwendet.

     

    Mehr dazu unter:

     

    http://www.unternimm-die-zukunft.de/Ausgewaehlte_Texte/Von_der_Industrie_zur_Kulturgesellschaft.pdf

     

    Mehr über die Wechselwirkung von Kultur und Wirtschaft unter:

     

    http://www.unternimm-die-zukunft.de/Ausgewaehlte_Texte/KT_37_iep.pdf

     

    Ein bedingungsloses Grundeinkommen ist finanzierbar - mehr dazu unter:

     

    http://www.iep.uni-karlsruhe.de/download/Grundeinkommen_und_Konsumsteuer.pdf

     

    - und würde gerade einmal 20 Milliarden mehr kosten als HARTZIV - mehr dazu unter:

     

    http://uvka.ubka.uni-karlsruhe.de/shop/isbn/978-3-86644-485-0

     

    Schade, dass die führenden Bündnisgrünen kein Grundeinkommen möchten und die FDP kein wirklich liberales Bürgergeld.

     

    Was bleibt ist, dass BürgerInnen und JournalistInnen das Grundeinkommen immer wieder aufs Neue thematisieren.

     

    Bildung ist mehr wert, das sehen wir an den Gebrüdern Humboldt. Bei Humboldts wären heute sicherlich Verfechter für ein bedingungsloses Grundeinkommen.

     

     

    L.P. Häußner

    Mitglied bei den Bündnisgrünen Karlsruhe-Stadt

    und Mitglied im bündnisgrünen Netzwerk Grundeinkommen