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"Der Kommunismus ist durch die Verbrechen, die im Namen des Kommunismus verübt wurden, erledigt."
Na, dann hätte sich wohl auch Deutschland erledigt, und wer heute "Deutschland" gut findet, würde nach Logik von Thorsten Reinert (Kommentar vom 14.03.2012 11:31 Uhr) wohl die Opfer Nazideutschlands beleidigen. Dabei war die Hilterei beiliebe nicht nur "im deutschen Namen" unterwegs sondern war zwischen 1933 und 1945 zweifellos tatsächlich Deutschland. Das verhält sich beim Kommunimus anders.
Meine Meinung: Der so genannte "reale Sozialismus" war nicht an zuviel sondern an zuwenig Kommunismus zum stalinistischen Totalitarismus mutiert und am Ende zugrunde gegangen, wenn man unter "K" an Marx anknüpfend die (weltweite) Verallgemeinerung der Fähigkeit versteht, die Entwicklung und Anwendung der menschlichen Produktivkräfte im bewussten Miteinander zu regeln. Vielleicht wäre "auf-dem-Weg-zum-weltgemeinschaftlichen-Nachhaltigkeitsmanagemen" unmissverständlicher. Aber der Kürze und der Würze wegen, geht sicher auch Kommunismus.
Gruß hh
Sehr guter Artikel!
Sowas kommt in der Print-Ausgabe, die mittlerweile fast schon ein abgedruckter dpa-Ticker ist, leider viel zu selten!!!
@Thorsten Reinert:
Ihr Kommentar ist so unfassbar niveaulos, dass es zum Aufregen schon wieder zu schade ist. Mit Ihrer Einschätzung zu Che Guevara würde ich ja übereinstimmen, aber die sexistische und geschmacklose Ummantelung ihres Beitrages disqualifiziert jenen inhaltlich leider komplett. Tja, Eigentor.
Einmalig schöner Text - danke, Georg Seeßlen, you made my day!
verschollen im Datennebel? so denn 2.0
http://www.taz.de/Schlagloch-Papstbesuch---auf-Bayerisch-/!78533/
und knochentrocken: Merkels Prügelnazis!
aber er zeigt: das läßt sich steigern oder so gedanklich
' ummanteln' , daß die wirklich wichtigen markpoints für jedermann
sichtbar, ja erfahrbar werden.
Angesichts der rasanten Schleifung des europäischen Sozialstaats
richtet Peter Scheeßlen die Hoffnung und den Anspruch auf, dieser
Entwicklung, die längst nicht mehr nur die Sûdschiene betrifft, in den
Arm zu fallen.
Das ist um so notwendiger, als frühere Hoffnungsträger wie - die Grünen
längst sich ihrer Wurzeln entledigt haben und sich rückgradlos dem
Merkelismus andienen. Alles andere ist Selbstbeschwichtigung und für die Galerie!
Packen wir es an. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
"Hinzu kommt: Der Kommunismus wird gerade in den Kapitalismus integriert."
Die Parteien der parlamentarischen "Demokratie" durch leichtfertiges Kreuzchen auf dem Blankoscheck, leben schon von Anbeginn einen Sozialismus auf Kosten der Masse. Wenn man bedenkt, daß die Parteien programmatisch nun kaum noch einen Unterschied an den Tag bringen, also die "Treuhänder" der Vetternwirtschaft nun ..., dann kann man das wirklich einen einschleichenden Kommunismus nennen :-)
@von Thorsten Reinert:
"@ Ramona Lehmann, die schrieb…"
Das Haar in der Suppe finden, aber - was ist, mit dem Balken im eigenen Auge?
Egal. Es ist an der Zeit, den satten Selbstbedienern und nach unten Tretenden ihre selbstgeschaffenen vorgeblichen Sachzwänge so um die Ohren zu hauen, dass sie die menschenverachtenden Zustände endlich wahrnehmen.
Zu fordern ist ein ReichenSteuersatz - mindestens aus der Kohlzeit und ohne
Ehegattensplitting und eine Tobinsteuer, die den Namen verdient.
Ferner eine Krokadiltränensteuer einschl. der Einrichtung von Krokadiltränenrückhaltebecken für PolitikerInnen, BankerInnen und Wirtschaftsbosse ( einschl. Quotenfrauen)!
Damit man beim Jung-BW-ler der staatlich subventionierten Commerzkasperbank im TV :
" Ja, wir denken bei einer Einführung einer Transaktionssteuer besonders an den Kleinsparer! Wenn der 1914/18 … sich monatlich 100 Mark .… vom Mund abgespart… verliert er jetzt …… blablabla!"
Ja, dass dann alle Welt denkt:
" verdammte Hacke, ich wollte doch Tagesschau sehen!? Dit is ja nu wieder ZDF " Neues aus der Anstalt".
ein gelungener artikel zum schubladen- und engstirnigen denken.
Gefällt. Scheint, als müsst ich hier mal regelmäßig vorbeischauen...
@ Ramona Lehmann, die schrieb
"Kompliment für den Artikel!
In einer Reihe mit Kommunisten wie Che Guevara... zu stehen, kann nur eine Ehre sein."
Ramona, die mit welchem Feuchtigkeitsgrad ihres Höschens auch immer an Che Guevara denkt, soll auf folgenden Artikel der Taz hingewiesen sein:
("Che Guevara - Der Marlboro-Mann der Linken")
Kleiner Auszug aus diesem Taz-Artikel:
>
Usw.
Und, wie ist das kommunistische Höschen jetzt? Immer noch feucht? Oder gerade jetzt erst richtig nass, bei der Vorstellung, wie er "Konterrevolutionäre" ins Arbeitslager gesperrt hat, der schöne Che.
Geil, der Gulag.
Wenn er vom schönen Che angeordnet wurde.
Dann muss er ja toll sein. Der Gulag. Bei einem so schönen Mann, gell...
Kompliment für den Artikel!
In einer Reihe mit Kommunisten wie Che Guevara, Angela Davis, Pablo Neruda, Georg Lukács, John Reed, Richard Wright, Arthur Miller, Dashiell Hammett, Howard Fast, Edward Dmytryk, Albert Maltz, Joris Ivens, Martin Andersen Nexø, Per Wahlöö, Hans Scherfig, Ruth Berlau, Antonio Gramsci, Víctor Jara, Mikis Theodorakis, Paul Nizan, Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg, Clara Zetkin, Helene Weigel, Stephan Hermlin u. v. a. genannt zu werden, kann nur eine Ehre sein.
Wie zurückgeblieben muss eine Gesellschaft sein, in der man für jeden alternativen Gedanken, für neue Lebensbedürfnisse, Gegenentwürfe zu dieser heutigen korrupten Ausbeutergesellschaft, sofort mit Leuten wie Stalin und Pol Pot in Verbindung gebracht wird.
Ist der Kapitalismus wirklich die letzte Stufe der politischen und ökonomischen Entwicklung einer Gesellschaft? Das dachte man in den vergangenen Jahrhunderten seitens der Herrschenden auch immer!
Wunderbarer Artikel :)
Dafür lieben wir Herrn Seeßlen!
ach peterchen nein, jetzt hast du wieder was falsch verstanden. stolz per se mag riskant sein, ist aber nicht das zentrale problem in dieser konzeption. problematisch wird es, wenn du nationale konstrukte als restriktionsgrößen verwendest und darauf deinen stolz fokussierst...
Sehr klug und deshalb selten prima!
Oder ums kurz zu sagen: Der Begriff Kommunist ist längst verbrannt, weswegen es entweder dämlich oder von fragwürdiger Motivation ist ihn zu benutzen, geschweige denn ganze Kolumnen über ihn zu verfassen.
Na, so ungezügelt wie heute mit diesem eigentlich längst untauglichen weil kaum klar zu definierenden Begriff "Kommunist" um sich geschmisen wird, ob nun beleidigend oder affirmativ gemeint, wird es nicht mehr lange dauern bis findige "Klassenfeinde" ihn für sich wiederentdecken, diesmal nicht als Feindbild. Auch abseits der autonomen Unkultur wird es dann bestimmt T-Shirt-Kollektionen geben die stolz verkünden "I Herzchen Communism" und unter "ganz normalen Jugendlichen" wird es vielleicht chic sein nach kommunistischem Parfüm zu duften, kommunistische Popmusik zu hören und das Hochglanzmag 'Straßen aus Zucker' aboniert zu haben, und Leute wie sie, Herr Seeslen, können sich zufrieden zurücklehnend ein distinguiert-selbstgerechtes Lächeln um die Lippen spielen lassen, denn ihr Kampf für die Grundrechte der ach so unverstandenen "alternativen" Windfürze war erfolgreich - was das dann aber noch mit Alternativen und "einer besseren Welt" zu tun hat... ach scheiße, lassen wir das - unterhaltsam geschrieben ist ihr Artikel ja, und um mehr geht es ja ohnehin schon lange nicht mehr.
Ich bin dann auch Kommunist! Super beschrieben...
ach peterchen, sie meinen tatsächlich: "aber wer stolz ist, der wird sofort als Nazi beschimpft."
ach so? wer "gay pride" oder "black pride" ist, ist deshalb als nazi beschimpft? ist mir neu (und wäre auch widersinnig).
Den Artikel häng ich hier an die Wand!
Lieber Georg Seeßlen, bittesehrschöhn,hier sind die verdienten hundert Punkte:
....................................................................................................
Sehr guter Artikel!
In diesem Sinne:
Ich bin ein "Kommunist", sorry ein
"anarchistischer Kommunist"
Sehr guter Kommentar! Diese oder ähnliche Diskussionen, um die Begrifflichkeit führt man häufig und versandet im Kompromiss. Treffend beschrieben! Mehr davon.
Ja, präzise formuliert.100%Zustimmung.
@ Peterchen:
Sie schreiben "Vielleicht wäre es am klügsten nicht darauf zu achten was andere einem zuschreiben."
Und ich ergänze: Zuschreibungen halten sich (leider) länger, als mensch denkt, die würden sich je so lange halten.
Alle jene, die von der erzeugten Mainstream-Meinung abweichen, werden mit stereotypen Begriffen wie "Kommunist" (glaubt nicht an den Kapitalismus und an die alles selbstregulierende Marktwirtschaft), "Anti-Semit" (wagt es, Israels Aussenpolitik zu kritisieren), o.ä. abgeurteilt. Mit derartiger Aburteilung des Andersdenkenden wird eine Auseinandersetzung mit der Sache, i.e. Kapitalismuskritik, Israelische Aussenpolitik, etc. vermieden. Anstatt eine Antithese zur Antithese des Kritikers zu entwerfen, wird der Kritiker verunglimpft, derart, dass eine Antwort nicht nur nicht notwendig, sondern sinnlos oder kontraproduktiv ist. "weak on communism", "weak on terrorism", "thanks for the Hisbollah view", sind Varianten davon. Der Mainstream muss die erschaffene (manufactured) Mainstream-Meinung nicht begründen, sondern nur darauf pochen, dass es mainstream ist ("jeder weiss doch, dass ...").
Orwell lässt grüssen ...
Ausgezeichneter Artikel !!
Heutzutage wird man ja eher als "Gutmensch" bezeichnet, wenn man beschimpft werden soll.
Das liegt aber wohl daran, dass die Beschimpfer überhaupt nicht mehr wissen, was ein Kommunist sein soll.
Aber im Grunde kann das einem ja vorne rein und hinten wieder rausgehen, am besten am A... vorbei !
ich bin transkapitalist. der transkapitalist ist der anarchist des 21. jahrhunderts. statt big government und big business die autogestion der multitude. empowerment für alle. teilen mit allen. produktion durch alle für alle. keine nationen. keine postdemokratie.
Es ist schon richtig Stolz zu sein vom Mainstream diskreditiert zu werden. Immerhin ist dies die Bestätigung, dass seine Tätigkeit zweckdienlich ist um den Mainstream "umzulenken", der sich dann eben genau dadurch zur wehr setzt.
Sehr schöner Artikel. Normal seh ich mich nicht motiviert irgendwas zu kommentieren aber die Güte hat wohl meinen threshold überschritten.
Steiler Artikel!
Wer eine spirituelle Ader hat dem koennte auch der folgende Blog Eintag interessieren, den ich kurz zuvor gelesen habe:
http://wohofsky.wordpress.com/2012/03/13/langsam-kommt-projekt-life-zum-ende/
@Damian Winter
Wir sind bereits auf dem Irrweg. Woher also die Angst des Irrwegs?
"Ich der Faschist bin auch unheimlich gegen den Mainstream sogar noch mehr als es ein Kommunist je sein kann"
IRONIE aus...
Hat der Autor eigentlich die letzten 100 Jahre gepennt? Aber ich vermute er hält es ähnlich wie die Muslime. "Die Morde im Namen des Kommunismus haben nix mit dem Kommunismus zu tun und wer das sagt ist unser Feind und auserdem gab es ja noch keinen wirklich kommunistischen Staat, und wenn der dann aber kommt ist es das Himmelreich auf Erden"
Kommt mir alles sehr bekannt vor ...
Unsere Christen haben früher auch so gedacht und fleißig gemordet im Sinne der guten Sache.
Einige NAZIS tun das ja heute noch, man denke an die Zwickauer Zelle.
Alle Gläubigen seien es Faschisten, Kommunisten, Religöse ...sind vor allem eines INTOLLERANT bis an den Stehkragen! Und Krieglüstern sowieso.
Ein hoch auf den langweiligen Mainstream, denn jener hat wohl noch nie Kriege angezettelt. Selbst Bush fühlte sich als Christ aufgerufen in den Krieg zu ziehen. Da ist mir der langweilige Westerwelle der dies nicht tut lieber.
Und wer schreibt jetzt den Artikel in der Variante "Nationalsozialismus" noch mal?
Naja, m.E. ist es in D wenigestens nicht so, dass man aufgrund irgendwelcher Signalwörter zum "Kommunisten" wird (das mag in den USA anders sein).
Umgekehrt machen Signalwörter in den Augen der "Anti"fa schon mal gern Nazis oder zumindest Rechtsextreme (mir erging es z.B. mal so, als ich das Wort "wir" verwendete hatte - kein Witz).
"Ein Gespenst geht um in Europa - das Gespenst des Kommunismus. Alle Mächte des alten Europa haben sich zu einer heiligen Hetzjagd gegen dies Gespenst verbündet, der Papst und der Zar, Metternich und Guizot, französische Radikale und deutsche Polizisten.
Wo ist die Oppositionspartei, die nicht von ihren regierenden Gegnern als kommunistisch verschrien worden wäre, wo die Oppositionspartei, die den fortgeschritteneren Oppositionsleuten sowohl wie ihren reaktionären Gegnern den brandmarkenden Vorwurf des Kommunismus nicht zurückgeschleudert hätte?
Zweierlei geht aus dieser Tatsache hervor.
Der Kommunismus wird bereits von allen europäischen Mächten als eine Macht anerkannt.
Es ist hohe Zeit, daß die Kommunisten ihre Anschauungsweise, ihre Zwecke, ihre Tendenzen vor der ganzen Welt offen darlegen und dem {1} Märchen vom Gespenst des Kommunismus ein Manifest der Partei selbst entgegenstellen.
Zu diesem Zweck haben sich Kommunisten der verschiedensten Nationalität in London versammelt und das folgende Manifest entworfen, das in englischer, französischer, deutscher, italienischer, flämischer und dänischer Sprache veröffentlicht wird." (1848)
Sehr guter Artikel!
Der Kommunismus ist durch die Verbrechen, die im Namen des Kommunismus verübt wurden, erledigt. Der Begriff "Kommunismus" wird von vielen Menschen mit diesen Verbrechen konnotiert.
Die Opfer des Kommunismus empfinden es als Schlag ins Gesicht, wenn einer sagt, er sei "stolz" darauf, Kommunist zu sein.
Der Autor des Artikel hat keinen Grund, "stolz" zu sein. Er sollte sich schämen.
Er relativiert Massenverbrechen und beleidigt die Opfer, die im Gulag, in Geheimdienstkellern, an der Mauer, in Gefängnissen, mit Hacken und Spaten, Genickschüssen, organisierten Hungersnöten und anderen Methoden von den Kommunisten ermordet und gefoltert wurden.
Seesslen wäre ein toller Bundespräsident. Undenkbar? Da seht ihr, wie arm euer Denken ist und wie zertreten eure Phantasie. Der Mann sagt kluge Dinge am laufenden Band, seit Jahrzehnten, ist hochgebildet, bedächtig, und gerecht.
Aber nein, die Grünen kommen mit einem säuselnden Hochstapler an, der in rechtsradikalen "Studienzentren" von der Oder-Neiße-Grenze schwafelt. So dumpf und reaktionär ist das geistige Klima heute nämlich.
Kommunist ist auch nicht anders als Nazi. Und wer will schon Stolz auf sowas sein?
Dieser Artikel spricht mir aus dem Herzen. Der desaströse Untergang des "Sozialismus" vor mehr als zwanzig Jahren wurde und wird ja dazu benutzt, jegliche Gedanken, Ideen und Bewegungen, die über das bestehende Geschäftsmodell des Kapitalismus hinausgehen, sofort zu diskreditieren.
Deshalb sollte man sich nicht vor dem bösen K-Wort fürchten und sich auch nicht die Butter vom Brot nehmen lassen, wenn die Meute aufheult, sobald man über Alternativen zur Diktatur der Finanzmärkte nachdenkt.
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von Ulheid
leider habe ich das schon vor 40 Jahren gehört und es ging 40 Jahre bergauf,beschwerlich und steinig. Auf beiden Seiten des sog. Mainstreams,was auch immer das ist,haben sich Mauern etabliert, welche schwer zu überwinden sind
Super Artikel!!! Genau das ist der Punkt, dass Menschen mit neuen Ideen, die vom Mainstream abweichen, da dieser in etablierter Manier meist konservative Gedankenkonstrukte als unanfechtbar propagiert, in ihrer avantgardistischen Gedankenwelt und ihrer Hoffnung auf eine sozialere und ökologischere Welt gestärkt werden müssen und sich nicht von stumpf populistischen Parolen in versucht beleidigender Form abschrecken lassen. Weiter so, solange es nicht auf Irrwege gelangt. ;)
Seeßlen mal wieder at his best: sehr schön.
Naja,
Zitat:
"Es kommt darauf an, stolz darauf zu sein, wenn man vom Mainstream so genannt wird."
aber wer stolz ist, der wird sofort als Nazi beschimpft. Von wem? Genau von denen die vom Mainstream als Kommunist beschimpft werden.
Vielleicht wäre es am klügsten nicht darauf zu achten was andere einem zuschreiben.
Unzufrieden mit der Parteilinie: Grüne Stimmenkönigin Canan Bayram verlässt den Bundestag.
Debatte Gesellschaft: Ich, der Kommunist
Schaffen es die Menschen, Subjekt ihrer eigenen Geschichte zu werden? Warum man stolz sein kann, wenn einen der Mainstream als „Kommunisten“ beschimpft.
Wege für Kommunisten: dem Morgernrot entgegen. Bild: Photocase / kallejipp
Neulich bezichtigte mich ein deutscher Bestseller-Autor, „ein Kommunist“ zu sein. Das war als Schimpfwort gedacht und sollte wohl in die Richtung kriminell Verblendeter oder verblendet Krimineller gehen.
Ich habe mir, ehrlich gesagt, seit meinen jungen Jahren keine großen Gedanken mehr darüber gemacht. Es genügte mir, den Verhältnissen, so wie sie sind, so ziemlich sehr, sehr kritisch gegenüberzustehen und mich nach Kräften für kleine und große Alternativen einzusetzen.
Wenn ein Kommunist ist, wer es nicht mag, dass Menschen ausgebeutet, entrechtet, vernachlässigt oder unterdrückt werden, und wenn ein Kommunist ist, wer dafür weder die Natur noch das Wesen des Menschen verantwortlich macht, sondern konkrete Verhältnisse, in denen Profit und Macht auf eine spezielle, extrem ungerechte Weise verteilt werden, dann bin ich eben ein Kommunist.
Konstruktion von Dissidenz
Aber natürlich steht ja „Kommunist“-Sein in einer Geschichte. Wenn einer hierzulande einen anderen so nennt, dann macht er ihn direkt oder indirekt mitverantwortlich für historische Verbrechen von Parteien, Regierungen, Bewegungen. Es ist, mit anderen Worten, ein Totschlagwort.
Wenn Kommunismus bedeutet, einer Partei anzugehören, die behauptet, immer recht zu haben, wenn es bedeutet, sich einer großen Idee zu unterwerfen, die sich als wissenschaftliche Weltanschauung sieht und ansonsten keinen Spaß versteht, wenn es bedeutet, die Geschäfte ausgerechnet in die Hände einer Staatsbürokratie mit Polizei, Geheimdienst und despotischen Vorsitzenden zu legen, und wenn es bedeutet, dass dieser Staat seinen Bürgern im Austausch für eine Grundversorgung die persönliche Freiheit nimmt – nö, dann will ich lieber kein Kommunist sein.
Das Kommunist-Sein hat jedoch viel weniger mit politischer Entscheidung oder mit intellektueller Selbstermächtigung zu tun als mit den Zuschreibungen, die der Mainstream nun mal so vornimmt. Es ist längst jenseits größerer Gedankengebäude und Gesellschaftsmodelle eine Methode zur Konstruktion von Dissidenz.
Wer nicht glaubt, dass der Kapitalismus, sei es in seiner brutalen derzeitigen, sei es in einer vielleicht noch mal abgemilderten Form, der letztmögliche und endgültige Weg des gemeinschaftlichen Lebens und Arbeitens ist, der ist ein Kommunist. Wer nicht glaubt, dass der Staat das letztmögliche und endgültige Modell von Ordnung und Recht ist, wer den Staat als zweitgrößtes Übel des Mensch- und Gesellschaft-Seins ansieht, der ist ein Anarchist. Ich bin also, klarer Fall, ein kommunistischer Anarchist.
Vorwärts in der Geschichte
Ärgerlich nur, dass nicht nur der besagte Bestsellerautor meinen Anarchismus geflissentlich übersehen hat, ärgerlich noch mehr ist, dass der Mainstream dieser Tage damit durchkommt, jede Form von Dissidenz als Retrophänomen zu behandeln. Wen man einen Kommunisten schimpfen darf, der will ja wohl nicht vorwärts in der Geschichte, sondern zurück zu alten Ideen und Praxen. Dabei interessiert es doch in Wahrheit einen Scheiß, ob früher einmal alles andere als der demokratische Kapitalismus noch schlimmer war.
Es interessiert, was kommen wird, wenn der Staat und der Markt als Ordnungsinstrumente ausgedient haben. Es interessiert, um schon wieder so ein kommunistisches Wort zu verwenden, ob die Menschen noch mal schaffen, Subjekt ihrer eigenen Geschichte zu werden. Es interessiert, ob es überhaupt eine Zukunft gibt. Kommunisten sind Leute, die sich für gemeinschaftliche, selbstorganisierte und unentfremdete Problemlösungen interessieren.
Wenn nun aber Kommunist wäre, wer sich der überraschenden Erkenntnis öffnet, dass Karl Marx gar nicht mal so unrecht hatte, dass all diese sonderbaren Dinge – Lohn, Preis und Profit, Entfremdung, Krisenzyklen, militärisch-industrieller Komplex usw. – auf Dauer nicht das Überleben der Menschheit sichern, dass die ökonomischen Grundlagen der Gesellschaft auch schuld an ihrem moralischen und kulturellen Desaster sind, dann, tja, dann wäre wohl eine gute Hälfte der denkenden Deutschen Kommunisten, die halbe FAZ-Redaktion eingeschlossen.
Unser Job, unsere Passion
Hinzu kommt: Der Kommunismus wird gerade in den Kapitalismus integriert. Die neue Verbindung von Postdemokratie und Neoliberalismus trägt Züge eines auf den Kopf gestellten Staatssozialismus. Keine Freiheit, nirgends, außer beim Kaufen und/oder Zugrundegehen. Wirtschaft und Staat im postdemokratischen Neoliberalismus haben eine absolute Macht, es scheint unmöglich, über sie hinaus, oder wenigstens unter ihr hindurch zu denken.
Was soll da noch ein Wort wie „Kommunist“? Wenn sich in wunderlicher Konvergenz der maoistisch-„kommunistische“ Staatskapitalismus, der merkelistisch-expansive Nationalkapitalismus und der lupenreine postkommunistische Putinismus immer mehr annähern? Im globalen Zirkus der Bilder und Ideen wäre man als „Kommunist“ nicht wirklich in guter Gesellschaft.
Von der Falle, die Liberalkonservative gern aufmachen, wenn sie es mit Dissidenten zu tun haben, will ich gar nicht groß reden. Kritisieren darf nur, wer ein Gegenmodell parat hat, wer aber ein Gegenmodell parat hat, ist ein Kommunist und darf nicht mehr kritisieren. Bin ich also Kommunist? Wahrscheinlich würde man eher neue Begriffe benötigen.
Die Zuschreibung hingegen geschieht definitiv in böser Absicht. Aber es ist wie mit Nigger, Bitch, schwul oder punk: Aus der Ausgrenzung und Abwertung entsteht ein neuer Stolz. Unsereiner steht quer zur Macht, das ist unser Job, das ist unsere Passion, das ist unser merkwürdiges Talent.
Wen man hierzulande als „Kommunisten“ beschimpft, der würde in einem „kommunistischen Staat“ wahlweise als „bürgerlicher Individualist“, „dekadent“ oder „Konterrevolutionär“ drangsaliert. Es kommt daher nicht darauf an, ob man in einem historischen, ideologischen und diskursiven Sinn „Kommunist“ ist. Es kommt darauf an, stolz darauf zu sein, wenn man vom Mainstream so genannt wird.
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Kommentar von
Georg Seesslen
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