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Debatte KulturjournalismusSchafft das Feuilleton ab!

Kommentar von Georg Seesslen

Die Kulturseiten einer Zeitung waren für die bürgerlichen Gesellschaften dazu da, Geschmack herzustellen. Heute sind sie ein bornierter Ramschladen. Wie ist das passiert?

Schön an Zeitungen ist ja, dass man mit ihnen so viel machen kann, ohne sie lesen zu müssen. Bild: ringo / photocase.com

D as Feuilleton ist seit Mitte des 19. Jahrhunderts eines der fünf Ressorts einer Zeitung, die dem Bürger entspricht: Politik, Wirtschaft, Kultur, Lokales und Sport. Diese Ressorts entsprachen ziemlich genau dem Aufbau einer bürgerlichen Persönlichkeit, und zwar sowohl durch das Vorhandensein der einzelnen Elemente als auch durch ihre Trennung.

Subressorts rundeten seitdem das Bild ab und integrierten den Anhang des Bürgers, nämlich seine Frau und seine Kinder: Reise, Motor & Technik, Comic-Section, Modebeilage, Kirche, Küche und Hund.

Es ging um folgende Fragen: Wer ist Freund und wer ist Feind? („Politik“). Wo liegt mein wirtschaftlicher Vorteil? („Wirtschaft“). Wozu ist meine Bildung gut? Welchen Geschmack soll ich zeigen? („Feuilleton“). Wo sind meine Wurzeln und wo mein direktes Feld von Eingriff und Ergriffenwerden? („Lokales“). Was zum Teufel soll ich mit meinem Körper anfangen? Was ist Leistung, was Held, was gezügelte Leidenschaft? Wie verstecke ich mein Begehren in der Leistung? („Sport“).

privat
Georg Seeßlen

ist freier Publizist und Kinoexperte. Unlängst hat er gemeinsam mit Markus Metz „Kapitalismus als Spektakel: Oder Blödmaschinen und Econotainment“ (Suhrkamp) veröffentlicht. 2011 erschien von dem Autorenduo: „Blödmaschinen: Die Fabrikation der Stupidität“. Jeweils wird analysiert, welche Mechanismen und Apparate die Dummheit aktuell produzieren.

Die bürgerliche Zeitung ist tot

Die bürgerliche Zeitung und die bürgerliche Persönlichkeit entsprachen einander so perfekt, dass eines ohne das andere nicht mehr zu denken gewesen ist.

Nun ist die bürgerliche Zeitung seit geraumer Zeit in der Krise. (Ja, Krisen haben wir in der Tat reichlich.) Als Gründe dafür werden weitgehend äußere Faktoren ausgemacht: Alles wird teurer. Die Leute haben keine Zeit mehr, und Lesen strengt sie zu sehr an. Die Konkurrenzmedien sind schneller, billiger und bunter. Der Nachwuchs fehlt, Zeitunglesen ist eine aussterbende Kulturtechnik, Zeitungschreiben noch viel mehr, den wachsenden „Kinderseiten“ zum Trotz. Die Medienkonzerne haben den Markt der periodischen Publikationen nach Kräften ruiniert. Die verschwimmenden Grenzen zwischen Kultur und Unterhaltung machen die Geschmacksdiskurse weitgehend obsolet; warum dann nicht gleich fernsehen.

Mag alles sein und noch viel mehr. Aber vielleicht gibt es einen noch triftigeren Grund für das Verschwinden der bürgerlichen Zeitung: Die bürgerliche Persönlichkeit, die einer Zeitung zur Ordnung der Welt bedarf und die sie herstellte, die gibt es (bald) nicht mehr. Die Erosion des Feuilletons ist also ein Symptom einer allgemeinen Zeitungskrise, welche ihrerseits ein Symptom des Zerfalls der bürgerliche Persönlichkeit sein mag, die wiederum ein Symptom … Na ja, Sie wissen schon Bescheid.

Der gute Geschmack war einst für die innere Verfassung einer bürgerlichen Gesellschaft von entscheidender Bedeutung. Einerseits war es eine mächtige Ordnungskraft, und schon deswegen war es mindestens genauso wichtig, immer wieder gegen ihn zu verstoßen. Daraus entstand für den kulturellen Diskurs eine heikle Dialektik. Den Geschmack des Publikums zugleich zu erfühlen und zu bedienen, zu führen und „pädagogisch“ zu beeinflussen und immer wieder auch dramatisch zu attackieren. Zugleich der Diktatur des guten Geschmacks zu entgehen und ihn als Orientierungsgröße zu erhalten.

Kunst und Kultur jedenfalls waren für die bürgerlichen Gesellschaften perfekte Maschinen zur Herstellung des Geschmacks, so wie der Geschmack gleichsam die Innenausstattung einer Klassenkultur war, die nachträglich legitimierte und erlöste, was in den Ressorts zuvor, der Politik und der Ökonomie, verbrochen wurde.

Organisierte Schizophrenie

Die Ressorts der bürgerlichen Zeitung also sprachen nicht allein von der inneren Ordnung der bürgerlichen Person, sondern auch von ihrer organisierten Schizophrenie. Im Kulturteil würde man sich dafür schämen, wozu man sich im Wirtschaftsteil anstandslos bekennt. Das Feuilleton indes hat nun längst eine andere Funktion übernommen.

Es ist auf der einen Seite eine Art Garbage Collection; hier bringt man unter, was in den anderen Ordnungen nicht funktioniert. Es ist der Ramschladen des bürgerlichen Selbstverständnisses geworden. Zum Beispiel politische Kommentare, die die Grenzen zum Essay überschreiten, oder die Generallinie des Blatts, mal nach links, zunehmend nach rechts.

Um gesellschaftlich zu wirken in einer bürgerlichen Gesellschaft müssen nämlich Kunst, Wissenschaft und Kritik in der einen oder anderen Weise „feuilletonisiert“ werden, und es war zweifellos das Feuilleton, das den progressistischen Flügel des Bürgertums zu einem Selbstbewusstsein verhalf. Der Rückweg des deutschen Bürgertums aus dem Faschismus in die demokratische Zivilgesellschaft wäre ohne das Feuilleton wohl nicht so ohne Weiteres vonstattengegangen.

Daumen rauf, Daumen runter

In Westdeutschland aber wurde das Feuilleton zum ausführenden Organ eines Oberlehrer- und Kulturbeamtenjargons. Es wurde zur Fortsetzung des Gymnasialunterrichts mit anderen Mitteln, und die Kritik arbeitete und arbeitet am liebsten mit den Mitteln von Korrektur und Zensurenverteilen. Aus einem Projekt zur Öffnung und Erweiterung der Diskurse wurde das Instrument zum Inkludieren und Exkludieren.

Denn „feuilletonistisch“ ist ja stets ein Offen- und Unernstlassen, ein Spielerisches und Vages, ein Experimentelles, Vorläufiges und Gewagtes. Man könnte behaupten: Ein deutsches Feuilleton sei ein Widerspruch in sich. Oder anders: Die Nachkriegsgeschichte des deutschen Feuilletons ist die Geschichte seiner Selbstaufhebung. Und man kann zweifellos behaupten, dass das Feuilleton nicht zuletzt eine softe Form der Zensur ist. Wenn auch weniger über das Verbotene verhandelt wird als über das Geschmacklose oder das „Unbedeutende“.

Das Problem mit dem schrumpfenden Feuilletonismus liegt nun darin, dass es immer weniger Menschen sind, die gegenüber einer immer größeren ästhetischen und diskursiven Produktion entscheiden, was verhandelbar ist und was nicht. Und diese wenigen Menschen achten viel weniger darauf, was in der Welt los ist, als darauf, was die Konkurrenz macht. Aus einem ursprünglich zur Öffnung der Diskurse gedachten, lockeren und experimentellen Submedium ist ein geschlossenes selbstreferentielles und dogmatisches Instrument zum kulturpolitischen Mainstreaming geworden. Was im deutschen Feuilleton gelandet ist, ist so gut wie tot.

Der Feuilletonismus ist aus dem Feuilleton ausgewandert in den neuen Kolumnismus. Die Kolumnen nehmen bei ihrer Migration die Leichtigkeit, aber auch, gelegentlich, den Geistreichtum, manchmal sogar ein klein wenig intellektuellen Wagemut und Widerspruchsgeist mit, meistens aber bloß die schamlose Ichsagerei. Feuilletonistische Kolumnen finden sich längst beinahe überall, nur nicht mehr im Feuilleton. Dort machen sich stattdessen Gastbeiträge der Prominenten breit, von denen man sich das eine oder andere Skandälchen verspricht, oder aber einfach, äh, die Connection.

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23 Kommentare

 / 
  • CO
    Cup of Tea

    Schafft Abschaffungsfordeungen ab! Das Feuilleton ist der einzige Grund, warum ich überhaupt noch Zeitung lese.

  • H
    hgweber

    "Kunst und Kultur jedenfalls waren für die bürgerlichen Gesellschaften perfekte Maschinen zur Herstellung des Geschmacks"

     

    Kunst und Kultur als Maschinen zu bezeichnen, finde ich nicht ganz angemessen. Das riecht nach dem längst zum Wechsel fälligen Maschinenöl der Kulturindustrie. Und Geschmack als Produkt ... Hm.

     

    Aber im Prinzip stimme ich zu, dem Feuilleton (ich beziehe mich hier v.a. auf Filmbesprechungen) fehlt die Selbstreflektion über seine Rolle. Es könnte mehr sein als Gralshüter der Hochkultur. Ich wünsche mir ein Feuilleton 2.0

  • EM
    Egbert Manns

    Nee, das ist nix. Keine Beweisführung, viele Mainstream-Behauptungen ohne Beleg, deutliche Ressentiments oder auch Anzeichen kommunikativer Überforderung. Das müsste ich alles glauben, was da so leichthändig hingeschrieben steht. Nee.

  • V
    Verleihnix

    Warum wickelt man eigentlich Fische nicht mehr in Zeitungen ein? ich habe das ewig nicht mehr gesehen und vermisse es irgendwie.

  • LH
    Lo He

    Gerade das taz-Feuilleton weidet sich sicher nicht in irgendwelchem Kultur-Mainstreaming (von wenigen Ausnahmen, siehe zb. Lana del Rey, abgesehen, aber selbst solche Inhalte sind interessant, werden sie als kulturelles Phänomen betrachtet). Besser gepasst hätte diese Polemik vielleicht in den Kulturteil der ZEIT.

     

    Davon abgesehen ist die Forderung, das Feuilleton abzuschaffen, von vielen persönlichen Ressentiments geprägt, was schade ist.

    Denn wer behauptet, dass manche Artikel in verschiedenen Zeitungen, vor allem (aber nicht nur) wenn es um die "traditionellen" Sparten Musik, Literatur, Theater und bildende Kunst geht, nicht grandios geschrieben wären, lügt schlichtweg oder liest keine Zeitungen mehr.

    Davon abgesehen muss man schließlich auf irgendeine Art versuchen, sich in diesen unübersichtlichen Kultur-Wulst zu werfen, auch wenn man zwangsläufig irgendetwas verpassen wird. Was bleibt denn ansonsten noch übrig? So etwas vielleicht?: http://www.youtube.com/watch?v=B5nlepZ-xLU&feature=fvwrel

     

    Ich jedenfalls bin froh um die Feuilletons dieser Welt, zumindest über einige.

  • C
    Copieur

    Aus welchem Grund gibt es kein Haupt-Ressort "Wissenschaft"?

     

    Hear hear!

     

    Und warum haben die allermeisten Zeitungen ein "Auto"-Ressort, unter unterschiedlichen Namen (z.B. "Mobil")? Üblicherweise erscheinen solchen Beilagen wochentlich; oft gibt es quasi-täglich Beiträge über des Deutschen liebstes Kindes, wenn nicht einfach in der Form von Schleichwerbung...

  • JN
    Joachim N

    Wenn wir über Ressorts reden, drängt sich mir eine ganze andere Frage auf. Warum gibt es die genannten Ressorts, die sich im großen und ganzen um aktuelle politische Fragen oder aber um Unterhaltung drehen, jedoch kein Ressort, dass sich mit den grundlegenden Fragen beschäftigt:

    Aus welchem Grund gibt es kein Haupt-Ressort "Wissenschaft"? Im Gegensatz zu allen anderen Inhalten sind diese wirklich relevant. Und haben, entsprechende Forschungsqualität vorausgesetzt, im besten Falle Potential auf ewige Geltung, im Gegensatz zu dem, was Inhalt der genannten Ressorts ist.

    Also, woran liegt es? Ist es wirkich so unspannend für Journalisten und Leser sich über die neuesten Erkenntnisse in Astronomie, Medizin oder Biologie zu informieren? Aktuelle Studien und Daten aus Soziologie, Pädagogik oder Rechtswissenschaft zu lesen?

    Kann ich mir gar nicht vorstellen. Also, es ist ohnehin Zeit zur Veränderung und Quality Wins - setzt neue Prioritäten.

  • U
    uff-tata

    Hm. Interessanter Text.

     

    Dabei finde ich die Umorientierung und Neuaufstellung des Feuilletons der letzten Jahre eigentlich absolut begrüßenswert.

    Also die Hinwendung zu sogennanten "popkulturellen" Themen und Inhalten, das Aufbrechen der idiotischen und elitären "Hochkultur vs. Unterhaltung"-Kategorisierung etc.

     

    Denn was soll an Mozarts "Kleiner Nachtmusik" jetzt so viel geistreicher, anspruchsvoller oder künstlerischer sein als bspw. an einem Album von Pink Floyd oder nem Track von Riccardo Villalobos?!?

    Es ist doch sehr inspirierend, dass sich heute in Kunst und Musik vieles vermischt und sich das eh nur imaginierte Konzept "Hochkultur" nicht mehr halten lässt. Welches ja bloß der sozialen Segregation und Selbstbeweihräucherung des konservativen Besitzbürgertums (vormals des Adels) diente.

     

     

    Etwas irritierend an Sesslens Beitrag finde ich, dass er sich wie ein typischer Feuilletonartikel von heute liest.

    Aber nun denn, interessant finde ich ihn dennoch.

  • M
    Matelue

    Ein interessanter Artikel, jedoch muss ich den populären aber leider falschen Gebrauch des Begriffes Schizophrenie kritisch anmerken.

     

    http://www.adverteasing.de

  • H
    hto

    Der Journalismus ist, in immerwieder leichtfertig-angenommener Verpflichtung zu journalistischer "Neutralität", ein Teil der KONFUSIONIERENDEN Überproduktion von systemrationalem KOMMUNIKATIONSMÜLL, für die Wirklichkeit in MULTISCHIZOPHRENITÄT des "gesunden" Konkurrenzdenkens im nun "freiheitlichen" Wettbewerb um ... - der Tanz um den heißen Brei, nämlich um die eindeutige / zweifelsfreie Wahrheit, in gutbürgerlich-gebildeter Suppenkaspermentalität auf Sündenbocksuche.

     

    Wer sich da noch wundert, oder es für phänomenal hält, ist sicher "individualbewußter" Teil des SYMPTOMATISCHEN Problems, einer Menschheit im geistigen Stillstand seit der "Vertreibung aus dem Paradies" (erster und bisher einzige GEISTIGE Evolutionssprung), in die Möglichkeiten einer Menschheit in wirklich-wahrhaftiger Vernunft / geistig-heilendem Selbst- und Massenbewußtsein OHNE Schwach-, Blöd-, Stumpf- und Wahnsinn.

  • O
    omo

    Fällt denn in China gar kein Sack Reis mehr um? Wieso darf der Seesslen andauernd mit seinem langweiligen Geschreibsel nerven? Dieses bräsige Soziologengeschwafel (Klassenkultur), aus der Mottenkiste des Marxismus herausgedampft, ist sowas von daneben, da muss man schon BKulturbartträger sein, um nicht schon beim Lesen einzuschlafen.

  • UM
    Urs Meier

    Sesseln macht genau das, was er kritisiert: Er senkt den Daumen, nachdem er das Feuilleton pauschal und oberlehrerhaft als überlebt abgekanzelt hat. Kann er machen. Einiges ist überlegenswert. Angeregt von seinem Verriss, bilde ich mir mein Urteil dann selber. Genau so funktioniert übrigens Feuilleton. Immer noch.

  • J
    Jojas

    @ Copieur: Liegt vielleicht daran, dass der typische taz-Leser früher bekifft in der Hängematte rumhing, während er heute mit Kinderwagen durch den Park joggt.

     

    Liegt vielleicht aber auch daran, dass man diese ironisch-abfällige Distanz als blöde und überflüssig erkannt hat.

  • AN
    Ana Nanini

    D'accord Georg Sesslen,

     

    endlich mal eine berechtigte Kritik wider den Einheitsbrei an, ja, Trash, Mainstream und dem Bunten aus aller Welt, zu dem das Feuilleton geworden ist.

     

    "Schafft das Feuilleton ab!" - wieviele denken eigentlich, dass das genauso gemeint ist? Sesslen trauert doch dem alten Feuilleton nach, hält am normativen Feuilletonbegriff fest.

     

    Weder die großen, noch die kleinen Zeitungen vertrauen noch darauf, dass sie selbstständig große Namen und Meinungen hervorbringen. Also greift man auf polarisierende Knallchargen, wie Sarrazin und Trashpublikationen großer Verlage zurück und reagiert dankbar auf überflüssiges Hahnengekrähe von Literaturnobelpreisträgern. Oder man(n) packt Sahra Wagenknecht aus und lässt sie zum hundertsten Mal über den Euro räsonieren. Im schlimmsten Fall schwappt es aus dem Internet zurück in die Zeitungen.

     

    Das Feuilleton hierzulande ist vielleicht eine nette Ergänzung zum Rest, aber keine Kritik des Restes! Bevor man es abschafft, kann man von mir aus gern den Sport abschaffen. Das bedeutungsschwere Geschwafel von den großen Herausforderungen, die die Deutschen zu meistern haben ...

  • A
    anke

    Das, Herr Seesslen, hätten Sie dem gelernten Ossi in mir vor Jahren schon sagen müssen, dass (taz-)Kolumnen das neue Feuilleton, Feuilletons die organisierte Schizophrenie und diese wiederum Symptom des Zerfalls der bürgerliche Persönlichkeit sind/ist. Es wäre mir einiges ersparet geblieben, denke ich, wenn ich eher gewusst hätte, dass (taz-)Kolumnisten sich öffentlich und theoretisch (fremd)schämen für Dinge, die sie (selbst) praktisch anstandslos tun.

  • J
    Johnny

    Hey Autor,

     

    Mal wieder das Schizo-Wort falsch benutzt.

    Macht aber nix, machen eh fast alle so wie Sie.

     

    LG

     

    Jo

  • JA
    J.K. aus Ey

    Jau. Und anschließend müsste mensch nur noch verhindern, dass sich dieses Post-Bürgertum sein Feuilleton weiterhin (wie schon lange) "selbst" zusammen bastelt - und dann hätten wir was?

  • KS
    klaus steigmeier

    wer fordert, das feuilleton abzuschaffen, ist einfach nur dumm.

    die kulturredaktionen müssen heute nur wacher und konsequenter und mit besonders feinfühligem und klugem sachverstand ihrem job nachgehen.

    und sich auf keinen fall von dieser (un) geistigen müllhalde namens internet beeinflussen lassen!

  • C
    Copieur

    Ich kann mich vage erinnern, dass die taz früher keine "Sport"-Seiten hatte, sondern eine Abteilung für "Körperbewegungen". (Der genaue Ausdruck habe ich inzwischen vergessen).

     

    Ist die taz dann ein bürgerlisches Blatt geworden?

  • D
    doppelell

    Chapeau!

  • D
    deviant

    Wozu braucht man das Feuilleton, das einem sagt, was man zu mögen hat, wenn es doch die täglich neu errechneten TV-Quoten um so empirischer machen...?

  • A
    artemidor

    Zitat: "Das Feuilleton ist seit Mitte des 19. Jahrhunderts eines der fünf Ressorts einer Zeitung, die dem Bürger entspricht: Politik, Wirtschaft, Kultur, Lokales und Sport."

     

    Nö, der Sport als eines von fünf selbständigen Ressorts ist nicht so alt wie die Bewegung von Turnvater Jahn. Das blieb dem 20. Jahrhundert vorbehalten, und zwar noch nicht mit der Lebensreform- und Wandervogelbewegung, sondern der Sportbesessenheit der Nazis.

     

    Zitat: "Im Kulturteil würde man sich dafür schämen, wozu man sich im Wirtschaftsteil anstandslos bekennt."

     

    Richtig, im Feuilleton darf jeder über Wirtschaft sprechen, auch wenn er von deren Gesetzen und Regeln keine Ahnung hat; dort werden nach Belieben gefühlte Meinungen, Ressentiments und Gutmenschentum ausgebreitet. Ebenso gibt es viel Betroffenheit und Menschelndes im Feuilleton, das dann meistens in den Appell mündet, daß sich doch bitte "die Politik" des Missstandes annehmen soll.

  • GH
    gerd heise

    ein toller Artikel !

     

    ( nur doch interessant, wie sich Dinge ändern - wandeln, aber das ist doch gut so.