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Nein, kein Vorbild.
Etwas 4 Milliarden Euro von etwa 400.000 britischen und niederlaendischen Sparern werden nicht zurueckgezahlt. Die davon finanzierten Glaspalaeste (z.B Harpa) in Rejkjavik hingegen sind bezahlt.
Dass vor allem die Niederland un Grossbritanien getroffen wurden, liegt daran, das Icesave im Wesentlichen in diesen Laendern aktiv war.
Dadurch dass Island die Schuld zur Zeit nicht zureuckzahlen kann und will (ueber 10K Euro pro Kopf) verfaellt diese ja nicht.
Leider hat der Autor eine Kleinigkeit vergessen: Die isländische Regierung wollte zahlen. Dann haben aber die Bürger eine Volksabstimmung veranlasst und das Ergebnis war, dass ausländische Bürger kein Geld bekommen - nur Isländer wurden ausgezahlt. Eine Konsequenz dessen war, dass Großbritannien Island auf die Liste teroristischer Staaten gesetzt hat.
Diese Geschichte bringt mich unweigerlich auf die Seite Islands.
Wer mehr wissen will über Weltbank, IWF und Regierungen, denen das Geld einen Ring durch die Nase gezogen hat:
http://www.youtube.com/watch?v=FfWcZJtP6NI
Ich würde Euch ja viel Spaß wünschen, aber ich bin ziemlich sicher, dass Ihr den nicht haben werdet - genauso, wie ich ihn nicht hatte, als ich zufällig hineinzappte ...
Island macht alles richtig? Hallo??? Zuerst durch Deregulierung eine Finanzkrise auslösen und dann die Ersparnisse kaputtgehen lassen -- das war doch Teil des skrupellosen Selbstbereicherungsplans der isländischen Bankster, die längst mit Ihren unverdienten Yachten über alle Bermudadreiecke sind.
Es kann nicht sein, dass die Finanzmanager sich nicht im klaren darüber waren, dass sie die Anleger und US-Banken verblenden und abzocken. Schon dafür, diese Machenschaften zu tolerieren, sollte Island als "Schurkenstaat" abzustempeln.
Die Finanzmanager haben sogar in Kauf genommen, dass nach eine Zyklus der Deregulierung eine Verstaatlichung der Banken kommen wird. Nur wollten sie sich vor diesem Banken-Kataklysmus gegenseitig genug Boni aus den Kreditsummen zuschieben, um Island fluchtartig verlassen zu können und in einem Luxusappartement in New York in Pension gehen zu können. Die wütenden Proteste in Island fanden ohne sie statt, den Kopf mussten wieder die Politiker hinhalten. Charles Fergusons "Inside Job" geht hier wesentlich besser auf die unmoralischen Coups der Isländer ein als der Artikel oben.
Wenn die SPD-Politker so von Banken-Verstaatlichung begeistert sind, sollten sie sich überlegen, ob der dahin führende geplante Kataklysmus bzw. Banken-Crash nicht wenigstens zuvor angekündigt werden sollte, so dass der eigentliche Zusammenbruch nicht als "Überraschung" quasi über nacht vor der Tür steht, sondern kontrolliert abläuft.
RESPEKT !!!
Ein vorbild für Europa!
Bankenrettung = Rettung der Sparer bzw. der Spekulanten
Einfach mal auf´s Eigenkapital der Kapitalsammelstellen schauen.
Der Rest sind Kundengelder.
Und wer sind wohl diese Kunden, Sparer oder richtiger Spekulanten?
Genau. Hinz, Kunz und Lieschen Müller
Die spekulieren darauf, dass die über Riester, Rürup
und Co. verteilten Staatsschulden bis zum Sankt Nimmerleinstag prolongiert werden können.
Wer will denen schon sagen, dass sie sich verspekuliert haben?
„Ein Staat, der nicht seine Banken, sondern seine Bürger rettet, macht alles richtig.“
Klasse Satz, sollten wir in Berlin auch mal probieren. Leider läuft es hier andersherum. Obwohl 98,2% bei dem Wasser-Volksentscheid für das Volksgesetz gestimmt haben, wird es nur pro forma umgesetzt.
Warum, weil zu den 1,8%, die dagegen waren, nicht nur die Konzerne RWE und Veolia, sondern ALLE Abgeordnetenhaus-Fraktionen (die Piraten waren damals noch nicht dabei) gehörten und die Presse sich auch nicht gerade darüber empört.
Deshalb zahlen die Bürger – trotz Kartellamtsbeschluss gegen missbräuchlich überhöhte Trinkwasserpreise – weiterhin ungerechtfertigterweise Millionenbeträge an die Konzerne. Und deshalb stimmt der Vermögensausschuss heute über einen überteuerten Rückkaufvertrag ab, mit dem dem Wasserkonzern RWE wiederum ein dreistelliger Millionenbetrag nachgeschmissen werden soll (info: http://www.scribd.com/doc/105240196/Pressemitteilung-vom-Berliner-Wassertisch-vom-7-September-2012).
@ alles Unsinn ich bin müde
Das Wort "sarrazinesk" habe ich erfunden. Hiermit mahne ich Sie ab, die Abmahngebühr wird sich in Höhe der kommenden Eurorettung bewegen.
Näheres entnehmen Sie bitte dem bald folgenden Anschreiben durch meinen Anwalt.
Hochachtungsvoll
Man macht es sich zu einfach wenn man in einem Nebensatz erwähnt dass das Modell nicht übertragbar sei. Es ist sogar nur ein Einzelfall. Denn in gewissem Sinne wurde nach dem Motto "Ist der Ruf schon ruiniert lebt es sich gar ungeniert" agiert. Und das kleine Island konnte für das Weltfinanzsystem keine ernstliche Gefahr darstellen, trotz sicherlich vorhandenen Auswirkungen andernorts auch dieser Bankenkollapse. Würden aber Briten, Deutsche, Spanier, etc. einfach ihre Großbanken kollabieren lassen und nach diesem Motto verfahren dann wären die Gläubiger ruiniert und eine Rekapitalisierung wäre unmöglich. Eine Kettenreaktion die einen "Neustart" des Wirtschaftssystem per Währungsreformen etc. bedeutet hätte, mit allen Folgen die man sich so ausmalen kann und auch schon historisch erlebt wurde (vgl. Weimarer Republik, in globalem Maßstab). Unser Problem ist dass eines noch nie da war, die globale Vernetzung so dass sozusagen alle industrialisierten Länder am Rande des Kollaps entlangschrammen. Früher handelte es sich nur um einzelne Volkswirtschaften oder Ländergruppen, andere Weltregionen konnten Zusammenbrüche noch kompensieren. Einen globalen Kollaps kann man nicht kompensieren, der dauert sogar seine Zeit bis er abgelaufen ist. Und bis man an eine Währungsreform etc. gehen kann und sich die Dinger wieder bessern hätten wir eine verdammt harte Zeit in der Strukturen zerschlagen sein könnten die wir so nie wieder aufbauen werden können. Siehe DDR, man hat den harten Cut gemacht und die halbe DDR Volkswirtschaft nach der Wende abgewickelt, nach allen kapitalistischen Gesetzen unrentable Betriebe kollabieren lassen und das (bischen) Tafelsilber was es gab im Sinne des Steuerzahlers versilbert. Die Neuen Länder sind nie wieder auf die Beine gekommen anschließend. Ich will mir das gar nicht global ausmalen.
Dass man Banken pleitegehen lassen soll, ist in Deutschland keineswegs Häresie; ganz im Gegenteil: Deutschland wollte anfangs nicht Griechenland "retten", d.h. D wollte, dass die Banken, Versicherungen und sonstigen Marktteilnehmer für ihre Fehlinvestitionen in vermeintlich risikolose Staatsanleihen (der Glaube, dass Staatsanleihen sicher und risikolos seien, ist übrigens insbesondere von den Aufsichtsbehörden geschaffen worden: In der EU gilt (galt?) eine Abweichung von Basel 2, bei der Banken für Staatsanleihen von Euroländern keine Vorsorge treffen mussten; Versicherer und Pensionskassen werden dazu gezwungen, in Staatsanleihen zu investieren) haften. Erst auf massiven Druck aus Paris, London, Washington (sowohl Obama als auch IWF), der EU-Kommission, der EZB (welche damit den Vertrag von Maastricht in den Mülleimer geschmissen hat), der Südländer und der Bankenlobby des eigenen Landes und natürlich der ganzen Euromantiker in der deutschen Politik und Gesellschaft hat sich das geändert und jetzt stecken wir im Dreck. Die TAZ war übrigens immer für die "Rettung".
Ich bin dafür das die verantwortlichen Politiker und Banker zur Rechenschaft gezogen werden und ihren Schaden abarbeiten müssen...solange bis sie ihre Schäden wiedergut gemacht haben...
könnten die ganzen umgeleiteten Berger-Fanboys vielleicht aufhören ihren Schmarrn nun auch auf der Seite hier zu verbreiten? Ich wollte hier eigentlich in Ruhe eine Debatte lesen. Wenn ich nochmal "Danke, Jens Berger für..." lesen muss, wird mir übel.
Fakt ist vor allem Eines, JB verwurschtelt mal wieder Unvergleichbares zu einem verkaufbaren Paket. Mir ist das seit langem zu sarrazinesk. Und damit die taz auch. Zumindest diesmal.
@Ewerth:
"Obwohl man keinen Beleg in der Geschichte dafür fand und findet, dass Sparen in Krisenzeiten zur Erholung führten, wird weiter daran festgehalten."
Mehrere Länder haben erfolgreich ihren Haushalt saniert. Siehe z.B. Neuseeland.
Aber sagen wir mal so: Das Geldverschwenden hat sich in allen Zeiten als fatal herausgestellt, es wirkt sich nur nicht immer sofort negativ aus.
Außerdem geht bei mangelhafter Wettbewerbsfähigkeit kein Weg an einer Abwertung vorbei. Ob durch Währungsverfall oder Lohnkürzungen - Kaufkraftverlust ist unausweichlich. Siehe Argentinien.
Griechenland z.B. konsumierte über lange Zeit zu viel. Das Land MUSSTE anschließend sparen. Es gibt keinen anderen Weg. Der Fehler der Vergangenheit lassen sich nicht so einfach auslöschen. Ich denke, das gilt sowohl für Volkswirtschaften als auch für Menschen. Ob Griechenland hingegen unbedingt im Euro abwerten und gesunden sollte und ob die Streichung von Beamtengehältern sinnvoller ist als die Reduzierung der übergroßen Beamtenschaft, ist eine andere Frage.
Wenn isländische Trawler in Tokio anlanden, um ihren Kabeljau zu verkloppen, lassen sie sich natürlich nicht in Kronen bezahlen, sondern in "guten" Yen. Die isländische Inflation von fast 50% seit dem Crash 2008 bis heute wäre deutlich höher ausgefallen, wenn nicht die per Geldentwertung erstarkte isländische Exportindustrie stetig weiter harte Tauschmittel ins Land spülte. Erstaunlich auch: Island hat selbst in den akuten Krisenzeiten 2008/2009 eine Arbeitslosigkeit von nur 10 Prozent erreicht, heute liegt sie unter 5 Prozent. Die 320 Tausend Isländer haben ein reales, dh. preisbereinigtes BIP pro Kopf, das der IWF 2012 einen Tick höher als das Deutsche einschätzt (WW-Ranglistenplatz 16). Dank ihrer Erdwärmekraftwerke kann die Insel günstig Aluminium für den Weltmarkt herstellen . Auch sind Islands Fischgründe innerhalb der ertrotzten 200-Meilen-Zone - noch - die ergiebigsten der Welt.
Dass die atlantischen Vulkanier wg. der Preissteigerungen in der nahen Vergangenheit eine deutliche Absenkung des gewohnten Konsums hinnehmen mußten, liegt auf der Hand.
Hauptgründe, warum sich die kleine aber solide Inselwirtschaft in relativ kurzer Zeit erholen konnte sind unter anderem:
a)die in bester Wikingermanier erfolgte Zurückweisung eines Teils der Schuldforderungen und der vom IWF geforderten Frondienste.
b)die Abwertung der isländischen Krone, von der die Exportnation Island, ähnlich wie Deutschland von der Schwächung des Euro, seit 2008 wunderbar profitiert hat.
@Hamburgerx
"Austerität ist immer das richtige Ziel. Die Frage ist nur, wie man es erreicht. Ob man Banken pleitegehenlassen soll oder nicht, ist eine gute Frage, ob man Steuern erhöht oder nicht, ebenso, aber das Ziel ist am Ende immer, mit dem Geld klarzukommen, das man einnimmt."
Aus diesen Zeilen spricht der Stammtisch, der leider keine Ahnung von volkswirtschaftlichen Zusammenhängen hat. Zum hundertsten Mal: Ein Staat kann nicht wie eine Privatperson wirtschaften, siehe "volkswirtschaftliche Gesamtrechnung".
Ferner unterstellen Sie, dass der Schuldner immer Schuld hat. Trifft das zum Beispiel auch auf den spanischen Kellner zu, dem von Kreditvermittlern eine undurchsichtige Finanzierung seines Eigenheims auf Biegen und Brechen aufgeschwatzt wurde?
Im übrigen vertrete ich die Einschätzung, dass man in der Eurozone höchstens im Falle Griechenlands von einer Staatsschuldenkrise sprechen kann. Aber das passt der Kriseninzenierung unserer Eliten in Finanzwirtschaft, Medien und Politk ganz gut in den Kram. Dank der Umdeutung der Banken- und europäischen Strukturkrise in eine "Staatsschuldenkrise" ist das Momentum für die Eindämmung des monopolisierten und konzentrieten Finanzsektors und/oder Vermögensaufbaus, welches nach dem Lehman-Crash durchaus vorhanden war, stark abgebremst worden.
Wohin uns die Fehldiagnose Staatsschuldenkrise und die falsche Therapie Fiskalpakt noch führen wird? Mir schwant nix gutes.
Ja, Banken müssen pleite gehen können. Aber nein, das hat nichts mit Sozialstaat zu tun.
Island hat das einzig richtige gemacht, nicht die Spekulanten gerettet, sondern die Bürger. Aber wie man in diesem Zusammenhang immer wieder lesen kann, geht man lieber "unter" als vielleicht einmal darüber nach zu denken, das die "Geisterfahrer" in Europa die sind, welche in einer Rezession, drastische Spardiktate verlangen, und das noch innerhalb kürzester Zeit. Aber villeicht will man das unmögliche Verlangen, um später sagen zu können, wir wollten ja "helfen" aber die wollten ja nicht?
Immer mehr wird offensichtlich akzeptiert, dass die Rezepte welche schon in den vergangenen Jahrzehnten scheiterten, immer wiederholt werden sollen? Wenn sich unsere Herrschenden einmal die Mühe machen würden, ein wenig in die Geschichte zu schauen, könnte man vielleicht etwas lernen?
Die Krise in 1982, die mexikanische Krise in 1994, die Asien Krise in 1997, die brasilianische und russische Krise 1998, und die Krise in Argentinien 2002. Alle Krisen hatten eins gemeinsam, alle diese Länder wurden vom IMF gezwungen, Ausgaben zu senken, Löhne zu kürzen usw. obwohl die Krise durch die drastischen Spardiktate sich immer weiter verschlimmerte, und die Economy in eine immer größere Rezession führte, wurde an den Austerity Programmen festgehalten. Oder geht man noch weiter zurück in die Geschichte, die große Depression und die Brünningschen Sparprogramme führte immer tiefer in die Krise. Obwohl man keinen Beleg in der Geschichte dafür fand und findet, dass Sparen in Krisenzeiten zur Erholung führten, wird weiter daran festgehalten. Wenn man sich Länder wie Schweden oder Finnland anschaut, welche beide viel größere Ausgaben im Sozialen Bereich hatten, wuchs der BIP wesentlich schneller, als in Länder wie den USA.
An dieser Stelle sei einmal Albert Einstein zitiert: „immer und immer wieder dasselbe tun, aber ein anderes Ergebnis zu erwarten, ist schon sehr irritierend“ Wollen wir wirklich, dass 50 Prozent der Jugendlichen keinen Job finden? Nur um das Defizit von 9 Prozent auf 3 Prozent in kürzester Zeit zu drücken? Egal wie hoch der Preis dafür ist, den die Jugendlichen dafür zahlen müssen? Dafür dass eine Minorität, immer reicher wird? Ist das der Preis, den Jugendlichen dafür zahlen müssen? Es scheint so, obwohl es genügend Beweise gibt, dass Spardiktate in einer Rezession, noch nie geholfen haben und helfen, man trotzdem daran festhält?
In welcher Gesellschaft wollen wir also Leben? Die Zeit ist gekommen, wo wir uns bewusst machen müssen, in welcher Gesellschaft wir in Zukunft leben wollen?
Der Artikel endet völlig sinnbefreit:
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Das in Deutschland beliebte Austeritätsdogma gehört auf den Müllhaufen gescheiterter Ideologien. Ein Staat, der nicht seine Banken, sondern seine Bürger rettet, macht alles richtig.
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Deutschland steht mit seinem "Dogma" derzeit als bestes Land in Europa da. Griechenland, das Austerität ein Jahrzehnt mit Füßen getreten hat, am Abgrund. Jeder Haushalt muss Privatinsolvenz anmelden, wenn er Austerität vernachlässigt.
Austerität ist immer das richtige Ziel. Die Frage ist nur, wie man es erreicht. Ob man Banken pleitegehenlassen soll oder nicht, ist eine gute Frage, ob man Steuern erhöht oder nicht, ebenso, aber das Ziel ist am Ende immer, mit dem Geld klarzukommen, das man einnimmt.
@Dobermann:
Naja, es gab mal - die genauen Umstände erinnere ich nicht mehr - einen Gastartikel einer Kampf-Feministin auf dem Spiegelfechter, während Jens Berger im Urlaub war.
Es entbrannte eine unfassbare Diskussion, angefeuert auch von ebenjener Dame, die wohl scheinbar nicht ruhen wird, bevor alle Männer eingekertert oder entmannt sind.
(Der Artikel sowie die Kommentar-Schlacht wurden später - wenn ich Recht erinnere - entfernt)
Hier der entsprechende Kommantar von Jens Berger:
http://www.spiegelfechter.com/wordpress/3886/kasperletheater-in-drei-akten
Ansonsten wüsste ich nicht, was gemeint sein könnte. Sämtliche anderen Artikel zum Thema Feminismus (im Positiven oder Negativen) sind von Gastautoren geschrieben worden. Jens Berger ist, so wie ich das als langjähriger Leser seines Blogs beurteilen kann, jemand, der mit Fanatismus wenig anfangen kann. Somit wird er, ähnlich wie andere von Vernunft geleitete Menschen, Kampf-Feministinnen wohl als religiös Verirrte empfinden müssen. Das ist aber nicht sein Gebiet, dort sollen sich andere tummeln. Er ist einer der besten linken Ökonomen unseres Landes. Warum er zum Feindbild einiger Frauenbewegter wurde entzieht sich meines Verständnisses.
Island ist weit weg und gehört nicht zu den eng aneinanderliegenden Staaten, wie Spanien, Portugal, Griechenland, Frankreich und Italien, so dass ich schätze, dass diese an der Peripherie liegenden Staaten von der Kern-EU nur als dumme Büttel für Abstimmungen gebraucht werden. Denn wer keine eigene Haushaltshoheit mehr im eigenen Land hat, ist ein sehr guter Ja-Sager und Mehrheitsbeschaffer.
Merkel und die anderen EU-und Bankstrategen, als auch der IWF, sind ja nicht blöd, sondern sie verfolgen ganz andere Interessen, nämlch den Neoliberalismus mit Abschafftung der Sozialstaaten, flächendeckend einzuführen, wobei einer ja mal aus der Reihe tanzen kann, damit das demokratische Gebilde gewahrt bleiben kann.
Die anderen betroffenen Politiker von Spanien, Portugal, Griechenland und Italien kennen doch den Sachverhalt von Island.
Warum handeln sie nicht ebenso ?
Stattdessen geht der Eine aus Griechenland auf Betteltour um sich lächerlich zu machen und der spanische Staatsherr freut sich wie ein Kind, wenn Merkel ihn ob des konsequenten Sparens lobt, bei fast 50 % Jugendarbeitslosigkeit. Pfui, kann ich da nur sagen.
Hollande aus F beißt umsich und der italienische, rechtswidrige Staatschef von Bankers Gnaden, windet sich wie ein Wurm. Nur ja nicht konsequent für's Volk da sein.
Darum auch diese entwürdigenden Eiertänze sowohl bei den betroffenen Staaten als auch bei EU-Kommission, EZB und IWF.
„…Ein Staat, der nicht seine Banken, sondern seine Bürger rettet, macht alles richtig. …“
Genau so – und n u r so!
(Danke an Jens Berger – nicht nur für diesen Satz!)
Es geht ja nicht darum, daß das isländische Modell mal eben 1:1 auf die EWU übertragen werden könnte, sondern darum, daß es (selbstverständlich IMMER) Alternativen zur neoliberalen Alternativlosigkeit gibt. Und e i n e von solchen Alternativen haben sich die Isländer getraut zu praktizieren.
Frau Merkel, als klassischer Opportunistin, sollte das auch möglich sein. Nun gut, man müßte ihr zwar eine entsprechende Blaupause zustecken – ihre Eurorettungs-„Politik“ weist sie schließlich als fachlich freischwebende schwäbische Jungfrau aus. … Vielleicht könnte die mal jemand unter die ihr von den neoliberalen Interessenvertretern regelmäßig zugesteckten legen? … Und am besten dann, wenn anläßlich einer weltweit ausgestrahlten Presseerklärung nach dem nächsten „VermeindlichEuroStaatsSchuldenRettungZurTatsächlichWiederholtenBankenRettungs“-Gipfel, die beschlossenen Maßnahmen von Frau Merkel verlesen würden.
Okay, das ist Wunschdenken. Ist aber die Annahme realistisch, daß die Masse der Deutschen zu Isländern würde, wenn die beiden „großen“ Oppositionsparteien im Bundestag ihre Politik in der Schröder-Ära immer noch nicht als grundsätzlich falsch erkennen und beispielsweise einen „Fiskalpakt“ absegnen, den sie höchstens mit irgendwelchen „Impulsen“ garnieren wollten, stellten sie die nächste Regierung?Zumal die SPD auf eine große Koalition schielt?
Wie (glaubwürdig) überzeugend könnten überhaupt Figuren (von CDUCSUFDPSPDGrünen) alternativ argumentieren, die Politik verbrochen haben, deren Auswirkungen für die Masse der inländischen wie EU-ländischen Bevölkerung nun offensichtlich verheerend ist (z.B. Altersarmut)?
Wer ideologisch nicht völlig festgefressen ist, müßte wenigstens die Ergebnisse dieser Politik in Frage stellen – und dann schleunigst die Berater wechseln! Ansonsten könnte es nämlich sein, daß sich der vom Verfassungsgericht nun erlaubte Einsatz der Bundeswehr im Inneren schneller realisiert als man glaubt!
Das heißt ein/e Staat/Staatengemeinschaft, der/die nicht seine/ihre Bürger, sondern seine/ihre Banken rettet, macht wohl neoliberal alles richtig.
^Jo_Cit^
schön und nett, aber island ist eben auch ein Sonderfall da ein Großteil der Staatsverschuldung (die vergleichbar mit den EU Staaten bei ca. 100% des BIP) nicht von den inländischen Banken gehalten wurde. Daher führte ein Bankrott der Banken nicht automatisch zu einem Staatsbankrott.
In Spanien oder Italien wird ein Großteil der Staatsschulden von inländischen Banken gehalten. Den Banken geht es einigermaßen gut. Das Problem ist eher die Uneinbringbarkeit der Staatskredite. Da der Staat nicht mehr kreditwürdig ist bemüht man in übertragenen Sinne eben die noch kreditwürdigen Banken stärker zu verschulden um als Staat wieder weiterleben zu können.
Gleichzeitig wird versucht, den größten Kreditnehmer (Staat) wieder kreditwürdig zu machen um die auf den Büchern lastenden faulen Kredite nicht abschreiben zu müssen.
So lange diese Problematik nur auf die PIGS konzentriert bliebe, schön und gut - aber zB bei Griechenland hatte auch die DB ihre Hände im Spiel. Und ließ sich schliießlich von der deutschen Bundesregierung ihre faulen Kredite "abkaufen" durch die Hilfsgelder.
Insgesamt zeigt die Problematik mMn aber eher darauf hin, dass Banken und Versicherungen durch Finanzinstrumente die Geldmenge unnötig aufblasen können/konnten. Der Staat in der gleichen Währung arbeitet, aber als Besicherung bereits zu wenig Kraft hat um das System vor einem Kollaps zu bewahren. Daher ein Problem der Aufsicht...
"Das in Deutschland beliebte Austeritätsdogma gehört auf den Müllhaufen gescheiterter Ideologien"
An dieser Stelle muss ich einmal ketzerisch die Frage stellen: Führen die angeprangerten Spar- und Lohnkürzungsprogramme zb. in Griechenland nicht zum selben Ergebnis wie Islands Abwertung der Krone um 100% seit dem Crash 2007/2008?
Bedeutet das nicht, dass der isländische Fischer heute nur noch zur Hälfte des Lohns arbeitet, den er noch vor 5 Jahren bekam? Und hat die Abwertung der Krone nicht den Effekt, dass der dt. Tourist für seinen Islandtrip heute nur noch die Hälfte bezahlt, wie im Jahre 2007?
@ Nebelkerze
Es gibt keine Staatsschuldenkrise. Das würde nämlich bedeuten, das die Staatsschulden ursächlich für die jetzige Krise sind. Es war immer eine Banken/Spekulationskrise.
Es würde lange dauern, dir die Zusammenhänge in einer Email zu erklären. Besser du informierst dich allein. Spiegelfechter und Nachdenkseiten sind ein Anfang
@Jens Berger:
".. Der Platz reichte auch nicht dazu aus, zu erzählen, dass die isländische Politik ihren Weg nicht unbedingt freiwillig gefunden hat, sondern vom demonstrierenden Volk dazu förmlich gezwungen wurde...."
Wenn für diese wichtige Information der Platz nicht reicht, dann
Endlich Jens Berger in der taz! Bitte fortführen!
Zumindest interessante Perspektiven tun sich auf, wenn nach dem Verursacherprinzip gehandelt wird anstatt Untertanen zu erpressen.
@Aus Haching
Seltsamerweise ließen Sie völlig unerwähnt, dass die Forderungen der niederländischen Gesprächspartner damals bei den IceSave-Verhandlungen den Isländern einen erpresserischen Deal andienten, der diese gezwungen hätte, von jenen einen Kredit aufzunehmen und diesen einen unüblich hohen Kreditzins dafür zahlen zu müssen, der Island dann endgültig ruiniert hätte.
Ein Schelm, der böses dabei denkt.
Unvergessen der Tag, als der isländische Präsident die Unterschrift unter dem ausgehandelten Vertrag der Regierung verweigerte, und einen Volksentscheidung verlangte, welchem er sich unterwerfen wolle. Ein Novum in der isländischen Geschichte. Das Abstimmungsergebnis wies dann eine Ablehnung bei 98 % der Bevölkerung aus.
Na, und vielleicht gibt Herr Berger ja noch eines Tages jene Geschichte zum besten, auf welche ungewöhnliche Art und Weise die Isländer sich eine neue Verfassung entwerfen ließen. Dann wäre auch gleich Ihre Behauptung, das isländische „Modell“ bestehe schlicht darin, nationalistisch-populistisch zu handeln, als dreiste Lüge entlarvt ;-)
Bravo Jens Berger, schön von dir in der Taz zu lesen
Bravo Taz schön das ihr Jens Berger zu Worte kommen lasst. Bitte mehr davon in Zukunft.
nun, trotzdem sollte man im Blick behalten: Island ist zwar ein souveräner Staat, ein Land, hat aber soviele (bzw. wenige) Einwohner wie Berlin-Neukölln...
Die absolute Lachnummer damals waren, mit Verlaub, die kreischenden Sparer, welche trotz aller Warnungen von Stiftung Warentest zwar ignorant und gierig die erhöhten Zinsen wegen erhöhtem Risiko einstrichen, aber nicht bereit waren, die Folgen des bewusst eingegangenen Risikos dann auch zu tragen, und erwarteten, der isländische Steuerzahler würde ihre Gier auch noch alimentieren.
Island hat sich auch keineswegs an seinen Nachbarn bereichert, sondern denjenigen, welche die Chuzpe besaßen, trotz üppiger Zinsen das Risiko dann doch nicht akzeptieren zu wollen, erst einmal eine lange Nase gezeigt. Und ob diese Raffkes ihr Geld tatsächlich verlieren werden, ist noch nicht sicher. Isländer bleiben nicht gerne etwas schuldig, auch solchen Leuten nicht. So werden vielleicht all jene die Doofen sein, welche die Warnungen nicht in den Wind geschlagen hatten, und sich damals mit einem niedrigeren Zinssatz für das angelegte Sparvermögen zufrieden gaben.
Und es ist zu vermuten, dass die von Ihnen vorgeschlagene Lektion in Europa schon deshalb ungehört bleiben wird, da man auf Grundlage von Fertiggerichtverpackungen schlecht eine Topfdeckel-und-Pannen-Revolution vom Kaliber der isländischen auf den Weg bringen kann :-)
Bei dem Teilschuldenerlass der überschuldeten Privathaushalte wäre noch erwähnenswert, dass die isländischen Banken ihren Landsleuten Hypotheken-Darlehen in Fremdwährungen andienten. Als dann die isländische Krone einbrach, betrugen die zurückzuzahlenden Kredite plötzlich ein Vielfaches des Wertes der Immobilie.
Vielleicht werden die Isländer sich auch dazu durchringen, der EU nicht beizutreten. Denn auch die damalige Idee, die Krone durch den Euro zu ersetzen, ist ja mittlerweile auch nicht mehr so prickelnd. Man darf gespannt sein.
@Phillip (12:52 Uhr)
Von verhafteten Bankern hatte ich erfahren. Sie schreiben aber auch davon, daß "die alte Regierung aus dem Amt gejagt" wurde, sogar von einem "Staatsstreich". Sie schreiben von einer neuen Verfassung Islands. Das klingt alles sehr interessant. Wo kann man sich über die Vorgänge in Island genau informieren? In den deutschen Medien und bei Google wird man diesbezüglich nicht bzw. unbefriedigend fündig.
@ zack
ich finde den artikel auch wichtig. auch halte ich jens berger für links. war lange nicht mehr bei spiegelfechter.
war da nicht mal was mit sog. maskulinisten ? wenn jens berger zu wirtschaftsthemen hier schreiben soll. gerne und gerne mehr. nur mit gesellschaftsthemen hat er ein weniger glückliches händchen.
Tja, die sind halt nicht so stramm durchideologisiert und haben daher ein größeres Resthirn als die Teutonen.
In einem Interview für das "Neue Deutschland" brachte es Sarah Wagenknecht sinngemäß auf den Punkt: Lieber Bankenpleite als sozialen Crash.
Was lernen wir daraus? Sonneborn wäre der einzige geeignete Bundeskanzler! Der ganze Rest erzählt uns humorlose Märchen um sein Einkommen zu sichern und unseres zu schmälern.
Ohne ins Detail gehen zu wollen, halte ich das für eine Illusion, zu glauben, wir könnten hier Bedeutendes von Island lernen. An solchen lokalen Gaunereien geht das System nicht zugrunde. Es ist ja auch gar kein so großer Unterschied, ob nun die Gläubiger der HRE ihr Kapital verloren haben oder die Bürger Islands. Andererseits glaube ich schon daran, dass es der deutschen Regierung prinzipiell möglich wäre, alle Inländer vor den negativen Folgen der EZB-Aktivitäten zu beschützen. Wenn man diese Absicht hätte. Die Finnen werden das für ihre Leute tun. Da könnte man was lernen.
@ Rudolf Eglhofer, klar, Massenarbeitslosigkeit wie in weiten Teilen des Euroraums ist natürlich besser!
@Philipp
Das im Artikel einige Punkte fehlen, ist eine Konzession an das Print-Format, wo es nun einmal eine maximale Zeichenzahl gibt. Erzählenswert wäre auch noch der Streit zwischen Island und Großbritannien/Niederlande, die beide die Forderungen "ihrer" Sparer gegen die alte Landesbanki übernommen haben. Es kam in Folge dieses Disputs zu einem "Putsch" des isländischen Präsidenten, der sich weigerte, das Gesetz zu unterschreiben, mit dem die Rückzahlung garantiert wurde und zu zwei Volksabstimmungen, in denen sich die Isländer gegen eine Rückzahlung der Schulden aussprachen. So funktioniert Demokratie! Der Platz reichte auch nicht dazu aus, zu erzählen, dass die isländische Politik ihren Weg nicht unbedingt freiwillig gefunden hat, sondern vom demonstrierenden Volk dazu förmlich gezwungen wurde.
Super!
Und das in der taz, in der sonst die Rettung der Banken ohne Begründung als alternativlos gepredigt wird!
Nur eine Kritik:
Auch in Deutschland gibt es starke Stimmen, die Banken pleite gehen zu lassen- von Sarah Wagenknecht bis hin zur konservativen FAZ.
Wenn der Artikel also behauptet, für deutsche Ohren klinge der isländische Weg "unerhört", ist das zumindest eine Übertreibung.
Da les ich doch glatt wieder die taz...
Merci!
Auch wenn der Kommentar auf Zustimmung der Leserschaft trifft: falsch war es trotzdem.
Fakt ist, dass es eine gesetzliche Einlagensicherung in Island gab (ca. 20.000 Euro pro Konto), die vom Staat garantiert wurde. Als der Garantiefall eintrat, sagte Island aber "für Isländer garantieren wir, für Ausländer aber nicht".
Dass hiesse, alle die sich auf die EU-weiter Einlagensicherung von 100.000 Euro für Tagesgeld und Festgeld verlassen, würden leer ausgehen. Also Rabobank, MoneYou, NIBC, DenizBank, Bank of Scotland, Garantibank, Barclays, ICICI Bank und wie sie alle heissen könnten sagen: "Deutsche? Verpisst euch, wir zahlen nicht."
Wie damals Peer Steinbrück bei Kaupthing würden sich wohl genug Politiker finden, die sagen: zahlen muss sein; Staatsgarantie ist Staatsgarantie.
Falls ein EU-Staat glaubt, bei seiner Politik willkürlich zwischen Inländern und Ausländern differenzieren zu können, so wäre die EU tot. Auch wenn ein Kommentator der TAZ das schönredet.
Haftbefehl statt millionenschwere Abfindung und Boni für Bangster.
Was für ein Fest.
Nun also wird Island allenthalben gelobt; werden die anderen Länder es künftig Island gleichtun?
Klar, wenn Schweine fliegen.
Und wie hätte es ausgesehen wenn Island auch den Euro gehabt hätte? Ich gehe auch davon aus das Deutschland mit der D-Mark aus der Krise gekommen wäre, aber leider haben wie keine D-Mark.
Ein sehr wichtiger, interessanter Artikel!
Haben sich unsere Bundestagsabgeordneten jemals mit dem beeindruckenden isländischen Weg aus der Finanzkrise beschäftigt, bevor sie mehrheitlich den verheerenden, unkündbaren ESM- und Fiskalpakt- Gesetzen zugestimmt haben?
AUSZUG:
"Island hat bewiesen, dass sich ein Staat in brenzliger Situation durch eine schuldenfinanzierte Stärkung der Konjunktur und durch eine Stärkung der Sozialsysteme retten kann.
(...)
Ein Staat, der nicht seine Banken, sondern seine Bürger rettet, macht alles richtig."
Na endlich mal ein Artikel, der in die richtige Richtung zeigt: von den Banken nur die Teile retten, die für die Realwirtschaft und die Bevölkerung wichtig sind, also Kreditvergabe, Versicherungen, Spareinlagen und ansonsten kaputt gehen lassen. Und statt auch noch die Ärmsten zu schröpfen und damit die Wirtschaft kaputtzusparen,Steuern und Abgaben für die Wohlhabendsten rauf. So klappt's dann auch wieder mit der Wirtschaft.
Für Griechenland, Italien und Spanien übertragen heißt das für mich: Statt ewig neuer Rettungsmilliarden, die doch nur im weltweiten Finanzsystem versickern, die Reichsten dieser Länder, z.B die Reeder in Griechenland, die kaum Steuern gezahlt haben, mit Steuern und einer Zwangsanleihe zur Kasse bitten und mit dem Geld dann nicht Banken, Hedgefonds etc. retten, sondern für eine vernünftige Kreditvergabe, sowie die Absicherung von Spareinlagen, Lebens- und Rentenversicherungen sorgen. Jeder Bank, die ins Trudeln gerät, das für die Realwirtschaft wichtige Geschäft wegnehmen, zunächst verstaatlichen, später mit strikten Auflagen wieder privatisieren und den Rest der Bank kaputtgehen lassen.
Da die Griechischen Poltiker aber wohl niemals die Steuern für die Wohlhabendsten erhöhen (und eintreiben) werden, sollte das die EU selbst in die Hand nehmen. Mit europaweiten Zugriffsrecht auf alle Konten dieser Personen (unabhängig vom aktuellen Wohnort), sowie dem Recht, alle Auslandstransfers dieser Personen zu überwachen. So wird's gehen.
Zumal die Reichsten dann aus Eigeninteressse wohl dafür sorgen werden, dass die Länder vernünftig wirtschaften und z.B. Griechenland seinen militärhaushalt auf ein vernünftiges Maß zusammenstreicht.
Aepfel und Birnen...
Berger wirft - nicht unueblich - die Banken- mit der Staatsschuldenkrise durcheinander.
Island war zu keiner Zeit fuer Staatsschulden und strukturelle Haushaltsdefizite bekannt. Den Kollpas seiner Banken hat es geloest durch das Zulassen der Insolvenzen; wohlwissend, dass die internationalen Glaeubiger 2000km uebers Mehr muessten, um die Regierung vom Hof zu Jagen. Bei Inlandsverschuldung bzw hoeherer internationaler Wirtschaftsverzahnung ginge das natuerlich ungleich schwieriger.
Die temporaeren Lasten hat der Staat dann durch punktuelle Steuererhoehungen aufgefangen. Sein Problem lag aber "nur" in der Sanierung der Bankenladschaft. Itlaiens oder Griechenlands Banken sind vergleichsweise gut durch die Krise gekommen. Die Sparmassnahmen sollen voellig andere Probleme loesen, naemlich unproduktive und wettbewerbsschwache Wirtschaften, mangelnde Steuermoral, unsinnige Staatsausgaben.
Bitte das naechste Mal keine Nebelkerzen schmeissen. Der Island-Case ist interessant, aber nur in seinem eigenen Zusammenhang
"..Anderswo erhielten die leitenden Bankmanager millionenschwere Abfindungen, in Island bekamen sie einen Haftbefehl zugestellt. .."
Merkwürdige Alternativen. Auf welcher Rechtsgrundlage basier(t)en die?
Naja, es war ja ausländisches Vermögen das die Isländer über die Wuppe gingen ließen.
Es ist kaum zu glauben, dass das isländische Modell von einer Zeitung gelobt wird, die sich als links bezeichnet. Das "Modell" besteht nämlich schlicht darin, nationalistisch-populistisch zu handeln. Isländer haben ihr Geld behalten, Engländer und Niederländer verloren.
Aber es sind ja nur die bösen Banken und Versicherungen, die etwas verloren haben, so der Autor. Dabei würde ein Minimum an Recherche zeigen, dass britische Gemeinden und Privatpersonen - und nicht Banken - die größten Leidtragenden sind.
Faktisch hat sich Island an seinen Nachbarn bereichert. Die Vorteile hat man mitgenommen, als das Finanzgeschäft gut lief, die Nachteile will man nicht tragen. Soll das ein tragfähiges Modell sein?
Island macht alles richtig? War es bei der Island Bank nicht so das alle ausländischen Investoren leer ausgehen sollten aber alle Isländer ihr Geld weitesgehend behalten sollten?
Super System! Ich weiss auch schon ganz genau was die taz schreibt wenn sowas in Deutschland passieren sollte...
Guter Artikel über dieses kleine mutige und kreative Land - aber diesen Mut wird unsere Politik nicht haben. Zu opportun sind die meisten in diesem System.
Ich bin erfreut darüber, Jens Berger hier auf der taz zu sehen. Der ökonomisch fundierte Stil dieses Autors geht der taz ansonsten ja ab. Und wenn mal etwas relevantes Okönomisches veröffentlicht wird ist es meist ein Gastartikel.
Gebt Jens Berger also bitte dringend eine regelmäßige Rubrik und stärkt damit euer linkes Profil. It´s the economy, stupid.
Sozusagen ein Film mit "Happy End", den sich die führenden Politiker einmal anschauen sollten, besser noch die Bürger, die diese wählen!
Alles richtig, fehlt nur der Hinweis, warum Mutti Merkel trotzdem am Austeritätsdogma festhält, nämlich um die (selbstgemachte) Krise zum Sozialabbau und den Umbau des Sozialstaats in einen hohlen Staat zu nutzen
Danke fuer diesen tollen Artikel und die einhergehenden Warnungen an unsere Wirtschafts-"Weisen"!
In Deutschland müssen die Banken gerettet werden, den Europa gehört Goldman Sachs.
Hervorragender Artikel, geehrter Herr Jens Berger. Leider hat Europa derart viele Angst vor einen Bankenpleite, dass diese mutigen (und mittel- wie langfristig wesentlich billigeren) Maßnahmen nicht ergriffen werden.
In unserem Land müssen die Banken nicht einmal dann faule Kredite abschreiben, wenn deren Totalverlust das Überleben der Bank nicht gefährden würde. Wohlgemerkt bei eben deshalb faulen Krediten, weil die Gier blind gemacht hat für die Risiken hoch spekulativer Investitionen.
Der Markt wird völlig ausgeschaltet, das Risiko trägt der Staat –also wir Steuerzahler- und den Gewinn fahren die Banker und Besitzer von Finanzmarkttiteln ein!
Neoliberalismus? Kein Stück!
Das ist eine unglaublich dreiste Mischung aus Fiskalkommunismus und Heuschreckenkapitalismus – UNTER Ausschaltung der normalen Marktfunktionen.
Vielen Dank für diesen häretischen Artikel, Herr Berger.
Hierzulande findet sich dieser Typus Häretiker ansonsten nur noch vereinzelt unter den intelligenteren Mitgliedern der Linkspartei, oder in außerparla-mentarischen Gruppen die sämtlich vom Verfassungsschutz beobachtet werden.
Im teutonisierten Europa ist der wunderbare Begriff
"Demokratie" zu einer mit übelstriechenden Gasen gefüllten Wortblase verkommen.
Jens Berger hat Recht, wenn er darauf hinweist, dass die Lage in Island nicht auf andere Länder übertragbar ist. Island hatte vor der Krise einen für ein so kleines Land weit überproportionalen Bankensektor, der im wesentlichen aus dem Ausland befeuert wurde. Die Verluste liegen also im wesentlichen im Ausland, waren aber dort nicht so groß, dass sie weltwirtschaftlich systemrelevant gewesen wäre. Eine Pleite von Griechenlands oder Spaniens Bnken würde aber z.B. wohl manches frz. Institut mitreißen.
Island hat eine eigene Währung, die abgewertet werden konnte. Auf der anderen Seite zeigt sich in den Problemen der Krone (sehr volatil) auch das Problem kleiner Währungen und der Vorteil des Euro.
Fazit: Ganz so einfach, wie es Berger darstellt, ist es nicht.
Dass sich der Wert der Isländischen Krone inzwischen halbiert hat ist keinem dieser Finanzgenies aufgefallen.
Die Zeche zahlen wie überall die Bürger.
Zudem musste Island einige empfindliche Zugeständnisse machen.
Danke für den Artikel.
Es ist ohnehin ein Unding, daß private Banken staatlich vor der Pleite geschützt werden. Dann soll man sie bitte verstaatlichen.
Danke Herr Berger. Es gibt aber einen Unterschied zu Deutschland: die isländischen Medien habe sich nicht vor die neoliberale Karre spannen lassen.
Dementsprechend aufgeklärt fegten die Isländer ihre korrupte liberal-konservative Regierung aus dem Amt, bevor diese das Volk nach IWF-Vorgaben für drei Generationen im Dienste ausländische Anleger versklaven konnte. Erst danach wurde die in ihrem Artikel so gelobte Politik für das Volk, ergo Demokratie, wieder möglich.
Ich bin überrascht, dass sich irgendeine bedeutende Zeitung, wenn auch mit gut 3 Jahren Verspätung, sich der isländischen Krisenpolitik annimmt.
Es fehlen noch sehr wichtige Eckpunkte der Krisenbewältigung im Text, so z.B. dass die alte Regierung sehr wohl Austeritätspolitik im Einvernehmen mit dem IWF geplant hatte, aber daraufhin aus dem Amt gejagt wurde. Island hat sich in der Folge eine neue Verfassung in einem basisdemokratischen Verfahren gegeben. Die neue Regierung hat dann der Politik des IWF eine Abfuhr erteilt. Der Druck, den die IWF auf Island ausgeübt hat, lässt sich treffend in einem Dialog zusammenfassen. IWF: "Island wird das Kuba des Nordens, wenn es die vereinbarten Abmachungen nicht einhält." Island: "Wir werden lieber das Kuba, als das Haiti des Nordens."
Sehr schön ist das Gegensatzpaar dargestellt zwischen Austeritätspolitik und dem isländischen Modell. Good banks vs. bad banks. Stützen von Kleininvestoren vs. Stützen von Grossinvestoren. Schliesslich Steuererhöhungen für die Oberschicht vs. die Unterschicht.
Dass das isländische Modell funktioniert ist für links denkende Leute keine Überraschung. Es wäre auch für Mitte oder Mitte-Rechts Leute keine Überraschung. Nun kann man sich fragen, warum dann in Deutschland die Debatte um Spitzensteuersatz und Reichensteuer so zäh verläuft und eine sinnvolle, soziale Gesamtstrategie zur Bewältigung der Krise nicht vorhanden ist? Auch hier bekommt man von Island eine Antwort: Erst der Staatsstreich hat die Leute der Macht enthoben, die seit jeher Klientelpolitik im Sinne der kapitalistischen Klasse betrieben.
Das Island seine Probleme lösen konnte liegt daran, dass Island eine Demokratie ist. In einer Wirtschaftsdiktatur, derren höhstes Gut der Machterhalt und Bestandsschutz ist, ist sowas nicht möglich.
Das mantraartig vorgetragene Recht Israels auf Selbstverteidigung verschließt in Deutschland den Blick auf die brutale israelische Kriegsführung.
Debatte Finanzkrise: Vorbild Island
Bürger retten, Banken pleitegehen lassen. Island hat auf die Finanzkrise anders als Deutschland reagiert – und damit Erfolg gehabt.
Krisenerprobt: Isländische Pferde. Bild: reuters
Island, das die internationale Bankenkrise als Erstes traf, war so etwas wie der Kanarienvogel in der Goldmine des Finanzsystems. Bergleute hatten den Vogel einst eingesetzt, um vor tödlichen Gasen im Schacht zu warnen.
Angelockt von hohen Zinsen pumpten internationale Banken, Fonds und Kleinanleger über Jahre hinweg Milliardensummen in das weitestgehend deregulierte Bankensystem der 300.000-Seelen-Insel. Am Vorabend der Krise hatten die drei größten Banken des Landes eine Bilanzsumme, die dem Neunfachen der Wirtschaftskraft des Landes entsprach.
Islands Geschäftsmodell, langfristig vergebene Kredite kurzfristig zu refinanzieren, platzte jedoch in der Finanzkrise. Eigentlich hätte der isländische Kanarienvogel im Herbst 2008 am aufsteigenden Gemisch aus toxischen Wertpapieren ersticken müssen. Er zwitschert heute jedoch wieder munter und rettete sein Leben auf eine eher unkonventionelle Art und Weise. Island ließ seine Banken pleitegehen, kürzte keine wichtigen Staatsausgaben und rettete seine Bürger.
Und siehe da – was für deutsche Ohren wie Häresie klingt, hat auf ganzer Linie funktioniert. Erst vor wenigen Tagen würdigte der Internationale Währungsfonds (IWF) Islands „überraschenden“ Erfolg und erklärte das isländische Krisenprogramm zu einem Vorbild für andere Staaten unter internationalen Hilfsprogrammen. Island habe, so der IWF, nicht den Steuerzahler für die Verluste der Banken in Haftung genommen und konnte dadurch das Wohlfahrtssystem erhalten und die Gefahr einer Massenarbeitslosigkeit abwenden.
Kreativität wurde freigesetzt
Es lohnt also, sich einmal näher mit Islands Antwort auf die Krise zu beschäftigen. Der Zusammenbruch des Bankensystems setzte bei den Isländern eine nicht immer marktkonforme Kreativität frei. Anderswo erhielten die leitenden Bankmanager millionenschwere Abfindungen, in Island bekamen sie einen Haftbefehl zugestellt.
Man gründete keine „Bad Bank“, sondern „Good Banks“, in die ausschließlich das solide Inlandsgeschäft überführt wurde. Diese neuen Banken wurden verstaatlicht und übernahmen reibungslos das eigentliche Kerngeschäft. Die fragwürdigen neuen Finanzprodukte und das Auslandsgeschäft – inklusive der horrenden Schulden – blieben bei den alten Banken, die die Regierung wenige Tage später kollabieren ließ.
Während Islands Steuerzahler relativ glimpflich davonkamen, mussten die kreditgebenden internationalen Banken und Kleinsparer, die sich von irrealen Zinsen hatten blenden lassen, ihre Forderungen abschreiben. Das mag für die Betroffenen ärgerlich sein, aber so funktioniert nun einmal der Kapitalismus. Ein hoher Zins geht stets mit einem hohen Risiko einher.
Binnenkonjunktur gestärkt
Islands unkonventionelle Lösung der Bankenkrise war jedoch nicht kostenlos zu haben. Um die neuen staatlichen Banken zu kapitalisieren und die realwirtschaftlichen Kosten der Krise schultern zu können, musste der Staat Kredite des IWF in Anspruch nehmen. Und nun begann der zweite Teil des isländischen Wunders. Während andere Kreditnehmer vom IWF gnadenlos zu Deregulierung, neoliberalen Reformen und Kürzungen der öffentlichen Haushalte verdonnert werden, schafften es die Isländer, der Washingtoner Organisation die Zustimmung für ein Krisenprogramm abzuringen, das in nahezu allen Punkten Neuland war und zudem der traditionellen IWF-Politik widersprach.
Anstatt den Staatshaushalt durch sogenannte Sparmaßnahmen sanieren zu wollen, setzte die Regierung in Reykjavik auf gezielte Programme, um die isländische Binnenkonjunktur zu stärken. Durch die Immobilienkrise überschuldete Privathaushalte kamen beispielsweise in den Genuss eines Teilschuldenerlasses; andere konnten auf staatliche Beihilfen hoffen. So gelang es, eine Masseninsolvenz zu verhindern, die der Konjunktur vermutlich einen Knock-out versetzt hätte.
Aber auch abseits der Schuldenproblematik ging Island neue Wege, indem es nicht die Normalverdiener, sondern die Wohlhabenden durch Steuererhöhungen zur Ader ließ. Dadurch konnte die Regierung Kürzungen im Sozialbereich vermeiden und die Binnennachfrage stabilisieren.
Der Erfolg dieser Maßnahmen war gewaltig – nachdem die Arbeitslosenquote im Sog der Krise auf fast zehn Prozent anstieg, beträgt sie heute nur noch 4,8 Prozent. Und während Islands Wirtschaft im Katastrophenjahr 2009 noch um 6,7 Prozent schrumpfte, wird sie in diesem Jahr den Prognosen zufolge um mehr als zwei Prozent wachsen. Die OECD geht davon aus, dass der isländische Staatshaushalt in diesem Jahr wieder ausgeglichen sein wird. Von solchen Strukturdaten können die meisten Mitglieder der Eurozone nur träumen.
Island macht alles richtig
Nachdem Island in diesem und im letzten Jahr bereits den Großteil der bilateralen Hilfen aus Skandinavien und Polen zurückzahlen konnte, tilgte es im Juni dieses Jahres bereits vorzeitig ein Viertel der IWF-Kredite, indem es rund 500 Millionen US-Dollar (umgerechnet knapp 400 Millionen Euro) nach Washington überwies.
Dies mag für eurokrisengewöhnte Ohren nicht sonderlich beeindruckend klingen – rechnet man diese Summe auf das ungleich größere Deutschland um, kommt man jedoch auf sehr beeindruckende 133 Milliarden Dollar – rund 106 Milliarden Euro. Island konnte bereits zweimal erfolgreich frische Staatsanleihen am Markt platzieren, wurde von den internationalen Ratingagenturen wieder auf „Investment Grade“ heraufgestuft und konnte einen Großteil seiner Krisenschulden wieder zurückzahlen.
Man kann das isländische Modell nicht ohne Weiteres auf andere Staaten übertragen. Islands Antwort auf die Krise zeigt aber, dass das Mantra der systemrelevanten Banken nicht haltbar ist. Island hat bewiesen, dass sich ein Staat in brenzliger Situation durch eine schuldenfinanzierte Stärkung der Konjunktur und durch eine Stärkung der Sozialsysteme retten kann.
Das in Deutschland beliebte Austeritätsdogma gehört auf den Müllhaufen gescheiterter Ideologien. Ein Staat, der nicht seine Banken, sondern seine Bürger rettet, macht alles richtig. Diese Lektion darf in Europa nicht ungehört bleiben.
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Jens Berger
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