piwik no script img

Debatte DeutschenfeindlichkeitUnter Kartoffeln

Die Deutschenfeindlichkeit nehme zu, heißt es. Schon der Begriff verkehrt die Machtverhältnisse, um Deutsche per se als Opfer zu stilisieren.

Kartoffel!", "Nazi"oder auch: "Du Opfer!" Solche Sprüche soll man in letzter Zeit vermehrt an manchen Schulen hören, an denen der Anteil von sozial benachteiligten Schülern mit "Migrationshintergrund" besonders hoch ist. Die Klage von Lehrern darüber war denn auch der Aufhänger einer Tagung, die die Berliner GEW am vergangenen Samstag ausgerichtet hatte. An deren Ende waren sich die meisten Teilnehmer einig: Der Begriff "Deutschenfeindlichkeit" taugt nicht zur Analyse der vorhandenen Konflikte.

Die Kultur ist schuld

Dennoch - am darauffolgenden Montag titelte die Berliner Morgenpost: "Wie Araber und Türken deutsche Schüler mobben". "Schule und Integration. Das Gift der muslimischen Intoleranz" schrieb die FAZ. Wie kann es sein, dass die mediale Rezeption die Tagungsergebnisse so ins Gegenteil verkehrt hat? Zweifellos hat dies etwas mit der Wirkungsweise hegemonialer Diskurse zu tun: Kritische Stimmen, die auf die gesellschaftlichen Ursachen von Selbstethnisierung bei Jugendlichen hinweisen, werden ignoriert. Stattdessen werden vorrangig jene gehört, die eine dominante Perspektive stützen. Und die besagt dem sarrazinschen Zeitgeist entsprechend, dass die bundesdeutsche Bildungsmisere mit der vermeintlich "fremden" Kultur und Religion von Schülern mit "Migrationshintergrund", soll sein dem Islam, zu tun habe.

Diese Haltung führt dazu, dass bei der Bewertung des sozialen Verhaltens von Serkan und Sebastian verschiedene Maßstäbe angelegt werden. Ist Sebastian frech gegenüber seiner Lehrerin, so ist er einfach nur schlecht erzogen, die Gründe für sein Handeln liegen im Individuum. Tut Serkan das Gleiche, kommt sofort der Verdacht auf, es läge an seiner "Kultur", sein Handeln speise sich aus dem Kollektivcharakter der Gruppe, der er zugerechnet wird. Während Sebastian also "einer von uns" ist und vielleicht noch lernen muss, sich als Individuum besser zu benehmen, muss Serkan sich erst mal "integrieren" und an "deutsche" oder wahlweise "westliche" Werte herangeführt werden, die Sebastian qua kultureller Zugehörigkeit selbstverständlich verinnerlicht hat. Diese verbreitete Wahrnehmung rahmt die lauter werdende Debatte über "Deutschenfeindlichkeit".

Die Berichte der Mehrheit der Lehrer hingegen straften solche kulturalistischen Erklärungsansätze Lügen: Zum einen werden auch Jugendliche mit "Migrationshintergrund" gehänselt, etwa als "Streber". Zum anderen werden Übergriffe und Beleidigungen gegen "weiße" Deutsche nicht aus Schulen gemeldet, die von gutbürgerlichen Schülern mit "Migrationshintergrund" besucht werden. Dies legt nahe, dass es sich um ein schichtspezifisches und damit soziales Phänomen handelt. Welche Dimension das Ganze überhaupt hat, ist unklar, denn es liegen bislang keine gesicherten empirischen Erkenntnisse vor.

Die Opferkonkurrenz

Wenn Angehörige gesellschaftlich marginalisierter Gruppen durch "deutschenfeindliche" Äußerungen und Taten auffallen, stellt sich zudem die Frage, inwiefern es sich hierbei um die Übernahme ethnisierender Zuschreibungen und die Rückgabe erlebter Diskriminierungen handelt. Die strukturelle Ausgrenzung, die solche Jugendlichen tagtäglich erfahren, tritt nicht zuletzt in der Verweigerung von Zugehörigkeit zutage. Wenn die Betreffenden von der Mehrheitsgesellschaft, deren Zuschreibungsmacht gegenüber Minderheiten nicht zu unterschätzen ist, ständig als "Ausländer", "Muslime" oder "Migranten" bezeichnet werden, ist eine daraus folgende Selbst- und Fremdethnisierung wenig verwunderlich, da ihnen andere Identitätsangebote verweigert werden. Unsere Selbstverortung als Individuum hängt in hohem Maße auch von der Außenperspektive auf uns ab. Mit dem Begriff der "Deutschenfeindlichkeit" wird diese Form der Zugehörigkeitsverweigerung fortgeschrieben - denn er besagt, dass diejenigen, deren Verhalten mit diesem Begriff problematisiert werden soll, keine Deutschen sind und auch nicht sein können.

Die leidige Wir-sie-Logik

Dies ist im Sinne von rechtspopulistischen Gruppierungen, die den Begriff "Deutschenfeindlichkeit" als Kampfbegriff benutzen, um die "echten" Deutschen als Opfer ihrer Minderheiten darzustellen, von denen angeblich ein "umgekehrter" Rassismus gegen Weiße ausgehe. Bei dem Versuch, "Deutschenfeindlichkeit" mit Rassismus gleichzusetzen, werden die Machtverhältnisse zwischen Mehrheitsbevölkerung und Minorisierten ausgeblendet. Diese sind keineswegs symmetrisch, sondern hierarchisch strukturiert. So können Angehörige des gesellschaftlich hegemonialen Bevölkerungsteils - in Deutschland also "weiße" Deutsche - zwar individuelle Ausgrenzungserfahrungen machen, sie sind aber keinem strukturellen Rassismus ausgesetzt, der etwa auf dem Arbeits- oder Wohnungsmarkt wirksam ist. Rassismus ist also immer an eine Machtposition gekoppelt. Die Frage von gesellschaftlicher Marginalisierung ist deshalb auch keine, die sich allein an der zahlenmäßigen Größe einer Gruppe festmachen ließe. Es kann durchaus sein, dass Schüler mit "Migrationshintergrund" in einigen Schulen inzwischen die quantitative Mehrheit darstellen - auf der Seite der Lehrerschaft spiegelt sich diese Verteilung aber keinesfalls wider.

Die Autorinnen

Evelin Lubig-Fohsel

arbeitet seit über dreißig Jahren als Lehrerin in Berlin-Wedding und Kreuzberg und ist Mitglied der GEW.

******

Yasemin Shooman

lebt in Berlin, promoviert am Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität zum Thema Antimuslimischer Rassismus. Auch sie ist GEW-Mitglied.

Die Schule ist kein machtfreier Raum, denn es sind nun mal die Lehrer, die ihre Schüler benoten, und nicht umgekehrt. Das Mobbing und die sozialen Konflikte, die unter dem Begriff "Deutschenfeindlichkeit" subsumiert werden, dürfen daher nicht isoliert betrachtet werden. Die Verwendung einer Begrifflichkeit, der eine ausgrenzende Wir-sie-Logik zugrunde liegt, trägt zu einer Überwindung dieser Konflikte und dem Ziel einer diskriminierungsfreien Schule nichts bei. Im Gegenteil.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

30 Kommentare

 / 
  • S
    sven

    Der Kommentar der beiden Damen scheint mir vom bequemen Schreibtischstuhl ihrer Fakultät gemacht worden zu sein. Der Themenkomplex Deutschenfeindlichkeit oder wie auch immer man das benennen mag ist aber real und wir brauchen dringend eine Debatte darüber. Wer am Ende darunter leidet sind unsere Kinder, die jeden Tag Anfeindungen ausgesetzt sind. Nicht "vermehrt", "an manchen Schulen" - jeden Tag an Schulen wo Migranten die Mehrheit stellen.

     

    Es ist allerhöchste Zeit für einen Diskurs zu diesem Thema, da zum einen eine Generation von Deutschen Kindern real von GEwalt und Ausgrenzung betroffen ist und gleichzeitig eine Generation von Migrantenkindern sich jegliche Perspektive verbaut, in dieser Gesellschaft anzukommen, geschweige denn einen sozialen Aufstieg zu erreichen, der zwangsläufig das Auseinandersetzen mit der ethnisch deutschstämmigen Mehrheitsgesellschaft voraussetzt.

  • VM
    von Mona Lisa

    Ein ganz hervorragender Artikel, der sich endlich mal dem Mainstream entgegenstellt und fundierte Argumente bietet. Eins wird nämlich sehr deutlich: Das ganze Thema ist viel zu komplex, als das sich jeder Hans Wurst aufschwingen kann und seinen Kommentar als vermeintlich fachkundig deklarieren kann. Nach dem Motto: Ich wohne in einem bestimmten Stadtbezirk und ich weiß ganz genau, wie die Araber und Türken ticken.

    Ist man dadurch automatisch ein Experte in Sachen Interkulturalität oder Migrations- und Vorurteilsforschung? Wohl kaum!! Persönliche Erfahrungen stehen nicht über der wissenschaftlichen Erkenntnis! Die ganzen „Pseudoexperten“, die immer wieder in Talkrunden auftreten oder Bücher schreiben, heizen die aggressive Stimmung nur noch weiter an und zwar nicht mit Sachverstand, sondern mit Drohgebärden. Mir stellt sich dann die Frage, welche Absicht hinter solchen Diskussionen steckt?

    Geht es darum, sich mit der gesellschaftlichen Realität konstruktiv auseinanderzusetzen oder geht es um das ewige Wir-und-die-Anderen? Wir, die Deutschen, sind christlich und ein Kulturvolk und die Anderen sind muslimisch und rückschrittlich!! So einfach ist das. Es lässt sich eben mal eben alles mit der Kultur- und Religionszugehörigkeit erklären. Wozu braucht man dann Soziologen, Migrationsforscher, Ethnologen, Erziehungswissenschaftler, wenn man sowieso alles selbst erklären kann? Weil man die komplexe Realität stark vereinfachen möchte. Wozu soll man sich auch diverse Studien und Untersuchungen anschauen, die sich mit dem Thema „Institutionelle Diskriminierung im Bildungs- und Erziehungssystem“ (vgl. Gomolla), „OECD-Studie zur Arbeitsmarkt-Diskriminierung gegenüber ausländischen Arbeitnehmern in Deutschland“, „Sprachliche Diskriminierung von Ausländern in kommunikativen Akten“, „Ausländerfreundlichkeit der Berliner Vermieter (vgl. Emsal Kilic) etc. beschäftigen. „Ach!“, sagt die Mehrheit: „Das ist ja sowieso alles übertrieben und einseitig und außerdem kennt man genug Türken und Araber, die sich nicht benehmen können, gewaltätig sind und Frauen ohne Migrationshintergrund beleidigen.“ Was wäre doch ein Leben ohne ein klar umrissenes Feindbild? Mühsam und anstrengend und am Ende fehlen einem die leichten Antworten, mit denen man die gesellschaftliche Realität mal so eben im Handumdrehen erklären kann.

  • PL
    prinz lilifee

    gibt es hierzulande gewalt oder dumme sprüche von "türken" ("griechen", "russen" etc) gegen "deutsche"? - klar doch! so wie es (seit) 1930 "stehlende zigeuner" & "juden" gibt, die als reiche bänker kreditabzocke betreiben.

     

    doch sobald sie sowas "diskutieren" und in leitartikeln beschreiben, merken die deutschen leider nicht mehr, dass sie keinen deut besser [eher unmenschlicher] sind und ihre ‘kritik an fremdkulturen’ nix als menschenfeindliche vorurteile sind und sie dabei auch noch zu psychotischer selbsttrunkenheit neigen.

     

    statt dumpfes geblöke über "muslimische intoleranz" und "mobbing gegen deutsche schüler" etc täte wohl eher nachhilfe in selbstreflexion gut oder wenn man ihnen ihre fähnchen wieder wegnimmt oder evtl einfach mehr sex & weniger bildzeitung. währenddessen kann sich ja jemand um die schüler kümmern, die als türken, jugoslawen, brillenschlangen, pickelfaces, kopftuchmädchen oder eben auch deutsche opfer von mobbing und gewalt werden...

  • SF
    starke Frau

    @ekültür

     

    Es ist sogar viel besser geworden. Deutsche ggggggrrrrrrrrrrllllz lassen sich nichtmehr alles bieten, werden von ihren alleinerziehenden Powermuttis ins Mädchenkickboxen gesteckt. Voll Power! Und Mädchen lernen auch Konkurrenzverhalten untereinander. Sagt Aishe: "Ey du Nutte!" Gibt direkt Kick in Fresse, oder Sandy fängt was mit Aishes Bruder an, so Kinder und so, weisse, voll mutlikulti Teenymami.

     

    Frauen wissen eben sich heutzutage zu wehren!

  • J
    jaffe2010

    Der Ansatz der Autorinnen vom Individuum auszugehen und nicht von Gruppenidenditäten ist im Prinzip richtig und entspricht dem modernen Verständnis von Grundrechten. Überdies sind kollektivistische Idenditätsbestimmungen wie "Volk", "Rasse", "Kultur" Hypostasierungen von Klassen- und Herrschaftsverhältnissen. Die Behauptung, die Gruppenselbstwahrnehmung von Muslimen sei ausschließlich die Folge eines deutschen hegemonialen Anspruchs ist jedoch absurd. Gerade bei Menschen mit Herkunft aus vormodernen Gesellschaftsverhältnissen ist der kollektivistische Idenditätszwang ausgeprägt. Dies artikuliert sich auch darin daß Muslime als einzige Immigrantengruppe für sich Gruppenrechte reklamieren bis hin zur sog. "Islamkonferenz", die meiner Ansicht nach aufgrund der darin liegenden Bevorzugung der Muslime gegenüber anderen Immigranten verfassungswidrig ist. Unter die gruppenspezifischen Vertretungen werden ja auch Menschen aus muslimischen Herkunftsländern zwangssubsumiert, die das gar nicht wollen. Ein weiterer genereller Denkfehler ist, daß - und das ist seit Sarrazins sozio-biologisch verbrämten Klassenkampf von oben noch schwieriger - nicht unterschieden wird zwischen der Integrationsproblematik und der notwendigen emanzipatorischen Auseinandersetzung mit dem Islam als religiös-politischer Ideologie, die eben jenen Begriff des modernen Individuums verweigert, den die Autorinnen einfordern.

    P. S. Vom Antisemitismus unter muslimischen Immigranten spricht niemand.

  • O
    Orhan

    Ooooooh, werden da DEUTSCHE Schüler gemobbt?

    Wie traurig, wie schlimm! Unerträglich! Schrecklich!

     

    Als ich noch Schüler war - als einziger Ausländer auf einem Gymnasium - wurde ich dauernd als "Kümmeltürke", "Knoblauchfresser" und "Mucku" beschimpft. Von Mitschülern auf dem Schulhof, die ich noch nicht mal kannte.

     

    Hat sich also eigentlich gar nichts geändert seither.

     

    Aber jetzt, wo die Minderheit plötzlich Deutsche sind, ist das alles aber gaaanz schlimm.

  • F
    Förderzentrum

    Hallo Manuel,

    du schreibst:"Die Autorinnen des Artikels haben die von den Lesern beschriebenen Missstände doch gar nicht geleugnet."

     

    Ich lese das aber genau so. Die Autorinnen schreiben:

    "Solche Sprüche soll man in letzter Zeit vermehrt an manchen Schulen hören,..."

     

    Da ist doch jedes Wort Manipulation:

    solche ..aha .. Sprüche ..aha ..soll..aha! ..man ..aha..in letzter Zeit..aha ..an manchen ..aha......

     

    Genau so lässt sich Realität mit Hilfe von rhetorischen Mustern vernebeln, nur um einen ungewünschten Begriff abzublocken.

    Wer widerspricht ist Rassist.

     

    In meinen Augen ist das ineffektiv, weil es an den vielfach erlebten Missständen nichts ändert. Es ist lediglich ein fortwährendes fast schon automatisiertes Zurückzupfen ins Verbale.

    Und warum das?

     

    Ich nehme an, dass Artikel wie dieser zum Einen der persönlichen Profilierung geschuldet sind, auch dem beruflichen Fortkommen. Zum Anderen dienen derartige Wortgefechte dem persönlichen Wohlbefinden der VerfasserInnen.

     

    Na dann: "Zum Wohl!"

  • SP
    Smashing Pumpkins

    Rassismus kann also nur von Deutschen ausgehen? Oder muss?

     

    Die so denken, sollten ihren Schuldkomplex endlich mal behandeln lassen statt andere darunter leiden zu lassen.

     

    Wenn man Menschen mit anderer Herkunft generell besser behandelt als welche mit derselben: Ist das nicht geisteskrank?

     

    Oder anders formuliert: Deutsche darf jeder ruhig beleidigen, beschimpfen oder abziehen. Haben ja schliesslich den Holocaust verschuldet. Doch bedenkt, dass die heutigen Bürger meist zu jung dafür sind. Ist denn kein Ende der Kollektivschuld absehbar in der 3. und 4. Generation?

  • E
    ekültür

    So ist das halt, die Mehrheit bestimmt, was angesagt ist. Wer seinen Nachwuchs auf eine Spacken-Schule schickt, hat halt ein Spacken-Kind, das sich gegen die Spacken-Mehrheit durchsetzen muss. Das stählt für den späteren Überlebenskampf in den Konzernen, in denen man interkulturelle Kompetenz als Kriterium bewertet. Warum sollten die Kids es heute besser haben als wir damals? Wir mussten uns als Mädchen auch gegen die dämlichen deutschen Macho-Typen behaupten. Macho ist Macho, egal, aus welcher Kultur er stammt. Eben einfach doof. Muss frau sich halt ein paar neue Tricks einfallen lassen, wie man die Islam-Fuzzis natzt, ohne für die Mehrheit als politikali inkorekt zu erscheinen...:) Auf sich allein gestellt...!!!!

  • A
    Alfred

    Sicher wird in dem Beitrag die vorhandene "Deutschfeindlichkeit" nicht vollkommen abgestritten, allerdings mit dem altbewährten Potpourri einschlägiger Relativierungen derart verwässert, dass sie letztlich dann doch kein Problem mehr wäre, wenn nur alle anderen mehr Verständnis aufbrächten.

    Ganz so ist es aber nicht.

    Im übrigen ist der Rapper Harris (Migrationshintergrund!) den Autorinnen schon etwas voraus,

     

    http://www.youtube.com/watch?v=5t71H4FE0eM

     

    wenn es darum geht, klare Worte für das Problem und ebenso klare Worte für seine Lösung zu finden. Ob man nun Deutschrap mag oder nicht: Konstruktiver ist das im Video gesprochene Wort allemal, als das - sicher gutgemeinte - Geschwurbel, welches im besten Fall die Gemüter von Soziologen und Lehrstuhlinhabern erfreut.

  • B
    überrascht

    @Anonym: Wenn Du wirklich Verständnis für Schwulenverprügeler, Judenhasser und Frauenunterdrücker hast, dann solltest Du vielleicht deine Kommentare in einer Deutsch-Nationalen Zeitung hinterlassen, aber bitte nicht in der taz!!!

  • S
    Stefan

    @Martin:

     

    Im Deutschland wohnend kann ich berichten, dass die deutschen Arbeiter und Arbeitslosen ihr Land als das "ihrige" ansehen. Was stört, sind hier nur die nichtdeutschen Migranten, die sie hier unbedingt weghaben wollen. Daher konzentrieren sie sich auf die negativen Seiten der Fremden und versuchen regelmäßig diese auszugrenzen. Dies tun sie v.a. indem sie sie nicht beachten, indem sie nicht MIT ihnen reden, sehr wohl aber ÜBER sie und zwar regelmäßig im abfälligen, irrationalen, abfälligen Ton.

  • OZ
    Otti Z.

    Danke an die taz-redaktion für die Veröffentlichung dieses hervorragenden Artikels!

     

    Nur wenn wir unsere Linie beibehalten, werden wir unser großes Ziel, die Verwirklichung der Utopie, erreichen können.

  • H
    hf_ullmann

    diese deutschenfeindlichkeit habe ich schon vor 30 jahren auf einer grundschule in einem arbeiterviertel im ruhrgebiet erfahren, es ist einfach unerhört dies als unangemessenen begriff zu bezeichnen. es hat sich nichts in diesen 30 jahren geändert ..

  • B
    Bernd.Kopau

    Der Autor betreibt eine fahrlässige Relativierung. Natürlich ist ein "Scheiß Deutscher" deutschenfeindlich, jedenfalls dann, wenn auch ein "Scheiß Ausländer" ausländerfeindlich sein soll, woran die taz sicher noch nie Zweifel hatte. Und durch eine Gruppe ist das auch automatisch strukturell (wenn auch nicht immer vergleichbar, aber kann man sich mal auf ein Problem konzentrieren, ohne zu relativieren?)

     

    Und vor allem extrem verwunderlich.

     

    Bestimmte Zuwanderergruppen kommen nach Deutschland und deren Kinder finden Deutsche/Deutschland/Christen doof?

     

    Sind vielleicht die Falschen gekommen? Oh... TABU-Alarm im Kommentarbereich?

     

    Laut einer Studie aus Hannover/KFN hat sich bereits jeder vierte jugendliche Migrant deutschfeindlich geäußert.

     

    Von der taz irgendwo ein Wort dazu? Fehlanzeige.

     

    Nein, es gibt wie bei vielen Medien und Politikern Opfer 1. und 2. Klasse. Dann auch noch deutsche Interessen bei Zuwanderung? Tabu, böse, igitt. Diese Doppelmoral lassen sich die Deutschen im eigenen Land immer weniger gefallen und genau deshalb hat "Klartext"-Sarrazin auch diesen Zuspruch bekommen. Nicht wegen seiner Genthesen.

     

    Mensch, wacht auch, der Laden "Deutschland" fliegt euch irgendwann bei diesem Thema um die Ohren. Ich bin sicher, es wird ein über kurz oder lang einen Rechtsruck auch bei Wahlen geben, der zu Übertreibungen führen wird, auf die ich jetzt schon keine Lust habe. Aber Schuld daran ist dann auch eine Öffentlichkeit in Medien und Politik, die ständig den Schuldkomplex pflegt, Migrantenprobleme der deutschen Bevölkerung in die Schuhe zu schieben, und der der Mut fehlt, eine Zuwanderungspolitik zu fordern, die Deutschland und integrationsbereiten Neubürgern endlich überzeugend nützt.

     

    Fragt endlich das Volk, den Souverän, was es will.

  • W
    Wumba

    Wenn Kinder in der Schule körperlich angegriffen werden, weil sie ein Salamibrot (Schweinefleisch!) mitbringen, so ist das auch nur ein reines Unterschichtenproblem ohne jeden Religionsbezug? Die Kommentaoren haben es sich in ihrem Artikel mit ihren Antworten recht leicht gemacht.

  • A
    Alcibiades

    Fazit ist doch wie immer in diesem Land sind natürlich immer die Anderen Schuld und das beziehe ich jetzt nicht nur auf die ganze unselige Migrationsdebatte. im konkreten Fall muss den jungen Leuten in der Schule mal klargemacht werden das ein gewisses Maß an Integration nötig ist um auf dem Arbeitsmarkt zu bestehen. Deshalb sollte es Sozialleistungen auch erst ab 25 und begrenzt auf sagen wir mal 5 Jahre geben. Die Motivation wäre ein ganz andere.

     

    @anonym

    Sie schreiben

    aufgrund ihres Namens, ihres Aussehens, ihrer Religion etc.

    Könnte es sein das sie den für die größe Mehrheit der Deutschen ausschlaggebenden Punkt ihr Verhalten übersehen haben. Es nervt einfach nur immer gleich als Rassist abgestempelt zu werden.

  • M
    Manuel

    Wieder einmal setzen sich die meisten Kommentatoren mit einem Phantom auseinander: Die Autorinnen des Artikels haben die von den Lesern beschriebenen Missstände doch gar nicht geleugnet. Sie halten lediglich den Begriff "Deutschenfeindlichkeit" für nicht angemessen. Leser "Hans" bestätigt das doch gerade, indem er auf Gemeinsamkeiten zwischen jungen Skinheads und Integrationsverweigerern hinweist. Wenn der Islam die einzige Erklärung für jugendliches Fehlverhalten wäre, dann hätte es all das nicht geben dürfen, was wir von unseren Eltern und Großeltern hören: Massenschlägereien mit den jungen Männern aus dem Nachbardorf, viel häufigere Wirtshauschlägerein als heute etc.etc.

  • A
    Anonym

    Vielen Dank für diesen Kommentar. Wenn ich mir die übrigen Leserkommentare ansehe, war er dringend nötig. Leider hilft aber Vernunft wenig bei Menschen, die sich als Opfer von Rassisimus und "die Deutschen" in Gefahr sehen wollen.

     

    Ich bin jedenfalls sehr froh, in diesem Land keine Einwanderin und keine Muslimin zu sein, und mir der privilegierten Situation bewußt. Mir tun die Menschen leid, die sich der Zuschreibung, integrationsunwillige Migranten und gefährliche Islamisten zu sein, nicht entziehen können (aufgrund ihres Namens, ihres Aussehens, ihrer Religion etc.). Es ist viel verlangt, sich in einem Land zu Hause zu fühlen, in dem einem solche Ablehnung entgegenschlägt.

     

    Vielleicht ist es ein Trost zu wissen, daß sich auch Menschen wie ich angesichts der Debatten der letzten Wochen hier fremd fühlen. Und durchaus bedroht - allerdings von der Mehrheitsgesellschaft.

  • E
    Eisbär

    Was mir durch den Kopf schießt, wenn ich solche Artikel - die mittlerweile jeden Tag in der Presse sind - lese:

     

    Fangen in Europa jetzt die ethnischen Säuberungen an?

  • H
    hschweizer

    WoW. Da haben die AutorInnen SoziologInnen-Jargon rausgeholt, was rauszuholen ist, um zu sagen, es könne nicht sein, was nicht sein darf und eigentlich seien die Täter die Opfer.

  • I
    Interpretator

    Ich frage mich, ob diese Analyse den "Opfern" des hegemonialen Diskurses, wie er in manchen Klassenzimmern und Schulhöfen irgendwie weiterhilft. Wird nicht vielmehr die Demütigung, als "Scheißdeutscher", "deutsche Schwuchtel", "deutsche Schlampe/Hure" bezeichnet zu werden, ignoriert?

     

    Die Beschimpfungen (und Schläge) zielen auf SchülerInnen, deren "Deutschsein" Grund genug ist für ein derartiges Verhalten. Der Begriff "Deutschfeindlichkeit" trifft die Sache also haargenau. Die Täter beschreiben sich durch die o.g. Beleidigungen als "nicht-deutsch", sehen sich allem, was "deutsch" ist, überlegen und leiten daraus das Recht ab, gegenüber von ihnen als "deutsch" wahrgenommenen Menschen abwertende Handlungen zu begehen.

     

    Da in dem Mikro-Milieu eines Stadtviertels oder eine Schule der herrschende Diskurs von einer Mehrheit bestimmt werden kann, die im Makro-Bereich eine Minderheit ist, kann man berechtigt von Rassismus sprechen. Schließlich ist es auch legitim, von Frauenfeindlichkeit zu sprechen, wenn Frauen von im Makro-Bereich marginalisierten Männern unterdrückt werden.

     

    Unabhängig von den soziologischen Begriffsk®ämpfen sollte es darum gehen, jeden Menschen vor Demütigungen zu bewahren, erst recht, wenn sie durch Zuschreibungen bzgl. der Herkunft, der Religion, der sexuellen Orientierung usw. gerechtfertigt werden. Das beschriebene Problem existiert bereits seit Jahrzehnten, viele Menschen haben aufgrund ihrer als "deutsch" wahrgenommenen ethnischen Herkunft Demütigungen und Verletzungen erlitten. Gerade weil diese Kränkungen abgesehen von rechtsextremen Diskursen nicht öffentlich gemacht werden durften, hat sich der rechtsextreme Diskurs ihrer nach Lust und Laune bedient. Aus diesem Versäumnis die Folgerung zu ziehen, man dürfe sich nicht mit Rechtsextremen gemein machen, stellt die Sache auf den Kopf. Um gerade Rechtsextremen endlich dieses Thema nicht mehr zu überlassen, muss es endlich offen und vorurteilsfrei angegangen werden. Die beiden Autorinnen haben sich mit ihrem Artikel als Teilnehmerinnen eines solchen vorurteilsfreien Diskurses selbst ausgeschlossen.

  • HH
    Harry Haffner

    Die Kommentatoren haben Recht, "Deutschenfeindlichkeit" ist nicht der richtige Begriff. "Deutschenhass" wäre viel treffender.

  • H
    Hans

    Meine Güte! Welch abgehobenes Gefasel! Oder ist das Satire? (ich dachte nicht, dass es soviel Klischee wirklich gibt...) Kein Wunder, daß viele engagierte Mitglieder der Berliner GEW - wie die faz schreibt - in den letzten Jahren ausgetreten sind!

    Zum Inhalt: ist Ihnen eigentlich klar, daß Ihre Beschreibung der aggressiven muslimischen "Jungs" auf rechtsradikale Schläger genauso zutrifft!? Auch bei Ihnen handelt es sich zum großen Teil um Männer oder Jungs, die aufgrund von Arbeitslosigkeit oder Bildungsferne schlechte Aussichten auf gesellschaftliche Teilhabe haben. Und: sollen wir jetzt zu diesen Nazis nur noch nett sein??? Wie Ihnen wohl auch klar ist, würden die Sie dafür nur auslachen!

    (die Übereinstimmung zwischen diesen beiden Gruppen ist eh sehr hoch: hier Ausländer-, dort Deutschenhaß, aber dazu (das schreiben Sie auch) ein allgemeiner Haß gegen alles Gebildete, Aufgeklärte, Weltoffene.)

    Und für die Nazis wie für die aggressiven Muslime gilt: erst einmal entschieden unnett sein - sonst kapieren sie es nicht - , und danach gern alle Bildungsangebote der Welt!

  • P
    Piet

    Klar doch - an der Macho - und Gewaltkultur junger islamischer Schulversager ist natürlich wer schuld?

     

    Na?

    Genau!

  • C
    cassini1

    So richtig weiß ich nicht, was uns die Kommentatorinnen sagen wollen... Wollen sie die tatsächlichen Umstände in Abrede stellen? Gibt es das "Deutschenbashing" und die Beleidigungen als "Schweinefleischfresser" überhaupt nicht? Das unterstelle ich den Autorinnen nicht... Leider wird ein erheblicher Teil des Problems nicht genannt: Die absolute Integrationsunwilligkeit eines nicht ganz unbedeutenden Teils der hier lebenden Muslime, die an überkommenen Strukturen ihrer Herkunftsländer festhalten wollen, die nie in der deutschen Gesellschaft angekommen sind und "unseren Idealen" diametral gegenüberstehen. Ein anderer Teil der Migranten legt den Islam immer konservativer aus und schottet sich ebenfalls gegenüber der "Mehrheitsgesellschaft" ab. Wie soll so eine echte Integration funktionieren, vor allem wenn man nur unter sich bleibt und Kontakte zu "Deutschen" ablehnt? Die Probleme in den Schulen und Hinterhöfen kommen dich nicht von den Kindern und Jugendlichen selbst, hier liegen die Ursachen doch im Elternhaus und im sozialen Umfeld. Bildung ist der Hebel, um dieses Problem in Angriff zu nehmen, da gebe ich den Autorinnen recht, aber was mich ärgert ist das Schweigen der "muslimischen Mehrheit" zu den nicht integrationswilligen Glaubensgenossen. Hier besteht ein erheblicher Nachholbedarf, den man auch gern als "Bringschuld" gegenüber unserer und ihrer Gesellschaft bezeichnen kann.

  • N
    nihi

    "Es kann durchaus sein, dass Schüler mit 'Migrationshintergrund' in einigen Schulen inzwischen die quantitative Mehrheit darstellen..."

     

    ----------------------------------------

     

    So also hört es sich an, wenn Ideologen das nicht Leugbare zugeben müssen.

     

    Aber wenn man mal richtig lachen möchte, dann muss man einfach mal nach Friedrichshein-Kreuzberg gehen und bei einem Straßenfest die überzeugten Multikultifans, welche Kinder haben, fragen, auf welche Schule oder in welchen Kindergarten sie denn ihre eigenen Kinder schicken. Erstaunlicherweise sind es gerade nicht die Anstalten, bei denen Schüler mit Migrationshintergrund die quantitative Mehrheit stellen. Die Begründungen, warum das blonde Töchterchen auf eine Privatschule geht oder besonders weite Wege in einen anderen Bezirk auf sich nehmen muss, sind jedenfalls abenteuerlich.

     

    Jede Person sollte einfach mal in sich gehen und genau überlegen, ob sie die eigenen Kinder in eine Schule mit hohem Ausländeranteil (explizit mit muslimischen Hintergrund) schicken würde. Wenn die Antwort nein lautet, dann einfach mal überlegen, ob dieses ganze Multikulti tatsächlich so eine tolle Idee ist.

  • M
    Martin

    Ein völlig überflüssiger, und kontraproduktiver Kommentar.

     

    Im Wedding wohnend kann ich berichten, dass unsere türkischen "Gastarbeiter" und arabischen libanesischen "Asylanten" diesen Stadtteil als den "ihren" ansehen. Was stört, sind hier nur die ungläubigen Deutschen. Das dürfte in Neukölln nicht anders sein.

     

    Wissen Sie, was ich mit Gästen mache, die auf mein Sofa kotzen, sich ungefragt an meinen Vorräten bedienen und mich vor versammelter Gruppe auch noch auslachen? Ich schmeiße die 'raus aus meiner Wohnung!

  • M
    m.Philipp

    Handelt es sich bei dem Selbstverständnis der moslemischen Mitbürger um eine andere Kultur oder um den Ausdruck eines Kultur-Defizits?

  • W
    willy

    Weil nicht sein kann was nicht sein darf - oder wie?