piwik no script img

Debatte Bürgerkrieg in SyrienWaffen für die Deserteure

Kommentar von Kristin Helberg

Die Ära nach Assad hat bereits begonnen. Aber die Welt übersieht weiter geflissentlich, dass die Zukunft von Syrien im Kampf entschieden wird.

Mitglieder der Freien Syrischen Armee in Aleppo. Bild: dapd

W ährend der Weltsicherheitsrat sich zum x-ten Mal uneinig ist, der UN-Sondergesandte für Syrien, Kofi Annan, vergeblich durch die Welt reist, und diverse Staatschefs das Blutvergießen mit den immer gleichen Worten verurteilen, überschlagen sich in Damaskus die Ereignisse.

Mitglieder der Führungsspitze sind tot, die Präsidentenmaschine ist gestartet, Schüsse fallen im Regierungsviertel, Wohngebiete stehen unter Artilleriebeschuss, Anwohner sind auf der Flucht, Hunderte Soldaten desertiert und hochrangige Militärs zur Opposition übergelaufen.

Der Krieg hat die Hauptstadt erreicht, die Schlacht um Damaskus tobt und die naiven Appelle des Auslands, doch „bitte endlich die vor drei Monaten vereinbarte Waffenruhe einzuhalten“, gehen im Gefechtslärm unter. Nein, das Schicksal Syriens wird nicht am Verhandlungstisch, sondern im Kampf entschieden. Eine geordnete Machtübergabe wird es – leider – nicht geben. Das hat drei Gründe: Baschar al-Assad, die Opposition und die internationale Gemeinschaft.

privat
Kristin Helberg

geboren 1973, studierte Politikwissenschaft und Journalistik in Hamburg und Barcelona. Von 1995 bis 2001 arbeitete sie beim NDR in Hamburg. 1997 wurde sie beim Axel-Springer-Preis für junge Journalisten in der Kategorie Hörfunk ausgezeichnet.

Von 2001 bis 2008 lebte sie in der syrischen Hauptstadt Damaskus und berichtete über die arabische und islamische Welt für die Hörfunkprogramme der ARD, den ORF und den Schweizer Rundfunk sowie verschiedene Printmedien.

Heute arbeitet sie als freie Journalistin und Nahostexpertin in Berlin.

Assad wollte den Krieg

Präsident Assad hat von Anfang an auf eine militärische Lösung gesetzt und seine Gegner bewusst in den bewaffneten Kampf getrieben. Monatelang waren gemäßigte Oppositionelle bereit, mit Regimevertretern über einen demokratischen Übergang zu verhandeln. Ihre einzige Bedingung war, dass die Gewalt gegenüber friedlichen Demonstranten aufhört. Doch Assad ließ weiter schießen. Seit 16 Monaten hat er die Gewalt gegen Zivilisten an keinem einzigen Tag eingestellt, um einer Verhandlungslösung eine Chance zu geben.

Die verschiedenen politischen Oppositionsgruppen (der Syrische Nationalrat in Istanbul, das Nationale Koordinierungskomitee für einen Demokratischen Wandel in Damaskus, der Kurdische Nationalrat und andere Fraktionen), sind sich in einem wichtigen Punkt einig: Ein demokratischer Neubeginn in Syrien kann nicht mit Assad erfolgen. Sie sind bereit zu verhandeln, aber nur über die Machtübergabe. Assad selbst sieht sich dagegen als Retter Syriens.

Er wähnt die Mehrheit der Syrer hinter sich, muss sein Land vor Terroristen, Islamisten und ausländischen Verschwörern beschützen und darf sich deshalb nicht aus der Verantwortung stehlen. Seine eigene Entmachtung zu verhandeln kommt für ihn nicht in Frage. Es gibt folglich keinerlei inhaltliche Basis für Gespräche zwischen Regime und Opposition.

Der Tod seines Schwagers und weiterer enger Vertrauter könnte Assad jedoch aus dieser Parallelwelt reißen und ihm klarmachen, in welcher Gefahr er und seine Familie schweben. Gerüchte, er halte sich in der Küstenstadt Latakia auf (die wegen ihrer alawitischen Bewohner als zum Teil noch regimetreu gilt), und seine Frau Asma und die drei Kinder hätten das Land bereits verlassen, deuten in diese Richtung. Sollte sich die Schlinge weiter zuziehen, könnte er sich in letzter Minute auch für Flucht oder Exil entscheiden.

Die UNO? Unglaubwürdig!

Die internationale Gemeinschaft sitzt derweil auf der Zuschauerbank. Die UNO ist in Sachen Syrien handlungsunfähig. Der Weltsicherheitsrat kann sich nicht mal zur Androhung von Wirtschaftssanktionen durchringen, weil die Veto-Mächte Russland und China blockieren. Das bedeutet, es bleibt bei Appellen, die bisher am Regime in Damaskus abprallten und Assad nur mehr Zeit für seinen Krieg gegen die Aufständischen verschafften.

Die UNO hat in Syrien längst jede Glaubwürdigkeit verloren. Seit drei Monaten fordert der Annan-Plan einen Waffenstillstand, und obwohl er die Unterstützung aller Beteiligten hat, ist seit drei Monaten nichts davon umgesetzt. Im Gegenteil, die Gewalt eskaliert mit 60 bis 120 Toten pro Tag. Und die 300 unbewaffneten UN-Beobachter filmen vom Hotel aus die Rauchwolken über Homs und Damaskus oder eilen zum nächsten Massaker, um Blutspritzer und Granateinschläge zu dokumentieren.

Die meisten Oppositionellen haben deshalb schon vor Monaten realisiert, dass das Assad-Regime nur mit Gewalt zu besiegen ist und dass sie diesen Kampf allein ausfechten müssen. Daher die wachsende Zahl von „befreiten“ Gebieten und Deserteuren, die zunehmende Militarisierung des Aufstands und die immer besseren Waffen der Rebellen.

Die Opposition vorbereiten

Offiziell zögert der Westen, Aufständische zu bewaffnen mit dem Argument, mehr Waffen brächten mehr Gewalt. Aber machen wir uns nichts vor. Waffen finden ihren Weg ohnehin ins Land. Alles, was das Ausland jetzt tun kann, ist, die „richtigen“ Kräfte, also die Deserteure der Syrischen Armee zu unterstützen und damit den Einfluss radikaler Islamisten und internationaler Terrorgruppen zurückzudrängen.

Bei aller Ungewissheit über ihre Mitglieder und aller Unzulänglichkeit ihrer Organisationsstruktur ist die Freie Syrische Armee derzeit der einzige Akteur, der im Falle eines Regimesturzes das Land wieder stabilisieren könnte. Denn in ihren Reihen finden sich die meisten Überläufer und damit erfahrenes militärisches Personal, darunter 20 in die Türkei geflohene Generäle.

Die Kämpfe in Damaskus, der Anschlag auf Assads Krisenstab und massenweise desertierende Soldaten zeigen, dass die Freie Syrische Armee immer besser organisiert ist, Unterstützer in den oberen Machtzirkeln hat und den meisten Rückhalt in der Bevölkerung genießt. Auch wenn sich einzelne Einheiten betont islamisch geben, bekennt sich die Kommandospitze in der Türkei zur religiösen und ethnischen Vielfalt Syriens.

Was wir in Damaskus sehen, ist der Anfang vom Ende. In den politischen Gremien der Welt muss deshalb dringend die Ära nach Assad diskutiert werden. Es geht nicht mehr darum, dem Regime mit Sanktionen zu drohen oder eine Machtübergabe zu verhandeln. Es geht um die Vorbereitung der Opposition für die Zeit nach dem Regimesturz.

Sie muss eine überzeugende politische und militärische Führung hervorbringen, die in der Lage ist, das staatliche Gewaltmonopol wiederherzustellen, das Land zusammenhalten, für Sicherheit zu sorgen und das Funktionieren staatlicher Institutionen zu garantieren. Dafür hat sie Unterstützung verdient.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

13 Kommentare

 / 
  • A
    Ant-iPod

    Vielen Dank für Ihren sachkundigen Beitrag.

    Aus vielerlei Beiträgen im deutschen und schweizer Fernsehen sehe ich Ihre Fachkenntnis der arabischen Welt und Ihren Einblick in die wirklichen Lebensumstände in Syrien - auch durch ihre sieben Jahre in Damaskus - als sehr glaubwürdig an.

     

    Ihr Bericht deckt sich überdies mit der simplen Auswertung der Nachrichtenlage und ich wünsche Ihnen, dass Sie mehr Geduld und Verständnis für all die Verschwörungstheorethiker und West-Hasser haben.

     

    Was ich diesen "Kommentatoren" wirklich übel nehme, ist deren Geringschätzung für das syrische Volk.

    Es widert mich nur noch an, wie den Menschen dort der Wille abgesprochen wird, sich für ihr eigenes Land und ihre eigene Gesellschaft einzusetzen und sie stattdessen als willfährige Erfüllungsgehilfen ausländischer Mächte oder angeblicher, religiöser Fanatiker diffamiert werden.

     

    Meinungsfreiheit heisst aber, dass man den Menschen nicht verbieten kann, auch in Unwissenheit dummes Zeug zu reden.

    Also muss ich solcherlei Logorrhoe wohl ertragen...

  • KS
    karin schulz

    Ein Vorschlag fuer die Taz: Die Leserkommentare oben und die kommentierten Artikel unten zu druecken. Gerade in Sachen Syrien sind die Leser der Taz noch Taz-Leser. Die Taz-Autoren - nicht nur bei diesem Artikel - dagegen sind sehr wohl austauschbar mit den Autoren der konservativen Medien. Nur am Rande: die "Freie Syrische Armee" gibt es nicht, ist eine mediale Erfindung (es klingt wahrscheinlich immer noch peinlich, wenn von Islamisten, Fanatikern und Al Qaida die Rede ist. Aber keine Sorge, nicht mehr lange). Die Autorin ist bisdahin auf einen Urlaub in Lybien eingeladen!

  • R
    Rodolfo

    Wer wie leider auch die kluge, sehr eloquente Frau Helberg die Situation in Syrien OHNE Einbeziehung der besonderen Interessen Israels sowie der Erfahrungen beim Überfall auf Libyen kommentiert, verschweigt oder lässt ausser acht, dass

    - Israel den syrischen GOLAN seit 1967 widerrechtlich besetzt und inzwischen zu einer wichtigen Quelle für Nahrungsmittel und Weinanbau ausgebaut hat, was zeigt, dass es eine Rückgabe nicht in Betracht zieht, ein destabilisiertes Syrien deshalb von Vorteil wäre!

    - Syrien das letzte Hinderniss für den längst beschlossenen Überfall auf den IRAN ist, also destabilisiert werden muss!

     

    Syrien hat, im Gegensatz zu Libyen, keinerlei Reichtümer derentwegen "Volksaufstände" geschürt und finanziert würden, ist aber nach dem IRAK und Libyen der dritte Dominostein, der noch fallen sollte, bevor es dem IRAN "an den Kragen" geht!

     

    Jetzt ist bloss noch offen, ob Russland sich nicht bloss verbal im Sicherheitrat, sondern vor Ort in Syrien aktiv an dem Schutz der Bevölkerung sowie der Verteidigung der staatlichen Ordnung mit Bodentruppen beteiligt, die es, wie man hört, im Moment mit Truppentransportern heranschippern soll!

     

    Vielleicht kann dadurch im letzten Moment noch der Umsturz in Syrien sowie der Überfall auf den IRAN verhindert werden. BEIDES läge nicht bloss im Interesse Russlands und Chinas, sondern im Interesse des ansonsten äusserst gefährdeten Weltfriedens!

  • W
    wauz

    Regierungsamtliche Propaganda

     

    Um es kurz und bündig zu sagen: es kotzt mich einfach an, wie sehr sich die taz inzwischen zum Teil der deutschen Pressemeute, das heißt im Klartext: zum Teil des Propagandaapparates der Regierung gemacht hat.

     

    Zur Sache:

     

    Syrien ist genausowenig wie Lybien ein fremder Planet, wo im luftleeren Raum ein paar Beobachtungssatelliten kreisen. Der "Aufstand" in Lybien war von britischen SAS-Einheiten gestartet und geteuert worden. Und die UNO war nicht zum ersten Mal dort Werkzeug amerikanischer Interessen (Afghanistan, Irak,...)

    Selbstverständlich ist die NATO dort präsent, wenn schon nicht mit regulären Truppen, dann schon mit Waffen bzw. (noch wichtiger!) mit Nachrichtenlogistik. Wir erinnern uns: die UCK funkte mit US-Satellitensystemen...

    Alle Nachbarländer mischen sich in Syrien ein. Denn selbstverständlich haben sie dort Interessen.

    Die Türkei/NATO z.B. will auf jeden Fall verhindern, dass die kurdischen Kantone zu einem kurdischen Staat zusammenfinden und unterstützt daher ganz bestimmte Strömungen der herrschenden Klasse. Denn die sogenannte Opposition besteht ja zu weiten Teilen aus dem bisherigen Apparat.

    Israel hat ein starkes Interesse an einer weitgehenden Spaltung des syrischen Staates, in der Hoffnung, eine Pufferzone einrichten zu können, die der Hisbollah den Nachschub aus Iran abschneidet. Da Israel über die größte nachrichtendienstliche Kompetenz in der Region verfügt, sind sie auch gleichzeitig die Speerspitze der Interessen der USA...

    Man kann im Netz einiges recherchieren. Lustigerweise finden sich in der deutschen Presse, auch in der taz, nur Kommentare, keine Berichte.

    Man könnte es allerdings auch Märchen nennen

  • UM
    Ulli Müller

    Sehe ich auch so, dass mal wieder die oberen Pappnasen ausgetauscht werden. Ich finde es immer lustig, wenn auf einmal ein solch tolles bewaffnetes Volk vorhanden ist.

    Mit Mistgabeln gegen die (aucch) vom Westen hochgerüsteten Militärs erfolgreich sein.

    Wie im Märchen!!!

  • T
    tantchen

    Ein ausgezeichneter Kommentar. Kristin Helbergs Anaysen sind ein Lichtblick in der deutschen Berichterstattung über Syrien. Bitte mehr davon!!

  • DF
    Detlef Fritzsche

    d.fritzsche

    dieses amuesante Zitat muss ich noch hervorheben "Alles, was das Ausland jetzt tun kann, ist, die „richtigen“ Kräfte, also die Deserteure der Syrischen Armee zu unterstützen und damit den Einfluss radikaler Islamisten und internationaler Terrorgruppen zurückzudrängen."

    Das Ausland, wer auch immer das sei in Ihrer Vorstellung, hat bisher diese

    Islamisten und Terroergruppen als fuenfte Kolonne sehr wohl unterstuetzt; auch hier steht libyen als juengstes Pilotprojekt der Geheimdienste der USA und hat bis auf einige Indiskretionen bestens funktioniert. Und das es mit der alten Garde gut funktionieren wird, da haben Sie voellig Recht,zeigt das aegyptische Beispiel.

  • DF
    Detlef Fritzsche

    Detlef fritzsche

    welch ein naiver Artikel (noch im besten Sinne gedacht), obwohl wir doch Libyen, Aegypten und Tunesien vor Augen haben,

    "Die internationale Gemeinschaft sitzt derweil auf der Zuschauerbank" - das stimmt gewissermassen nur in Bezug auf die UNO... und ist wohl auch so gewollt. Die militaerische Unterstuetzung des militanten Teils der Opposition laeuft doch schon die ganze Zeit wie am Schnuerchen und auf Hochtouren. D.h. nicht nur! Assad setzte von Anfang an auf eine gewaltsame Loesung. Das Szenario Libyen war eine Erfolgsstory und soll deshalb wiederholt werden, um den letzten Einflussbereich den Russen zu entreissen, ach ja und natuerlich die Demokratie herstellen. "Sie muss eine überzeugende politische und militärische Führung hervorbringen", merkwuerdig, dass Sie auf die alten Fuehrungseliten in der FSA setzen, das Land zu stabilisieren und auch noch behaupten, sie haetten den groessten Rueckhalt in der Bevoelkerung......, um nur einige obstruse "Fakten" Ihres Artikels zu benennen.

  • TE
    Thomas Ebert

    Welche verhandlungsbereite Opposition hat Frau Helberg denn ausmachen können?

    15. Nov. 2011 – Syrische Opposition will keine Vorverhandlungen mit Assads Regime

    Montag, 30. Januar 2012 Opposition will nicht verhandeln

    Syrien: Opposition lehnt Verhandlungen mit Assad ab | Politik | ZEIT ...

    www.zeit.de › Politik › Ausland › Januar 2012

    es ist mir nicht gelungen für die Behauptung der Autorin Beweise zu finden. Dafür aber eine Menge Hinweise zur Förderung der Opposition durch ausländische Mächte(Wikileaks:USA finanzieren offenbar syrische Opposition).

    Außerdem fehlt völlig der Blick auf die Ziele der Opposition. Was kommt nach Assad? Taliban und Al Quaida? Sunnitische Demokratie?

    Sicher scheint bisher nur eines: die Alawiten werden den Sturz Assads bitter büßen müssen!

  • EH
    Ewald Herrschel

    Dieser heuchlerischer Artikel macht mich wütend! Als hätte der Westen den Konflikt in Syrien nicht von Anfang an mit Waffenlieferungen, Importen von libysch-islamistischen Revolutionstouristen, Entsendung militärischer Ausbilder und Zahlungen von etlichen hunderten Millionen Dollars durch ihre hauseigenen Golfscheichs zu einem Bürgerkrieg eskalieren lassen!

     

    Und da wir das Land nunmehr in eine Bürgerkriegshölle verwandelt haben, sollen wir dann eben auch ganze Sache machen und die syrische Regierung gleich gänzlich wegputzen? Entschuldigung, Frau Helberg, aber bei der Argumentation wird mir gleich ganz anders.

     

    Aber dass solche Forderungen aufkommen würden, war ja klar. Das ist eben die nächste Phase solcher Kriegsinszenierungen.

     

    Als nächstes kommt dann der Iran dran, da gibts ja auch etliche demokratische Oppositionelle, die wir als Feigenblatt nehmen können, und im Osten des Landes etliche Söldner und harte Jungs, die dann gerne fürs Grobe einspringen - mit unseren Waffen und Dollars, versteht sich.

     

    Und wenn wir dann auch dieses Land ins Chaos gestoßen haben - na ja, dann wird sicher der nächste taz-Redakteur mit humanitärer Argumentation vorschlagen, dem Land doch endlich den Gnadenstoß zu geben.

     

    Warum möchte ich jetzt lauthals aufschreien vor Zorn? Solange es Journalisten gibt, die das Kriegsspiel unserer Mächtigen mit genau solchen scheinbar menschlich gestimmten Kommentaren unterstützen wie Sie, verehrte Frau Helberg, wird unsere Welt genau die Hölle bleiben, die sie schon ist.

     

    Meinen Respekt und meinen Dank übrigens an die Vertreter Chinas und Russlands, die sich mit genau den richtigen Argumenten weigern, bei dem boshaften Spuk mitzumachen, und sich gegen Resolutionen stemmen, die ja auch schon im Falle Libyens vom Westen dann zu militärischen Angriffen gegen das Land missbraucht wurden ("Flugverbotszone").

  • J
    jesaja43

    Man kann über die aktuelle Situation in Syrien nicht reden, ohne die Ambitionen bestimmter ausländischer Kräfte mit einzubeziehen. Wenn die Russen sich vehement gegen eine Einmischung auländischer Kräfte wenden, dann doch auch deshalb, weil die jüngere Geschichte um Libyen deutlich gemacht hat, dass es um mehr geht als um Menschenrechte. Vor allem geht um eine geopolitische Verschiebung der Machtverhältnisse in unserer Welt. An die Spitze der "Menschenrechtler" hat sich die USA gesetzt. Aber wer glaubt der Führung eines Landes, dass es ihr nur um den Schutz der Menschenrechte geht, wenn man sich daran erinnert, dass die USA vor noch nicht einmal zehn Jahren ein auf Lügen beruhenden Krieg gegen den Irak angezettelt hatte. Dieser Aggressionskrieg kostete die unglaublichen Zahl von 655.000 Menschenleben. Auf die Einmischung derartiger "Menschenfreunde" kann die Welt wohl gut verzichten.

  • T
    tonikal

    Komisch, dass ausgerechnet eine Armee, die aus desertierten Soldaten des Assad-Regimes entstanden ist, jetzt der Hoffnungsträger eines demokratischen Syrien sein soll. Welche andere arabische Armee könnte da als Vorbild dienen? Die ägyptische? Die algerische? Wird diese Armee nicht einfach die alte Diktatur durch eine neue ersetzen? Wenn es nur darum ginge, das staatliche Gewaltmonopol wiederherzustellen, dann könnte der Westen genau so gut Assad unterstützen. Der hat ja bis vor einem Jahr noch das staatliche Gewaltmonopol in Syrien garantiert. Aus dem Zirkel kommt man erst raus, wenn es irgendwo Revolutionäre schaffen, mit unmilitärischen Mitteln ein Regime zu stürzen.

  • H
    HoWe

    Ein äußerst informativer Artikel, präzise und auf den Punkt gebracht. Der Stand der Dinge in Syrien: leider keine Chance mehr für Friensgespräche und Waffenstillstand.

    Deutlich auch die Hauptverantwortlichen: der Zirkel der Macht um Assad hat alles getan, um die Kämpfe anzuheizen. China und Rußland sind weiter auf dem falschen Dampfer.