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Debatte Afghanistan-EinsatzFreiheit ist kein Ziel mehr

Kommentar von Christian Semler

Deutsche Politiker wollen nicht mehr für Menschenrechte, sondern nur noch für westliche Interessen kämpfen lassen. Eine Bilanz.

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8 Kommentare

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  • K
    Klingelhella

    Hervorragend beschrieben, und sehr gut erkannt! Da menschenrechtliche Gründe zugegebenermaßen nur "nachgeschoben" waren, wird im Kommentar auch klar die Frage nach konkreter Macht- und Interessenpolitik gestellt. Mach genau da weiter, liebe taz! Es wird Zeit, einen unvernebelten Blick auf unser militärisches Engagement zu richten.

     

    Es ist traurig, dass erst im neunten Jahr des ISAF-Einsatzes die kritischen Kommentare langsam die bellizistischen ablösen; als letzeres werte ich genau dieses "Blut für Menschenrechte"-Geschwafel, was ich mir sogar persönlich von zig Grünen habe anhören müssen! Grauenhaft.

  • DP
    Daniel Preissler

    @ martin

    "Wir erinnern uns ja noch alle an Joschka Fischers Worte eines angeblich drohenden Holocaust, wenn man einen Krieg gegen Serbien ablehnt. Kriegsgegner wurden auf diese Weise in die Nähe von Faschisten gerückt."

     

    nein, in die Nähe von Faschisten hat Fischer die Kriegsgegner nicht gerückt. Und Recht hatte er wohl auch mit der ungefähren Formel: Eher wieder Krieg, als wieder Auschwitz. In diesem Sinne hätte ich mir auch ein NATO-Eingreifen im Sudan gewünscht - und wünsche es noch!

     

    Auch, wenn es zum 100.000sten Mal rhetorisch gefragt wird: wäre es besser gewesen, die Amis hätten damals...?

    Eigentlich Unsinn, fällt mir gerade ein, da ja Deutschland den USA den Krieg erklärt hat. Aber so vom Prinzip her...

    Grüße

  • M
    Mikael

    @ vic: es gab vor einigen Jahren ein entsprechendes sogen. Weißbuch zur Umstrukturierung der Bundeswehr (ich such's jetzt nicht).

    Darin wird der Weg weg von der Landesverteidigung hin zur Interventionsarmee, die die Rohstoffwege und die Ressourcenversorgung absichert, gezeichnet.

  • V
    vic

    Es geht auch für die deutsche Regierung um Ressourcensicherung in der Region. Das ist ein erklärtes Kriegsziel, nachzulesen in einem Paier des "Verteidigungs"ministerium.

    Ich habe es selbst gesehen, doch leider habe ich den Link nicht mehr. Aber ich fürchte es ist inzwischen ohnehin verschwunden.

    Es ging niemals um Menschenrechte oder individuelle Freiheit. Sie dachten, wenn sie ein paar Löcher bohren, Kinder hübsch anziehen, etc.pp, erreichen sie ihr wirkliches Ziel schneller.

    Früher waren´s Glasperlen, bevor die Bevölkerung umgebracht wurde, heute sind´s eben ein paar Bunnen und Schulen.

    Hat sich mal jemand die Mühe gemacht und die häufig wechselnden Gründe für diese Kriege verfolgt?

    In Afg:

    Rache für 9/11

    Vernichtung von Bin Laden

    Kampf gegen Al Quaida

    Kampf gegen Taliban

    Kampf gegen Opium

    Kampf gegen "den Terror" allgemein

    Dazwischen immer wieder mal

    Kampf FÜR Menschenrechte, gegen Unterdrückung von Frauen.

    Keine Gewähr auf Vollständigkeit

    In Irak:

    Sichere Erkenntnisse auf Massenvernichtungswaffen

    Vernichtung des Diktators Hussein zum Zweck der

    Befreiung des Volkes (Menschenrechte s.o.)

    Hier ging es um Öl,

    in Afg um den Transportweg in den Westen.

    Beide Staaten verbindet, dass die westliche Intervention Verwüstung hinterlassen hat die diese Staaten selbst niemals hinbekommen hätten.

  • M
    Martin

    Ein sehr guter Artikel, Herr Semler. Wir erinnern uns ja noch alle an Joschka Fischers Worte eines angeblich drohenden Holocaust, wenn man einen Krieg gegen Serbien ablehnt. Kriegsgegner wurden auf diese Weise in die Nähe von Faschisten gerückt. Und Afghanistan? Auch dort blieb es ein vorgeschobenes Argument, Menschen bombardieren zu müssen, um Menschenrechte durchzusetzen. Lebendig verbrannt, bekamen sie das 'Recht' des qualvollen Todes, dann auch noch schön mit T-Shirts gefeiert. Das alles als angebliche Hilfstruppen der 'demokratisch gewählten Regierung Afghanistans beim Wiederaufbau'. Eine Regierung, der man angeblich zur Hilfe eilt, über die es aber dann heißt, sie solle 'Schritt für Schritt' die Verantwortung für das Land übernehmen, also eine Marionette, durch und durch korrupt, im Drogen- und Menschenhandel sehr aktiv - darüber berichtete u.a. Herr Thörner - mit Warlords, die jeden problemlos foltern und umbringen lassen, der ihnen nicht paßt. Und die dann (die Warlords sind ja oft die Gouverneure) von den 'Schutztruppen' zu verteidigen sind. Was für eine Verblödung, eine solche Tätigkeit als 'Aufbauarbeit' für Menschenrechte zu definieren. Dass es leider immer noch Grüne gibt, die sich als Propagandisten für den weiteren Krieg engagieren, ist an Widerwärtigkeit nicht zu überbieten.

  • W
    wirdjaauchzeit

    Na endlich werden unsere "hohen Herren" mal wach und schrauben ihre Aroganz runter. Was haben , will mal sagen, westliche Menschenrechte in islamischen Ländern zu suchen?Wie können wir wagen unsere Maßstäbe für allgemeingültig zu halten?

  • S
    Sonne

    Wer behauptet, daß der afghanischen Kultur Menschenrechte für Frauen fremd sind, weiß es entweder nicht besser oder er lügt einfach nur. Bitte im Internet unter der Seite der afgh. Frauenvereinigung RAWA nachschauen - Stichwort König Amanullah.

  • M
    Mikale

    Zitat:"Deutsche Politiker wollen nicht mehr für Menschenrechte, sondern nur noch für westliche Interessen kämpfen lassen".

    Oh, war das denn jemals anders????

    Die schönen Worte habe ich wohl gehört, jedoch fehlte mir stets der Glaube... Um den Inhalt der schönen westlichen Worte Wirklichkeit werden zu lassen, hätte es nicht eines Krieges bedurft, das wäre anders gegangen.