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Debatte 150 Jahre SPDBildung als Bedrohung

Kommentar von Franz Walter

Die Sozialdemokraten versprechen Aufstieg durch Wissen. Aber das kann in einer gespaltenen Gesellschaft nicht für alle zum Ziel führen.

Büffeln bringt nichts: Aufstieg durch Bildung bleibt oft ein leeres Versprechen. Bild: dpa

B ildung entscheidet. So lautet das sozialdemokratische Axiom. Und da Bildung die Weichen für das ganze Leben stellt, muss jeder unabhängig vom viel zitierten Geldbeutel der Väter über die gleichen Voraussetzungen und Zugänge zur Bildung verfügen. Das ist das sozialdemokratische Credo.

Darin liegt die gesellschaftspolitische Programmatik der SPD für das 21. Jahrhundert begründet. Ohne Zweifel besitzt dieses Postulat eine hohe Plausibilität. In der Chancengesellschaft, so heißt es jedenfalls, zähle allein die Leistung, die der Einzelne erbringt, nicht die Herkunft, weder Rang noch Titel.

Natürlich birgt die projektierte „Chancengesellschaft“ auch kritisches Potenzial gegen die aktuelle Gestalt des Kapitalismus. Erkennbar wurde bereits in den Jahren der „New Economy“ und des entgrenzten Finanzkapitalismus, dass gerade die großbürgerlichen Leitfiguren mehr und mehr vom Leistungsprinzip abrückten.

Bild: imago/Reiner Zensen

Franz Walter

57, ist Leiter des Instituts für Demokratieforschung an der Universität Göttingen.

Den Ausschlag gab der Geldbetrag, ganz gleich, ob als Resultat von Fleiß oder als Folge hasardeurhafter Spekulationen. Darauf hat insbesondere Sighard Neckel hingewiesen: „Doch ist aller Rhetorik zum Trotz das Leistungsprinzip in Kreisen der DAX-Ökonomie in Wirklichkeit nicht mehr gut gelitten. Wer sich bisweilen auf Seminaren und Tagungen wirtschaftsnaher Verbände aufhält, kann dort erleben, dass Begriffe wie ,Leistungsgerechtigkeit‘ ausdrücklich abgelöst werden. Wer ,Leistung‘ sagt, so heißt es, wolle nur Forderungen stellen.“

Gerecht gescheitert

Und in der Tat: Für die neue gesellschaftliche Mitte war Leistung der entscheidende Hebel, um soziale Ansprüche für Aufstiegskarrieren zu formulieren. Doch eine antibourgeoise Stoßrichtung nahm das nicht an. Die letzten Jahre haben vielmehr Schattenseiten der Chancen- und Leistungsutopie deutlich werden lassen. Der Bildungs- und Anstrengungsappell in einer ansonsten gleichbleibenden Gesellschaft mit riesigen Einkommensdifferenzen und gravierenden sozialen Unterschieden führte zu einem ziemlich gnadenlos ausgetragenen Ringkampf um weiterhin privilegiert angesiedelte Positionen.

Wer in dieser individualisierten Schlacht durch rigide Chancennutzung nicht mithielt, hatte erst recht verloren. Denn fortan galt er als „gerecht“ gescheitert, weil er im „fairen Leistungswettbewerb“ versagt hatte, also selbst für sein negatives Schicksal verantwortlich gemacht werden konnte. Das chancengesellschaftliche Versprechen nutzte so als ideologische Parfümierung zur Abgrenzung zuletzt aufgestiegener Schichten gegen Ansprüche von unten.

Die moderne Chancengesellschaft, die den Kontext von Solidaritätsnormen verlässt, konnte auf diese Weise zu einer ziemlich kalten und rohen Angelegenheit werden. Bezeichnend ist sicher, dass sich die soziale Mitte bildungs- und schulpolitisch keineswegs für das Modell erweiterter Chancen auch für Kinder des „sozialen Unten“ ins Zeug legt. Dabei zählten viele Mittezugehörige selbst zu Gewinnern der ersten Bildungsreform in den 1960er/70er Jahren.

Doch gerade weil sie den Aufstieg von unten in die Mitte geschafft haben, besitzen sie nun – ganz wie schon in früheren Jahrzehnten die etablierten Mittel- und Oberschichten – kein Interesse an weiteren Emanzipationsschüben von unten, da das für sie zusätzliche Konkurrenz und damit auch die Entwertung der eigenen, mühselig erworbenen Bildungsabschlüsse und Statuspositionen bedeutet.

Abwertungsspirale nach unten

Generell gilt: In der gegenwärtigen Druck- wie Konkurrenzsituation grenzen sich die verschiedenen Elternmilieus schroff voneinander ab, verhindern, dass ihre Kinder mit dem Nachwuchs der jeweils unter ihnen verorteten Schichten in Kontakt geraten. Das klassische Bildungsbürgertum achtet seit einigen Jahren darauf, dass ihre Sprösslinge die Freizeit nicht mit den „Parvenüs“ aus dem Mittelstand verbringen.

Und die kleinbürgerliche Mitte unterbindet entschlossen Begegnungen mit Familien aus der „Underclass“, da sie dort kulturelle Verwahrlosung, haltlosen Konsumismus, unheilstiftende Disziplinlosigkeiten wittern. Man mag das eine Abwertungsspirale nach unten nennen.

Ähnliche Eindrücke vermittelt die unlängst in Frankreich intensiv geführte Debatte über die classes moyennes. Für diese Gruppe zählt als Mittel der Statussicherung eben die Bildung. Für sie stellt Schule den entscheidenden Ort für die Karrierechancen des eigenen Nachwuchses dar. Da dieser im Unterschied zu den Kindern der Oberschicht nicht über hinreichend finanzielles Kapital verfügt, ist der schulische Erfolg zum Ausgleich der materiellen Ressourcenschwäche unabdingbar auch und gerade für die Distinktion gegenüber dem „Unten“.

Auch deshalb können die Abgehängten der Chancen- und Bildungsgesellschaft mit dem Begriff der „Chance“ nicht viel anfangen; Begeisterung löst er keine aus. Auf die Formel „Chance durch Bildung“ reagieren sie gar wütend. Denn Bildung war schließlich der Selektionshebel, der sie in die Chancenlosigkeit hineinsortiert hatte.

Bildung bedeutet für sie daher das Erlebnis des Scheiterns, des Nichtmithaltenkönnens, der Fremdbestimmung durch andere, die mehr gelesen haben, besser reden können, gebildeter auftreten. Für sie heißt die Konzentration staatlicher Anstrengungen auf Bildung statt soziale Transfers die Verfestigung von sozialer Marginalität. Ganz illusionslos sehen sie, dass es für sie, deren Kindheit und Schulzeit vorbei ist, keine überzeugende Idee für ein sozial gesichertes und respektables Leben gibt.

Freie Bahn dem Tüchtigen

Nicht zuletzt auch deshalb werden die individuellen Aufsteiger aus dem früheren sozialdemokratischen Milieu seit einigen Jahren von dem zurückgebliebenen „Unten“ in den Arbeiter- und Arbeitslosenvierteln misstrauisch betrachtet. Der Aufsteiger wird zur Personifikation der Hohlheit aller ursprünglichen Postulate von Solidarität und kollektiver Emanzipation.

Der individuelle Aufsteiger pflegt seinerseits deutlich zu machen, dass er seine Emanzipation nicht als Resultat kollektiven Bemühens, sondern als Ergebnis der eigenen Willenskräfte ansieht – Exkanzler Schröder ist dafür ein prominentes Beispiel. Und er neigt dazu, seine spezifische Lebenserfahrung zum gesellschaftlichen Rezept schlechthin zu verallgemeinern: Erfolg gebührt nur dem Tüchtigen. Bleibt der Erfolg aus, hat es an hinreichender Tüchtigkeit gemangelt.

Kurz: Die auf Bildung fixierte Chancengesellschaft öffnet nicht (zumindest nicht allein) Perspektiven nach oben, sondern errichtet zugleich Mauern und Grenzen gegen rivalisierende Begehrlichkeiten von unten (und Fremden). Der eigene ursprüngliche Anspruch wird so verzehrt. Aber dergleichen Verzehrungsprozesse spielen sich historisch regelmäßig ab, wenn zuvor dynamische Klassen oder Schichten im Aufstieg Positionseinbußen fürchten müssen. Dann werden politische Emanzipationsgeschichten zu konservativen Erhaltungsmärchen umgeschrieben.

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19 Kommentare

 / 
  • R
    radikal

    @von tazitus:

    @radikal: Danke!

     

    B.B. " Vorsicht, sie beginnen dich zu loben"

     

    Jöhten - schmunzelnd gelesen. Danke.

     

    'Elemente' - scheint bundeweiter

    Konsens gewesen (?) zu sein.

    Klar - Elements of Crime.

  • SD
    Sozi Dilemma

    Ein Beispiel aus der Realität

    In einer WG lebende Person hat einen 20 Stunden Halbtagsjob und ist als Teilzeitstudent immatrikuliert. Das Geld reicht gerade eben. Das Studium wird mit aussergewöhnlicher bravour, in Teilzeit geleistet. Nicht hoch, höchst begabt, jeder Prof. Dozent würde das schriftlich bestätigen. Eine ungewöhnliche Person.

    Der Halbtagsjob fiel ca. 8 Wochen direkt vor dem Bachelor Abschluss weg.

    Ein Stipendium war in der kurzen Zeit nicht möglich, Bafög aufgrund einer vorherigen Berufsausbildung ebenso wenig.

    Kein Einkommen, inmitten der Abschlussarbeit zum Arbeitsamt gegangen.

    Diese Behörde verlangte die Exmatrikulation, 8 Wochen vor dem Abschluss. Obwohl die Person Steuern und Sozialabgaben auf ihren Halbtagsjob zahlte, wird eine Leistung mit Teilzeitstudium verweigert.

    Das höchst brisante, alle vorherigen Leistungen/Scheine die die Person mit zusätzlicher Teilnahme an Masterunterricht/Klausuren etc. erreicht wurden, werden nach einer Exmatrikulation ungültig!! Ein Skandal allererster Güte.

     

    Die staatlich gezwungene Exmatrikulation soll bundesweit kein Einzelfall sein.

    Hier sollte im Bundestag einmal die kleine Anfrage gestellt werden wie häufig solche staatlichen Zwangsexmatrikulationen durchgesetzt oder angeordnet wurden.

    Leistungsgesellschaft? Irrtum.

    Das ewig politische und Sozi Dilemma, Aufstiegsförderung-Abstiegsförderung.

    Kein Politiker will Arbeit und Leistung definieren.

    Das wäre bei hundert Nebenjobs der Politiker nur unendlich peinlich.

    Die miese demokratische Qualität der Tätigkeiten sind offensichtlich.

  • ST
    SPD Theater

    Der SPD sind die Arbeiter, ihr eigenes Klientel anhanden gekommen.

    Bildung entscheidet nur einen kleinen Teil. Der erste Arbeitsmarkt und deren Rechte wurde seitens SPD, Gewerkschaften zur Freude der CDU/CSU/FDP demontiert. Denn nur die SPD hätte es Hand in Hand mit den Gewerkschaften machen können.

    Steinmeiers Vision/Plan vor paar Jahren war der Horror.

    Besonders brisant

    Auszug Bundesrat Drucksache 613/09 16.06.09 Seite 9.

    "(1) Die Gemeinschaft und die Mitgliedstaaten wollen die Entwicklung der Humanressourcen unterstützen, um ein hohes Beschäftigungsniveau zu erreichen und soziale Ausgrenzung zu bekämpfen.

     

    (2) Gemäß Artikel 3 Absatz 1 Buchstabe q des EG-Vertrags leistet die Gemeinschaft einen Beitrag zu einer qualitativ hochstehenden allgemeinen und beruflichen Bildung.

     

    (3) Freiwilligentätigkeiten sind nichtformale Lernerfahrungen, die zum Erwerb beruflicher Kenntnisse und Kompetenzen beitragen und zugleich eine maßgebliche Form der aktiven Bürgerbeteiligung darstellen.

    Zudem spielt das Engagement von Freiwilligen aller Altersgruppen eine entscheidende Rolle für die weitere Entfaltung der Demokratie " eines der Grundprinzipien der Europäischen Union" und trägt zur Entwicklung der Humanressourcen sowie zur Stärkung des sozialen Zusammenhalts bei.

     

    (4) In den vom schnellen Wandel geprägten Gesellschaften werden wirksame Strukturen zu Unterstützung von Freiwilligen benötigt, damit sich mehr Menschen freiwillig engagieren.

    Deshalb müssen Peer-Learning und der Austausch bewährter Verfahren auf Gemeinschaftsebene gefördert werden.

     

    Und genau dorthin wird ein jeder der nicht in die wirtschaftliche Landschaft passt, kostenlos und prekär befördert.

    Freiwilligentätigkeiten sind nichtformale Lernerfahrungen, anders ausgedrückt, kostenlose Leistungserstellung sind Lernerfahrungen, die Wirtschaft erfreut sich doppelt.

     

    Seit bestehen der BRD war der Beschäftigungsgrad niemals so hoch. D.h. auch Punkt Humanressourcen führt sich mit einem Stinkefinger zur Politik ad absurdum da die gesamte BRD Arbeitsleistung nicht für eine soziale Gelichberechtigung ausreicht.

    Uralt und immer noch aktuell, das Akademikerproletariat.

    http://www.zeit.de/1980/26/habilitiert-ein-fall-fuer-die-fuersorge

     

    Das Fazit von Franz Walter ist eine Ohrfeige und verwechselt Ursache und Wirkung, Täter werden als Opfer dargestellt.

  • T
    tazitus

    @radikal: Danke!

     

    "Wer sie nicht kennte,

    die "Elemente,

    ihre Kraft

    und Eigenschaft,

    wäre kein Meister

    über die Geister.."

     

    (vom "Meister" Goethe natürlich -

    hat doch wirklich "nach unten" geheiratet)

     

    Gruß von tazitus

    (elitäres Arbeiterkind)

  • DR
    Dr. rer. nat. Harald Wenk

    "leistungsprinzip" und "Privatheit" sind die Säulen der bürgerlichkeiut der Gedsellschaft, nach wie vor. Intelligenterweise spricht Sarah Wagenknecht daher vom "GeldADEL", der das Eltäre ins noch konversativere wendet. Da Problem ist schan lange im Bürgertum virulent. Offen wurde es am BIldungsbürgetum und vor allem den KÜnstlern, Bohemioens, die ds "Prekariart" schon lange soziologisch typisiert haben. Der "armme Poet" steht auch für den prekären Akademiler schlechthin.

     

    ES bräuchr mehr gegenkultur, weinfge "Fachidiotentum" an den UNiversitäten und mehr Mitmacht übderer das GEld, die Fabriken und auch die Tätigkeigten im Staatsdienst. Die Jugendhgegenkultur solle erheblich besser von Stufdentenbewegungens kulture nn, Alterrnativkulturen mit Multiukultui, profitieren können. Der politischer Rollback, mir scleichender, schneller wedeenden "ENTalternativisierung" von SPD und GRÜNE ist ds eigentliche Problem "wie Mehltau über allem" schrieb professor Altvater zu recht

  • SG
    Schmidt Georg

    ein akademischer Titel ist keine Berechtigung für eine hochbezahlten Job, ich denke , ein Akademiker kann auch bei VW am Band arbeiten!

  • II
    Ironimus Irrwitz

    Hey , @klobürste , ... am Anfang der Karriere hast Du die "Überflußgesellschaft" vergessen . Passt auch bestens zu der "Überflüssigengesellschaft" kurz vorm Finale .

     

    (Überfluss haben wir heute noch jede Menge : Autos ,Waschmaschinen Kühlschränke ,Möbel undundund , die zum Verrecken keine Autos Waschmaschinen Kühlsc..... kaufen . hahahaha....)

  • K
    klobürste

    "Leistungsgesellschaft" "Wissensgesellschaft" "Chancengesellschaft" "Statusgesellschaft" "Rat-Race-Gesellschft" ..."Herausgefallenengesellschaft" ....."Überflüssigengesellschaft" ...."Chaosgesellschaft" .... "Untergangsgesellschaft" ...... Ende der Geschichte ...........

  • R
    radikal

    Na - schöner habe ich ja lange nicht mehr - Wagenburg und das Mühlrad ala Bert Bricht - differenziert aufgeblättert gelesen. Danke.

     

    Les ich: " …grenzen sich die verschiedenen Elternmilieus schroff von einander ab,verhindern, dass ihre Kinder mit dem Nachwuchs der jeweils unter ihnen verorteten Schichten in Kontakt treten…"

     

    Ja wie ? wieso gegenwärtig?

    Das ist 50/60er pur - agähn!

    wie retro ist das denn?

     

    Auf dem Verbindungs- Haus 1968

    einer mittelhessischen Uni-Kleinstadt:

    "… Wieso wollt ihr denn bevorzugt und gefördert werden?"

    - " Wir werden noch viel zu wenig gefördert!"

    Sagte der Staatsanwaltsohn mit Hand im Trinknacken zu einem (vermeintlichen) Bäckersohn;

    der unverschämterweise auch zu studieren gedachte.

     

    Aber sein besonderer Haß galt einem anderen Mitschüler/Element, den die Lehrer auch vergessen hatten zu eliminieren.

    Dessen Vater Fischhändler war und noch dazu Professor wurde.

     

     

    Ja da - mußte die 14-Sem-JuraVita fürs Handbuch der Volksvertretung passend gemacht werden; die Saufzeit auf'm Haus.= (gelogen) Soziologie;

    dann "kurz!" was ordentliches: Jura.

    Klar - hatte solche Brut keinen außerschulischen Kontakt zu uns 'Elementen.'

    Sagte der Holzhändlersohn aus den Buddenbrocks 1955 doch zu seinem Mitschüler auf dessen Bemerkung:

    "…lustig, daß unsere Kinder auch wieder in eine Klasse gehen!"

    - "…ja, sehr seltsam; auf Wiedersehn!"

     

    Heute?

    KTG - unser VM-Geli mit feinem Gespür für Distinktionsgewinne

    schleicht sich bei einem der liberalen Top Guns der Zunft ein.

    ( wer Guttenberg vs. Herbert Wehner noch im Ohr hat, weiß, was ich meine)!

    Nur der ihn gezielt ans Messer liefernde Ghostwriter hat Schlimmeres verhindert. - bedankt!

     

    Aber - stolpert man über die illegal als Wahlkampfhelferin finanzierte Geliebte,

    macht die Ehefrau weiter;

    ist die insuffizient - hat man ja noch Kinder.

     

    Denn - schon meine Mutter04

    cum grano salis :

    " Die Fähigkeit zur Bekleidung eines Lehrstuhl soll sich ja nicht nur auf Söhne und Töchter, nein, auch auf Schwiegersöhne und -töchter

    vererben.

     

    Wie der Hesse sagt:"… ahls wigger."

    Denn jetzt sagen's die letzten Aufsteiger ( Grüne et al.) schone wieder:

    " halt! sorry - das Boot ist voll!"

     

    Und die Klassenverräter?

    wie GazPromGerd und BMWJoschka?

    - und ihre Steigbügelhalter?

    reiben sich die verhartzten Finger!

    Ekelhaft.

     

    Ja. - Aber gemach.

    Auch einer wie Schmidt-Schnauze!

    mußte/muss lernen, daß er auch

    weiterhin "auf der falschen Seite der Elbchaussee geboren ist";

    ja, kapiert's nicht und ramentert immer nochens rum;

    (mein Mitgefühl insoweit ist begrenzt).

     

    Exkurs - France;

    ok - aber was soll sich da seit dem Befund von ENAista Paul Nizan geändert haben? - :

    " Wir sind die, die diejenigen, die das bezahlen - Eliten nennen!"

    Wie hier gezeigt - nix hat sich geändert!

    Die weitaus meisten kommen aus den immer gleichen Arrondissements; die wenigen übrigen sind froh, dazugehören zu dürfen.

     

    Fazit: auch Franz Walter zeigt nicht auf,

    wie die Überwindung der Spaltung unserer Gesellschaften aussehen bzw bewerkstelligt werden könnte!

    Auch hier gilt - nochmals Brecht -

    zum Plan:

    "…gehn tun se beide nicht…"

    Aber - " sein edles Streben - issen feiner Zug!"

    Genau!

  • H
    Harro

    Wer heute in eine x-beliebige Organisation geht und dort die gut-bezahlten Mitarbeiter interviewt, ob die hier Beziehungen / Verwandtschaft haben, den würde ziemlich häufig ein oder zwei, manchmal gar drei oder vier Kreuze machen müssen. Wer sich mal mit hochtalentierten Studenten unterhalten hat, deren Eltern nicht eine gute Position haben/hatten, der merkt schnell, wie wenig die Chancengleichheit beliebt und gewünscht, ja überhaupt existitent ist.

     

    Die SPD will ja auch in der Mitte, im Feld der CDU/FDP mitspielen. Und ausgerechnet dort wird der soziale Aufstieg gehasst. Aber auch SPDler hassen soziale Aufsteiger, sie mögen nicht Menschen, die aus ihrer sozialen Gruppe aufsteigen, sich hocharbeiten. Zwar will niemand einen Chirugen, der schlecht ist, aber eben gut vernetzt bzw. die richtigen Verwandte hatte/hat, als agierenden Chirugen bei sich selbst erleben, in fast allen anderen Bereichen ist man damit einverstanden.

     

    Wäre die menschliche Gesellschaft immer so gewesen, wie dieser Hass auf Aufstieg, wie würden in einer weitegehend dahinsiechenden, ungerechten Gesellschaft leben. In der Geschichte hat es solche Zustände in Indien, China und dem Osmanischen Reich durchaus gegeben: Stillstand auf hohem Niveau, könnte man das nennen.

     

    Interessant finde ich, dass in Deutschland nur noch Randparteien für soziale Durchlässigkeit und Chancengerechtigkeit eintreten. Zumindest an den Urnen gibt's wohl die Neigung, lieber gehobenen Stillstand zu wählen, als Dynamik und Veränderung.

  • T
    tagesschau

    Wir schalten um zur Wirklichkeit:

    Jede Menge Akademiker sind derzeit arbeitslos!

    Wegen ihrer Bildung sind sie "überqualifiziert" bis an ihr Lebensende.

    Keine Chance auf einen Job.

    SO sieht es aus!

  • K
    Keks

    ... und würde man den Autor befragen, was Ihn zur Leitung des Instituts befähigt, so würde er wohl gerade sein Bildung, seine Erfahrung, sein Engagement ,sein Erfolge, und sein Netzwerke anführen:).

  • OW
    Onkel Willy

    Leider ein zutreffender Kommentar. Das (un)sichtbare Abschotten der einzelnen sozialen Klassen/Besitzstände voneinander ist das Ergebnis der Floskel: "Der Fleißige steigt auf". Damit frohlocken die Eliten und wissen doch, dass es nicht stimmt sondern immer die Herkunft entscheidet. Zum Beispiel kann Ererbtes kaum durch eigene Leistung erreicht werden. Dazu noch die entsprechenden Netzwerke und schon schaut der Fleißige in die Röhre. Die SPD selbst hat sich auch einem Teil ihrer Klientel entledigt (Steinbrück: nur wer etwas leistet, dem gebührt auch Unterstützung). Für seine "Leistungen" sollte er verachtet werden!

  • N
    Nils

    @ exkathole

     

    Finanziell und damit hinsichtlich des Lebenskomforts und der verbesserten Gesundheit, was auch für die eigenen Kinder gilt, ist das mit Sicherheit ganz attraktiv. Ob eine charakterliche Besserung damit einhergeht, kann/darf bezweifelt werden. Aber wohlgemerkt, der Prolet ist auch kein charakterlicher Edelmann per se. A****löcher gibt's in jeder Klasse.

  • AU
    Andreas Urstadt und Julien Lewis

    Helmut Schmidt hat, aus eigener Erfahrung, eine ziemlich coole Auffassung von Bildung, auch von damit verbundenem unabhaengigem Denken, die Sicht ist in der Partei nicht mehrheitsfaehig (die Programme der SPD laufen heute nicht so). Also selbst bottom up auch hier chancenlos.

     

    ...

  • SG
    Schmidt Georg

    wie eben meine Frau schon sagte: akademisch gebildetes Proletariat !

  • AU
    Andreas Urstadt und Julien Lewis

    Why our elites stink heisst ein Artikel in der NY Times, der dazugehoerige US Bestseller wird dazu besprochen und das gilt auch hier, indem die aufgestiegenen Eliten naemlich keine Konkurrenz dulden usw.

     

    Nachhaltig ist das ueberhaupt nicht, auch Diskursverknappung durch die progressiven think tanks widerspricht Wissenschaft (ganzen wiss Zweigen wird die Mitsprache verweigert, wohlgemerkt wiss Zweigen, nicht etwa der polit Gegner). Das konterkariert gerade Wissenschaft und Bildung oder Bildung ist am Ende das, was mir brav zustimmt.

     

    Letztlich wird Wissenschaft so wieder ideologisiert. Das Ergebnis bleibt scheinheilig. Wissenschaft wird fuer Meinung und Habitus geopfert.

     

    Es geht nicht, Bildung u Wissenschaft zu propagieren, aber dann nicht genehme Inhalte und Fakten zu ignorieren. Das ist sehr wohl eine Form von strukturellem Mobbing.

     

    Es muss um parteiunabhaengige Bildung u Wissenschaft gehen, bzw waere andere so zu kennzeichnen, was waere es dann: Weltanschauung. Die Situation der progressiven think tanks ist gravierend teils. Exzellente Bewertung an der Uni heisdt nicht, dass das dort akzeptiert wird. So naemlich auch. Nicht nur Neid von unten. Leute wie Schroeder oder Wowereit sind Juristen, die vom wissenschaftlichen Metier inhaltlich keinen Habitus etc besitzen. Wissenschaft ist eine Akkumulation von Vielen, desto schlimmer, wenn das aus gewissen Geluesten ignoriert wird.

     

    Die think tanks usw muessen aufpassen, keine Parallelgesellschaft aufzubauen, welche mit Fakten nichts mehr zu tun hat und dafuer viel mit einem Wunschkonstrukt.

     

    Die Wirtschaft hat an sowas bspw kein Interesse, die Forschung zu business ethics etc expandiert, ueber die Unis usw, nicht ueber die progressiven think tanks.

  • T
    tazitus

    ".. Der Bildungs- und Anstrengungsappell in einer ansonsten gleichbleibenden Gesellschaft mit riesigen Einkommensdifferenzen und gravierenden sozialen Unterschieden führte zu einem ziemlich gnadenlos ausgetragenen Ringkampf um weiterhin privilegiert angesiedelte Positionen..."

     

    So ist es. Der Feudalismus bekommt halt "bessere" Knechte und Mägde.

     

    Und "gerecht gescheitert" trifft den Kern ganz genau. Erfolgreiche, Gesunde und Schöne glauben an "Gerechtigkeit". Die/der "Gescheiterte" mag noch so gescheit sein. Es sind halt "Versager". So ist das in einer Welt, wo "Markt" die neue Gottheit ist. Der Markt ist Gott und Gott ist der Markt.

     

    (Selbst Beamte glauben, sie hätten etwas "verdient".)

  • E
    exkathole

    ist, wer vom proleten zum buergerlichen wurde, wirklich aufgestiegen? kann das ein lohnendes ziel sein?