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■ Press-SchlagDavid junior

Das heutige DFB-Pokalfinale der Männer mit dem Etikett „David gegen Goliath“ zu versehen, wäre höchst vermessen. Es ist der kleine Bruder von David, der gegen die Millionen-Profis von Bayer Leverkusen um den Cup streitet. Der Nachwuchs von Hertha BSC hat als erste Amateurmannschaft den Einzug ins Endspiel geschafft und ist auch das erste Team aus Berlin, das im Finale steht, seit das Olympiastadion 1985 zum festen Endspielort erkoren wurde.

Damals sollten die Berliner darüber hinweggetröstet werden, daß der inzwischen verstorbene DFB-Präsident Hermann Neuberger die Stadt als Austragungsort für die Europameisterschaft 1988 preisgegeben hatte, um den inzwischen verstorbenen Ostblock nicht zu verärgern. Um die sportmuffelige Bevölkerung der Spreestadt für das Pokalereignis zu begeistern, so höhnte damals die taz, müßte man schon Hertha BSC als festen Finalteilnehmer nominieren, möglichst mit zwei Toren Vorgabe.

Wir hatten nicht mit den Amateuren gerechnet, die vier Profiklubs aus dem Cup warfen und denen im Finale – leider ohne Vorgabe – die Begeisterung des ganzen Landes entgegenschlägt, sieht man mal von einigen unverbesserlichen Leverkusenern und etlichen Badenern ab, die blutenden Herzens der Bayer-Elf die Daumen drücken, weil deren Sieg den Karlsruher SC in den UEFA-Cup hieven würde.

Ganz uneingeschränkt ist die Sympathie für die Hertha Amateure jedoch gerade in Berlin nicht, wo eine bemerkenswerte Ballung notorisch erfolgloser Fußballmannschaften festzustellen ist, deren Anhänger tief miteinander verfeindet sind. Ins Stadion zieht es weite Teile der FC Berlin-Anhänger. „Wir sind schon seit Jahren mit den Leverkusenern befreundet“, sagt Thorsten (26), „deshalb werden wir im Stadion wohl zusammenstehen und Bayer anfeuern.“ Die antifaschistische Fan-Initiative Berlin (AFFI) will nicht ins Stadion gehen, ihre ausländischen Freunde werden dort nicht gern gesehen. Daher plant die AFFI eine Fußballfete, bei der das Spiel auf Großleinwand gezeigt werden soll.

Bei vielen Fußballfreunden hat der gute, alte Skandalverein Hertha nach wie vor ein miserables Image, und mögen die Amateure auch noch so herzerfrischend und unbedarft losstürmen, dem schlechten Ruf ihres Vereins können auch sie nicht entrinnen. „Hertha ist Hertha, ob Profis oder Amateure“, bringt es ein Fußballfan auf den Punkt. „Und Hertha ist ganz einfach scheiße.“

Seine ureigene Konsequenz zieht der „HSV- Fanclub Berlin“, der durchaus am Samstag vor dem Fernseher sitzen wird. Allerdings vor einem völlig anderen Film. „Wir gucken uns die Aufzeichnung des Pokalfinales von 1987 an“, erklärt Carsten. Damals gewann der Hamburger SV gegen die Stuttgarter Kickers. taz

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