piwik no script img

■ DaumenkinoJerry Maguire

Eines Nachts entwirft der Staragent von Sports Management International, kurz SMI, einen Wegweiser für mehr Menschlichkeit im Geschäft um das große Geld im Sport. Vor Bekanntgabe seines Pamphlets war er mit 72 prominenten Klienten der big shot der Firma. Nach der Bekanntgabe sitzt er mit nur noch einem einzigen Klienten auf der Straße – und „Jerry Maguire“, der neueste Tom-Cruise-Film, mit diesem Plot von vornherein in der Patsche.

Denn entgegen jeder Evidenz sind im Selbstbild Amerikas Sport und gute amerikanische Moral, also Anstand, Idealismus und Patriotismus, noch immer so eng aneinander gekoppelt, daß Maguires Spontanaktion schlicht die Überraschung fehlt. Sie ist nur logisch, eine Frage der Ehre. Und a few good men sind ja immer da, Kopf und Kragen für die richtige Sache zu riskieren.

In der sentimentalen Komödie um Jerry Maguire verbindet sich dann auch ein Elf- Millionen-Dollar-Vertrag mit treusorgenden Ehemännern, neugeborenen Kindern sowie neuentstandenen Familien, mit Tränen, wundervollen Ehefrauen und endlosen „Ich liebe dich“-Arien umstandslos zur richtigen Sache.

Gegen treusorgende Ehemänner und gute Sportler ist an sich nichts einzuwenden. Um so weniger, wenn sie eine solche Knalltüte sind wie der Footballer Rod Tidwell, den Cuba Gooding jr. zum großen Lichtblick des Films macht. „Zeig mir das Geld“, fordert der wide receiver der Arizona Cardinals von seinem schwer angeschlagenen Agenten und setzt ihm mit seiner – aus gekränktem Narzißmus geborenen – Egozentrik hart zu. „Spiel endlich mit dem Herzen“, gibt Maguire zurück.

Nun steckt aber das Herz so tief im Körper drin, daß man an seiner Oberfläche einiges tun muß, um nur ein bißchen sichtbar zu machen, was es weiß und will. Autor und Regisseur Cameron Crowe, ehemals Musikjournalist beim Rolling Stone, setzt deshalb gleich auf gute, genauer herzensgute Menschen. Dorothy (Renee Zellweger), die kleine Buchhalterin von SMI, die Maguires Schwäche nutzt, um ihn als Ehemann und neuen Vater ihres Sohnes zu angeln, ist fair genug, das zuzugeben. Brigitte Werneburg

„Jerry Maguire – Spiel des Lebens“. Regie: Cameron Crowe

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen