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Dauerbaustelle Berliner FlughafenEröffnungsfeier noch nicht in Sicht

Gasgeben wollte Hartmut Mehdorn, als er den Chefposten auf der Großbaustelle Flughafen Schönefeld übernahm. Daraus wurde nichts. Die Aufgabe ist schwerer als gedacht.

Für Passagiere bleibt der neue Flughafen noch verschlossen Bild: dpa

SCHÖNEFELD dpa | Der Chef des Hauptstadtflughafens, Hartmut Mehdorn, hält eine schnelle Eröffnung des Airports nicht mehr für sehr wahrscheinlich. „Anfangs war ich durchaus optimistisch. Bis ich Stück für Stück gemerkt habe, was noch alles gemacht werden muss und wie viel Zeit und Geduld man noch braucht, um fertig zu werden“, sagte Mehdorn der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. „Das ist schwer zu erklären, aber die bittere Realität.“

Mehdorn schlägt damit viel zurückhaltendere Töne an als in den Wochen nach seinem Amtsantritt im März. „Wir geben jetzt Gas“, hatte er etwa im April verkündet. Und man habe nur noch den Sprint durchs Ziel vor sich. Lange wollte Mehdorn in diesem Herbst einen Eröffnungstermin nennen. Inzwischen ist er da nicht mehr so sicher.

„Wenn wir es können, werden wir eine Zeitzone oder sogar einen Termin nennen“, sagte Mehdorn mit Blick auf die Aufsichtsratssitzung am 25. Oktober. „Wir werden aber kein neues Risiko eingehen.“ Er werde sich erst zu einem Termin äußern, wenn er sicher sei.

Die „Dödel vom Dienst"

„Es ärgert mich selber gewaltig, dass es nicht schneller geht.“, fügte Mehdorn hinzu. „Ich bin nicht Häuptling von Geduld. Es wurmt mich. Es verlängert die Zeit, in der wir hier die Dödel vom Dienst sind.“ Letztlich gelte aber: „Qualität geht vor Zeit.“

Für seinen Technik-Geschäftsführer Horst Amann fand Mehdorn in dem Interview kein freundliches Wort. Es sei normal, dass es unter Druck auch unterschiedliche Auffassungen gebe, erklärte Mehdorn nur. Auf die Frage, ob Amann nicht mehr lange Geschäftsführer sein werde, antwortete Mehdorn nur: „Ich kann dazu nichts sagen. Das ist Sache des Aufsichtsrates.“

Die Berliner Wirtschaft stärkte dem 71-Jährigen am Montag den Rücken. Der Präsident der Berliner Industrie- und Handelskammer, Eric Schweitzer, sagte, der frühere Air-Berlin-Chef Mehdorn spreche die richtigen Themen an und spreche eine eindeutige Sprache. „Mehdorn ist der Mann, der diesen Flughafen ans Netz bringen kann.“

Steigende Passagierzahlen

Das Passagierwachstum am Flughafen Tegel ging unterdessen weiter. 1,77 Millionen Menschen starteten und landeten dort im Ferienmonat August – 2,3 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Schönefeld liegt mit 608.000 Fluggästen dagegen weiter unter dem Vorjahr.

Weil die Airlines größere Maschinen einsetzen, gab es an den beiden Flughäfen mit 20.592 Starts und Landungen 4,1 Prozent weniger Flugbewegungen.

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1 Kommentar

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  • Es war nicht damit zu rechen, daß Hartmut Mehdorn schnelle oder überhaupt Erfolge zeigen kann.

     

    Mehdorns gesamte Berufserfahrung bestand darin Unternehmen kaputt zu sparen, um Bilanzen schöner aussehen zu lassen. Die Verwüstungen der Aera Mehdorn bei der Bahn schlagen bis heute durch. Bei Air Berlin ist er gescheitert.

     

    Die Aufgabenstellung bei BER ist nicht die Bilanzaufschönung, sondern Krisenmanagement im großen Stil. Das kann Herr Mehdorn nicht. Wer hat den Mann nur vorgeschlagen und warum ? Seine einzige Qualifikation für diesen Fall ist, jeden Shit Storm lächelnd entgegen zu nehmen.