Datenweitergabe bei Facebook: Privatsphäre wird weiter eingeschränkt
Das größte soziale Netzwerk Facebook plant, den Datenschutz seiner User weiter einzuschränken. Bald will es Daten leichter an Dritte weitergeben - sprich: an Unternehmen.
Erst im Januar hatte Facebook mit teilweise massiver Kritik zu kämpfen, nachdem das soziale Netzwerk seine Standard-Datenschutzeinstellungen deutlich gelockert hatte. Seither sind deutlich mehr Infos aus dem eigenen Profil im offenen Netz verfügbar als früher - wenn man nicht höllisch aufpasst. Doch das Drehen an der Privatsphärenschraube beim mittlerweile weltgrößten Social Network der Welt geht weiter: Am Freitag kündigte die kalifornische Firma neue Änderungen an.
Der wichtigste Punkt: Künftig soll es Facebook erlaubt sein, Daten seiner Nutzer, darunter dessen Verbindungen mit anderen ("sozialer Graph"), mit "vorher überprüften" Web-Angeboten und Programmen Dritter zu teilen. Man sehe sich zu dieser Maßnahme genötigt, um der Userschaft künftig noch mehr Möglichkeiten zu geben, "auch außerhalb Facebooks mit den Freunden zu interagieren und sie zu finden". Dazu sei die Weitergabe "einer kleinen Menge grundlegender Daten" notwendig. Man wolle aber zunächst nur mit einer "kleinen, ausgewählten Gruppe von Partnern" (sprich: anderen Unternehmen) zusammenarbeiten.
Selbst Facebook sonst eher positiv gesonnene IT-Medien reagierten entnervt: "Schärft die Mistgabeln: Bald ist es Zeit für den Privatsphären-Weckruf bei Facebook" hieß es am Wochenende im Silicon-Valley-Weblog "TechCrunch" zu den Plänen. So interessant eine Art "personalisiertes Internet" mit dieser Technik auch wäre, so der Bericht, "Facebook zwingt diese Funktion den Usern auf". Außerdem entscheide die Seite schließlich selbst, "welche Angebote vertrauenswürdig genug sind, um mit ihnen die Daten der Nutzer auszutauschen".
Neben der vereinfachten Weitergabe des "sozialen Graphen" an das halbe Internet plant das soziale Netzwerk die Einführung einer zweiten eher umstrittenen Funktion: Wie von ortsbasierten Angeboten wie "Foursquare" bekannt, die selbst im Netz heiß diskutiert werden, führt Facebook das Konzept sogenannter Places ein. Künftig könnte damit automatisiert im Profil die jeweilige Ortsangabe eines Mitglieds eingespielt werden. Sinn und Zweck der Maßnahme scheint zu sein, ähnliche Funktionen, die Google und Twitter eingeführt haben, zu überflügeln und/oder zu zentralisieren.
Facebook betont, dass die neuen Privatsphärenregelungen den Nutzern nicht von heute auf morgen aufs Auge gedrückt werden sollen. In einem entsprechenden Blog-Posting heißt es von Justiziar Michael Richter, man sei offen für Kommentare der Nutzer. Das sei Teil eines "offenen und transparenten Systems" der Regeln auf Facebook. Bleibt zu hoffen, dass die Nutzer sich in ausreichender Zahl wehren.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Kampf gegen die Klimakrise
Eine Hoffnung, die nicht glitzert
Krieg in der Ukraine
Biden erlaubt Raketenangriffe mit größerer Reichweite
Haldenwang über Wechsel in die Politik
„Ich habe mir nichts vorzuwerfen“
Rentner beleidigt Habeck
Beleidigung hat Grenzen
Zweite Woche der UN-Klimakonferenz
Habeck wirbt für den weltweiten Ausbau des Emissionshandels