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Datenschutzbestimmungen bei FacebookMehr Demokratie wagen

Erst kürzlich sorgte Facebook für Aufruhr, weil es sich alle Rechte an den Inhalten der Nutzer sichern wollte. Nun sollen die User selbst über Datenschutzbestimmungen abstimmen dürfen.

Selbst ist der User: Bei den AGB's von Facebook hat er bald Mitspracherecht. Bild: photocase/trepavica

Bislang entscheidet die Firmenleitung von Facebook um Gründer und Boss Mark Zuckerberg, wie das populäre soziale Netzwerk gestaltet wird. Nutzer haben dabei kein Mitspracherecht. Doch insbesondere in sensiblen Bereichen wie dem Schutz der Privatsphäre oder bei der Vergabe von Rechten für auf der Plattform eingestellte Daten wünschen sich Nutzer mehr Input.

Das soll nun geschehen: Künftig sollen neue Funktionen und Regelungen aus den genannten Bereichen in dem Angebot von den Nutzern vorab diskutiert werden können. In einem virtuellen Rathaussaal, der "Town Hall", treffen sich die Mitglieder dann zur Diskussion. Ruft ein Vorschlag mehr als 7000 Kommentare hervor, soll es möglich sein, an einem Wahlverfahren teilzunehmen - Facebook gibt dann einige Alternativen vor und setzt die um, die die meisten Stimmen hat. So soll eine Art Social Networking-Demokratie entstehen und die Akzeptanz neuer Funktionen auf der Plattform erhöht werden.

Motiviert scheint die Aktion vom jüngsten Facebook-Streit zu sein, der in den letzten Wochen viele böse Mails an Gründer Zuckerberg auslöste. Die Firma hatte kommentarlos ihre Nutzungsbedingungen verändert und unter anderem festgelegt, dass sie mit den von Mitgliedern eingestellten Inhalten machen kann, was sie möchte - inklusive urheberrechtlicher Verwertung und zwar auch bei Löschung eines Accounts. "Facebook kann grundsätzlich alles mit Deinen Inhalten tun. Und zwar für immer", schrieb das Verbraucherschutz-Weblog "Consumerist", das den Vorgang aufdeckte. Einige Zeit später entschuldigte sich Facebook bei den Nutzern und Zuckerberg erklärte, es habe sich um ein Missverständnis gehandelt.

Für Facebook war es nicht der erste Fehltritt, der breite Nutzerproteste auslöste. 2006 führte das soziale Netzwerk zwei so genannte Feed-Funktionen ein, die detailliert auflisteten, was Nutzer auf der Seite so alles taten - vom Einstellen neuer Bilder über die Änderung des persönlichen Beziehungsstatus bis hin zum Schließen neuer Freundschaften. Kurz: Das Feature erlaubt ein genaues Beobachten anderer Nutzer. Eine Protestgruppe erreichte immerhin, dass es leicht entschärft wurde - seither kann man bestimmen, was in den Feeds landet, ganz verabschieden aus der Funktionalität darf man sich allerdings nicht.

Im Herbst 2007 machte dann der neue Facebook-Werbedienst "Beacon" Negativschlagzeilen. Er kombiniert fremde Websites vom Shopping- bis zum Nachrichtenportal mit dem sozialen Netz, so dass etwa ein Einkauf bei eBay plötzlich im eigenen Facebook-Feed auftaucht, sichtbar für den Freundeskreis. Das Feature war so eingebaut, dass es nur ein Opt-Out ermöglichte: Wer sich mit eingeloggter Facebook-Kennung auf fremden Seiten bewegte, konnte so auch durch "Verklicken" sehr einfach Informationen an das soziale Netz weiterleiten. Horrorgeschichten erschienen in US-Medien, laut denen Nutzer so unfreiwillig etwa den Kauf eines Eherings plötzlich an den noch nicht informierten Partner hinausposaunten. Beacon ist auch heute noch aktiv, wenn auch mit einem besseren Privatsphärenschutz und genaueren Einstellmöglichkeiten versehen.

Die nun angekündigten Ideen zur Demokratisierung der Plattform kommen angesichts dieser Vorfälle bei den Nutzern entsprechend gut an. Also alles im Lot im Facebook-Reich? Nicht ganz. In einigen Bereichen behält sich die Plattform weiterhin vor, Änderungen kommentarlos durchzuführen. Auch dürfte nicht wirklich jedes neue Feature in die "Town Hall"-Diskussion mit anschließender Wahlmöglichkeit überführt werden. Hinzu kommt, dass die Ergebnisse erst dann publiziert werden und bindend sind, wenn "mehr als 30 Prozent aller aktiven registrierten Nutzer" mitgewählt haben.

Aktuell hat Facebook laut eigenen Angaben über 175 Millionen Nutzer, wie viele davon als "aktiv" gelten, ist unklar. Würde Facebook wirklich alle User dazuzählen, müssten schlappe 53 Millionen Menschen abstimmen, bevor Zuckerberg und seine Managementkollegen auf ihre Nutzer hören müssten. Es dürfte äußerst schwierig werden, diese zu motivieren, zur Wahl zu gehen. Immerhin: Facebook bietet die idealen Mittel, Nutzer, die gemeinsame Interessen haben, zu vernetzen. Beim Streit um die Feeds, Beacon und die jüngsten Änderungen der Nutzungsbedingungen organisierten sich die Aktivisten selbstverständlich auf der eigenen Plattform.

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