Datenschützer kritisiert Couchsurfing: Keine Privatsphäre auf dem Sofa
Das soziale Netzwerk Couchsurfing.org, das private Schlafplätze an Rucksackreisende vermittelt, bekommt neue AGB. Datenschützer sind alamiert.

Fremde Städte besuchen ohne ein Hotel zu bezahlen: Couchsurfing liegt im Trend. Bild: dpa
BERLIN dpa | Deutschlands oberster Datenschützer Peter Schaar hat das soziale Netzwerk Couchsurfing.org wegen drohender Eingriffe in das Datenschutzrecht kritisiert. Für die Mitglieder des Portals, das vor allem Rucksackreisende zur Vermittlung kostenloser Schlafplätze nutzen, gelten ab Freitag neue Nutzungsbedingungen. Diese erlauben dem 4,8 Millionen Mitglieder zählenden Netzwerk, private Nutzerdaten und Fotos künftig an Dritte weiterzugeben und nahezu unbegrenzt zu verwenden.
"Die Nutzerinnen und Nutzer werden durch die neuen Nutzungsbedingungen genötigt, auf jegliche Kontrolle über ihre Daten zu verzichten", erklärte Schaar. Dies sei inakzeptabel und nach deutschem und europäischen Datenschutzrecht unzulässig. Dieses kommt im Fall Couchsurfing nicht zur Anwendung, weil das Unternehmen seinen Sitz in den USA hat.
Ein Entwurf der Europäischen Kommission sieht aber vor, strenge Grundsätze des Datenschutzrechts künftig auch für Nicht-EU-Staaten gelten zu lassen. Die deutschen Behörden könnten derzeit nicht mehr unternehmen, als die verantwortliche Aufsichtsbehörde in den USA über den Fall zu informieren, sagte eine Sprecherin Schaars.
Zahlreiche Nutzer reagierten verärgert und kündigten an, ihre Konten zu löschen und zu anderen Anbietern zu wechseln. "Es ist eine Schande", twitterte ein Couchsurfer. Die neuen Bedingungen seien nicht mehr durchschaubar, sagte ein Nutzer auf dpa-Nachfrage, zumal die Betreiber die Nutzer über alle weiteren Änderungen beim Datenschutz künftig nicht mehr informieren müssen. Die Betreiber der Seite waren für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.
Deutschland zählt nach den USA die meisten der in über 90 000 Städten aktiven Couchsurfing-User. Weil die fast anonyme gegenseitige Unterbringung im eigenen Zuhause viel Vertrauen erfordert, erstellen die Mitglieder häufig detaillierte Profile, die Namen, Adresse, Telefonnummer, Alter, Beruf und Fotos umfassen.
Leser*innenkommentare
Fr. ~M~
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@ Thorsten Gorch: Zwar haben Sie mit ihrer Beobachtung ("Wenn was kostenlos angeboten wird...") prinzipiell recht. Hinsichtlich CouchSurfing ist sie jedoch nicht zutreffend. Anders als beispielsweise facebook war CouchSurfing bis voriges Jahr in New Hampshire als non-profit Organisation registriert, das sich aus Spenden und Verifikationen finanzierte. Die Datenbank wurde im August 2011 OHNE vorherige Einverständniserklärung der UserInnen in den Besitz des Unternehmens CouchSurifng Inc. überführt. Das ist der eigentliche Skandal... :(
Herr Leopold
Gast
kein Kommentar
Profil gnadenlos gelöscht
paul
Gast
@Copyright: Schonmal was von DPA gehört? Steht ja nur am Anfang des Artikels und beim Welt-Link sogar in der URL. junge junge
Thorsten Gorch
Gast
Tja, im Internet gilt wie im Kapitalismus: Wenn was kostenlos angeboten wird was eigentlich Kosten verursacht (Server, Miete etc.) dann bist Du das Produkt.
Da kann die Schafherde ganz wild "Mäh" machen und im Gatter hin&her rennen, hilft ihr aber nicht beim geschoren werden.
und im anderen Gatter (Facebook, etc.) ist nur der Schäfer ein Anderer.
Gewöhnt Euch dran Objekt zu sein oder nutzt es nicht.
Copyright
Gast
wieso findet sich dieser artikel fast im gleichen wortlaut auf http://www.welt.de/newsticker/dpa_nt/infoline_nt/computer_nt/article109193276/Schaar-kritisiert-Backpacker-Netzwerk-Couchsurfing.html ?
Guido
Gast
Die Idee der Seite war es, andere Menschen auf Vertrauensbasis in seine Wohnung einzuladen. Darum meldet man sich mit Realnamen an und gibt auch sonst einiges an persönlichen Informationen an.
Bei facebook stört es nicht wenn du dich mit 4-5 fakennamen anmeldest und man kann es auch nutzen ohne persönliche Informationen preiszugeben.
Die Terms of Use von FB sind natürlich trotzdem scheisse.
fud friar
Gast
@sonic:
Naja Facebook war halt auch immer schon scheiße.
Couchsurfing war und ist eine Idee, die eigentlich genau das Gegenteil dessen ist, was jetzt passieren soll. Nämlich ganz und gar unkapitalistisch.
Kostenlos etwas für Menschen tun und hoffen, dass mensch das irgendwann zurückbekommt.
Ich persönlich hab meinen Account gelöscht und bin jetzt bei bewelcome.org . Open-source Sorftware wird genutzt, basiert auf Spenden und die Daten werden nur in ganz wenigen Ausnahmesituationen weitergegeben.
So sollte couchsurfing eigentlich sein.
Alter Nater
Gast
Zum Glück gibts GUTE Alternativen:
FACEBOOK --> FRIENDICA
COUCHSURFING --> HOSPITALITY CLUB
sonic
Gast
demnach müsste Facebook sofort gesperrt werden... macht aber keiner...