Datenmissbrauch mit Kreditkarten: Die Währung des Bösen
Wegen Datenmissbrauchs im großen Stil sind fast 300.000 Kreditkarten aus dem Verkehr gezogen worden. Gut so: Gefahr erkannt, Gefahr gebannt. Weg mit den Dingern!
Schätzungen zufolge beläuft sich der Schaden durch Kreditkartenbetrug in diesem Jahr allein in Deutschland auf 155 Millionen Euro. Zurzeit läuft die bisher größte Tauschaktion von Visa- und Master-Kreditkarten. Betroffen davon sind Verbraucher, die ihre Karten kürzlich in Spanien eingesetzt haben. Dort ist es offenbar zu einem kriminellen Angriff auf Karteninformationen bei einem Abrechnungsdienstleister gekommen - dort haben entweder Mitarbeiter Daten entwendet oder Hacker sich Zugang zu einem Computerserver verschafft. Kreditkartenskeptiker wussten es schon immer, alle anderen sollten nun schleunigst umdenken. Acht Hinweise auf das wahre Wesen der Karte:
1. Fuß des Kapitalismus in unserer Tür: Früher gabs den einfachen Geldbeutel, den heute nur noch Nostalgiker nutzen. Wenn der leer war, war er leer. Heute gibt es schillernde Karten unterschiedlicher Institute, die uns dazu verführen, uns in den immerwährenden Geldstrom einzuloggen - unabhängig davon, ob wir dieses Geld überhaupt auf dem Konto haben oder nicht. Geht nicht, gibts nicht mehr. Also her mit dem Burberry-Täschchen für 580 Euro!
2. Die Farbe des Geldes: Wer nur eine blaue Kreditkarte sein Eigen nennt, hat das Spiel nicht verstanden. Es läuft auf eine irreführende Personalisierung des an sich Unpersönlichen hinaus. Wer mit einer Hello-Kitty- oder Hertha-BSC-Kreditkarte bezahlt, zeigt, wo er sich auf der Geschmacksachse verortet. Funktioniert aber vor allem in der Vertikalen: Über die "goldene" American Express können russische Oligarchen nur lachen, denn: Superreiche bezahlen ihre Düsenjets und Fußballvereine mit einer Karte ohne Limit - und die ist nicht zufällig schwarz wie die Nacht.
3. Einfallstor der Kriminalität: Das Haus ist gesichert, das Auto verriegelt und die Reiseversicherung abgeschlossen - und dann das! In den Händen von Kriminellen ist die Kreditkarte das, was für den abgetakelten Tennisprofi die "Wild Card" ist: der Schlüssel zum Glück, der Zugang zu Ihrem Vermögen.
4. Internationales Zwangssystem: Es gibt Länder, da ersetzt die Kreditkarte alles, von der Geburtsurkunde über den Ausweis bis zum Führerschein. In den USA macht sie uns überhaupt erst zum Menschen. Außerdem hinterlässt, wer "mit Karte zahlt", eine breite Datenspur aus intimsten und persönlichsten Informationen.
5. Utensil für Drogensüchtige: Es soll Kokainabhängige geben, denen schon der Schweiß ausbricht, wenn sie nur eine Kreditkarte sehen - mit nichts anderem lässt sich eine "Linie" so präzise und stilvoll ziehen.
6. Werkzeug für Einbrecher: Wer sich schon nicht elektronisch Zugang zu Ihren Konten verschaffen kann, weil die Karte womöglich rechtzeitig gesperrt worden ist, der kann das Ding aber immer noch als ganz praktischen Dietrich für Ihre Wohnungstür benutzen.
7. Männliches Statussymbol: Mit einer einzigen Kreditkarte ist es selten getan. Zu verführerisch klingt das dezente "Flappflappflapp", wenn sich aus dem Portemonnaie das Fach mit den zahllosen Plastikkarten ausfächert.
8. Das dicke Ende: Nein, hier soll nicht nur von der normalerweise ungeöffnet in die Schublade wandernden Monatsabrechnung die Rede sein - auch wenn wir uns gerade jetzt die Quittung für unsere Kaufräusche genau anschauen müssen. Es geht aber, wie immer, auch um die Umwelt. Stichwort: Plastikmüll. Vor der chilenischen Küste soll es Seegebiete geben, die nur noch mit Kreditkartenbrechern befahren werden können. Inzwischen aber hat ein Umdenken stattgefunden. Stichwort: Recycling. Im Auftrag der UNO wird in Bombay bereits ganz konkret daran gearbeitet, die Dächer sämtlicher Hütten nicht mehr mit Wellblech, sondern mit mangels Deckung eingezogenen Kreditkarten zu decken. So geht Nachhaltigkeit!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Anbrechender Wahlkampf
Eine Extraportion demokratischer Optimismus, bitte!
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“