piwik no script img

■ Datendandys etc.Wohlmeinende Daten

Die 1983 gegründete Agentur Bilwet (Befordering van de ILlegalen WETenschap) aus Amsterdam ist keine Nachrichtenagentur aus dem Untergrund, sondern ein loser Zusammenschluß von Medientheoretikern. Ihnen geht es weder darum, sich über Verblendungszusammenhänge zu beschweren, noch wollen sie in seriöser Wissenschaftlichkeit Technologie und Diskurs der Medien analysieren. Ihnen, d.h. vor allem den beiden Bilwet- Autoren Geert Lovink und Arjen Mulder, geht es vielmehr darum, die von den Medien zur Verfügung gestellten Daten und Informationen als Rohmaterial der spekulativen Beschreibung möglicher Zukunften zu benutzen.

Damit ist nicht Science-fiction gemeint – es sei denn, man versteht darunter eine Zukunftsprognose, die die Gegenwart analysierbar macht. Man kann z.B. den alten Gedanken noch einmal zulassen, daß die Medien in ihrer Sender-Empfänger- Struktur nicht auf immer und ewig die einzig mögliche Organisationsform der Daten sein werden, ihn aber auf eine neue Situation hin denken; eine Situation, in der es Vernetzungen geben wird, die mit dem Wort „Medien“ nicht mehr adäquat beschrieben wären.

Trotz dieser Spekulation um ein Leben „nach den Medien“ werden Agentur Bilwet sich auf der gerade anlaufenden „Datendandy-Tour“ in erster Linie gegenwärtigen medialen Entwicklungen widmen: Unter dem Titel „Medien oder Barbarei?“ geht es um die Frage, ob der Rede von der „Krise“, die mittlerweile auf jeder Ebene stattfindet, mit „ernsthafter“ Diskussion oder erst recht genießend begegnet werden soll; ob es mittels „wohlmeinender Daten“ möglich sein könnte, die regressive Entwicklung aufzuhalten oder gar umzukehren. Dietmar Dath (Autor von konkret und Heaven Sent) wird sie begleiten und auf die Rechte und Pflichten der Medienbenutzer hinweisen sowie zeigen, welche Vorstellungen von Soziologie bzw. Social-Engineering aktueller Science-fiction-Literatur, wie z.B. der William Gibsons, unterliegt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen