Daten von IS-Kämpfern weitergegeben: Goldgrube für die Geheimdienste
Ein ehemaliger Kämpfer soll Daten von rund 22.000 IS-Dschihadisten gestohlen haben. Die Angaben: Telefonnummer, Angehörige, Blutgruppe, Ausbildung.
Dem Guardian zufolge dürfte es sich um die selben Daten handeln, die auch dem Bundeskriminalamt in Wiesbaden vorliegen. Wie am Montag die Süddeutsche Zeitung, NDR und WDR berichtet hatten, seien diese offenbar Teil eines größeren Datenlecks beim IS. Das Material soll nun bei der Strafverfolgung helfen. Innenminister Thomas de Maizière (CDU) sieht darin eine große Chance für die Ermittlungen.
Großbritanniens Innenministerin Theresa May kommentierte den Sky-News-Bericht am Donnerstag nicht direkt. Sie habe die Berichte natürlich gesehen, sagte sie in Brüssel, wo sich die EU-Innenminister trafen. Der IS sei eine „ernste Bedrohung“ und es sei wichtig, gemeinsam gegen diese Bedrohung vorzugehen.
Sky News hat die Daten nach eigenen Angaben von einem ehemaligen IS-Mitglied erhalten, das sie dem Chef des internen Sicherheitsapparats des IS gestohlen hat. Der Mann nenne sich Abu Hamed und sei von den syrischen Rebellen zu der Terrormiliz übergelaufen. Er habe dem IS kürzlich enttäuscht den Rücken gekehrt, da die Organisation sich nicht an die islamischen Regeln halte, an die er glaube.
Datensatz mit „Märtyrern“
Ein Datensatz liste „Märtyrer“ auf, die sich zu Selbstmordanschlägen bereiterklärt hätten und dafür trainiert worden seien, hieß es bei Sky News. Unter den Männern seien viele, die gleich mehrfach unbehelligt durch „Risikoländer“ wie den Jemen, Libyen, Pakistan und Afghanistan gereist seien. Da sie aber nicht kontrolliert und überwacht wurden, konnten sie im syrischen Bürgerkrieg kämpfen und danach wieder in ihre Heimatländer zurückkehren. Genau solche kampferprobten und radikalisierten Rückkehrer fürchten auch die Sicherheitsbehörden in Deutschland und anderen westlichen Ländern.
Dem Informanten zufolge will der IS seinen jetzigen Hauptsitz vom syrischen Al-Rakka in die zentralen Wüstengebiete des Landes und letztlich in den Irak verlegen, wo die Terrormiliz ihre Wurzeln hat.
Ein Sicherheitsexperte des unabhängigen britischen Forschungsinstituts Rusi nannte den Datensatz eine „Goldgrube“ für die Strafverfolgung der potenziellen Terroristen, die aus dem IS-Gebiet in ihre Heimatländer zurückgekehrt seien. Daraus, dass ein Mann die Daten gestohlen und den Medien weitergereicht habe, könne man aber nicht unbedingt Rückschlüsse auf die Stimmung und Moral innerhalb der Organisation ziehen, sagte Shashank Joshi.
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