Das war die Woche in Berlin I: Endlich wieder flexibel

Juhu! Die Bahn hat die Ausschreibung des Senats für das öffentlich geförderte Fahrradverleihsystem verloren. Jetzt wird es wieder besser und flexibler.

Das Logo der Lebensmittel-Kette Lidl ist am 05.03.2017 in Berlin auf Leihrädern zu sehen. In der Hauptstadt gibt es 3500 neue Leihräder von DB Rent, einer Tochter der Deutschen Bahn. Lidl tritt als Sponsor auf.

Von der Deutschen Bahn gibt es jetzt 3.500 neue Leihräder, Lidl tritt als Sponsor auf. Foto: dpa

Von 2002 bis 2011 – die Älteren unter uns mögen sich erinnern – war Berlin ein Traum für spontane Radfahrer*innen: An fast jeder Straßenecke stand ein Leihfahrrad der Bahn namens „Call a Bike“, das per Handy leicht gefunden, problemlos ausgeliehen und anschließend wieder an jeder beliebigen Kreuzung innerhalb des S-Bahn-Rings abgestellt werden konnte.

Dann war es damit schlagartig vorbei. Die Bahn bekam auf einmal öffentliche Zuschüsse für ihr Leihfahrradsystem – und machte es im Gegenzug erstaunlicherweise weitgehend unbrauchbar. Plötzlich mussten die Räder an festen Stationen ausgeliehen und zurückgegeben werden. Die lagen nur in den zentralen Bezirken – und selbst wenn man dort unterwegs war, waren sie im Zweifel immer so weit weg, dass sich die Radbenutzung kaum noch lohnte.

Jetzt gibt es Grund zur Freude: Ziemlich überraschend sind die guten alten Zeiten in dieser Woche zurückgekehrt. Die Bahn hat die Ausschreibung des Senats für das öffentlich geförderte, stationsbasierte Fahrradverleihsystem nämlich verloren. Das wird vom nächsten Monat an vom Konkurrenten Nextbike betrieben. Doch statt sich aus Berlin zurückzuziehen, hat sich die Bahn auf ihre alte Stärke besonnen.

Seit dieser Woche stehen 3.500 Räder der Bahn bereit, die wieder überall entliehen und abgestellt werden können. Sie heißen nicht mehr „Call a Bike“, sondern „Lidl-Bike“, denn den Wegfall der Fördergelder hat die Bahn durch einen Werbepartner kompensiert. Dafür bietet sie jetzt doppelt so viele Räder an wie zuvor. Und teurer als früher wird es – trotz einer neuen Jahresgebühr von 3 Euro – auch kaum: Während kurze Fahrten aufgrund des Halbstundentakts etwas mehr kosten als früher, sind längere Ausflüge deutlich billiger. Und die Call-a-Bike-App und die alten Zugangsdaten funktionieren auch unter dem neuen Namen.

Ob sich zwei konkurrierende Verleihsysteme in Berlin auf Dauer rechnen, bleibt abzuwarten. Aber eins wird die Konkurrenz hoffentlich beweisen: dass ein flexibles System bei den Nutzer*innen besser ankommt. Denn nur damit kommt man schnell und direkt ans Ziel.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.