: Das schleichende Gift
■ Greenpeace: Auch in Bremen und umzu ist das Grundwasser mit Pestiziden belastet
Ein satter dunkler Fleck markiert Gebiet von Bremen und seinen Speckgürtel: Auf der Deutschlandkarte von „Greenpeace“ zum Thema Qualität des Grundwassers bestätigt sich, was man bei einem Blick auf die Äcker im Umland ahnt: Die Pestizide aus der Landwirtschaft haben längst das Grundwasser erreicht. Denn die dunklen Schatten auf der Karte bedeuten laut Legende den Fund von „Pestiziden über Grenzwert“. In der vergangenen Woche hat die Umweltschutzorganisation ihren Grundwasserbericht vorgestellt, und die Resultate sind alarmierend. Der Kontaminationsgrad des Grundwassers mit Pestiziden steigt. Und damit steigt der Aufwand bei der herstellung von Trinkwasser. Denn vorerst gilt noch immer: Die Wasserwerke können ihren Standart halten, das Bremer Trinkwasser ist ok.
Zum ersten Mal hat die Umweltschutzorganisation flächendeckend für ganz Deutschland Daten über das Grundwasser gesammelt. Die offiziellen Messergebnisse der zuständigen Gesundheitsbehörden wurden für jeden Landkreis gesondert ermittelt und veröffentlicht. Herausgekommen ist ein Grundwasser-Kataster, das seine dunkelsten Flecken dort hat, wo die Landwirtschaft am intensivsten mit Pflanzengiften um sich wirft. Im Bremer Umland ist dieser Trend eindeutig: Aus dem Landkreis Oldenburg wurden 11 Nachweise der Pestizidgruppe Triazine gemeldet, die sich sämtlich über dem zulässigen Trinkwasser-Grenzwert von 0,1 Mikrogramm pro Liter befinden. Auch für den Landkreis Diepholz lagen alle sechs Messungen von Atrazin, Simazin und Diuron über dem Grenzwert, ebenso im Landkreis Osterholz.
Auch Bremen ist nicht ohne Makel: Zweimal Atrazin, Simazin und Bromacil über den Grenzwerten, der Nachweis von Pestiziden wie Lindan oder Terbuthylazin, die allerdings unter den Grenzwerten lagen. „Die Städte kommen bei dieser Messung ganz gut weg“, meint Jörg Naumann, der bei Greenpeace an der Studie gearbeitet hat. „Das liegt daran, daß sie nicht viel landwirtschaftliche Fläche haben und oft ihr Trinkwasser aus weit entfernten Gegenden beziehen.“ Da bildet Bremen keine Ausnahme: 83 Prozent seines Trinkwassers kommt aus dem niedersächsischen Umland.
Die zusammengetragenen Werte sind für die Umweltschützer allemal Grund zur Aufregung: Sie erbringen laut Naumann den Beweis, daß die Pestizide ins Grundwasser gelangen. Gerade das verbiete aber eigentlich das „Pflanzenschutzmittel-Gesetz“, meint der Experte: „Nach diesem Gesetz dürfen Gifte nur ausgebracht werden, wenn sie keine schädlichen Auswirkungen auf das Grundwasser haben.“ Wasser sei schließlich das Lebensmittel Nummer Eins, meinen die Umweltschützer. Um die Schäden für das Wasser zu korrigieren, seien Jahrzente nötig. „Atrazin ist da ein gutes Beispiel. Es wird jetzt überall im Grundwasser gefunden, obwohl es bei uns schon seit Jahren verboten ist. Das wandert ewig durchs Grundwasser.“
Für das Trinkwasser geben die Umweltschützer allerdings erst einmal Entwarnung. „Das Trinkwasser in Deutschland ist in Ordnung, die Pestizide werden vorher rausgefiltert. Die Karte gibt allerdings Aufschluß darüber, wieviel Aufwand die Wasserwerke treiben müssen, um den Standard zu halten.“ bpo
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