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Archiv-Artikel

Das neue letzte Mittel

HAASENBURG Nach Schließung der umstrittenen Heime in Brandenburg sucht die Stadt nach Alternativen

Die Grünen fragen sich, warum „trotz aller Alarmsignale“ an der Haasenburg festgehalten wurde

Nachdem die umstrittenen Kinder- und Jugendheime der Haasenburg GmbH in Brandenburg schließen müssen, sucht die Hamburger Sozialbehörde nach anderen Möglichkeiten, schwer erziehbare Kinder unterzubringen. „Wir haben das Familieninterventionsteam heute Morgen beauftragt, die alternative Betreuung umzusetzen“, sagte Sozialsenator Detlef Scheele (SPD) gestern.

Im Sommer hatten Teile der Opposition vergeblich verlangt, alle Kinder sofort zurückzuholen. Nach einem erschütternden Experten-Bericht zog Brandenburgs Jugendministerin Martina Münch (SPD) dann gestern die Reißleine. Durch willkürliche Machtausübung in den Heimen bestehe eine latente Gefährdung des Kindeswohls, erklärte sie. In den Haasenburg-Heimen haben Jugendämter aus ganz Deutschland schwer erziehbare Kinder und Jugendliche untergebracht. Die Staatsanwaltschaft Cottbus ermittelt in etwa 70 Verfahren gegen Erzieher und Betreiber. In der Unterbringung mit insgesamt 114 Plätzen – 56 davon geschlossen – sollen Kinder und Jugendliche gedemütigt und misshandelt worden sein.

Was die Hamburger Grünen zur Frage veranlasst, warum die Sozialbehörde „trotz aller Alarmsignale bis zuletzt an der Haasenburg-Unterbringung festgehalten hat“, so die Abgeordnete Christiane Blömeke. Auch der familienpolitische Sprecher der FDP, Finn Ole Ritter, kritisierte gestern, Scheele habe „die Missstände viel zu lange geleugnet“.

Die Behörde verwies darauf, schon im Juni keine neuen Jugendlichen mehr in die Haasenburg geschickt zu haben – als erstes Bundesland überhaupt. Mit denen, die in Brandenburg blieben, habe man regelmäßig Kontakt gehabt. Missbrauchsvorwürfen sei umgehend nachgegangen worden. Sie hätten sich im Fall Hamburger Jugendlicher auch nicht bestätigt.

Derzeit befinden sich Scheele zufolge noch zwei minderjährige Landeskinder in der Einrichtung. Ein Drittes werde aus dem Wochenendurlaub bei der Mutter nicht mehr nach Brandenburg zurückkehren und stattdessen vom Kinder- und Jugendnotdienst betreut. Den Bericht der Untersuchungskommission in Brandenburg habe man erst am Mittwoch erhalten. Eine Bewertung wollte die Sozialbehörde daher zunächst nicht vornehmen.

Die CDU erklärte, Hamburg werde auch künftig nicht auf eine geschlossene Heimunterbringung verzichten können – als letztes Mittel für schwer straffällige Jugendliche. „Wir fordern den Senat auf, umgehend Planungen für eine gemeinsame geschlossene Einrichtung der norddeutschen Länder voranzutreiben“, sagte der CDU-Abgeordnete Christoph de Vries.  (dpa)

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