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Das ist wirklich ein böser Scherz –betr.: „Die USA müssen gestoppt werden“, von Hamadi El-Aouni, taz vom 4. 1. 99.

Solidarität mit dem Irak? Also auch – und doch vor allem – mit Saddam und seinem Clan, die wir gegen den amerikanischen Neoimperialismus verteidigen sollen? Das ist wirklich ein böser Scherz! Bei aller Gegnerschaft zu den amerikanisch-britischen Bombenangriffen auf Bagdad: Solidarität mit giftgaseinsetzenden oder handabhackenden Gewaltherrschern kann nicht die Konsequenz aus diesem Bruch des Völkerrechts sein.

Antiamerikanische Eruptionen wie die von Hamadi El-Aouni sollten der Vergangenheit angehören und einer nüchternen Betrachtung Platz machen: Die Angriffe auf Bagdad waren kein Unterwerfungsversuch, sondern Ausdruck der Ratlosigkeit, eine politische Bankrotterklärung.

Herrn El-Aounis Hypothese, die arabischen Staaten seien aufgrund ihrer vielen Gemeinsamkeiten für eine „Integration mit eigenständiger regionaler Ordnung und weltweiter Ausstrahlungskraft“ prädestiniert, findet in deren Geschichte jedenfalls keinen Rückhalt. Sie war von Beginn an durch innere Zerrissenheit und Machtkonkurrenz geprägt, eine politische Einheit bestand nie. Von Ansätzen zur Integration, wie sie nach jahrhundertelangen Kämpfen in Europa festzustellen sind, ist die arabische Welt weit entfernt. Und wenn der Weg zur arabischen Einheit mit der Solidarität mit aggressiven und skrupellosen Tyrannen beginnen soll, ist es wohl auch besser, sie bleibt ein Traum. Markus Viellvoye, München

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