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Archiv-Artikel

Das ist kein Kinderstreit

betr.: „Ach Kinder, geht spielen“, taz vom 2. 2. 06

Den aktuellen Konflikt als Kinderstreiterei runterzuspielen, halte ich für falsch. Tatsächlich sind wir Zeugen (ja sogar Teilnehmer) einer wichtigen Diskussion der westlichen Gesellschaften. Es geht nicht um einen Streit zwischen liberalen und religiösen Fanatikern, sondern um die Festlegung einer Grenze zwischen Meinungsfreiheit und religiöser Toleranz in Europa. Was darf man sagen? Wie viel Rücksicht muss auf andere Religionen genommen werden?

Ist es nicht eine übertriebene Reaktion von Kräften des Islam, von Nichtmuslimen zu verlangen, dass ein Gebot des Korans auch für Christen, Atheisten etc. zu gelten hat? Oder sollte sich Europa der Tatsache öffnen, dass ein Teil der europäischen Gesellschaft dem Koran folgt, und daher wenigstens einen Teil der Werte des Korans übernehmen? Wo soll die Grenze gezogen werden? Es ist gut und wertvoll, dass diese Diskussion losgetreten wurde, man kann nur hoffen, dass sie nicht nur von Fanatikern auf beiden Seiten geführt wird. Ihr Ausgang kann eine Zementierung der säkularen Werte bedeuten oder eine Öffnung hin zu einer größeren Toleranz gegenüber religiösen Werten. ALEXANDER STETTIN, Vinje, Niederlande