: Das fünfte Element
Luc Besson hat die europäische Filmkunst verraten, wie kann er nur! Dies war der schockierte Tenor, als sein 75-Millionen-Dollar-Spektakel Das fünfte Element in Cannes vorgestellt wurde. Der Franzose häuft in seinem Fantasy-Konglomerat einen Special Effect auf den anderen, zitiert reichlich unsubtil die Erfolgsfilme des Genres und schert sich nicht um eine wie auch immer geartete Message. Warum sollte er auch: Seit im Anschluß an Blade Runner Fantasy-Filme vom Feuilleton entdeckt und durch die filmwissenschaftliche Analysier-Mühle gedreht werden, will jeder Batman-Streifen einen politisch korrekten Kommentar zur aktuellen Weltlage abgeben. Solcherart Ernsthaftigkeit fehlt bei Besson völlig, und wenn's pathetisch wird, dann parodistisch übertrieben. Sein Film steht in der Tradition des temporeichen, anarchischen Café-Theatres, gespickt mit Gags, je alberner, desto besser. Bruce Willis als Taxifahrer im Jahre 2259 trägt sein abgebrühtestes Grinsen zur Schau, zum Niederknien lässig – und parodiert sich selbst. Wie eine Parodie auf die blonde Alien-Frau in Blade Runner sieht die schöne Leeloo aus, eine schräge Venus (Milla Jovovich), deren elektrisch herbeigeführter Geburt wir beiwohnen dürfen. Sie ist das ominöse fünfte Element, das die Welt retten soll. Und die Außerirdischen, welche selbstredend das Universum vernichten wollen, ähneln dummen, brutalen Vorstadt-Rambos. In einer Art intergalaktischem Club Med läßt Besson sein Pärchen gegen die Randalierer aus dem All zum Showdown antreten. Comiczeichner Möbius und Schneider Jean Paul Gaultier sorgen für den passenden Look. Mein Gott, wie oberflächlich! Birgit Roschy
siehe Filmübersicht
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