: Das erste Date
Davon träumen, dass man wach ist: In den Dahlemer Museen wird jetzt das „Filmbuehne-Museum“ eröffnet – mit einer Reihe zum taiwanischen Kino
Damit Dahlem noch attraktiver wird, hat in den Dahlemer Museen ein neues Kino eröffnet. Es heißt „Filmbuehne-Museum“, hat zwei Vorführräume und zeigt Filme für die Museen Dahlem. Zur Eröffnung gibt es noch bis Ende Januar ein mit 100 Spielfilmen vor allem aus den 80er- und 90er-Jahren reich bestücktes taiwanisches Filmfest.
Die Republik China auf Taiwan, die neben anderem den besten Tee der Welt (Formosa Oolog) produziert, zählt 23 Millionen Einwohner. In den 70er-Jahren wurden in Taiwan so viele Filme produziert wie in den größten Filmnationen der Welt. Der bekannteste taiwanische Regisseur dürfte wohl Ang Lee sein, dessen Filme „Ride with the devil“ und „Tiger and Dragon“ derzeit bei uns im Kino laufen.
In Taiwan wir einfach alles gedreht: Einfühlsame Familiendramen, Milieustudien, packende Actionfilme, meditativ Ländliches, Frauenfilme, abgedrehte Großstadtgeschichten, Teenagerfilme und Filme, in denen es sehr zartfühlend um alte Menschen geht – und natürlich die Kung-Fu-Geschichten.
Taiwanische Großväter bekommen Besuch von ihren dekadenten, in den USA lebenden Enkeln („My American Grandson“ von An-Huan Shu), jugendliche Rebellen lehnen sich auf gegen autoritäre Lehrer und Eltern („Knife and his six friends“ von Tan Chou), der junge Jia-lo Yang interessiert sich mehr für seine Sexualität als für die Schule, was zu lustigen Konflikten führt („First Date“ von Peter Wang).
In dem Melodram „My Grandfather“ geht es um die Alzheimererkrankung eines alten Mannes. Eine andere berührende Geschichte erzählt von einer jungen Mutter, die gezwungen ist, in einer Nachtbar zu arbeiten, um ihrem behinderten Kind zu helfen („The Story of Peil-Li“ von Tan Chou), und im Tabakfeld gibt es sehr großes Liebesglück („Love is sweet“ von Jen Yenge), das immer irgendwie viel schöner wirkt als das, was Hollywood so als Erfüllung zu zeigen pflegt.
Ob Buddha Zen praktizierte und ein großer Kung-Fu-Meister war, darf zwar bezweifelt werden, Kung-Fu-Filme, die wie „The Master of Zen“ (Brandy Yuen) davon ausgehen, sind aber immer ein Garant für einen gelungenen Abend. Und wer als Eastern-Freund gewohnt ist, nur nach Hongkong zu schauen, sollte daran denken, dass auch einige Filme des verstorbenen Altmeisters King-Hu unter taiwanischer Flagge liefen.
Gespannt darf man jedenfalls auf die machtvolle Kung-Fu-Version der „getrennten Ying-Yang-Körper“ sein, die in Chen Chi-huas „The Young Taoism Fighter“ präsentiert wird.
Interessant ist auch die taiwanische Variation des im ostasiatischen Raums sehr beliebten Themas von Menschen, die davon träumen, dass sie wach sind, wie in dem Geisterthriller „Moonlight Boy“ von Yu Wie-yen.
Es gibt also viel zu sehen, und hinter dem Filmland Taiwan vor allem das Inselchina, das einem nach ein paar Filmen näher ist, als wenn man selber für ein paar Wochen hinfahren würde.
DETLEF KUHLBRODT
Filmreihe „Filmland Taiwan“ bis 27. Januar im „Filmbuehne-Museum“, Lansstr. 8, Dahlem
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