neue filme: Das Zimmer meines Sohnes
Italien 2001, Regie Nanni Moretti; mit Nanni Moretti, Laura Morante u. a.; 99 Min.
Das Alltägliche kann herzzerreißend sein. Diesmal macht Nanni Moretti keinen Spaß, diesmal geht es um alles. Um Tod, Schuld und Schmerz. Um das zu begreifen, verfährt Italiens populärster Autorenfilmer ungewohnt didaktisch und gibt das Normale zur konzentrierten Anschauung frei: Vater, Mutter, Sohn, Tochter. Eine Andachtstunde auf die Kleinfamilie. So wenig aufregend, dass man sich keine größere Katastrophe als einen angebrannten Kuchen vorstellen kann. Und dann passiert’s. Einer stirbt. Auch das ist das Normalste von der Welt. Zu sehen ist das nicht, der Tod bekommt hier kein Bild. Dass sich am Ende ein Unbehagen meldet, liegt vielleicht gerade am kunstvollen Zuwenig, was auf die Dauer zu viel wird. Die konsequente Stilisierung, die unbedingte Kargheit. Jede der vielen Großaufnahmen auf angespannte und verzweifelte Gesichter wirkt wie ein Manifest der Trostlosigkeit.
Capitol Dahlem, Delphi-Filmpalast am Zoo, FT am Friedrichshain, Hackesche Höfe, Neues Off
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