Das Wetter: Winseln im Watt:
Das karge Eiland Pellwoogerholmkoog, das während des traditionell ausufernden Schlehenlikörfestivals „Groote Manndränke“ auf Anregung beider Einwohner vergangenen Sommer im Meer versank, galt Kennern als weitaus halligste aller Halligen, was das Leben auf der winzigen Insel nicht eben erleichterte. Bis zuletzt etwa hallte der deftige Ausruf ihres Entdeckers Orm Frödersen weithin hörbar über Kliff und Siel, den er im Jahre 1358 getätigt hatte, als er sich im Berufsverkehr auf der Doggerbank haltlos verschifft hatte und, nur mit einer Plockwurst bewaffnet, auf Pellwoogerholmkoog gestrandet war. Dem vernichtenden Verdikt hatten die Ureinwohner nichts entgegenzusetzen und unterwarfen sich bereitwillig dem gewieften Seelenverkäufer. Dennoch stritten ihre beiden letzten Nachfahren bis zum Schluss erbittert über die Ehre, wer von ihnen von Frödersen abstammte und wer sich als Abkömmling der Plockwurst fühlen musste. Heute kündet nur noch ein beleidigtes Winseln im weiten Watt von Pellwoogerholmkoog …
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