Das Wetter:Vereinslokal:
Kaum dass der Kontorist Hohenstenz den Schrebergarten einer Nenntante geerbt hatte, begann er dort sogleich mit umfänglichen Schanzarbeiten und schloss einen günstigen Vertrag mit einem Steinbruchbesitzer, der sich die Quader der entstehenden Pyramide in Naturalien bezahlen ließ. Nach kaum 30-jähriger Bautätigkeitschmückte ein ansehnliches Sepulcrum das Gründstück, dessen Richtfest allerdings vom Protest der Nachbarn begleitet war, da Hohenstenz die zulässige Traufhöhe für Gartenpavillons um gut 180 Meter überschritten hatte. Dennoch gewöhnten sich die Schreber bald an den Anblick und begannen gar, den eigensinnigen Nachbarn um des lieben Friedens willen als Gottkönig anzubeten. Im siebten Jahr seiner Regentschaft starb Hohenstenz überraschend. Sein Leichnam wurde allerdings nicht in der Pyramide bestattet, sondern in einen ausgehöhlten Riesenkürbis gelegt, wo man ihn noch heute gegen geringes Entgelt besichtigen kann. Die Pyramide dient hingegen seither als Vereinslokal.
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