Das Wetter: Kalpurnia Lichtmess:
Zum Fest der Kalpurnia gönnte Pfarrer Schragenstein seiner Gemeinde stets ein Fuder luvseitig gekümmelten Tripelwacholders, den die Muhme Bummelbü während der Trockenzeit zwischen Dienstag und Dienstagnachmittag in ihrer Regentonne zu panschen pflegte. War endlich der letzte Tropfen des wehrhaften Gesöffs hinter die Kiemen geklopft, schritt man zur großen Lichterprozession aus, die aus Sicherheitsgründen jedoch in absoluter Finsternis sowie in Rückenlage vorgenommen werden musste. Derweil rieben gedungene Messdiener die Honoratioren des Ortes unter rituellem Wehklagen mit getragenen Frotteeschlüpfern ab, bis sie den Geist aufgaben oder dreimal den Hahn verleugneten, bevor der Morgen krähte. Erst dann durften sie von Pfarrer Schragenstein wieder zu „Personen“ erklärt werden. Nach dem dreiwöchigen Ritual ließ man Kalpurnia Lichtmess bei einer zünftigen Partie Gewinderaten ausklingen. Dazu sang der örtliche Männergesangverein „Konkordanz“ aus den Speisekarten namhafter Schnellimbisse vor.
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