Das Wetter: Der Speikübel:
Abseits stand er. Hellblau war er. Verblichen seine Farbe. Kurz nach dem großen Krieg musste er in die Welt gekommen sein, auf alle Fälle stammte er nicht vom Chinesen ab. Im oberen Badezimmer der Sippe, dort wo einst vergessen worden war, ein Fenster einzubauen, dort stand der Speikübel und rührte sich nicht. Hinter einem karierten Vorhang dümpelte er vor sich hin. Zeitweise rülpste der Speikübel vor Langeweile. Wochenlang ward er vergessen, manchmal schmiss ihm gar die Zugehfrau temporär ein Wischtuch ins Behältnis. Dann weinte der Speikübel ganz unerhört, und seine hellblaue Farbe verblich noch mehr. Kam er allerdings zum Einsatz, geriet er vollends aus dem Häuschen beziehungsweise dem Kübelchen. Kinderkotze kam anders rüber als Erwachsenenkotze, Katzenkotze dünkte ihn fast so gut wie Katzenpisse, und die schönste Kotze für den Speikübel war die Bierkotze, denn sie enthielt viel Hefe und die mochte er gut leiden. Kam die Bierkotze schubweise und von Gesängen untermalt, dann schunkelte der Speikübel vor Freude und Genuss, dass das obere Badezimmer bebte.
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